Die St.-Jürgen-Kirche ist eine evangelisch-lutherische Kirche in Heide (Holstein). Sie steht an zentraler Stelle an der Südwestecke des Marktplatzes.
Baugeschichte Bearbeiten
1435 wurde in Heide eine Kapelle errichtet, die dem Heiligen Georg (niederdeutsch St. Jürgen) gewidmet war. Bei der Eroberung von Heide durch königlich-dänische und herzogliche Truppen während der Letzten Fehde im Jahr 1559 brannte das Gotteshaus vollständig ab. Kurz darauf baute man auf den alten Grundmauern eine neue Kirche, die schon 1560 geweiht wurde. Im Wesentlichen ist diese Kirche bis heute erhalten, wenn sie auch einige Veränderungen erfahren hat.
Es handelt sich um eine lang gestreckte Saalkirche, deren Mauerwerk zunächst aus Feldsteinen errichtet und dann mit Backsteinen fortgeführt wurde. An der Südseite schließt sich wie ein Querhaus ein großer Anbau an, eine Erweiterung aus den Jahren 1694 bis 1696. Der 7/12-Chorabschluss mit Stützpfeilern ist ebenfalls das Ergebnis einer Erweiterung, die im Jahr 1724 vorgenommen wurde. An der Nordseite hat man Anfang des 19. Jahrhunderts einen Treppenhausanbau im klassizistischen Baustil zugefügt.
Der 1739 erneuerte Westgiebel weist fünf Rundbogenfenster auf und ist durch Gesimse stockwerkartig gegliedert. Das Sandsteinrelief über dem Mittelportal ist eine Kopie. Das Original aus dem 16. Jahrhundert befindet sich seit 1977 im Innern der Kirche. Dargestellt ist der aus dem Grab auferstandene Christus. Die Figur des Stifters ist links unten zu sehen.
Über dem Giebel, in das Dach eingezogen, erhebt sich ein dreigeschossiger schlanker Holzturm, der Formen der Spätrenaissance zeigt. Das heutige Erscheinungsbild des 1611 errichteten, 48 Meter hohen Turms geht auf eine Umgestaltung im Jahr 1724 zurück. Weiter östlich auf dem Dach ist ein sehr viel kleinerer, barocker Dachreiter zu sehen, 1711 entstanden und 1911 erneuert.
Nach den Weihnachtsgottesdiensten 2019 wurde die Kirche geschlossen und es begann ein Umbau der Kirche und des gegenüberliegenden Alten Pastorats von 1739 durch die Architekten Anne und Jörg Albrecht. Zur energetischen Sanierung wird die Kassettendecke durch eine neue, besser isolierte Decke ersetzt werden. Zudem wird eine Fußbodenheizung eingebaut. Das Südschiff wird durch eine mobile Glaswand vom Hauptschiff getrennt, so dass beide Raumteile unabhängig voneinander genutzt werden können. 2023 sollen die Bauarbeiten mit dem Einbau der neuen Orgel abgeschlossen sein.
Innenraum und Ausstattung Bearbeiten
Wegen der großen Rundbogenfenster (nicht ursprünglich) macht das Kircheninnere einen lichten Eindruck. Der gesamte Raum wird von einer Kassettendecke abgeschlossen, die 1880 eingezogen wurde. An der Nord- und Westseite des Schiffs sind Emporen eingebaut.
- Altaraufbau
- Schnitzaltar
- Auferstehungsrelief
- Kanzel
- Kruzifix
- Taufen
- Kronleuchter
- Nordempore
- Glocken
Grabsteine an der Kirche Bearbeiten
Vor der Kirche befinden sich eine Reihe alter Grabsteine, von denen der sog. Sühnestein von 1567 der älteste und bedeutendste ist. Es handelt sich um eine Sandsteinplatte mit den Maßen 2,10 m × 1,42 m, auf der ein 1567 erfolgter Totschlag dargestellt ist. Einer von zwei bärtigen Männern mit Hut, Wams und knielangen, weiten Hosen stößt dem anderen einen Dolch in den Hals. Die Inschrift lautet: „De den Doth geleden heft, het mit Namen Rode Martens Frens, de eme den Doth gedan heft, het Johs. Offen Frens, is olt gewesen – 25 Jar – im LXVII Jare.“ Mörder wie Opfer stammten aus den angesehensten Dithmarscher Geschlechtern. Rode Marten, der Vater des Ermordeten, dessen Wappen auch auf dem Stein zu sehen ist, gehörte zu den Geiseln, die Dithmarschen nach der Niederlage gegen den dänischen König 1559 stellen musste. Johann Offen, der Vater des Mörders, war Kirchspielvogt in Hennstedt.
Literatur Bearbeiten
- Jochen Bufe: Kirchen in Dithmarschen. Eine Topografie von Jochen Bufe. Selbstverlag 2010, Kirchenkreis Dithmarschen (Herausgeber)
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Hamburg, Schleswig-Holstein. Bearbeitet von Johannes Habich, 1971, ISBN 3-422-00329-0
- Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Bearbeitet im Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein und im Amt für Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982, ISBN 3-529-02627-1.
Weblinks Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- Neue Mitte. In: kirche-heide.de. Abgerufen am 19. November 2022.
- ↑ Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Hamburg, Schleswig-Holstein, bearbeitet von Johannes Habich, 1971, ISBN 3-422-00329-0, S. 234
- Ausstellungskatalog Pilgerspuren. Von Lüneburg an das Ende der Welt, Museum Lüneburg, 2020.
- Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Bearbeitet im Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein und im Amt für Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982, ISBN 3-529-02627-1, S. 461
- Heide. In: suehnekreuz.de. Abgerufen am 3. Juni 2021.
Koordinaten: 54° 11′ 39,9″ N, 9° 5′ 31″ O