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Eine Stadtereise ist eine Reise bei der die Erkundung einer Stadt und ihrer Kultur Baukunst Unterhaltung ihrer Veranstaltungen Gastronomie und Einkaufsmoglichkeiten im Vordergrund steht Die Reise kann als Pauschalreise oder individuell angetreten werden Erstere wird meist bei Reiseveranstaltern oder in Reiseburos gebucht letztere vom Reisenden selbst zusammengestellt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Reisemotive 3 Packages Pauschalreisen 4 Individuelle Stadtereisen 5 Entwicklung seit den 1990er Jahren 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenStadtereisen haben eine lange historische Tradition Bedeutende Stadte waren Ziel vieler Pilgerreisen und der seit der Renaissance obligatorischen Grand Tour junger Adeliger Seit jeher fuhren auch Geschafts Kongress und Politikerreisen uberwiegend in Stadte Typische Beispiele hierfur sind das Konzil von Trient die Reichstage die Leipziger Messe oder der Wiener Kongress Insgesamt ist jedoch die Entwicklung des Tourismus als Massenbewegung nicht an die kulturellen Besonderheiten von Stadten gebunden Vielmehr ging der fruhe Massentourismus mit der Flucht aus Stadten einher Die Tourismusforschung hatte Stadtereisen und den Stadtetourismus lange Zeit als selbstverstandlich betrachtet und nicht speziell berucksichtigt Erst in den 1980er Jahren begann auch die Tourismuswissenschaft sich mit Stadtereisen zu befassen Stadte als Reiseziele unterscheiden sich strukturell deutlich von Reisezielen am Meer oder im landlichen Raum In Stadten ist die Differenz zwischen Reisenden und Bereisten als Zielgruppen fur Angebote und Aktivitaten viel geringer als in landlichen Destinationen oder in Resorts Besondere Attraktionen sind oft gleichermassen fur beide Gruppen interessant Je grosser die Stadt ist desto weniger wird man zwischen Besucher und Einwohner unterscheiden konnen Kultur Gastronomie und Unterhaltungsbetriebe sind in Stadten selten direkt oder gar ausschliesslich auf touristisches Publikum ausgerichtet ahnliches gilt fur stadtische Frei und Erholungsraume wie Parkanlagen Vergnugungsparks Zoos etc Durch diese enge Verbindung und die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur sind viele Fragestellungen die den stadtischen Tourismus betreffen Bestandteil der allgemeinen Stadtpolitik und werden nicht vordergrundig als touristische Fragestellungen behandelt Diese Entwicklung des Stadtetourismus fuhrt zunehmend zu einer verstarkten wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der Stadtereisen auf Stadtquartiere hat die uber keine klassische Sehenswurdigkeiten verfugen sondern die auf Grund der Dichte an kulturellen und kommerziellen Einzelhandel Gastronomie Angeboten ein hippes Image besitzen 1 2 In diesem Zusammenhang wurde der Begriff Touristifizierung gepragt der in Anlehnung an Gentrifizierung die Veranderung der Bewohner und Angebotsstrukturen in Stadtteilen als Folge des zunehmenden Tourismus beschreibt 3 Reisemotive BearbeitenDas wichtigste Motiv fur Stadtereisen ist der Wunsch einen einzigartigen und interessanten Platz zu besuchen Eine besondere Stellung nehmen dabei auf Grund ihres Prestiges kulturelle und gesellschaftliche Attraktionen ein Schon fur die jungen Adeligen die im Rahmen der Grand Tour Europa bereisten waren beispielsweise die Kulturguter der italienischen Renaissancestadte bedeutende Ziele Heute ist die Begegnung mit traditioneller und moderner Kultur ein Motor fur stadtische Tourismusentwicklung Kultur und Veranstaltungsangebote sind die wichtigsten Attraktionen von Stadten Ein stimmiges und besonderes Stadtbild bedeutende Museen oder Monumente Markte Kaffeehauser besondere Lokale Musik oder Theaterangebote zahlen hierzu Stadte werden aufgrund ihrer Atmosphare ihres Flairs besucht Sie sind Orte der kulturellen Akkumulation Die kulturellen Attraktionen und Aktivitaten konzentrieren sich ublicherweise in den Stadtzentren Zunehmend werden jedoch auch andere Angebote zu wichtigen Faktoren fur Stadtereisen wie beispielsweise Events und Einkaufsmoglichkeiten Wahrend fur den Adel der Stadtetourismus meist kombiniert mit Bildungsreisen schon seit langem ublich war begann er fur breitere Volksschichten erst im 18 Jahrhundert ausgelost durch den zunehmenden Bildungshunger des Burgertums Vereinzelt wurde er auch von handwerklichen Wandergesellen ausgeubt wofur die Autobiografie von Ludwig Funder ein geografisch und literarisch bedeutsames Beispiel ist Packages Pauschalreisen BearbeitenDer Stadtetourismus der auch Geschafts und Kongressreisen umfasst verbucht zunehmend Nachfrage Die meisten Reisenden stufen den Abwechslungsreichtum einer Stadte Kurz oder Kulturreise hoher ein als den vieler anderer Urlaubsformen Spezielle Programme und Unterkunfte z B Ubernachtung in einem Palazzo in Venedig oder einem Herrenhaus bei Dublin werden angeboten Reiseanbieter sehen einen neuen Trend und Erfolgschancen fur den Stadtetourismus Pauschal angebotene Stadtereisen fur Einzelpersonen bzw Gruppen gliedern sich je nach dem angesprochenen Reisepublikum unter anderem in spezifische Klassen und Jugendreisen Studien und Bildungsreisen Seniorenreisen und Eventreisen Haupteigenschaft und Vorteil einer solchen Reise ist es dass zumindest An und Abreise sowie Unterkunft oft auch Programmpunkte wie Stadtrundfahrten Stadtwanderungen Museums oder Schlossfuhrungen Theater oder Konzertbesuche und Ausfluge zu einem Gesamtpreis angeboten werden Der Reiseveranstalter kann hier durch Leistungseinkauf en gros oft sehr gunstige Eckpreise xxxxstadt schon ab 99 Euro anbieten Die Bedeutung von Packages Pauschalarrangements ist je nach Entfernung zwischen Heimatort des Gastes und Reiseziel oft sehr unterschiedlich generell aber auf Grund zunehmender Direktbuchungen im Internet leicht rucklaufig Individuelle Stadtereisen BearbeitenVorteil einer individuellen Stadtereise ist dass der Reisende keinem vorgegebenen Programm folgt sondern das Besichtigungsprogramm wenn er eines haben will den Reiseablauf und seinen Rhythmus weitgehend selbst bestimmt Viele Reisende informieren sich vor Reiseantritt im Internet uber ihr Reiseziel vor allem wenn sie eine Stadt zum ersten Mal besuchen Dabei werden immer haufiger nicht nur die Websites der Stadte bzw ihrer offiziellen Tourismusdienststellen sondern nach der Web 2 0 Philosophie betriebene Infoplattformen besucht auf denen jeder Urlauber seine Erlebnisse darstellen bzw bewerten kann Beliebte Informationsquellen sind weiters gedruckte Reisefuhrer und sogenannte Audio City Guides Audiostadtfuhrer bei denen die Sehenswurdigkeiten in Form von Audio Clips per MP3 Player beschrieben werden Wichtigster Entscheidungsimpuls fur eine bestimmte Stadt bleibt wie Gastebefragungen zeigen nach wie vor die Mundpropaganda Freunde oder Verwandte fanden es dort sehr schon Derzeit lasst sich ein steigender Trend zu individuellen Stadtereisen beobachten der unter anderem auf das steigende Angebot von Online Reiseburos die verstarkte Inanspruchnahme von Lastminute und Online Tickets und die Webprasenz zahlreicher Hotels Hotelreservierungszentralen und elektronischer Kartenburos zuruckzufuhren ist die dem Kunden die selbstandige Wahl und Buchung des gewunschten Verkehrsmittels der Unterkunft und gewunschter Eintrittskarten fur Veranstaltungen nach seinen eigenen Vorlieben erleichtern 4 Entwicklung seit den 1990er Jahren BearbeitenStadtereisen haben in den letzten Jahren stark zugenommen Fur europaische Stadte wurde fur die Jahre 1995 bis 2005 ein jahrliches durchschnittliches Wachstum von 3 berechnet Die zehn wichtigsten europaischen Reiseziele sind 5 davon Deutsche 2012 Vereinigtes Konigreich nbsp London 2006 50 4 Mio Nachtigungen 1 4 Mio Frankreich nbsp Paris 2010 35 8 Mio 1 1 Mio Deutschland nbsp Berlin 2010 20 8 Mio 9 1 Mio Italien nbsp Rom 2010 20 4 Mio 0 4 Mio Spanien nbsp Barcelona 2010 15 3 Mio 0 5 Mio Spanien nbsp Madrid 2010 15 2 Mio 0 3 Mio Tschechien nbsp Prag 2010 12 1 Mio 0 8 Mio Turkei nbsp Istanbul 2013 10 Mio Deutschland nbsp Munchen 2010 11 1 Mio 5 6 Mio Osterreich nbsp Wien 2012 12 3 Mio 2 4 Mio Irland nbsp Dublin 2007 9 6 Mio Niederlande nbsp Amsterdam 2012 12 5 Mio 0 9 Mio Deutschland nbsp Hamburg 4 7 Mio Die von den Stadten publizierten Nachtigungszahlen umfassen zumeist nicht wohl aber in London und Dublin Besuche bei Freunden und Verwandten VFRs Visits of Friends and Relatives die in Stadten weitaus haufiger anfallen als in landlichen Tourismusorten Analog zum European Cities Visitors Report 2008 herausgegeben von European Cities Marketing Dijon 2008 wurden daher zwecks fairem Vergleich die Londoner und Dubliner Zahlen auf nicht um 40 der gemeldeten Ergebnisse berichtigt Zwischen der Entwicklung des Streckennetzes der Billigfluggesellschaften Low Cost Carriers und den Nachtigungsresultaten von Stadten konnte ein eindeutiger Zusammenhang beobachtet werden Mitte der 1990er Jahre stiegen die Ubernachtungszahlen auf der iberischen Halbinsel wahrend sich gegenwartig eine starke Orientierung nach Osteuropa andeutet Fur die Zukunft wird mit einem verstarkten Reiseaufkommen in aussereuropaischen Landern gerechnet nordafrikanische Mittelmeerkuste US amerikanische Ostkuste 6 Neben dem Angebot der Billigfluglinien sind die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitszeit Trend zu Kurzurlauben und der steigende Anteil an kinderlosen und Singlehaushalten Grunde fur das Wachstum von Stadtereisen In den letzten Jahren betreiben Stadte zunehmend Marketing und oder richten sich an Events und Grossveranstaltungen aus um ihre Attraktivitat zu erhohen Der seit 2007 stark gestiegene Olpreis liess Befurchtungen laut werden dass Fluge in Zukunft wieder wesentlich teurer werden Dies wurde betrachtliche Auswirkungen auf den internationalen Stadtetourismus haben Die Auswirkungen der im Herbst 2008 entstandenen Weltwirtschaftskrise auf den Stadtetourismus waren zunachst noch unklar im Segment der Geschaftsreisen wurde mit Einbussen gerechnet Laut einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger Strategy Consultants gab es im Krisenjahr 2009 3 5 Prozent weniger Ubernachtungen in den europaischen Hauptstadten Zudem entsteht in Stadten wie Berlin 7 und Venedig 8 9 Widerstand seitens der heimischen Bevolkerung gegenuber den Auswuchsen des Stadtetourismus Siehe auch BearbeitenListe der meistbesuchten StadteLiteratur BearbeitenDennis R Judd Susan S Fainstein Hrsg The Tourist City Yale University Press London 1999 ISBN 978 0 300 07846 6 englisch Silke Landgrebe Peter Schnell Hrsg Stadtetourismus Oldenbourg Verlag Munchen Wien 2005 ISBN 3 486 57677 1 Burkhart Lauterbach Stadtetourismus Kulturwissenschaftliche Studien Eine Einfuhrung Kulturtransfer Alltagskulturelle Beitrage Band 7 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2013 ISBN 978 3 8260 5195 1 Hans Jorg Weber Die Paradoxie des Stadtetourismus zwischen Massentourismus und Individualitat Eine Studie zu touristischen Praktiken und Mobilitat unter Verwendung von GPS und Fragebogendaten sowie Reisefuhrerliteratur am Beispiel der Stadt Berlin Mensch und Buch Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 86387 261 8 Karl W Wober City Tourism 2002 Proceedings of European Cities Tourism s International Conference in Vienna Austria 2002 Springer Wien 2002 ISBN 978 3 211 83831 0 englisch Weblinks BearbeitenDie offiziellen Tourismuswebsites von 300 europaischen Stadten Marketingorganisation fur Stadte und Kongresstourismusexperten Tourismusergebnisse europaischer Staaten und Stadte Observatoire du Tourisme franzosisch www phototraveler ch private Website mit Fotos Berichten und Informationen zu verschiedenen Stadtereisen in Europa und weltweit Einzelnachweise Bearbeiten Lily M Hoffman Susan S Fainstein Dennis R Judd Cities and Visitors Regulating People Markets and City Space Wiley Blackwell 2003 ISBN 978 1 4051 0059 5 Sandra Huning Johannes Novy Tourism as an Engine of Neighborhood Regeneration Arbeitspapier Center for Metropolitan Studies der TU Berlin 2006 Volltext Memento des Originals vom 27 Marz 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www geschundkunstgesch tu berlin de PDF 340 kB Lukas Foljanty Verena Pfeiffer Beitrag zum Thema Touristifizierung auf urbanophil net Jahresbericht 2006 des Observatoire du Tourisme Gesamtubernachtungen laut TourMIS Datenbank Zahlen fur London und Dublin berichtigt Tim Freytag Stadtetourismus in europaischen Grossstadten In disP 2 2007 Volltext Memento des Originals vom 21 Januar 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www nsl ethz ch Stadtetourismus Berliner Monopoly Tagesspiegel de 8 April 2012 zul abgerufen am 16 April 2012 Werbung Hassliches Venedig In Der Spiegel Nr 21 1999 online 24 Mai 1999 zur Anti Werbung von Oliviero Toscani Zitat Er schreckt kunftig Tagestouristen ab nach Venedig zu reisen Abgerufen am 7 Dezember 2016 EnjoyRespectVenezia In veneziaunica it Stadtverwaltung Venedig 2018 abgerufen am 25 August 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtereise amp oldid 227353404