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Dieser Artikel beschreibt sportausubende Personen Fur die Bauart von Motorradern siehe Supersportler Als Sportler wird eine Person bezeichnet die regelmassig und intensiv eine oder mehrere Sportarten betreibt Berufssportler sind von den Hobbysportlern zu unterscheiden denn diese verdienen durch Teilnahmen an Wettkampfen Einkommen und stehen bei einem Verein oder einer Organisation unter Vertrag Turnsportlerin am Schwebebalken Leichtathletin Weitsprung Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Bedeutungswandel 3 Synonyme 4 Redewendungen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenDie Bezeichnung Sport ler leitet sich ab von der Sachbezeichnung Sport Aus altlateinisch deportare wegbringen wegtragen fortschaffen spatlateinisch auch belustigen amusieren gelangte der Basisbegriff als disport Zeitvertreib bzw to disport sich vergnugen sich unterhalten ausgelassen sein zunachst in die franzosische und englische und in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts durch Apharese auch in die deutsche Sprache 1 Das englische Wort sport ursprunglich Vergnugen Kurzweil nahm allmahlich die Bedeutung Wettkampf betriebene korperliche Ertuchtigung bzw Korperubung an 1 Die Suffixe er bzw ler dienen als sprachliches Mittel um ein sogenanntes Nomen Agentis also eine Personenbezeichnung zu bilden Wahrend die Endung er jedoch eine seriose Markierung bedeutete und sich bis heute in Wortern wie Handwerk er Gewerkschaft er Wirtschaft erin oder Wissenschaft er erhalten hat gelten die Varianten mit dem Suffix ler wie schon der Sprachkritiker Karl Kraus herausstellte als sogenannte Pejorative ein in der Sprachwissenschaft verwendeter Ausdruck der so viel wie abwertend oder auch abfallig bedeutet 2 und in der Regel auch als stigmatisierend wahrgenommen wird Bezeichnungen wie Handwerk ler Intelligenz ler Gewerkschaft ler oder Wirtschaft lerin werden als beleidigend empfunden Diese Abwertung war ursprunglich auch mit den Wortbildungen Wissenschaft ler Burschenschaft ler und Sport ler beabsichtigt 3 Manche Ausdrucke sind noch heute in beiden Varianten im Umlauf wie etwa der Begriff Wissenschaft er der in der Schweiz und in Osterreich bevorzugt wird 4 Eine noch gesteigerte abwertende Tendenz zeigt sich in weiteren Wortbildungen wie Bettelei Werkelei Sportelei Schafftelei und in den Verbformen werkeln sporteln schaffteln Aus der Derivation Ableitung Sport ler entstanden uber ein weiteres Suffix die weibliche Form der Sport ler in und durch die Bildung von Komposita Bezeichnungen fur die Aktiven in den zahlreichen Sportarten und Sportbereichen wie Skisportler Wassersportler Luftsportler als sportartbezogene Ableitungen oder Amateursportler Profisportler Spitzensportler als Leistungsvarianten 5 Wahrend sich im deutschen Sprachraum die als polemischer Kampfbegriff benutzte Sprachbildung Sport ler schnell verbreitete und schliesslich sogar zur beherrschenden Bezeichnung wurde verwendete man in England das Wort Sportsman fur das kein weibliches Pendant existierte als allgemeine Bezeichnung fur einen Sport treibenden Menschen Doch auch in deutschen Texten gab es das dem englischen Wortprofil entsprechende Wort Sportsmann mit der Pluralbildung Sportsleute Auch im Deutschen war eine weibliche Sprachvariante nicht ublich Im Gegensatz zu dem Ausdruck Sportler findet sich das Wortprofil Sportsmann auch in deutschen Texten nahezu durchgangig in positiver Konnotation etwa bei den damals viel gelesenen Romanautoren Hans Fallada 6 oder Ludwig Ganghofer 7 Im Gegensatz zum verfemten Sportler erscheint hier der Sportsmann als ein untadeliger vorbildlicher grossartiger fairer sympathischer Mensch dem Respekt gebuhrt 8 Bedeutungswandel BearbeitenDer im 18 Jahrhundert in England entstandene Begriff Sport bezeichnete ursprunglich die dort ubliche spezifische Form der zum Spass ausgeubten korperlichen Betatigungen Der sie betreibende Mensch wurde als sportsman bezeichnet und hatte eine positive Reputation Auf dem Festland haftete dem englischen Sporttreiben jedoch das Odium der Exklusivitat an dadurch gepragt dass es zunachst einer elitaren Burger und Adelsschicht vorbehalten blieb Es entwickelte sich historisch zudem in Konkurrenz mit dem von Deutschland ausgehenden national gepragten und allen Volksschichten zuganglichen Turnen und dessen andersartiger Ideologie Es war entsprechend auf dem Kontinent vor allem unter dem machtigen Einfluss der von Friedrich Ludwig Jahn ausgegangenen vaterlandischen Form des Turnens und der entsprechenden Turnerbewegung verpont 9 In diesem Streit der Ideologien etablierte sich vor allem aus den Kreisen der Turnerschaft heraus betrieben eine kampferische und oft agitatorisch vorgetragene Abwehr der englischen Sportvorstellungen die sich in der Bezeichnung Sport ler und anderen Schmahwortern manifestierte Der englische Sport war im krassen Gegensatz zum deutschen Turnen konkurrenz und rekordorientiert Er wollte im Kontrast zum Turnwesen weniger einer kameradschaftlichen Freizeitgestaltung mit padagogischem Anspruch dienen sondern verstand sich eher als eine die aufbrechende Leistungsgesellschaft abbildende Einrichtung Die typische englische Art der korperlichen Betatigung wurde auf dem Festland von neutralen Beobachtern mit unglaubigem Staunen und Verwunderung zur Kenntnis genommen So notierte beispielsweise der osterreichische Schriftsteller und Journalist Michelangelo von Zois in seinem viel gelesenen Buch uber den Radrennsport vom Jahre 1908 10 Manner die von England kamen wussten den staunenden Freunden zu erzahlen dass die Leute uber dem Kanal so vernunftig sie sonst auch seien doch recht kindlichen Vergnugungen huldigen So unterhalten sich junge Leute einen Lederball auf einer Wiese herumzustossen andere wieder schlugen mit einer Art Praker Teppichklopfer den Ball uber ein Netz u s w und dieser Wahnsinn locke Zuschauer in jeder Menge herbei Darunter gabe es Leute in Amt und Wurden die es manchmal sogar nicht verschmahen selbst mitzutun Volksfussball mob football London 1721 Strassensportler London 1846 Fusssportler 1872 Deckblatt der Streitschrift des Turnlehrers Karl Planck Stuttgart 1908Drastischer formulierte und polemisierte der im Streit der Ideologien stark engagierte Turnlehrer Max Planck in seiner Streitschrift von 1898 mit dem Titel Fusslummelei Ausser der bereits auf dem Cover abgebildeten Karikatur eines englischen Sportlers zog er auch in seinem Buchtext vehement gegen die Anglomanie und das Nachaffen fremder Sitten zu Felde welche auf das Festland uberzugreifen drohten 11 Die Schmahschriften der Zeitgenossen gegen die ungehobelten groben und gefahrlichen Sportler der Insel und die entsprechende Bebilderung fokussierten sich besonders auf das Paradebeispiel Fusslummeln bei dem getreten gerempelt und gestossen wurde Eine Reihe dieser historischen Karikaturen der verachteten Sport ler aus den Jahren 1721 1810 1871 1898 1900 und 1908 und eine Rezeption des Buches von Planck finden sich in einem Zeitschriftenbeitrag von Siegbert A Warwitz 12 sowie in einem Werk des Sporthistorikers F K Maths 13 Die ursprunglich negative Konnotation des Ausdrucks Sportler geriet mit der Zeit in Vergessenheit als sich die Sportbewegung auch auf dem Festland allmahlich gegen die Turnbewegung durchsetzte und mit seinen leistungs und konkurrenzorientierten Prinzipien etablierte Einen entscheidenden Einfluss darauf hatte der franzosische Baron Pierre de Coubertin mit seinem Vorstoss die antike olympische Idee wiederzuerwecken die er mit dem Leitwort Citius altius fortius Schneller hoher starker versah und damit dem athletischen Vorbild der Antike und dem englischen Leistungsprinzip und Rekordgedanken nachbildete 14 Der Sportbegriff und die den Sport betreibenden Personen wurden in der Folge in allen Bereichen auch in den Bergsport Wassersport Luftsportarten und den konkurrierenden Stromungen der schwedischen Gymnastik oder des deutschen Geratturnens unter dem Begriff Sportler subsumiert Die Bezeichnung verlor damit ihre abwertende Bedeutung Heute finden sich die Turner Gymnasten Bergsteiger Kanuten Fallschirmspringer oder Gleitschirmpiloten allesamt unter der Sammelbezeichnung Sportler vereint In Komposita werden sie in einem neutralen Begriffsverstandnis nach ihren jeweiligen Sportgeraten als Skisportler Radsportler oder Kanusportler nach ihrem Anspruchsniveau als Hochleistungssportler Freizeitsportler oder Breitensportler nach dem Bereich ihrer sportlichen Betatigung als Wassersportler Bergsportler oder Flugsportler nach ihrem Status als Berufssportler oder Amateursportler und nach weiteren Besonderheiten z B als Behindertensportler Individual oder Mannschaftssportler unterschieden Reitsportlerin Dressur Fussballsportler Handballsportler Tennissportlerin Luftsportler Gleitschirm Leichtathletin Diskuswurf Gymnastiksportlerin Motorsportler Kampfsportler Boxen Behindertensportler Basketball Synonyme BearbeitenAls Synonyme mit einer dem Wort Sportler annahernd vergleichbaren Bedeutung sind die Bezeichnungen Athlet traditioneller Begriff aus dem antiken Griechenland fur einen Wettkampfer und Sportsmann wortgetreue Ubersetzung der englischsprachigen Kennzeichnung fur eine Sport betreibende mannliche Person in Verwendung Redewendungen Bearbeiten spottisch fur den Gedanken sie betreiben nichts Ernsthaftes Der Vater werkelt im Hobbyraum und der Sohn sportelt auf der Wiese Dann werkelt oder sportelt mal schon Siehe auch BearbeitenSportler des JahresLiteratur BearbeitenDudenredaktion Hrsg Duden Die deutsche Rechtschreibung In Der Duden in zwolf Banden 25 Auflage Band 1 Dudenverlag Mannheim Leipzig Wien Zurich 2009 ISBN 978 3 411 04015 5 Sportler Seite 1008 DWDS Stichwort Sportler Das digitale Worterbuch der deutschen Sprache des 20 JahrhundertsWeblinks Bearbeiten Commons Sportler Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Sportler Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Sportler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek https de wiktionary org 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eleganter Sportsmann auf feurigem Goldfuchs DWDS Wortprofil fur Sportsmann erstellt durch das Digitale Worterbuch der deutschen Sprache Stefan Kern Turnen fur das Vaterland und die Gesundheit Munchen 2009 S 41 50 Michelangelo von Zois Das Training des Rennfahrers fur Rennbahn und Landstrasse S 7 Karl Planck Fusslummelei uber Stauchballspiel und englische Krankheit Verlag Kohlhammer Stuttgart 1898 Neudruck Munster 2004 Siegbert A Warwitz Lust und Frust beim Fussballspiel mit Gefuhlen umgehen lernen In Sache Wort Zahl 125 2012 S 4 9 F K Maths Die Ballspiele Eine Kulturgeschichte in Bildern Harenberg Dortmund 1984 S 801 Kurt Zentner Pierre de Coubertin Ein Beitrag zur Entwicklung des modernen Sports Universitatsverlag von Robert Noske Borna Leipzig 1935Normdaten Sachbegriff GND 4056399 6 lobid OGND AKS LCCN sh85009135 NDL 00574009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sportler amp oldid 233100906