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Als Sperrzeitentreppe wird eine graphische Darstellung der Nutzung einer Schieneninfrastruktur durch eine Zugfahrt bezeichnet Sie spielt in der Fahrplankonstruktion eine wichtige Rolle Sperrzeitentreppen Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Zeitanteile der Sperrzeit 3 Graphische Darstellung und Fahrplankonstruktion 4 Elektronische Berechnung 5 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenAufgrund der bei der Eisenbahn angewandten Betriebsweise Fahren im Raumabstand darf sich in einem Blockabschnitt einer Strecke jeweils nur ein einziger Zug befinden Wahrend der Durchfahrt eines Zuges ist dieser Abschnitt somit fur andere Zugfahrten gesperrt Ob ein Blockabschnitt belegt ist oder nicht wird dem nachfolgenden Zug mit einem Vorsignal das sich im Bremswegabstand vor dem Blocksignal befindet am ruckgelegenen Hauptsignal mit Vorsignalisierung bzw bei einer kontinuierlichen Zuguberwachung vgl LZB ETCS Level 2 und 3 im Fuhrerstand signalisiert Grundgedanke der Planung mit Sperrzeittreppen ist es nun dass bei planmassigem Bahnbetrieb ein Zug stets nur Fahrt erwarten zeigende Signale antrifft Zeitanteile der Sperrzeit BearbeitenIn der Regel werden Sperrzeiten fur sogenannte Blockabschnitte berechnet Kernbestandteil der Sperrzeit ist die Fahrzeit t F displaystyle t F nbsp von einem Hauptsignal zum nachsten Hauptsignal Zusatzlich zu diesem besteht die Sperrzeit auch aus einer Vor und Nachbelegungszeit t B V o r displaystyle t B Vor nbsp und t B N a c h displaystyle t B Nach nbsp Die Vorbelegungszeit ergibt sich aus der Fahrplanmassgabe dass einem Zug bereits am Vorsignal Fahrt erwarten signalisiert werden soll Somit wird die Fahrzeit zwischen Vorsignal und Hauptsignal die sogenannte Annaherungsfahrzeit t A f displaystyle t Af nbsp zur Sperrzeit hinzuaddiert Zu dieser Zeit werden noch Zeitanteile fur das Einstellen der Fahrstrasse die Fahrstrassenbildezeit t f b displaystyle t fb nbsp sowie eine Signalsichtzeit in der Regel 12 Sekunden des Triebfahrzeugfuhrers t S i displaystyle t Si nbsp hinzugezahlt In Summe ergibt sich t B V o r t A f t f b t S i displaystyle t B Vor t Af t fb t Si nbsp Nachdem der Zug den Blockabschnitt verlassen hat muss dieser mit dem Zugschluss auch den Gefahrpunktabstand hinter dem Signal verlassen dafur ist die Raumfahrzeit t R f displaystyle t Rf nbsp notig Erst dann kann die Fahrstrasse aufgelost werden wofur noch die Fahrstrassenauflosezeit t f a displaystyle t fa nbsp erforderlich ist Somit gilt t B N a c h t R f t f a displaystyle t B Nach t Rf t fa nbsp Die gesamte Sperrzeit umfasst somit t S p t f b t S i t A f t F t R f t f a displaystyle t Sp t fb t Si t Af t F t Rf t fa nbsp Je nach eingesetzter Sicherungstechnik kann diese Formel leicht abgewandelt werden Bei signalgefuhrten Zugen ist eine Sichtzeit anzusetzen bei anzeigegefuhrten Zugen etwa bei LZB oder ETCS ist eine Reaktionszeit t R e a k displaystyle t Reak nbsp anzusetzen Die Vorbelegungszeit beginnt bei ETCS dabei mit Pre Indication Bremskurve der ersten fur den Triebfahrzeugfuhrer sichtbaren Bremsvorankundigung Auch kann die Fahrstrassenbilde und auflosezeit zu einer Blockwechselzeit t B k w displaystyle t Bkw nbsp zusammengefasst sein bzw bei Elektronischen Stellwerken als technologiebedingte Blockwechselzeit t t e c h displaystyle t tech nbsp angegeben sein Sollte in einem Abschnitt ein Halt erfolgen so ist der Sperrzeit noch eine Haltezeit t H displaystyle t H nbsp hinzuzufugen und bei einem Halt fur Ein oder Ausstieg von Fahrgasten die Sicht bzw Reaktionszeit durch eine Abfertigungszeit t A b f displaystyle t Abf nbsp zu ersetzen 1 2 In einer Herstellerbefragung zur ETCS Einfuhrung auf der S Bahn Stuttgart wurden von verschiedenen potentiellen Lieferanten Fahrstrassenauflosezeiten zwischen 3 4 und 4 2 Sekunden sowie Fahrstrassenbildezeiten ohne Weichen zwischen 3 7 und 8 Sekunden genannt In den Fahrstrassenbildezeiten war dabei auch der Zeitanteil fur die Zuglenkung bereits enthalten 3 Im Zuge des daraus hervorgegangenen Digitalen Knotens Stuttgart wurden technische Laufzeiten bei der Vergabeentscheidung mit berucksichtigt um der Laufzeitverlangerung neuerer Stellwerke gegenuber der Alttechnik entgegenzuwirken 4 5 Damit konnten die Laufzeiten u a fur Stellwerk und RBC gegenuber fruheren Annahmen um bis zu zehn Sekunden reduziert werden 6 Beispielsweise betragen die Infrastrukturlaufzeiten in den fur die Leistungsfahigkeit der S Bahn Stammstrecke relevanten Fallen Teilzugstrassen ohne Weichen statt der zuvor angenommenen elf nur noch zwei Sekunden 7 Die Fahrstrassenbildezeit hangt in grossen Bahnhofen auch von der Stromversorgung ab Eine zu knapp dimensionierte Versorgung kann zu verzogerten sequenziellen Weichenumlaufen fuhren 8 Fur Fahrstrassen die im Regelbetrieb nicht umlaufende Weichen z B an Uberleitstellen beinhalten wird teilweise die Fahrstrassenbildezeit ohne Weichen herangezogen teils auch mit Weichen 3 Graphische Darstellung und Fahrplankonstruktion BearbeitenIm Weg Zeit Diagramm Bildfahrplan wird eine Zugfahrt als fallende oder steigende Linie mit Steigungsanderungen bei Geschwindigkeitsanderungen eingezeichnet Zur Fahrplankonstruktion werden je Block sogenannte Sperrzeitkastchen eingezeichnet Diese stellen so eine Treppe dar Jeder weitere Zug darf hochstens so nahe an den vorausfahrenden oder nachfolgenden Zug herangelegt werden dass sich die Sperrzeitkastchen beruhren In der Regel wird dieser Fall nicht ausgenutzt sondern es werden Pufferzeiten zwischen den Sperrzeiten eingeplant Derjenige Abschnitt in dem sich die Sperrzeittreppen am nachsten kommen ist fur die minimale Zugfolgezeit bestimmend Eine Verbesserung an einem solchen Abschnitt der Strecke bewirkt daher die grossten Auswirkungen auf die Streckenkapazitat Elektronische Berechnung BearbeitenDer weltweit erste vollstandig sperrzeitentreppenbasierte Fahrplan war der Jahresfahrplan 1996 97 der Deutschen Bahn die diesen mit dem Programm FAKTUS RUT 0 erstellt 9 obwohl die theoretischen Grundlagen hierzu bereits in den 1950er Jahren vorlagen 10 Einzelnachweise Bearbeiten N Wagner 6 6 4 Sperrzeit In Eisenbahnbetriebstechnologie Eisenbahnfachverlag Heidelberg Mainz 2008 ISBN 978 3 9808002 2 8 S 265 ff Matthias Bar Betriebsfuhrung des Bahn und OPN Verkehrs Umdruck Bfg I 1 TU Dresden Fakultat fur Verkehrswissenschaften 2012 S 4 a b Untersuchung zur Einfuhrung von ETCS im Kernnetz der S Bahn Stuttgart PDF Abschlussbericht WSP Infrastructure Engineering NEXTRAIL quattron management consulting VIA Consulting amp Development GmbH Railistics 30 Januar 2019 S 263 f 288 abgerufen am 28 April 2019 Peter Reinhart Der betrieblich verkehrliche Nutzen des Projekts Stuttgart Ulm PDF Ein geraffter Uberblick in Schlaglichtern DB Projekt Stuttgart Ulm 27 Januar 2020 S 51 f abgerufen am 10 April 2020 Marc Behrens Enrico Eckhardt Michael Kummling Markus Loef Peter Otrzonsek Martin Schleede Max Leonhard von Schaper Sven Wanstrath Auf dem Weg zum Digitalen Knoten Stuttgart ein Uberblick In Der Eisenbahningenieur Band 71 Nr 4 April 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230866741