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Das Spacelab war ein wiederverwendbares Raumlabor zur Durchfuhrung wissenschaftlicher Experimente und Beobachtungen in der Schwerelosigkeit das ausschliesslich fur den Einsatz mit dem Space Shuttle konzipiert war Dazu konnte es in die Ladebucht des Orbiters integriert werden Entwickelt und gebaut wurde das Spacelab im Auftrag der ESA von einem europaischen Firmenkonsortium unter Leitung des deutschen Hauptauftragnehmers VFW Fokker ERNO Schnittbild durch das Spacelab Tunnel Druckmodul und zwei Paletten von links Das Spacelab flog erstmals 1983 auf der Mission STS 9 und wurde bis zu seiner Ausserdienststellung 1998 insgesamt 22 Mal eingesetzt Von diesen 22 Spacelab Missionen wurden 16 mit und 6 ohne das Druckmodul durchgefuhrt Daneben setzt die NASA immer wieder die Paletten ein um einzelne Nutzlasten oder Instrumentenaufbauten transportieren zu konnen Bis zum Ende des Shuttles wurden diese Trager auf 19 weiteren Missionen verwendet und haben unter anderem Radarantennen in den Weltraum STS 99 oder auch Bauteile zur Internationalen Raumstation ISS gebracht Diese Paletten wurden zuletzt beim Transport der Roboterhand Dextre im Marz 2008 und der letzten Mission HST SM4 zur Modernisierung des Hubble Weltraumteleskops im Mai 2009 gebraucht Im April 1998 fand mit STS 90 der letzte Einsatz des Spacelab Moduls statt das anschliessend ausser Dienst gestellt wurde Seither wurden wissenschaftliche Missionen mit dem kleineren Spacehab geflogen Den Hauptteil der Shuttle Kapazitat benotigte die NASA um die Module der Raumstation in den Orbit zu bringen Seit die ISS von der ersten Besatzung Anfang November 2000 in Betrieb genommen wurde findet die Forschung hauptsachlich dort statt Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklungsgeschichte 2 Aufbau 2 1 Druckmodul 2 2 Verbindungstunnel 2 3 Paletten 2 4 IPS 2 5 Iglu 3 Flugkonfigurationen 4 Spacelab Missionen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 WeblinksEntwicklungsgeschichte BearbeitenNoch vor der ersten Mondlandung unterbreitete die NASA 1969 der European Space Research Organisation ESRO der Vorgangerin der ESA das Angebot sich am US Raumfahrtprogramm der Nach Apollo Ara zu beteiligen Unter den Vorschlagen der NASA war auch das Spacelab Kurz nachdem 1972 offiziell die Entscheidung der USA gefallen war das Space Shuttle zu bauen erklarten die Wissenschaftsminister auf der europaischen Weltraumkonferenz im Dezember des Jahres das Raumfahrenlabor zu entwickeln und zu bauen Der endgultige Vertrag zwischen ESRO und NASA wurde im September 1973 geschlossen Und im Juni des folgenden Jahres vergab die europaische Raumfahrtorganisation den Auftrag zum Bau des Spacelab an das von VFW Fokker ERNO gefuhrte Firmenkonsortium Das europaisch amerikanische Abkommen sah vor dass die ESRO auf eigene Kosten fur Konzeption Entwicklung Bau und Auslieferung des Spacelab verantwortlich zeichnete Die NASA verpflichtete sich zu dessen Nutzung und Betrieb mit dem Shuttle und erklarte sich ausserdem bereit das Firmenkonsortium bei der Entwicklung zu unterstutzen Europa hatte ein Ingenieurmodell eine Flugeinheit zwei Einrichtungen fur Bodentests Ersatzteile sowie die dazugehorige Dokumentation zu liefern Die Bestellung weiterer Flugeinheiten und der dazugehorigen Ausrustung war ebenfalls Bestandteil des Vertrages Diese hatte die NASA bei den Europaern zu einem auszuhandelnden Preis zu ordern Insgesamt drei Konsortien hatten sich um die Spacelab Ausschreibung beworben Cosmos unter Leitung von Messerschmitt Bolkow Blohm die von BAC gefuhrte Star Gruppe sowie MESH mit ERNO an der Spitze Die ESRO gab 1972 drei Durchfuhrbarkeitsstudien fur ein Raumlabor in Auftrag Darin sollten die Voraussetzungen und Anforderungen beschrieben sowie erste Konzepte dargelegt werden Bereits sehr fruh Anfang 1973 zog Star seine Bewerbung zuruck Die zwei ubrigen Mitbieter erstellten Definitionsstudien und legten ihre Angebote im Februar 1974 vor Das von MESH vorgeschlagene Baukastenprinzip uberzeugte die ESRO weil es sich flexibel den unterschiedlichen Aufgabenstellungen anpassen konnte Vor allem wurden das uberlegene technische Konzept sowie der hohere Vorbereitungsstand hervorgehoben Aufbau BearbeitenSpacelab war ein modulares System das aus vier Elementen bestand die miteinander kombiniert und je nach Aufgabenstellung zusammengesetzt werden konnten ein zylindrisches Druckmodul ein Verbindungstunnel die Palette und eine Instrument Pointing System IPS genannte Nachfuhrungseinheit Ausserdem gab es noch das Iglu das bei Nur Paletten Flugen fur die Energieversorgung die Kommunikation sowie Datenverarbeitung zustandig war Druckmodul Bearbeiten Das Druckmodul wurde von Aeritalia der heutigen Alenia in Turin entwickelt Es war aus einer speziellen Aluminiumlegierung gefertigt und setzte sich aus dem Kern sowie dem Experimentensegment zusammen Obwohl samtliche Modulfluge mit dieser langen Version durchgefuhrt wurden war es auch moglich nur das aus dem Kernsegment bestehende kurze Modul zu verwenden Lange 4 27 Meter nbsp Aufbau des DoppelmodulsDas Long Module war 6 96 Meter lang und hatte einen ausseren Durchmesser von 4 12 Meter und eine Leermasse von 7 5 Tonnen maximale Nutzlast 5 5 Tonnen Es bot Platz fur drei Wissenschaftsastronauten und war seitlich mit Stauschranken ausgestattet in denen die Experimente untergebracht waren In der Decke jedes Segmentes konnte bei Bedarf uber eine 1 30 Meter breite Offnung ein Fenster oder eine Luftschleuse eingebaut werden diese Optionen wurden wegen Sicherheitsbedenken der NASA nie geflogen Unter den Bodenplatten waren die Stromversorgung und Klimagerate untergebracht Die Zusammenstellung und Montage der verschiedenen Stauschranke erfolgte ausserhalb des Moduls War die Planung einer Mission abgeschlossen wurden die benotigten Nutzlastschranke auf dem herausnehmbaren Boden des Druckmoduls installiert Dieser Payload Train wurde mit einem Simulator funktionell ausgetestet in das Modul eingeschoben und dieses mit dem hinteren Konus verschlossen Die Demontage nach dem Flug erfolgte in umgekehrter Reihenfolge nbsp Druckmodul vor dem Einbau in die Nutzlastbucht STS 94 Insgesamt wurden neben einem Hard Mock Up das heute im Deutschen Museum in Munchen steht ein Ingenieurmodell EM das fur Interfacetests an die NASA geliefert wurde zwei flugtaugliche Druckmodule gebaut FU 1 Flight Unit 1 Seriennummer MD001 wurde von der ESA bezahlt und im Austausch fur Mitfluggelegenheiten europaischer Astronauten der NASA zur Verfugung gestellt die FOP Follow On Production Seriennummer MD002 wurde von der NASA gekauft Hauptauftragnehmer des Spacelab war die Vorlauferin von EADS Space Transportation die VFW Fokker ERNO in Bremen Das Ingenieurmodell EM steht in einer Lagerhalle des NASA Ames Flight Research Center in der Nahe von San Francisco und kann nicht besichtigt werden Das erste gebaute Modul steht heute auf einem Gelande des Dulles International Airport nahe Washington D C Das Labor ist Teil des Steven F Udvar Hazy Center des National Air and Space Museum und ist direkt neben der Raumfahre Discovery aufgestellt Das zweite Spacelab Modul MD002 wurde im April 1999 wieder offiziell der ESA ubergeben und in seine Heimatstadt gebracht und stand dann fur zehn Jahre auf dem Flughafen Bremen in der Bremenhalle Bevor es seinen endgultigen Standort erhielt war das Spacelab das Hauptexponat der Stadt Bremen im Deutschen Pavillon im Sommer 2000 auf der Expo in Hannover Seit 2010 steht das Spacelab Modul in Gebaude 4e der Firma Airbus Defence and Space GmbH ehemals Astrium in der Nahe des Bremer Flughafens Es kann nur im Rahmen von Fuhrungen durch die BTZ Bremer Tourismus Zentrale besichtigt werden Verbindungstunnel Bearbeiten Das Druckmodul konnte nicht direkt mit der Mannschaftskabine der Raumfahre verbunden werden weil es nicht in den vorderen Teil des Frachtraums eingebaut werden durfte Dies hatte den Schwerpunkt des Orbiters verschoben und er ware buglastig geworden nbsp Spacelab VerbindungstunnelUm den Astronauten einen standigen Zugang zu gewahrleisten wurde ein Verbindungstunnel verwendet Dieser verband das Spacelab Modul fest mit der Luftschleuse des Shuttles Er konnte in zwei Langen eingesetzt werden 2 66 Meter und 5 75 Meter hatte einen Innendurchmesser von 1 02 Meter und wurde von McDonnell Douglas in Kalifornien hergestellt Paletten Bearbeiten nbsp Computergrafik einer PaletteFur Instrumente und Experimente die direkt dem Weltraum ausgesetzt werden sollten wurden von British Aerospace Paletten entwickelt Wie das Druckmodul waren sie fest in der Nutzlastbucht verankert Auf ihnen konnten beispielsweise Versuchsaufbauten fur das Forschen im Vakuum montiert werden oder Teleskope die so ein grosses Blickfeld hatten Die Paletten waren u formig jeweils 2 87 Meter lang und maximal 4 35 Meter breit oberer Innendurchmesser 3 95 Meter Die Breite der Stellflache sowie die Innenhohe lagen bei jeweils 1 78 Meter Eine Palette hatte eine Masse von 725 Kilogramm und konnte eine Zuladung von maximal 3100 Kilogramm aufnehmen IPS Bearbeiten nbsp Die IPS Systeme nbsp 40 Pf Briefmarke der Dauermarkenserie Industrie und Technik der Deutschen BundespostSpeziell fur Teleskope und Radaranlagen hatte die Firma Dornier die IPS Instrument Pointing System genannte Nachfuhrungseinheit entwickelt Diese hatte die Aufgabe die auf den Paletten installierten Gerate auf einen bestimmten Punkt Stern auszurichten und uber einen langeren Zeitraum nachzufuhren Das IPS hatte eine Eigenmasse von 1180 Kilogramm war 3 Achsen stabilisiert und fur Instrumente mit einer Masse von bis zu 7000 Kilogramm ausgelegt Dabei lag die Ausrichtgenauigkeit bei 2 0 Bogensekunden und die Prazision der Nachfuhrung bei 1 2 Bogensekunden Insgesamt wurden zwei IPS gebaut Seriennummer 1 steht im Steven F Udvar Hazy Center des National Air and Space Museum nahe Washington D C Die Seriennummer 2 befindet sich in der Ausstellung des Dornier Museums in Friedrichshafen Iglu Bearbeiten Ein weiteres Spacelab Element war das Iglu Dabei handelte es sich um einen druckgeregelten Aluminiumbehalter der vertikal an der Frontseite der vordersten Palette befestigt war In ihm befanden sich die zum Betrieb der auf den Paletten montierten Experimente und die fur den Freon Kuhlkreislauf notwendigen Teilsysteme Das Iglu wurde immer dann eingesetzt wenn eine Mission ausschliesslich mit Paletten durchgefuhrt wurde Andernfalls erfolgte die Versorgung uber das Druckmodul Das zylinderformige Iglu hatte eine Hohe von 2 37 Metern einen Durchmesser von 1 08 Meter und eine Leermasse von 250 Kilogramm Bestuckt mit der Elektronik dem Kuhlkreislauf und der Datenverarbeitung lag die Masse bei 625 Kilogramm Flugkonfigurationen Bearbeiten nbsp FlugkonfigurationenDas Spacelab System war fur acht Flugkonfigurationen ausgelegt Damit war es moglich sowohl innerhalb des Moduls als auch auf den Paletten unter Weltraumumgebung vielfaltige Experimente durchzufuhren Die gezeigten maximalen Nutzlastmassen dienten zur ersten Missionsplanung sobald die Nutzlast definiert war mussten die lokalen Beschrankungen berucksichtigt werden z B kann das Space Shuttle am Ende der Nutzlastbucht nur leichtere Lasten aufnehmen als in der Mitte sodass bei gleicher Tragfahigkeit der Paletten eine hintere Palette weniger beladen werden darf Mit der endgultigen Nutzlast wurden dann durch die NASA gekoppelte dynamische Analysen mit Space Shuttle Spacelab inklusive Nutzlast und eventuellen weiteren Beiladungen durchgefuhrt um zu zeigen dass alle Lasten innerhalb der festgelegten Grenzen lagen Jedes Element war fur eine Lebensdauer von zehn Jahren oder 50 Missionen was immer zuerst eintritt qualifiziert Die NASA beobachtete sorgfaltig jedes Element und stellte keinerlei Alterungen fest sodass die meisten Elemente langer als zehn Jahre eingesetzt werden konnten Speziell die Paletten ohne Iglu wurden bis zuletzt als Trager beim Transport von ISS Teilen durch das Space Shuttle verwendet Spacelab Missionen BearbeitenFlug Datum Orbiter Bezeichnung ElementeSTS 2 November 1981 Columbia OSTA 1 1 Palette E002 STS 3 Marz 1982 Columbia OSS 1 1 Palette E003 STS 9 November Dezember 1983 Columbia Spacelab 1 Modul MD001 1 Palette F001 STS 41 G Oktober 1984 Challenger OSTA 3 1 Palette F006 STS 51 A Oktober 1984 Discovery Retrieval 2 Com Sats 2 Paletten F007 F008 STS 51 B April Mai 1985 Challenger Spacelab 3 Modul MD001 STS 51 F Juli August 1985 Challenger Spacelab 2 3 Paletten F003 F004 F005 Iglu IPSSTS 61 A Oktober November 1985 Challenger Spacelab D1 Modul MD002 STS 35 Dezember 1990 Columbia Astro 1 2 Paletten F002 F010 Iglu IPSSTS 40 Juni 1991 Columbia SLS 1 Modul MD001 STS 42 Januar 1992 Discovery IML 1 Modul MD002 STS 45 Marz April 1992 Atlantis ATLAS 1 2 Paletten F004 F005 IgluSTS 50 Juni Juli 1992 Columbia USML 1 Modul MD001 STS 46 Juli August 1992 Atlantis TSS 1 1 Palette F003 STS 47 September 1992 Endeavour Spacelab J Modul MD002 STS 56 April 1993 Discovery ATLAS 2 1 Palette F008 IgluSTS 55 April Mai 1993 Columbia Spacelab D 2 Modul MD001 STS 58 Oktober November 1993 Columbia SLS 2 Modul MD002 STS 61 Dezember 1993 Endeavour HST SM1 1 Palette F009 STS 59 April 1994 Endeavour SRL 1 1 Palette F006 STS 65 Juli 1994 Columbia IML 2 Modul MD001 STS 64 September 1994 Discovery LITE 1 Palette F007 STS 68 September Oktober 1994 Endeavour SRL 2 1 Palette F006 STS 66 November 1994 Atlantis ATLAS 3 1 Palette F008 IgluSTS 67 Marz 1995 Endeavour Astro 2 2 Paletten F002 F010 Iglu IPSSTS 71 Juni Juli 1995 Atlantis Spacelab Mir Modul MD002 STS 73 Oktober November 1995 Columbia USML 2 Modul MD001 STS 75 Februar Marz 1996 Columbia TSS 1R 1 Palette F003 STS 78 Juni Juli 1996 Columbia LMS Modul MD002 STS 82 Februar 1997 Discovery HST SM2 1 Palette F009 STS 83 April 1997 Columbia MSL 1 Modul MD001 STS 94 Juli 1997 Columbia MSL 1R Modul MD001 STS 90 April Mai 1998 Columbia Neurolab Modul MD002 STS 103 Dezember 1999 Discovery HST SM3 1 Palette F009 STS 99 Februar 2000 Endeavour SRTM 1 Palette F006 STS 92 Oktober 2000 Discovery ISS 3A 1 Palette F005 STS 100 April Mai 2001 Endeavour ISS 6A 1 Palette F004 STS 104 Juli 2001 Atlantis ISS 7A 2 Paletten F002 F010 STS 109 Marz 2002 Columbia HST SM 3B 1 Palette F009 STS 123 September 2008 Endeavour ISS 1J A 1 Palette F004 STS 125 Mai 2009 Atlantis HST SM4 1 Palette F009 Siehe auch BearbeitenListe der Space Shuttle MissionenLiteratur BearbeitenNiklas Reinke Geschichte der deutschen Raumfahrtpolitik Konzepte Einflussfaktoren und Interdependenzen 1923 2002 Oldenbourg Munchen 2004 ISBN 3 486 56842 6 S 144 153 Horst Wilhelm Spacelab Band 1 Europas Einstieg in die bemannte Weltraumfahrt Stedinger Verlag Lemwerder 2010 ISBN 978 3 927697 59 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Spacelab Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien NASA Spacelab An International Short Stay Orbiting Laboratory 1983 englisch NASA NSTS News Reference Spacelab 1988 englisch ESA Press Release A piece of space heritage returns to Europe 13 April 1999 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spacelab amp oldid 234919438