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Das Begriffspaar Soziale Demokratie bezeichnet ein Gemeinwesen das sowohl eine reprasentative Demokratie mit burgerlichen Grundrechten als auch die Garantie von sozialen Grundrechten mit einem Sozialstaatspostulat verkorpert Inhaltsverzeichnis 1 Begriff und Theorie 2 Empirie zur sozialen Demokratie 3 Soziale Demokratie im Grundsatzprogramm der SPD 4 Soziale Demokratie in der Erfurter Erklarung 5 Soziale Demokratie in der politischen Bildung 6 Wirtschaftspolitische Prinzipien der Sozialen Demokratie 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBegriff und Theorie BearbeitenDer Begriff sociale Demokratie wurde in der Mitte des 19 Jahrhunderts durch Lorenz von Stein gepragt 1 bezeichnete in seiner damaligen Bedeutung bei Lorenz von Stein allerdings nur eine Politik mit der Zielperspektive sozialer Statusangleichung jedoch unabhangig vom Typ der Staatsverfassung 2 Auf die heutige Bedeutung des Begriffs ist der deutsche Staatsrechtler Hermann Heller sehr einflussreich Nach dem Politikwissenschaftler Thomas Meyer kann die Definition Hellers als gesellschaftliche Gesamtverfassung in der die Prinzipien des materiellen Rechtsstaats umfassend vor allem auch im Bereich der Arbeits und Guterordnung Geltung erlangen zusammengefasst werden 3 Heller argumentiert dass zur tatsachlichen Wahrnehmung der burgerlichen Grundrechte auch die Garantie der sozialen Grundrechte wie z B die Sicherung des Existenzminimums und ein Mindestmass an Bildung notwendig sei Thomas Meyer stellt die soziale Demokratie der libertaren Demokratie gegenuber Sowohl soziale Demokratie als auch libertare Demokratie sind nach Meyer Hauptvarianten der liberalen Demokratie die u a freie Wahlen und burgerliche Grundrechte wie Meinungsfreiheit garantiert 4 Die Realwirkung von Grundrechten und mithin die Bedingungen demokratischer Legitimation 5 erachtet Meyer jedoch als durch den klassischen Liberalismus gefahrdet 6 und nur in der sozialen und nicht in der libertaren Demokratie als gewahrleistet Thomas Meyer der in seinem Werk Theorie der Sozialen Demokratie im Jahr 2005 Hermann Hellers Modell der sozialen Demokratie weiterentwickelt und der Gegenwart angepasst hat schreibt zu Begriff und Theorie der sozialen Demokratie Soziale Demokratie ist im Sprachgebrauch der Gegenwart beides ein Grundbegriff der Demokratietheorie und ein Name zur Kennzeichnung eines richtungspolitischen Programms Obgleich zwischen diesen beiden gebrauchlichen Verwendungen mannigfaltige Wechselbeziehungen bestehen handelt es sich bei ihnen doch um zwei deutlich zu unterscheidende Sachverhalte mit verschiedenartigen Geltungsanspruchen Die Theorie der Sozialen Demokratie ist weder in ihrer normativen Grundlegung noch in ihrer erklarenden Rolle und auch nicht bei der vergleichenden Erorterung der verschiedenartigen Wege ihrer Realisierung auf bestimmte vorgegebene politische Akteure angelegt obgleich naturlich jeder Schritt ihrer Realisierung davon abhangt dass sich uberhaupt politische Akteure fur das aus ihr ableitbare praktische Handlungsprogramm einsetzen Verschiedenartige politische Akteure wiederum konnen den Begriff Soziale Demokratie als Programmnamen nutzen wo sie dies fur vorteilhaft halten weitgehend unabhangig davon ob und in welchem Masse ihre politischen Bestrebungen durch die Theorie der Sozialen Demokratie gedeckt sind oder uberhaupt Anschluss an sie suchen 7 Meyer betont dass soziale Demokratie nicht exklusiv von sozialdemokratischen Parteien vertreten wird und in vielen europaischen Landern auch christdemokratische Parteien und gesellschaftliche Organisationen grosse Teile des Projekts der Sozialen Demokratie unterstutzt haben 8 Die Theorie der sozialen Demokratie biete somit nicht exklusive einen Orientierungsrahmen fur sozialdemokratische Parteien da es sich um ein Demokratiemodell handele welches nicht eine spezifische Ideologie sondern ein politisches Projekt ist 8 und dementsprechend aus der Wechselwirkung der unterschiedlichen politischen Krafte entstanden sei Empirie zur sozialen Demokratie BearbeitenIn einer von Thomas Meyer und sieben weiteren Wissenschaftlern durchgefuhrte empirischen Studie die im Buch Die Praxis der Sozialen Demokratie 2006 veroffentlicht wurde ist die Umsetzung der sozialen Demokratie in verschiedenen OECD Staaten analysiert worden Der Forschungsbericht kommt zum Schluss dass das Projekt der sozialen Demokratie in den skandinavischen Landern am weitesten umgesetzt ist Dort sind die burgerlichen Freiheitsrechte sehr ausgepragt und die sozialen Grundrechte werden u a durch ein exzellentes offentliches Bildungswesen sowie einem modernen Sozialstaat gewahrleistet die weitgehend gleiche Lebenschancen fur alle Burger gewahrleisten Die soziale Demokratie ist etwas weniger stark in den kontinentaleuropaischen Staaten verwirklicht zu denen auch Deutschland gezahlt wird In den angelsachsischen Staaten vor allem den USA dominiert laut der Studie eine libertare Demokratieform Soziale Demokratie im Grundsatzprogramm der SPD BearbeitenIm Hamburger Programm der SPD welches als Grundsatzprogramm der Partei im Herbst 2007 verabschiedet wurde ist die soziale Demokratie als zentrales Ziel verankert Sie wird dort so definiert Soziale Demokratie garantiert nicht nur die burgerlichen politischen und kulturellen sondern gleichermassen die sozialen und wirtschaftlichen Grundrechte aller Menschen Sie sichert die gleichberechtigte soziale Teilhabe aller durch gesellschaftliche Demokratisierung vor allem Mitbestimmung durch den auf Burgerrechte gestutzten vorsorgenden Sozialstaat und durch eine koordinierte Marktwirtschaft in der der Vorrang der Demokratie vor den Markten gewahrleistet ist 9 Im Bremer Entwurf von 2006 zur Vorbereitung des Hamburger Grundsatzprogramms tauchte der Begriff Demokratischer Sozialismus zunachst nur am Rande auf und es wurde diskutiert ob dieser Traditionsbegriff der durch die vielfaltige Verwendung des Begriffs Sozialismus aber auch zu Missverstandnissen fuhrt ganz durch die Formulierung soziale Demokratie abgelost werden sollte Im Hamburger Programm einigte sich die SPD auf die Formulierung Unsere Geschichte ist gepragt von der Idee des demokratischen Sozialismus einer Gesellschaft der Freien und Gleichen in der unsere Grundwerte verwirklicht sind Sie verlangt eine Ordnung von Wirtschaft Staat und Gesellschaft in der die burgerlichen politischen sozialen und wirtschaftlichen Grundrechte fur alle Menschen garantiert sind alle Menschen ein Leben ohne Ausbeutung Unterdruckung und Gewalt also in sozialer und menschlicher Sicherheit fuhren konnen 10 Insbesondere heisst es weiter Der demokratische Sozialismus bleibt fur uns die Vision einer freien gerechten und solidarischen Gesellschaft deren Verwirklichung fur uns eine dauernde Aufgabe ist Das Prinzip unseres Handelns ist die soziale Demokratie 11 Soziale Demokratie in der Erfurter Erklarung BearbeitenDie Erfurter Erklarung von 1997 unterzeichnet von Personlichkeiten aus Kultur Wissenschaft und Gewerkschaften gilt als Pladoyer fur eine Politik die die Ziele der sozialen Demokratie in den Mittelpunkt stellt Soziale Demokratie in der politischen Bildung BearbeitenDie Akademie fur Soziale Demokratie ist ein Beratungs und Qualifizierungsprojekt der Friedrich Ebert Stiftung In Seminaren Diskussionsveranstaltungen und mit Lese und Horbuchern werden Theorie und Praxis von Grundwerten und Grundrechten der sozialen Demokratie vermittelt Dem wissenschaftlichen Lehrkorper der Akademie fur Soziale Demokratie gehoren unter anderem Thomas Meyer Gesine Schwan Julian Nida Rumelin an Wirtschaftspolitische Prinzipien der Sozialen Demokratie BearbeitenAus Sicht der Sozialen Demokratie mussen drei folgende Prinzipien in der Wirtschaftspolitik berucksichtigt werden Wachstum Nachhaltigkeit Sozialer Ausgleich 12 Literatur BearbeitenThomas Meyer Lew Hinchman Hrsg Theorie der Sozialen Demokratie VS Wiesbaden 2005 ISBN 3 531 14612 2 Thomas Meyer Jan Turowski Praxis der Sozialen Demokratie VS Wiesbaden 2006 ISBN 3 531 15179 7 David Held Soziale Demokratie im globalen Zeitalter Suhrkamp Frankfurt am Main 2007 ISBN 3 518 12504 4 Tobias Gombert Grundlagen der Sozialen Demokratie FES Bonn 2008 ISBN 978 3 89892 951 6 Weblinks BearbeitenHamburger Programm Das Grundsatzprogramm der SPD vom Oktober 2007 PDF 2 5 MB Akademie fur Soziale Demokratie Kurz und Klar Soziale Demokratie in Alltagssprache Video der Akademie fur Soziale DemokratieEinzelnachweise Bearbeiten Petra Dobner Neue Soziale Frage und Sozialpolitik VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2007 S 99 Thomas Meyer Theorie der Sozialen Demokratie VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2005 S 21 f Thomas Meyer Die Theorie der Sozialen Demokratie Friedrich Ebert Stiftung S 6 f Thomas Meyer Theorie der Sozialen Demokratie 2 Auflage VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2011 S 16 Thomas Meyer Theorie der Sozialen Demokratie VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2005 S 29 Thomas Meyer Theorie der Sozialen Demokratie VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2005 S 43 f Thomas Meyer Theorie der Sozialen Demokratie VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2005 S 12 a b Thomas Meyer und Nicole Breyer Die Zukunft der sozialen Demokratie PDF 1 2 MB Friedrich Ebert Stiftung 2005 ISBN 3 89892 315 0 S 241 f Grundsatzprogramm der SPD von 2007 S 18 Grundsatzprogramm der SPD von 2007 S 16 Grundsatzprogramm der SPD von 2007 S 16 17 Simon Vaut Wirtschaft und Soziale Demokratie In Friedrich Ebert Stiftung Hrsg Lesebuch der Sozialen Demokratie 2 3 Auflage Bonn 2009 ISBN 978 3 86872 237 6 S 64 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Soziale Demokratie amp oldid 217156278