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Das Skiballett oder Acroski kurz Acro Acrobatics ist eine Disziplin des Freestyle Skiing Sie wird auf Pisten mit geringer Neigung ausgeubt und verbindet einfache Techniken des Skifahrens mit Elementen von Gymnastik und Eiskunstlauf Von 1980 bis 2000 war das Skiballett eine Wertungsdisziplin im von der FIS veranstalteten Freestyle Skiing Weltcup Schematische Darstellung einer Drehung beim Skiballett Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Tricks Kostume und Musik 2 2 FIS Reglement 3 Erfolgreiche Athleten 3 1 Weltcup 3 2 Weltmeister 4 Rezeption 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Skiballett ist neben der Buckelpiste Moguls und dem Springen Aerials eine von drei klassischen Disziplinen des Freestyle Skiing In den USA erfuhr der Sport im Sog verschiedener Jugendbewegungen einen Aufschwung und galt als Gegenkultur zu den etablierten alpinen und nordischen Skisportarten 1 Der erste professionelle Wettkampf fand 1971 unter dem Namen National Championships of Exhibition Skiing in Waterville Valley New Hampshire statt Erster europaischer Austragungsort war im folgenden Winter Bayrischzell Der allererste Wettbewerb verband die drei Disziplinen in einem einzigen Lauf der aus einer Buckelpiste drei Sprungen und einer kurzen Ballettkur bestand Erstmals getrennt ausgetragen wurden die drei Teile noch wahrend der ersten Saison im Rahmen der Rocky Mountain Professional Freestyle Championships 2 Als die Freestyle Konkurrenzen ab Mitte des Jahrzehnts endgultig selbststandig wurden konnten sie lukrative Sponsoren wie Colgate Palmolive Marlboro oder Stuyvesant fur sich gewinnen Grosse Fernsehanstalten wie ABC oder ARD ZDF ubertrugen die Wettbewerbe live und brachten sie einem Millionenpublikum naher Die Preisgelder beliefen sich wahrend dieser Blutezeit der Ballettdisziplin auf bis zu 30 000 Deutsche Mark 3 4 Anfangs im Geist der fruhen Freestyler noch eine freie Ausdrucksform wurde das Ballett zunehmend reguliert und formalisiert was einige Verfechter des Freestyle Gedankens zum Ausstieg bewog Schliesslich einigten sich Entscheidungstrager im Hinblick auf eine Olympiabewerbung auf die Umwandlung des Freestyle Skiing zu einer Amateursportart In der Folge ubernahm die FIS die Austragung der Wettbewerbe und fasste sie im Freestyle Skiing Weltcup zusammen Der erste Ballett Weltcup fand am 9 Januar 1980 in den Pocono Mountains statt die erste Austragung im Rahmen von Weltmeisterschaften am 6 Februar 1986 in Tignes Freestyle Skiing war mit seinen drei Disziplinen im Februar 1988 in Calgary erstmals als olympische Demonstrationssportart vertreten Wahrend Moguls vier Jahre spater in Albertville in das olympische Programm aufgenommen wurde waren Aerials und Ballett erneut mit Demonstrationswettbewerben dabei Schliesslich entschied sich das IOC auch fur die Aufnahme des Freestyle Springens liess das Ballett aber fallen Als Grunde nennen Zeitzeugen einerseits fehlende Unterstutzung der Disziplin durch die nationalen Skiverbande zu geringe Zahlen an Praktizierenden wie etwa 1988 bei einem FIS Treffen in Istanbul diskutiert 5 oder den Unwillen eine weitere Disziplin mit Wertungsrichtern aufzunehmen 1995 benannte die FIS das Skiballett offiziell in Acroski ing um Die Hoffnungen die Disziplin doch noch im olympischen Programm unterzubringen nahmen ein jahes Ende als die FIS bekanntgab sie aus dem Weltcup Kalender zu streichen Der letzte Acro Weltcup fand am 4 Marz 2000 im italienischen Ovindoli statt Beschreibung BearbeitenTricks Kostume und Musik Bearbeiten Wie auch die anderen Freestyle Disziplinen startete das Skiballett als freie Ausdrucksform Fruhe Szenegrossen wie Wayne Wong oder Bob Howard versuchten sich gegenseitig mit der Erfindung neuer nach sich selbst benannter Tricks zu ubertreffen Wahrend damit der athletisch gymnastische und letztlich auch kompetitive Aspekt der Disziplin in den Vordergrund ruckte setzten Vertreter wie Alan Schoenberger der mit Clownsschminke auftrat auf Theatralik und Kostumierungen Viele Ski Ballerinas hatten einen Hintergrund im Tanz Turnen oder Eiskunstlauf Zum Markenzeichen der ehemaligen Skirennlauferin Suzy Chaffee wurde der Suzy contortion spin bei dem sie ein Bein uber den Kopf hob den Ski mit beiden Handen beruhrte und dabei eine Pirouette vollfuhrte 6 Oft kostumierte sie sich mit hautengen paillettenbesetzten Skianzugen und Stirnbandern mit Strasssteinen 7 Ihre Mitstreiterin Genia Fuller zahlte einen Axel zu ihrem Repertoire den sie allein durch Absprung mit ihren Skispitzen durchfuhrte Zum wohl bekanntesten Element im Skiballett entwickelte sich der Pole flip ein Salto mithilfe der Skistocke wahlweise mit Schraube und oder gekreuzten Ski 6 1 Chaffee hatte 1971 die richtungsweisende Idee das Skiballett mit rhythmischer Musik zu verbinden 6 Die Musik durfte von den Athleten selbst gewahlt werden und musste mit der Performance harmonieren Wahrend einige mit Rock n Roll auftraten bevorzugten andere klassische Musik Genia Fuller wahlte Mitte der 1970er Jahre den Titel Rock Around the Clock Hermann Reitberger im Jahr 1988 Musik aus Carmen und Oxana Kuschtschenko 1997 die russischen Lieder Kalinka und Katjuscha 8 9 10 FIS Reglement Bearbeiten Mit der Entprofessionalisierung und Ubernahme durch die FIS hielten strengere Regeln Einzug im Freestyle Sport Das Skiballett bzw Acro wurde in den offiziellen FIS Regeln 1996 wie folgt beschrieben Acro competition shall consist of one run on a prepared course Acroskiing consists of jumps spins inverted movements and linking maneuvers blended together with artistic and athlethic aspects into a well balanced program performed in harmony with music of the skiers choice Ein Acro Wettkampf muss aus einem Lauf auf einem praparierten Kurs bestehen Acroski besteht aus Sprungen Drehungen umgekehrten Bewegungen und Verbindungsmanovern kombiniert mit artistischen und athletischen Aspekten zu einem ausgewogenen Programm in Harmonie zu von den Skifahrern ausgewahlter Musik FIS Regeln 1996 11 Als Verbindungsmanover wurden kleine Sprunge akrobatische Bewegungen oder Tanzschritte und Hebelbewegungen beispielsweise das Stehen auf den Skispitzen zwischen den wichtigsten Tricks z B Axel oder Pole flips bezeichnet Die Wettkampfregeln von 1996 schrieben eine Pistenlange von 160 Metern und eine Breite von 35 bis 40 Metern sowie eine Hangneigung von 13 bis 16 Grad vor Ebenso reguliert waren die Ski die mit maximal 140 Zentimetern bei den Herren und 130 Zentimetern bei den Damen deutlich kurzer als Alpinski sein mussten Die besonders stabilen meist schulterhohen Stocke durften die Korpergrosse der Athleten nicht uberschreiten 12 Zuletzt kamen bei nationalen Wettkampfen funf und bei internationalen Wettkampfen sechs Wertungsrichter zum Einsatz Bewertet wurden dabei 1 die technische Schwierigkeit z B die Anzahl der Drehungen der einzelnen Sprunge 2 Choreografie Gesamteindruck Komposition und Stil etwa in Bezug auf Haltung Ausstrahlung Originalitat und Vielseitigkeit sowie 3 die korperliche Ausfuhrung der Tricks Bei einem FIS Treffen in Munchen wurde 1988 die Arbeitsgruppe Skiballett gegrundet die das Bewertungssystem verbessern sollte So wurden um das IOC fur eine Olympia Aufnahme zu begeistern etwa die Laufzeit von zweieinhalb auf eineinhalb Minuten und die Pistenlange von ursprunglich 250 Metern verringert Sturze fallengelassene Stocke oder andere Fehler fuhrten ab 1989 zu Punkteabzugen Ausserdem anderte sich die Gewichtung der einzelnen Bewertungskriterien mehrfach 12 Erfolgreiche Athleten BearbeitenWeltcup Bearbeiten Zu den ersten Stars im Weltcup avancierten die US Amerikaner Bob Howard und Jan Bucher Wahrend Howard nach zwei Wintern in denen er 13 von 14 Wettkampfen fur sich entschieden hatte vom Leistungssport zurucktrat konnte Bucher in ihrer uber ein Jahrzehnt andauernden Karriere siebenmal die Disziplinenwertung und 57 Weltcup Konkurrenzen gewinnen Erfolgreichster mannlicher Athlet war der Westdeutsche Hermann Reitberger der die Disziplinenwertung funfmal fur sich entscheiden konnte und im Weltcup 44 Wettkampfe gewann Weitere hochst erfolgreiche Weltcup Teilnehmer im Skiballett waren der Norweger Rune Kristiansen mit 38 sowie die Schweizerin Conny Kissling mit 34 Einzelsiegen Weltmeister Bearbeiten Bei Freestyle Weltmeisterschaften waren ebenfalls Hermann Reitberger und Jan Bucher mit je zwei Titeln die erfolgreichsten Teilnehmer genauso zweimal siegreich waren der Franzose Fabrice Becker und Buchers Landsfrau Ellen Breen Die Demonstrationswettbewerbe im Rahmen der Olympischen Spiele gewannen Hermann Reitberger und die Franzosin Christine Rossi Calgary 1988 sowie Fabrice Becker und Conny Kissling Albertville 1992 Becker ist der einzige Athlet mit drei internationalen Goldmedaillen WM Weltmeister Weltmeisterin1986 Deutschland nbsp Richard Schabl Vereinigte Staaten nbsp Jan Bucher1988 nbsp Deutschland nbsp Hermann Reitberger Frankreich nbsp Christine Rossi1989 Deutschland nbsp Hermann Reitberger Vereinigte Staaten nbsp Jan Bucher1991 Vereinigte Staaten nbsp Lane Spina Vereinigte Staaten nbsp Ellen Breen1993 Frankreich nbsp Fabrice Becker Vereinigte Staaten nbsp Ellen Breen1995 Norwegen nbsp Rune Kristiansen Russland nbsp Jelena Batalowa1997 Frankreich nbsp Fabrice Becker Russland nbsp Oxana Kuschtschenko1999 Vereinigte Staaten nbsp Ian Edmondson Russland nbsp Natalija Rasumowskaja nbsp Die olympischen Demonstrationswettbewerbe 1988 zahlen als zweite Freestyle Skiing Weltmeisterschaften Rezeption BearbeitenDas Skiballett wurde bereits wahrend seiner Zeit im internationalen Rampenlicht oft belachelt und von konkurrierenden Sportarten aber zeitweise auch innerhalb der Freestyle Szene nicht ernst genommen Daneben kampfte die Disziplin schon fruh mit einer Identitatskrise Einerseits prallten die verschiedenen Stilrichtungen das traditionell trickreiche und das von Suzy Chaffee inspirierte tanzerische Ballett aufeinander andererseits sorgte die Entscheidung den Status als Profisport aufzugeben fur Spannungen 6 Was das Zuschauerinteresse am olympischen Wettkampf 1988 angeht existieren unterschiedliche Angaben Laut Aerials Spezialist Jeff Chumas damals US Freestyle Cheftrainer konnten die Wettkampfe das Publikum nicht uberzeugen Die spatere WM Medaillengewinnerin Annika Johansson schrieb jedoch von einem grossen Erfolg mit insgesamt 85 000 Zuschauern 1 13 Die Grunde warum das IOC schliesslich nicht uberzeugt war sind Gegenstand von Spekulationen und werden unter anderem mit schlechtem Marketing begrundet Bob Howard einer der ersten Stars der Disziplin sagte uber deren Niedergang Folgendes There s a point in life where something that you think is really cool you know it s no longer cool It s like a sociological turnoff Es gibt einen Punkt im Leben wo etwas das du fur cool haltst einfach nicht mehr cool ist Es ist eine soziologische Abgewohnung 6 Im 21 Jahrhundert werden Ballettvideos auf sozialen Netzwerken geteilt und vielfach als Kuriositat wiederentdeckt Ironisch bis hamisch werden mitunter Auftritte mit Puffarmeln oder Hair Metal Frisuren kommentiert Bereits 1984 machte sich ein Clip von Warren Miller uber die Disziplin lustig 14 Im selben Jahr war eine nachgestellte Ballettszene in der erfolgreichen Skikomodie Hot Dog The Movie zu sehen 1986 zeigten Suzy Chaffee und John Eaves in Willy Bogners Feuer und Eis einen mit Ballett Tricks gespickten Paartanz vor einer Gletscherkulisse 1 In jungerer Zeit gibt es jahrlich zum Saisonende im kanadischen Whistler eine Hot Dog Party bei der ein fur alle Teilnehmer offenes Ballet Event abgehalten wird 8 Weblinks BearbeitenErgebnisse im FIS Weltcup Demonstrationsvideo mit Jonny Moseley und Bob HowardEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Eva Holland The Rise and Fall of Ski Ballet Grantland 19 Marz 2015 abgerufen am 31 Marz 2020 englisch Annika Johansson Acroski en bedomningssport Bedomningarnas tillforlitlighet och relevans PM Nr 138 1998 S 16 schwedisch Georg Furmeier Sie sahen uns als Konkurrenz taz 21 Februar 2014 abgerufen am 31 Marz 2020 Jason Daley Last Mime Standing In Skiing Februar 2007 S 64 67 englisch Annika Johansson Acroski en bedomningssport Bedomningarnas tillforlitlighet och relevans PM Nr 138 1998 S 18 schwedisch a b c d e AJ McDougall The Boom and Bust of Ski Ballet Tahoe Quarterly 2019 abgerufen am 31 Marz 2020 englisch John Fry Where Are They Now In Ski Januar 2009 S 85 englisch a b Wong Bangers and daffy stands Whatever happened to ski ballet CBC Radio Canada 9 Februar 2018 abgerufen am 31 Marz 2020 englisch Johannes Knuth Wie Olympia das Skiballett zerstorte Suddeutsche Zeitung 29 Dezember 2016 abgerufen am 31 Marz 2020 Valeria Mironow FRISTAJL ChEMPIONAT MIRA Sport Express 9 Februar 1997 abgerufen am 31 Marz 2020 russisch Freestyle general rules and regulations Rules for specific competitions FIS 1996 englisch a b Annika Johansson Acroski en bedomningssport Bedomningarnas tillforlitlighet och relevans PM Nr 138 1998 S 19 ff schwedisch Annika Johansson Acroski en bedomningssport Bedomningarnas tillforlitlighet och relevans PM Nr 138 1998 S 17 schwedisch Freestyle Ballet Skiing From 1984 Warren Miller Entertainment YouTube 6 Juni 2013 abgerufen am 31 Marz 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Skiballett amp oldid 232341630