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Dieser Artikel erlautert das personalwirtschaftliche Phanomen des Shirkings Fur das institutionelle Phanomen des Shirky Prinzips siehe Clay Shirky Shirking ist ein aus dem Englischen ubernommener Begriff shirking Druckebergerei Er lasst sich auf die Betriebswirtschaftslehre beziehen und befasst sich mit der bewussten Leistungszuruckhaltung am Arbeitsplatz 1 Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen fur Shirking 1 1 Informationsasymmetrie 2 Auspragungen von Shirking 3 Kosten des Shirking 4 Gegenmassnahmen 4 1 Anreizsysteme 4 2 Monitoring 4 3 Werte und Normen 4 4 Arbeitszeit und Arbeitsplatzgestaltung 5 Empirische Uberprufung der Shirking Hypothese 5 1 Optimales Verhalten der Arbeitnehmer 5 2 Optimales Verhalten des Arbeitgebers 5 3 Datenbasis 5 4 Variablen des empirischen Modells 5 5 Resultate der empirischen Analyse 6 EinzelnachweiseUrsachen fur Shirking BearbeitenDie Ursachen fur die Verminderung der Leistungsbereitschaft sind vielfaltig Zunachst konnen die Arbeitgeber viele Leistungen nur unvollkommen kontrollieren Das heisst bei bestimmten Arbeitsfeldern lasst sich die Tatigkeit nur schwer einschatzen da Beschaftigte in ihrem Arbeitsalltag oftmals die Moglichkeit haben sich Freiraume zu schaffen in denen sie nicht ihre volle Leistungsfahigkeit ausschopfen Eine fur die Verhinderung notige standige und vollkommene Kontrolle Monitoring der Leistungsintensitat der Mitarbeiter ist mit sehr hohen Kosten verbunden die fur den Unternehmer oftmals nicht lohnend sind Die Durchfuhrung von Stichproben stellt fur den Mitarbeiter ein uberschaubares Risiko dar welches die Wahrscheinlichkeit fur Shirking erhoht 2 Des Weiteren konnen nur die ausgewiesenen Fahigkeiten eines Beschaftigten ermittelt werden aber nicht seine physische und psychische Leistungsbereitschaft Ein anderer Grund weshalb Arbeitskrafte ihre Tatigkeit vermindern ist dass durch okonomische Fehlanreize die Motivation und Verantwortung fur die Aufgaben sinkt Negative Einflusse auf Leistungen konnen ausserdem Modelle haben mit denen eigentlich positive Effekte erzielt werden sollen Beispielsweise mochte man mit der Tournamententlohnung eine Leistungssteigerung durch Konkurrenz der Kollegen erreichen Das Problem dabei ist aber dass daraus nicht nur Gewinner mit einer nun hoheren Position im Betrieb und damit einhergehenden besseren Bezahlung resultieren sondern das Modell beinhaltet zwangslaufig auch Verlierer bzw weniger Leistungsfahige die dadurch demotiviert werden und somit weniger bereit sind ihre Arbeitszeit und kraft voll auszuschopfen 3 In diese Sammlung an Aspekten welche die Ursache fur Shirking sind gehort auch fehlende Arbeitsmotivation durch Unzufriedenheit im Job Ausschlaggebend dafur ist eine fehlende emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber denn diese wirkt sich auf wichtige Wettbewerbsfaktoren wie Fehlzeiten Produktivitat Rentabilitat und Qualitat aus Arbeitnehmer die sich emotional nicht an ihren Arbeitgeber gebunden fuhlen zeigen weniger Eigeninitiative Leistungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein Die veranderte Lage auf dem Arbeitsmarkt stellt auch einen nicht unerheblichen Faktor dar Da zurzeit ein Fachkraftemangel vorliegt hat sich die Situation fur die Belegschaft verandert Die Angst vor einem Jobverlust ist stark gesunken weil heute Unternehmen nach qualifizierten Bewerbern suchen und nicht mehr Facharbeiter nach offenen Stellen Diese Veranderung fuhrt zu einer hohen Fluktuation in einer gering gebundenen Belegschaft Wichtig fur die Motivation der Mitarbeiter ist die richtige Arbeitsaufgabe eine herausfordernde abwechslungsreiche und als sinnvoll empfundene Tatigkeit sowie eine gute Beziehung zu den Kollegen und dem direkten Vorgesetzten Oft unterschatzen Firmen diese Gesichtspunkte und setzen auf Arbeitsplatzsicherheit Entlohnung Sozialleistungen flexible Arbeitszeit oder die Anzahl der Urlaubstage Diese sind zwar wichtig fuhren aber nicht zu einer verstarkten emotionalen Bindung und somit einer hoheren Leistungsbereitschaft Fuhrungskrafte sind in vielen Fallen mitschuldig fur die mangelhafte Motivation der Mitarbeiter Grund dafur ist die fehlende Fuhrungsqualitat die aber von der Geschaftsleitung nicht als Defizit wahrgenommen wird Ein Problem dabei ist dass viele keine Weiterbildungen besuchen die den Umgang mit ihren Beschaftigten verbessern Wichtig ist vor allem das Feedback untereinander Doch der kontinuierliche Austausch wird oftmals nicht oder zu wenig durchgefuhrt Dabei sollten durch Mitarbeitergesprache die Starken und Schwachen des Einzelnen erkannt werden um dadurch die Leistung nachhaltig zu steigern 4 Informationsasymmetrie Bearbeiten Einen weiteren Blickwinkel auf der Suche nach Ursachen bietet die Betrachtung von asymmetrischen Informationen Bezieht man dies nun auf die Arbeitgeber Arbeitnehmer Beziehung so zeigt sich dass dem Arbeitgeber Informationen fur eine ausreichende Beurteilung der Leistung des Mitarbeiters fehlen Dieses Prinzip wird auch in der Prinzipal Agent Theorie vermittelt Daraus lassen sich verschiedene Probleme ableiten Der Chef kann das Verhalten seiner Angestellten entweder aufgrund mangelnder Fachkenntnisse nicht beurteilen verdeckte Informationen oder aus praktischen Grunden nicht beobachten verdeckte Handlungen Der Unternehmer kennt zwar das Ergebnis das nach der Arbeit erreicht wurde er weiss allerdings nicht welcher Anteil dem Mitarbeiter und somit seiner personlichen Leistung und welcher exogenen Umwelt Einflussen zuzuschreiben ist Aus dieser Informationsasymmetrie resultiert zum einen die Gefahr fur Shirking und zum anderen das moralische Risiko denn der Arbeitnehmer kann diesen Spielraum zu seinen Gunsten ausnutzen 5 6 Auspragungen von Shirking BearbeitenDie bewusste Leistungszuruckhaltung am Arbeitsplatz kann vielseitige Formen annehmen Im engeren Sinne sind hier alle Handlungen im Fokus welche die Leistung des Mitarbeiters minimieren Dabei sind alle Leistungsverminderungen ausgeschlossen die von der Unternehmensfuhrung vorgeschrieben werden Darunter fallen beispielsweise gemeinsame Fruhstuckszeiten zur Verbesserung des Arbeitsklimas Beispiele fur die Ablenkung von der eigentlichen Arbeit durch private Tatigkeiten sind die Verwendung des Smartphones Surfen im Internet fur private Zwecke oder die aktive Nutzung von Social Media Neben dem privaten Shirking am Arbeitsplatz wird Shirking ebenfalls im Arbeitsumfeld und im Kollegium durchgefuhrt Beispiele dafur sind das bewusste Verlangern von Pausen Gesprache mit Kollegen welche nicht arbeitsrelevant oder leistungssteigernd sind ausserdem das Vorgeben einer Krankheit Bei Einzelarbeitern mit wenigen bis keinen Moglichkeiten des Monitorings ist ein hoheres Shirkingrisiko zu erwarten Ein Beispiel dafur sind Kurier und Postfahrer welche nach dem Beladen der Fahrzeuge allein unterwegs sind Der Arbeitgeber kann ohne Monitoring Modelle schwer nachvollziehen ob die erbrachte Leistung dem Optimum entspricht Grunde hierfur sind vielseitige Determinanten der Fahrt Sonderfalle durch Verkehrsereignisse wie Stau die Unkenntnis uber den genauen Verlauf der Strecke oder Ahnliches Eine Statistik von Statista zeigt die Vielseitigkeit der Ablenkungsmoglichkeiten 2011 machten von 500 befragte Arbeitnehmern im Alter von uber 20 Jahren folgende Angaben zur Ablenkung am Arbeitsplatz 7 Kosten des Shirking BearbeitenBei dem Auftreten von Shirking entstehen Kosten fur das Unternehmen Diese Kosten sind beispielsweise die mangelnde Produktivitat aufgrund der fehlenden Arbeitszeit Gewinne aus Verminderung der Leistung sind beispielsweise die positive Atmosphare aufgrund des Duldens von Shirking Diese Kosten und Gewinne sind stark abhangig vom Ausmass der Leistungszuruckhaltung Die Verhaltensweise wird von vielen Faktoren beeinflusst Je nach Gute der Ausgestaltung der einzelnen Determinanten wirken sie verstarkend bzw schwachend auf das Shirking und dessen Kosten Sichtbarkeit der Ergebnisse Sind die Ergebnisse klar erkennbar bzw sind Defizite aufgrund von Shirking leicht ausfindig zu machen wirken sich diese shirking schwachend aus Monitoring Kontroll und Uberwachungsmechanismen wirken sich shirking schwachend aus Informelle Organisationsstruktur In Gruppen und Unternehmen bilden sich neben der vorgegebenen Organisationsstruktur Beziehungsmuster zwischen den Individuen aus Diese informelle Organisationsstruktur kann sich zum einen shirking schwachend auswirken da hier effektive Monitoring Modelle entstehen konnen Zum anderen kann dies shirking verstarkend wirken Das ist besonders der Fall wenn die Normen der Abteilung die Leistungsbeschrankung der Gruppe steuern und beeinflussen Wenn beispielsweise Kaffeepausen bewusst von allen der Gemeinschaft verlangert werden und sich das als Regel etabliert wirkt sich eine solche Massnahme shirking verstarkend aus Belohnungsstrukturen Die leistungsorientierte Entlohnung der Mitarbeiter wirkt sich shirking schwachend aus Selbstkontrolle Dieser Faktor wirkt sich shirking schwachend aus Organisationseigenschaften Steigen die Faktoren wie Grosse des Unternehmens horizontale oder vertikale Hierarchien wirken sie shirking verstarkend 8 Den Kosten und Gewinnen des Shirkings stehen stets die Kosten und Gewinne der Gegenmassnahmen gegenuber Monitoring oder ahnliche Massnahmen wirken sich beispielsweise negativ auf die Arbeitszufriedenheit aus Das hat einen direkten Effekt auf die Leistung des Mitarbeiters 9 Es bleibt also die Abwagung zwischen dem Dulden von Shirking und das Ergreifen von Gegenmassnahmen bestehen Gegenmassnahmen BearbeitenFur die beschriebene Problematik der bewussten Leistungszuruckhaltung der Arbeitnehmer existieren verschiedene Gegenmassnahmen bzw Losungsmechanismen 10 Die Massnahmen haben zum Ziel die erwarteten Opportunitatskosten der Arbeitnehmer aus einer verminderten Arbeitsleistung zu erhohen und das Risiko des Arbeitgebers zu senken In der Literatur werden vorrangig das Monitoring und der Einsatz von Anreizsystemen als Losungsmechanismen diskutiert Neben den genannten Mechanismen existiert eine Vielzahl weiterer Ansatze institutioneller und organisatorischer Art Die Vermeidung von Shirking in einem Arbeitsverhaltnis erfordert in der Regel eine Kombination verschiedener Mechanismen 11 Anreizsysteme Bearbeiten Die wissenschaftliche Basis der Anreizsysteme bilden die Anreiz Beitrags Theorie aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht sowie die Prinzipal Agent Theorie aus okonomischer Sicht Der Einsatz von selektiven Anreizen stellt eine Moglichkeit dar die Arbeitsintensitat der Arbeitnehmer zu erhohen und folglich das Shirking einzuschranken Die theoretische Grundlage der Ausgestaltung von Anreizen zur Uberwindung der Leistungszuruckhaltung ist die Angleichung der Interessen der Unternehmensfuhrung und der Arbeitnehmer 12 Als besonders geeignet erweist sich ein ergebnisorientiertes Anreizsystem welches eine variable Entlohnung siehe Leistungsorientierte Vergutung bzw Auszahlung von Pramien in Abhangigkeit vom Unternehmenserfolg vorsieht 13 Die Praferenzen beider Parteien konnen durch eine derartige Vertragsgestaltung aneinander gebunden werden wodurch der Arbeitnehmer einen Anreiz erhalt entsprechende Zielvorgaben zu erfullen und sich externe Einflussgrossen weniger auf das Leistungsverhalten auswirken Eine Grenze dieser Massnahme ist die Zurechenbarkeit der individuellen Leistung am Gesamtergebnis des Unternehmens Bei der Ausgestaltung dynamischer Anreizvertrage ist daher die Wahl einer Bemessungsgrosse die vom Anstrengungsniveau des Arbeitnehmers beeinflusst wird von zentraler Bedeutung In Abhangigkeit vom Tatigkeitsfeld des Arbeitnehmers werden Grossen wie z B Deckungsbeitrag Kostensenkungen oder Qualitatssteigerungen bei der Gestaltung der variablen Vergutung herangezogen 14 Eine andere Moglichkeit der Gestaltung eines Anreizes ist der interne Aufstieg Auf Grundlage von Beobachtungen und Erfahrungswerten des Leistungsverhaltens insbesondere in aussergewohnlichen Situationen wird eine Beforderung in Aussicht gestellt Shirking wird in diesem Mechanismus eingeschrankt indem die Beforderung vom Leistungsverhalten abhangig gemacht wird und die Lohne positionsgebunden gestaltet sind 15 Monitoring Bearbeiten Monitoring ein weiterer Losungsansatz zur Vermeidung von Shirking beinhaltet die Uberwindung der Informationsasymmetrien hinsichtlich des Anstrengungsniveaus der Arbeitnehmer Monitoring beschreibt im Kontext des Personalrisikos die standige und umfangreiche Uberwachung der Mitarbeiter durch die Einfuhrung von Kontroll und Planungssystemen siehe Planungssysteme und Kontrollsysteme wodurch eine Reduktion der Informationsasymmetrien bzw eine Verbesserung der Informationssysteme erreicht werden Durch den steigenden Informationsgehalt uber das Leistungsverhalten verringern sich die Moglichkeiten der Arbeitnehmer zur opportunistischen Ausnutzung des Arbeitgebers 16 Die klassische Form von Monitoring beinhaltet die direkte Uberwachung durch das Aufsichts oder Leitungspersonal In dieser Form kann durch Koordination des Arbeitseinsatzes der Mitarbeiter und durch Beobachtung der Arbeitsausfuhrung Shirking aktiv eingeschrankt werden Weitere Moglichkeiten der Uberwachung des Leistungsverhaltens ergeben sich aus dem Einsatz von digitalen Arbeitsmitteln Samtliche Arbeitsschritte konnen durch den Einsatz von Softwareprogrammen erfasst und nach Kennzahlen qualitativ und quantitativ analysiert werden Die Grenzen des Monitoring umfassen einerseits die Durchfuhrbarkeit und andererseits die Kosten monitoring costs Im Rahmen von stabilen homogenen und haufig wiederholten Aufgaben ist eine Uberwachung und Kontrolle der Arbeitnehmer gut durchfuhrbar Hingegen gestaltet sich in einem dynamischen Umfeld mit heterogenen Aufgabenbereichen eine Kontrolle deutlich schwieriger 17 Zusatzlich stellt das Monitoring insbesondere in Form der direkten Uberwachung einen sehr kostenintensiven Losungsansatz dar Erst wenn die Verluste des Shirking durch die Uberwachung vermieden werden konnen ist das Monitoring als effizient einzustufen 18 Zur Uberwindung von Shirking kann Monitoring auch als Erganzung zum Anreizsystem verwendet werden Diese Konstellation ermoglicht einerseits eine Uberprufung der Effizienz des Anreizsystems und anderseits die Uberwachung der Einhaltung der vereinbarten Leistungsziele Bei der Zahlung von Effizienzlohnen steigen die Opportunitatskosten der Arbeitnehmer mit zunehmender Uberwachungsintensitat Dies beruht auf der Annahme dass im Falle des Aufdeckens von Shirking eine Entlassung droht welche Arbeitslosigkeit oder einen geringeren Lohn in einem alternativen Unternehmen zur Folge hatte 19 Werte und Normen Bearbeiten Ein weiterer Losungsansatz des Shirking umfasst die Etablierung von handlungsrelevanten Werten und Normen im Unternehmen Diese bieten die Moglichkeit ohne den aktiven Eingriff der Unternehmensleitung die Arbeitnehmer zu einem gewunschten Leistungsverhalten zu bewegen Gelingt es der Unternehmensfuhrung Werte zu vermitteln welche das Unternehmensziel uber die Einzelinteressen stellen kann Shirking vermieden werden 20 Der Einsatz von Werten und Normen birgt jedoch einige Probleme Zum einen unterliegen sie einer individuellen Interpretation und zum anderen konnen sie das Verhalten von Individuen nicht vollstandig determinieren 21 Arbeitszeit und Arbeitsplatzgestaltung Bearbeiten Die Gestaltung des Arbeitsplatzes und der Arbeitszeit dient als weitere Massnahme um der Problematik des Shirking zu begegnen Beispielsweise konnte in einer Studie gezeigt werden dass sich Home Office positiv auf das Leistungsverhalten der Arbeitnehmer auswirken kann Der Anstieg der Leistungen wird auf die Pausengestaltung geringere Anzahl an Pausen und effizientere Wahrnehmung von Pausen und eine ruhigere Arbeitsumgebung zuruckgefuhrt 22 Der Faktor Arbeitszeit kann das Leistungsverhalten der Arbeitnehmer ebenfalls beeinflussen Beispielsweise existieren in der Unternehmenspraxis Arbeitszeitmodelle welche eine Arbeitszeit von 5 bzw 6 Stunden pro Tag vorsehen Anhand der Praxisbeispiele konnte gezeigt werden dass innerhalb der verkurzten Arbeitszeit das gleiche Arbeitspensum erreicht werden kann Der Raum fur Shirking wird durch die Verknappung der Arbeitszeit und durch Uberprufung der Leistungserfullung stark eingeschrankt 23 Empirische Uberprufung der Shirking Hypothese BearbeitenDie Shirking Hypthose leitet sich aus einem Moral Hazard Problem zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber ab Der Arbeitnehmer hat gegenuber dem Arbeitgeber einen Informationsvorsprung bezuglich der eigenen Arbeitsleistung welche sich aus mangelnder Kontrollfahigkeit auf Seiten des Arbeitgebers begrundet Der Arbeitnehmer richtet seine Arbeitsleistung somit nutzenmaximal aus Als Nutzenverlust steht dabei beim Shirking ertappt zu werden sowie eine erhohte Arbeitsanstrengung Der Arbeitgeber kann durch wirksamere Kontrollen und Lohnpramien den Nutzenverlust zusatzlich erhohen und Shirking somit entgegenwirken Fur Unternehmen entsteht damit ein Kostenminimierungsproblem zwischen den Kosten fur wirksamere Kontrollen und den fur Lohnpramien Dieses Problem hat Oliver Lang 24 in seiner empirischen Analyse Lohnpramien und Leistungsbereitschaft Ein latentes Strukturmodell zur empirischen Uberprufung der Shirking Hypothese aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet Im Speziellen wird die Wirkung von Lohn und Kontrollpolitik untersucht mit der Firmen ihre Angestellten vom shirken abzuhalten versuchen Optimales Verhalten der Arbeitnehmer Bearbeiten Das optimale Verhalten des Arbeitnehmers beruht auf der Annahme dass der Arbeitnehmer bei kurzfristig unelastischem Arbeitsangebot seine Entscheidung lediglich von der Arbeitsanstrengung des jeweiligen Jobs abhangig machen kann Perioden Nutzenfunktion eines Arbeitnehmers U w e k w a e 2 k displaystyle U w e k w a cdot e 2 k nbsp a displaystyle a nbsp Steht fur den individuellen Grad der Nutzenminderung durch Arbeitsanstrengung Der Mittelwert wird als 1 angenommen w displaystyle w nbsp Lohnvariablek displaystyle k nbsp Intensitat der Kontrollee displaystyle e nbsp ArbeitsanstrengungDie Wahrscheinlichkeit mit der ein Arbeitnehmer wegen Shirking entlassen wird hangt von der Wahrscheinlichkeit ab dass er bei gegebenem Kontrollaufwand Shirking betreibt und von der dass er bei einer Stichprobenkontrolle erwischt wird d Pr SH e Pr KO k displaystyle d operatorname Pr text SH e cdot operatorname Pr text KO k nbsp d displaystyle d nbsp Gesamtwahrscheinlichkeit beim Shirking kontrolliert zu werdenPr SH e displaystyle operatorname Pr text SH e nbsp Wahrscheinlichkeit bei einer bestimmten Kontrollintensitat Shirking zu betreibenPr KO k displaystyle operatorname Pr text KO k nbsp Wahrscheinlichkeit bei einer Strichprobenkontrolle Shirking zu betreibenUnter der Annahme Arbeitgeber und Arbeitnehmer einigen sich im Arbeitsvertrag auf eine Mindestarbeitsleistung kann der Arbeitnehmer sicher sein dass er nicht gekundigt wird Die optimale Arbeitsleistung eines Arbeitnehmers ware dann exakt die vereinbarte Mindestarbeitsleistung Dann wurde auch gelten dass der relative Anteil von Shirking wahrend der Arbeitszeit ist Pr SH 1 e e min mit e e min displaystyle operatorname Pr text SH 1 frac e e operatorname min quad text mit quad e leq e text min nbsp e min displaystyle e text min nbsp vereinbarte Mindestarbeitsleistunge displaystyle e nbsp optimale Arbeitsleistung eines ArbeitnehmersJe hoher eine Firma den Kontrollaufwand fur Shirking bemisst desto hoher ist auch die Wahrscheinlichkeit dass ein Arbeitnehmer beim Shirking erwischt wird Dabei bemessen sich die Kontrollkosten fur ein Unternehmen je nach Grosse Tatigkeitsbereich und Organisationsstruktur Unter der Annahme dass die kontrollierten Arbeitsplatze immer zufallig gewahlt werden und die Kontrollqualitat mit steigender Kontrollzahl nicht abnimmt kann man folgendermassen formulieren Pr KO 1 exp k f displaystyle operatorname Pr text KO 1 operatorname exp left frac k f right nbsp f displaystyle f nbsp ist ein firmenspezifischer Koeffizient welcher die je nach Unternehmen verschiedenen Kosten fur die Informationsgewinnung angibtAus den vorherigen Gleichungen und einer Ableitung nach ergibt sich die notwendige Bedingung fur eine nutzenmaximale Arbeitsleistung wie folgt e min e e min e min displaystyle e min lbrace e e text min e text min rbrace nbsp Daraus ergibt sich die optimale Leistungsanforderung der Arbeitgeber e min e e min e displaystyle e text min e e text min e nbsp Optimales Verhalten des Arbeitgebers Bearbeiten Der Arbeitgeber hat in diesem Modell lediglich die Moglichkeit durch Kontrolle und Lohnpramien Shirking entgegenzuwirken Aus Lohn und Kontrollkosten pro Arbeitsplatz entstehen die Arbeitskosten C L w c k displaystyle C L w c cdot k nbsp C L displaystyle C L nbsp Arbeitskostenc displaystyle c nbsp KontrollkostenWill der Arbeitgeber ein bestimmtes Leistungsniveau erreichen minimiert er die Kosten fur Lohnpramien und Kontrolle sodass die Grenzkosten der Kontrollintensitat mit denen fur die Erhohung der Lohnpramie ubereinstimmen Datenbasis Bearbeiten Auf Grund dessen dass es wegen Operationalisierungsproblemen zu Abweichungen zwischen den beobachtbaren und den im Model beschriebenen Variablen kommt wird in diesem Modell ein latentes Strukturmodell genutzt Die latenten endogenen Variablen des Modells sind die Effizienzlohnpramie die Leistungsbereitschaft und die Intensitat der Kontrolle Die Datenbasis ist das Soziookonomische Panel SOEP aber die empirische Analyse bezieht sich lediglich auf die vierte Welle des SOEP Die Stichprobe besteht aus 2044 Personen wobei aus oben genannter Quelle nur Deutsche Vollerwerbstatige regelmassig teilzeitbeschaftigte Arbeiter und Angestellte berucksichtigt wurden Variablen des empirischen Modells Bearbeiten Die Lohnvariable wird durch die anreizwirksamen Lohnbestandteile in der Effizienz Lohn Hypothese ELH erklart Allerdings konnen Lohnunterschiede in der ELH nicht zu 100 Prozent auf Lohnpramien zuruckgefuhrt werden Als Indikator fur die anreizwirksamen Lohnbestandteile wird deshalb nur der Teil des individuellen Stundenlohns benutzt der bei einer Regression auf Humankapital demographische Charakteristika und Arbeitsbedingungen des Arbeitnehmers nicht erklart werden kann Die Intensitat der Kontrolle kann lediglich durch die Angaben des Arbeitnehmers selbst abgeleitet werden inwieweit dieser seine Arbeitsleistung als streng oder locker kontrolliert empfindet Als Indikatoren fur die Variable werden zum einen die Grosse eines Unternehmens und zum anderen die Aussage des Arbeitnehmers ob dieser seine Tatigkeit vorwiegend selbstandig gestalten kann herangezogen Es wird angenommen dass sich mit steigender Grosse eines Unternehmens auch die Kosten zur Kontrolle erhohen Aus dieser Annahme werden die Kosten des Unternehmens fur den Kontrollaufwand unter subsumiert Resultate der empirischen Analyse Bearbeiten Es hat sich herausgestellt dass es keinen Zusammenhang zwischen Kontrollintensitat und Arbeitsleistung gibt Gerade Unternehmen mit hohen Leistungsanforderungen an ihre Arbeitnehmer setzen nicht auf entsprechend intensivere Kontrollen Es konnte dafur ein Zusammenhang zwischen Lohnpramien und erhohter Leistungsbereitschaft festgestellt werden welcher allerdings nicht signifikant ist Dieser ist bei hochqualifizierten Arbeitnehmern nochmals deutlich schwacher ausgepragt Daraus ist zu schlussfolgern dass Lohnpramien und Kontrollen keine substituierenden Anreizinstrumente sind Allerdings konnte eine Verbindung zwischen steigenden Lohnpramien und intensiveren Kontrollen bei wachsender Grosse der Firmen und der Kapitalintensitat gezeigt werden sowie dass selbstverantwortliche Arbeitnehmer diese Freiheit nicht zum Shirken missbrauchen Die Auswirkungen des Familienstandes ebenso ob man Alleinverdiener ist oder in einem Mehrverdiener Haushalt lebt sind nicht signifikant Entgegen der Annahme gehen gute Jobchancen mit hoher Leistungsbereitschaft einher was Unternehmen keinen Anlass gibt hohere Lohnpramien zu zahlen Ist sich der Arbeitnehmer bewusst dass er seinen Job bald verlieren wird mindert dies seine Arbeitsleistung Die Reaktion von Unternehmen aussert sich eher im Senken der Lohnpramien als im Erhohen der Kontrollintensitat Firmen setzen vermehrt Arbeitnehmer auf Posten mit Lohnpramien wenn diese auch eher dazu tendieren langfristig in der Firma zu bleiben Die Annahme das Verhalten eines Angestellten werde durch das Abwagen zwischen Arbeitsleistung und dem Risiko beim Shirking erwischt zu werden bestimmt gilt nicht fur hochqualifizierte Arbeitskrafte Im Gegensatz zur Gesamtstichprobe fuhrt eine marginale Erhohung der Lohnpramie zu einer starkeren wenn auch nicht signifikanten Verbesserung der Leistungsbereitschaft Dafur steigen die Lohnpramien weniger stark bei Erhohung der Arbeitsanforderung Fur kleine Firmen lohnt es sich eher auf intensivere Kontrolle als auf Lohnpramien zur Vermeidung von Shirking zu setzen da dies die wie im Shirking Modell erwartete Wirkung hat Zu guter Letzt konnte gezeigt werden dass die Anreizwirkung zur Leistungserhohung durch Lohnpramien bei Arbeitnehmern hoher ist wenn diese weniger kontrolliert werden Dies widerspricht dem Shirking Modell weil Kontrolle die leistungsfordernde Wirkung von Lohnpramien mindert Damit lasst sich abschliessend sagen dass weder das Zusammenwirken von Lohn und Kontrollpolitik nach dem Shirking Ansatz noch der Zusammenhang zwischen Lohnpramien und Leistungsbereitschaft einer empirischen Uberprufung standhalt Einzelnachweise Bearbeiten Rothenbucher Claus Leistungszuruckhaltung im Unternehmen Motivationsdefizite und nicht adaquate Personalfuhrung als Ursache fur eine Reduzierung des Leistungsniveaus der Mitarbeiter Kovac Hamburg 2007 ISBN 978 3 8300 2872 7 Lang O 1993 Lohnpramien und Leistungsbereitschaft Ein latentes Strukturmodell zur empirischen Uberprufung der Shirking Hypothese ZEW Discussion Paper No 93 17 Mannheim Definition Tournamententlohnung In Gabler Wirtschaftslexikon Online gabler de abgerufen am 18 Juli 2018 Brigitte Burger Unzufrieden Neun Grunde warum es sich lohnt eigene Ziele zu haben In Unzufrieden im Beruf Springer Berlin Heidelberg Berlin Heidelberg 2018 ISBN 978 3 662 57507 9 S 19 33 Steigerung der Objektivitat Interner Revisoren Rotation als ein effektives Instrument 1 Aufl 2016 Wiesbaden ISBN 978 3 658 15236 9 Landes Miriam Psychologie der Wirtschaft Springer Wiesbaden 2013 ISBN 978 3 531 18077 9 Anteil der befragten Arbeitnehmer weltweit die sich von den folgenden Aktivitaten am Arbeitsplatz am haufigsten ablenken lassen im Jahr 2011 Statista GmbH abgerufen am 28 Oktober 2019 Gareth R Jones Task Visibility Free Riding and Shirking Explaining the Effect of Structure and Technology on Employee Behavior In Academy of Management Review Band 9 Nr 4 Oktober 1984 ISSN 0363 7425 S 684 695 John Chalykoff Thomas A Kochan Computer aided monitoring Its influence on employee job satisfaction and turnover In Personnel Psychology Band 42 Nr 4 Dezember 1989 ISSN 0031 5826 S 807 834 Abraham Martin 1964 Betriebliche Sozialleistungen und die Regulierung individueller Arbeitsverhaltnisse endogene Kooperation durch private Institutionen P Lang Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 631 50016 5 Abraham Martin 1964 Betriebliche Sozialleistungen und die Regulierung individueller Arbeitsverhaltnisse endogene Kooperation durch private Institutionen P Lang Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 631 50016 5 Dietl Helmut Franck Egon Organisation Theorie und Praxis aus okonomischer Sicht 6 Auflage Schaffer Poeschel Stuttgart 2012 ISBN 3 7910 3137 6 Buschges Gunter Einfuhrung in die Organisationssoziologie 4 Auflage VS Verl fur Sozialwiss Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 531 15683 5 Weckes Marion Gewinn und Erfolgsbeteiligung Betriebs und Dienstvereinbarungen Bund Verl Frankfurt M 2013 ISBN 978 3 7663 6218 6 Buschges Gunter Einfuhrung in die Organisationssoziologie 4 Auflage VS Verl fur Sozialwiss Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 531 15683 5 Rilling Georg Koordination im Produktionsverbund eine empirische Untersuchung Dt Univ Vlg Wiesbaden 1997 ISBN 3 8244 6516 7 Dietl Helmut Franck Egon Organisation eine okonomische Perspektive 5 aktualisierte und uberarb Auflage Schaffer Poeschel Stuttgart 2008 ISBN 978 3 7910 2764 7 Buschges Gunter Einfuhrung in die Organisationssoziologie 4 Auflage VS Verl fur Sozialwiss Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 531 15683 5 Jasperneite Christian Arbeitsmarktordnung und Arbeitsmarktentwicklung 1 Auflage Dt Univ Verl Wiesbaden 2001 ISBN 3 8244 0544 X Buschges Gunter Einfuhrung in die Organisationssoziologie 4 Auflage VS Verl fur Sozialwiss Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 531 15683 5 Buschges Gunter Einfuhrung in die Organisationssoziologie 4 Auflage VS Verl fur Sozialwiss Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 531 15683 5 Nicholas Bloom James Liang John Roberts Zhichun Jenny Ying Does Working from Home Work Evidence from a Chinese Experiment National Bureau of Economic Research Cambridge MA Marz 2013 Gerold Prauss Unser Verhaltnis zu den Korpern die wir als Subjekte haben In Die Welt und wir J B Metzler Stuttgart 2006 ISBN 978 3 476 01743 7 S 644 695 Lang O 1993 Lohnpramien und Leistungsbereitschaft Ein latentes Strukturmodell zur empirischen Uberprufung der Shirking Hypothese ZEW Discussion Paper No 93 17 Mannheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Shirking Betriebswirtschaftslehre amp oldid 239082264