www.wikidata.de-de.nina.az
Die Sensory Bias Theorie engl sensorische Bevorzugung begrundet die weibliche Bevorzugung bestimmter mannlicher Merkmale bei der Partnerwahl in der Attraktion auffalliger Merkmalsauspragungen Farbe Grosse akustische Signale usw die vom weiblichen Sinnessystem besser wahrgenommen werden konnen Da z B lange hell leuchtende Gefieder eher auffallig sind werden diese von Vogelweibchen eher wahrgenommen und deshalb bevorzugt Dadurch reduzieren sich die weiblichen Investitionskosten bei der Suche nach einem Partner was dazu fuhrt dass sich der Fortpflanzungserfolg erhoht 1 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlegende Theorie 2 Klassische Modelle 3 Moderne Konzepte 3 1 Sensory Bias oder Sensory Drive Endler 1992 3 2 Sensory Exploitation Ryan 1990 Basolo 1990 3 3 Sensory Trap West Eberhard 1979 3 4 The Mating Mind 4 Fussnoten 5 Siehe auch 6 Literatur 6 1 Popularwissenschaftlich 6 2 Fachliteratur 7 WeblinksGrundlegende Theorie BearbeitenCharles Darwin erklart in seiner Theorie der Sexuellen Selektion dass sich im Laufe der Evolution auf Grund der Weibchenwahl uberdurchschnittliche Mannchenmerkmale herausgebildet haben Er gibt keinen Hinweis darauf warum Mannchen normalerweise um Weibchen werben und Weibchen unter den werbenden Mannchen wahlen Man geht davon aus dass der reproduktive Aufwand zwischen den Geschlechtern asymmetrisch gelagert und das Verhalten darauf zuruckzufuhren ist Weibliche Artgenossen investieren uberwiegend in elterliche Fursorge d h in die Suche nach dem einen richtigen Partner Mannchen besonders in vorteilhafte Balzsignale Klassische Modelle BearbeitenAuf der Basis dieser Uberlegungen wurden unterschiedliche Hypothesen zur Entwicklung von Praferenzen bei der weiblichen Partnerwahl aufgestellt Dazu zahlen beispielsweise die klassischen aus der sexuellen Selektion abgeleiteten Ideen wie Fischers Theorie der Runaway Selection 1930 oder die Good Genes Hypothese nach Zahavi 1975 Die Runaway Selection besagt dass Weibchen bei der Partnerwahl bestimmte mannliche Merkmale bevorzugen was zu einer positiven Ruckkopplung fuhrt so dass zum einen die Ausbildung der praferierten Merkmale bei den Mannchen begunstigt wird und zum anderen die daran gekoppelte weibliche Bevorzugung fur diese Merkmale ebenfalls erfolgreich von Generation zu Generation vererbt wird Das zweite theoretische Modell konstatiert dass das Vorhandensein eines bestimmten Merkmals z B leuchtende Farben oder lange Schwanze bei Vogeln genetische Vorteile verspricht d h dass das Mannchen gute Gene besitzt Somit konnen diese Vorzuge an die nachste Generation vererbt werden In beiden Konzepten die sich gegenseitig nicht ausschliessen wird prognostiziert dass die Praferenzen der weiblichen Partnerwahl mit dem Vorhandensein der mannlichen Merkmale korrelieren Moderne Konzepte BearbeitenSeit den 1980er Jahren existieren neuere Theorien die sogenannten Receiver Bias Modelle Sie beobachten mannliche Merkmale und weibliche Praferenzen im Rahmen der Kommunikationstheorie Dazu gibt es mehrere ahnliche Modelle wie z B Sensory Exploitation Sensory Trap und Sensory Bias bzw Sensory Drive In diesen Konzepten geht es vornehmlich um das Design bzw die Struktur der mannlichen Signale die zur Werbung benutzt werden Sensory Bias oder Sensory Drive Endler 1992 Bearbeiten Das Sensory Bias Modell postuliert dass die Praferenzen der weiblichen Partnerwahl Nebenprodukte der naturlichen Selektion durch das sensorische System sind Dieses Konzept wird benutzt um zwei Phanomene zu erklaren Erstens dass sich das Design der mannlichen Signale so entwickelt hat dass es das sensorische System der Weibchen stimuliert und zweitens warum Weibchen spezifische Vorlieben aufweisen Von besonderer Bedeutung ist die Deutung der quantitativen Entwicklung weiblicher Praferenzen in der Partnerwahl also warum sich einige mannliche Merkmale durch das Verhalten der Weibchen zu sexuellen Signalen entwickelt haben und andere nicht Die Effektivitat mancher Signale hangt von der Art und Struktur des Signals ab und davon welche der Empfanger also das Weibchen besser wahrnimmt Spezifische Umweltbedingungen beeinflussen die evolutionare Verhaltensrichtung die sowohl einen Effekt auf die Zeit und den Ort der Signalwirkung haben als auch auf die Vorlieben des individuellen Lebensraums Es handelt sich somit um eine Ko Evolution zwischen den biophysischen Umweltbedingungen der Neurobiologie und den genetischen Anlagen Endler amp Basolo gehen davon aus dass es funf verschiedene Arten von Neigungen gibt Neigungen die aus Eigenschaften resultieren die einmal eine Funktion hatten diese jedoch verloren haben Neigungen die zufallig entstanden sind obwohl sie keinen Einfluss und keine Funktion fur den Organismus besitzen Neigungen die ausserhalb der sexuellen Kommunikation wichtig sind Neigungen die zwar fur die sexuelle Kommunikation wichtig aber so grundlegend fur das sensorische System sind dass sie jede weitere Entwicklung beeinflussen Neigungen die anfangs nicht wichtig waren sich aber im Laufe der Evolution auf Grund von Mutation trotzdem etabliert habenSensory Exploitation Ryan 1990 Basolo 1990 Bearbeiten Das Modell geht davon aus dass die Entwicklung der sexuell ausgewahlten Eigenschaften durch bereits vorhandene Vorlieben beeinflusst wird Durch diese Annahme kann eine Prognose uber die historische Struktur der Evolution von Merkmalspraferenzen generiert werden die sich vor den sexuell erfolgversprechenden Eigenschaften entwickelt haben Dieser Ansatz unterscheidet sich vollstandig von den Modellen der Good Genes und Runaway Hypothesen in denen sich die Praferenzen und die Merkmale in gegenseitiger Ubereinstimmung entwickeln Sensory Trap West Eberhard 1979 Bearbeiten In diesem Modell geht die Autorin davon aus dass das Design von Mannchensignalen in Anpassung an existierende Praferenzen der Weibchen entsteht Zudem betont die Hypothese dass diese sensorischen Praferenzen der Weibchen fur bestimmte Signale in einem der naturlichen Selektion unterliegenden nicht sexuellen Kontext entstanden sind so z B zum Auffinden von Nahrung Mannchen imitieren diese Signale um vorteilhafte Reaktionen der Weibchen auszulosen und so ihren Reproduktionserfolg zu erhohen The Mating Mind Bearbeiten Eine popularwissenschaftliche Sichtweise des Themas der sexuellen Selektion bietet Geoffrey Miller in seinem Buch The Mating Mind How Sexual Choice Shaped the Evolution of Nature 2001 dt Die sexuelle Evolution Partnerwahl und die Entstehung des Geistes Es um folgende Fragen Wie konnte sich das menschliche Gehirn in der Evolution als derart komplexes Organ herausbilden Ist es moglich dass sich das menschliche Gehirn auf Grund der naturlichen Selektion derart schnell vergrossert hat obwohl die Selektion anscheinend erst lange nach der Erreichung moderner Gehirngrosse zur Entwicklung von Werkzeug fuhrte Wie konnen spezifisch menschliche Eigenschaften wie z B Humor und Kreativitat oder unser Bewusstsein einen Uberlebensvorteil verschaffen Geoffrey Miller bietet in seinem Losungsansatz die sexuelle Selektion als ausschlaggebenden Faktor an Dass die gezielte weibliche Bevorzugung von mannlichen Individuen mit grosserer geistiger Leistungsfahigkeit die rapide Gehirnentwicklung erklaren kann versucht der Autor mit einem Vergleich zu veranschaulichen Ein grosses Gehirn ahnlich wie der prachtige Schwanz eines Pfauenhahns stellt fur seinen Besitzer zuerst einmal ein Handicap dar Es ist wesentlich schwerer damit zu uberleben Da die Besitzer jedoch uberleben muss es um ihre genetische Fitness ausgezeichnet bestellt sein Menschen bestehen heute deshalb weil ihnen eine ununterbrochene Serie erfolgreicher sexueller Beziehungen gelungen ist und zwar in jeder Generation Ein Hominidenweibchen das gute Gene fur den eigenen Nachwuchs beziehen will sollte also den Trager eines grossen Gehirns bevorzugen Hinweise die auf diese Qualitat schliessen lassen konnten zum Beispiel Kreativitat Humor oder Phantasie sein Auf der Basis dieser Grundidee betrachtet Miller eine Reihe menschlicher Verhaltensweisen und spekuliert daruber welche evolutionaren Anfange Sprache altruistisches Verhalten oder der Besitz von Jeeps haben Fussnoten Bearbeiten Endler 1992 Endler amp Basolo 1998Siehe auch BearbeitenAttraktivitatsforschung Evolutionspsychologie SoziobiologieLiteratur BearbeitenPopularwissenschaftlich Bearbeiten The Mating Mind How Sexual Choice Shaped the Evolution of Human Nature New York 2000 ISBN 0 385 49516 1 deutsch Die sexuelle Evolution Partnerwahl und die Entstehung des Geistes Heidelberg 2001 ISBN 3 8274 1097 5 Fachliteratur Bearbeiten Dawkins M S and Guilford T 1996 Sensory bias and the adaptiveness of female choice American Naturalist 148 937 942 Endler J A 1992 Signals signal conditions and the direction of evolution American Naturalist 139 Supplement 125 153 Endler J A and Basolo A L 1998 Sensory ecology receiver biases and sexual selection Trends in Ecology and Evolution 13 415 420 Abgerufen am 27 April 2007 auf http cas bellarmine edu tietjen Ecology sensory ecology htm Johnstone R A 1995 Sexual selection honest advertisement and the handicap principle reviewing the evidence Biol Rev 70 1 65 Ryan M J and Keddy Hector A 1992 Directional patterns of female mate choice and the role of sensory biases American Naturalist 139 Supplement 4 35 Ryan M J 1990 Sexual selection sensory systems and sensory exploitation Oxford Surveys in Evolutionary Biology 7 157 195 Shaw K 1995 Phylogenetic tests of the sensory exploitation model of sexual selection Trends in Ecology amp Evolution 10 117 120 Sherman P W and Wolfenbarger L L 1995 Genetic correlations as tests for sensory exploitation Trends in Ecology amp Evolution 10 246 247 West Eberhard M J 1979 Sexual selection social competition and evolution Proceedings of the American Philosophical Society 123 222 234 Weblinks Bearbeitenhttp www panevolution com sozialeevolution sexselektion2 html Fischers Runaway Selektion Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sensory Bias amp oldid 230265857