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Selbstbildnis ist der Titel eines Gemaldes des deutsch russischen Kunstlers Alexej Jawlensky das er 1912 malte 1973 wurde es von dem damaligen Museumsdirektor Ulrich Schmidt unter erheblichen Widerstanden 1 fur das Museum Wiesbaden erworben Es tragt die Inventar Nummer M 898 und ist eine Dauerleihgabe der Landeshauptstadt Wiesbaden Alexej Jawlensky Selbstbildnis 1912 Inhaltsverzeichnis 1 Technik und Bildtrager 2 Bildbeschreibung 3 Studien zum Selbstbildnis 4 Japanische Einflusse 5 Literatur 6 EinzelnachweiseTechnik und Bildtrager BearbeitenBei dem Selbstbildnis handelt es sich um ein Olgemalde auf Karton im Hochformat 53 5 x 48 5 cm 2 Es ist im Bild oben rechts signiert und datiert A Jawlensky 12 Ruckseitig ein mit blauer Farbe zugemaltes Selbstbildnis bezeichnet von fremder Hand mit weissem Pinsel Selbstbildnis 1912 A Jawlensky bezeichnet unten links mit weissem Pinsel N 18 3 Das Bild ist verzeichnet im Katalog der Gemalde von Weiler von 1959 4 im Werkstattverzeichnis von 1970 bei Weiler 5 im Catalogue Raisonne von 1991 des Jawlensky Archivs 6 Bildbeschreibung Bearbeiten Im Jahre 1912 entwickelte Jawlensky das weiter was er in Prerow begonnen hatte Nun entstanden die meisten jener starken und gewaltigen Kopfe die Zeugnis ablegen von der elementaren Gefuhlswelt in der er lebte Das mit wutenden Pinselhieben hingeworfene Selbstbildnis ist eine der grandiosesten Schopfungen des Expressionismus Alles ist gebandigte Kraft Die ganze Brutalitat einer ostlichen Welt scheint gepaart mit westlicher Ratio Ein wahrhaft herrschaftliches Bild Else Lasker Schuler die ihren Freunden so treffende Namen zu geben wusste nannte Jawlensky den Schutzherrn von Russland Vor jenem Bild kann man diesen Namen verstehen 7 Was die Einmaligkeit seines Selbstbildnisses von 1912 ausmacht ist die Klarheit und Konsequenz seines Einsatzes rein expressionistischer Mittel namlich der Farben und Formen unter Verzicht auf Attribute und Accessoires In seinem Selbstbildnis zeigt sich Jawlensky ohne dass der Betrachter durch Nebensachlichkeiten von seiner Personlichkeit abgelenkt werden konnte als ein Mann der in seinem Leben viel erfahren gearbeitet gelitten und nachgedacht hat Sein Schicksal hat ihn aber auch gefestigt sicher und selbstbewusst gemacht Dieses empfindet jeder Betrachter beim Anblick des Bildes und sucht nach einer Erklarung seines Eindruckes Bei genauerem Hinschauen entdeckt er dann dass Jawlensky sein Selbstbildnis aus ganz einfachen Formen logisch und konsequent nach den Erfordernissen einer Architektur oder eines Monumentes aufgebaut hat die ihm Festigkeit und Stabilitat verleihen Wie ein Fundament erscheinen die roten Schulterpartien die dem zweiten Element in der Komposition der Halskrause die Funktion eines Sockels zukommen lassen Dieser tragt sicher das Oval des Kopfes und lasst in keinerlei Hinsicht den Eindruck einer Labilitat der Form noch der dargestellten Personlichkeit aufkommen 8 Studien zum Selbstbildnis BearbeitenDas Museum Wiesbaden besitzt zwei Bleistiftskizzen zu Jawlenskys Gemalde Selbstbildnis Inventarnummer Z 351 und Z 434i 9 Erstere zeigt bereits recht genau den architektonischen Aufbau des spateren Gemaldes Die Schultern als Fundament und die Halskrause als Sockel gebildet die schliesslich den Kopf tragt sind schon in der Zeichnung angelegt Sie wurde 1960 10 von dem damaligen Museumsdirektor Clemens Weiler erworben Die zweite Zeichnung skizziert den Portratkopf sehr summarisch Beiden ist allerdings gemein dass die Blickrichtung nach links geht wahrend Jawlensky im Gemalde in die andere Richtung schaut Unten links ist das Blatt bezeichnet A v Jawlensky Darunter in Druckbuchstaben in Bleistift von fremder Hand ausradiert aber noch lesbar SELBSTPORTRAIT Unten rechts findet sich eine Datierung ebenfalls von fremder Hand 1912 11 An der Echtheit der Zeichnung selbst lasst sich nicht zweifeln Der Vergleich zwischen Zeichnung und dem Gemalde zeigt dass sich Jawlensky in der endgultigen Bildfassung fur Veranderungen gegenuber der Zeichnung entschieden hat Es wird nicht nur deutlich dass er eine andere Ansichtsseite wahlte um sich besser in Szene setzen zu konnen sondern er hat auch den formalen Aufbau gefestigt 12 Japanische Einflusse BearbeitenZu Jawlenskys herausragenden Gemalden im Jahr 1912 zahlt zweifellos sein Selbstbildnis eine brillante Inszenierung der eigenen Person die ohne japanische Vorbilder nicht denkbar ist Auf viele Betrachter wirkt das Selbstbildnis befremdend Es ist der Blick aus den mit breitem Pinsel in dunkleren Farben umrandeten Augen der beim Anblick von Jawlenskys expressionistischen Portrats an Fremdlandisches erinnert Dazu tragt auch der ungewohnliche exotisch anmutende Farbauftrag im Gesicht bei In dieser Hinsicht wird gerne auf eine den Russen als typisch angelastete Masslosigkeit verwiesen woruber sich Jawlensky schon in seinen fruhen Munchner Jahren geargert und wogegen er sich gewehrt hat 13 Ein Blick auf die noch erhaltenen Blatter von Jawlenskys Japansammlung 14 insbesondere das Schauspielerbildnis von Toyohara Kunichika 15 macht hingegen deutlich dass auch in der japanischen Kunst eine Quelle seiner kunstlerischen Inspiration zu sehen ist 16 Dies zumal Kunichika als Spezialist fur Okubi e Bilder 17 Grosskopf Darstellungen gilt 18 Er verzierte das Gesicht seines Buhnenkunstlers mit einer im Kabuki Theater 19 angewandten dicken und maskenhaften Schminktechnik Kumadori 20 Die Sujiguma die roten Linien im Gesicht des Schauspielers symbolisieren Rechtschaffenheit Willensstarke und Leidenschaft wahrend die blaue Zeichnung negativ besetzt ist 21 Beide Kunstler Kunichika und Jawlensky zielten darauf ab das Wesen eines Menschen darzustellen und nutzten hierzu in ubereinstimmender Weise auch die drei Grundfarben Gelb Rot und Blau die sie mit den Komplementarfarben Violett Grun und Orange in ein Gleichgewicht brachten Bei aller Verwandtschaft im Umsetzen ihres Anliegens ging Jawlensky jedoch weit uber seinen japanischen Kollegen hinaus Kunichika benotigte noch Attribute Schwert und Kriegergewand um seinen Schauspieler als furchtlosen Kriegshelden erkenntlich machen zu konnen Jawlensky verzichtete dagegen auf die ublichen Accessoires eines Malers Pinsel und Palette Ihm genugte der Einsatz rein kunstlerischer Mittel namlich Form und Farbe um zu dem gleichen Ergebnis hier der Darstellung eines selbstbewussten erfolgreichen Malers zu kommen Als Jawlensky die japanischen Holzschnitte kennenlernte und aus ihnen schopfte um sein eigenes Werk zu erneuern hatte die Aufgeschlossenheit fur japanische Kunst in der westlichen Kunstgeschichte schon Tradition Er anverwandelte sich wie kein europaischer Maler vor ihm die japanische Meisterschaft Charaktere zu erfassen und Gemutszustande als sein Markenzeichen ins Bild zu setzen Nicht nur das expressionistische Werk des Kopf Malers Jawlensky ist davon gepragt sondern reicht uber die Serien seiner Variationen Mystischen Kopfe Heilandsgesichte Abstrakten Kopfe und Christuskopfe 22 bis hin zu den Meditationen seines Spatwerks 23 Literatur BearbeitenMaria Jawlensky Lucia Pieroni Jawlensky Angelica Jawlensky Hrsg Alexej von Jawlensky Catalogue Raisonne of the oil paintings Bd 1 Munchen 1991 S 367 f Nr 477 Clemens Weiler Alexej Jawlensky Koln 1959 S 236 Nr 132 Clemens Weiler Alexej Jawlensky Kopfe Gesichte Meditationen Hanau 1970 S 142 Nr 95 Ausstellungskatalog Jawlenskys japanische Holzschnittsammlung Eine marchenhafte Entdeckung Edition der Verwaltung der Staatlichen Schlosser und Garten Bad Homburg v d H Nr 2 1992 Ingrid Koszinowski Alexej von Jawlensky Gemalde und graphische Arbeiten aus der Sammlung des Museums Wiesbaden Wiesbaden 1997 S 17 Bernd Fathke Von Werefkins und Jawlenskys Faible fur die japanische Kunst In Ausstellungskatalog die zartlichen geistvollen Phantasien Die Maler des Blauen Reiter und Japan Schlossmuseum Murnau 2011 S 124 f Ingrid Koszinowski Alexej von Jawlensky Gemalde und graphische Arbeiten aus der Sammlung des Museums Wiesbaden Spangenberg 1997 Gemalde Nr 15 Einzelnachweise Bearbeiten m a Jawlenski Portrat zeitweise untergetaucht Verkaufer und Makler noch im dunkeln Wiesbadener Tagblatt 24 Februar 1973 eg Jawlensky oder Ampel Beirat Rambach will die 300 000 DM anders verwendet sehen Wiesbadener Kurier 14 Februar 1973 Bruno Russ Jawlensky oder Ampel das ist nicht die Frage Warum die Stadt Wiesbaden dem Ankauf zustimmen sollte Wiesbadener Kurier 2 Marz 1973 Ingrid Koszinowski Alexej von Jawlensky Gemalde und graphische Arbeiten aus der Sammlung des Museums Wiesbaden Wiesbaden 1997 S 27 Es soll sich jedoch um ein quadratisches Format handeln meint Roman Zieglgansberger in Alexej Jawlensky Koln 2016 S 5 Ingrid Koszinowski Alexej von Jawlensky Gemalde und graphische Arbeiten aus der Sammlung des Museums Wiesbaden Wiesbaden 1997 S 27 Clemens Weiler Alexej Jawlensky Koln 1959 S 236 Nr 132 Clemens Weiler Alexej Jawlensky Kopfe Gesichte Meditationen Hanau 1970 S 142 Nr 95 Maria Jawlensky Lucia Pieroni Jawlensky and Angelica Jawlensky Hrsg Alexej von Jawlensky Catalogue Raisonne of the oil paintings Bd 1 Munchen 1991 Nr 477 S 367 f Abb S 378 Clemens Weiler Alexej Jawlensky Koln 1959 S 80 Bernd Fathke Jawlenskys Selbstbildnis Das besondere Bild zum 45 Todesjahr von Alexej Jawlensky M S Museum Wiesbaden Juni 1986 S 5 Bernd Fathke Alexej Jawlensky Zeichnung Graphik Dokumente Ausstellungskatalog Museum Wiesbaden 1983 Tafel 14 und 15 Ingrid Koszinowski Alexej von Jawlensky Gemalde und graphische Arbeiten aus der Sammlung des Museums Wiesbaden Wiesbaden 1997 S 61 Ingrid Koszinowski Alexej von Jawlensky Gemalde und graphische Arbeiten aus der Sammlung des Museums Wiesbaden Wiesbaden 1997 S 61 Bernd Fathke Alexej Jawlensky Zeichnung Graphik Dokumente Ausstellungskatalog Museum Wiesbaden 1983 S 24 Alexej Jawlensky Lebenserinnerungen In Clemens Weiler Hrsg Alexej Jawlensky Kopfe Gesichte Meditationen Hanau 1970 S 108 Bernd Fathke Jawlenskys Vorbilder 1880 1921 In Ausstellungskatalog Jawlenskys japanische Holzschnittsammlung Eine marchenhafte Entdeckung Edition der Verwaltung der Staatlichen Schlosser und Garten Bad Homburg v d H Nr 2 1992 S 38 f Ildiko Klein Bednay Jawlenskys japanische Holzschnittsammlung In Ausstellungskatalog Jawlenskys japanische Holzschnittsammlung Eine marchenhafte Entdeckung Edition der Verwaltung der Staatlichen Schlosser und Garten Bad Homburg v d H Nr 2 1992 S 145 Tafel 72 Bernd Fathke Der Held vom Kabuki Theater Alexej Jawlensky sammelte japanische Holzschnitte WELTKUNST 06 2006 S 16 ff Friedrich B Schwan Handbuch japanischer Holzschnitt Hintergrunde Techniken Themen und Motive Munchen 2003 S 462 Ildiko Klein Bednay Jawlenskys japanische Holzschnittsammlung In Ausstellungskatalog Jawlenskys japanische Holzschnittsammlung Eine marchenhafte Entdeckung Edition der Verwaltung der Staatlichen Schlosser und Garten Bad Homburg v d H Nr 2 1992 S 145 f Bernd Fathke Der Held vom Kabuki Theater Alexej Jawlensky sammelte japanische Holzschnitte WELTKUNST 06 2006 S 16 ff Thomas Leims Kabuki Text versus Schauspielkunst In Klassische Theaterformen Japans Einfuhrungen zu Noo Bunraku und Kabuki Hrg Japanisches Kulturinstitut Koln Koln Wien 1983 S 75 Friedrich B Schwan Handbuch japanischer Holzschnitt Hintergrunde Techniken Themen und Motive Munchen 2003 S 443 Bernd Fathke Jawlensky und seine Weggefahrten in neuem Licht Munchen 2004 S 181 Bernd Fathke Von Werefkins und Jawlenskys Faible fur die japanische Kunst In Ausstellungskatalog die zartlichen geistvollen Phantasien Die Maler des Blauen Reiter und Japan Schlossmuseum Murnau 2011 S 124 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Selbstbildnis 1912 Jawlensky amp oldid 219887689