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Der Seifen Ritterling Tricholoma saponaceum ist eine Pilzart aus der Familie der Ritterlingsverwandten Tricholomataceae Er gehort zu einem Artenaggregat das durch seifenartigen Geruch und zumindest in der Stielbasis rotendes Fleisch gekennzeichnet 2 Die Fruchtkorper erscheinen zwischen August und November im Laub und Nadelwald Der Seifenritterling gilt als schwach giftig 3 Seifen RitterlingDer Seifen Ritterling Tricholoma saponaceum SystematikKlasse AgaricomycetesUnterklasse AgaricomycetidaeOrdnung Champignonartige Agaricales Familie Ritterlingsverwandte Tricholomataceae Gattung Ritterlinge Tricholoma Art Seifen RitterlingWissenschaftlicher NameTricholoma saponaceum Fr P Kumm 1 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Makroskopische Merkmale 1 2 Mikroskopische Merkmale 2 Artabgrenzung 3 Okologie 4 Verbreitung 5 Systematik 5 1 Infragenerische Systematik 5 2 Unterarten und Varietaten 6 Speisewert 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenMakroskopische Merkmale Bearbeiten Der trockene nicht schmierige Hut ist 3 11 cm breit anfangs halbkugelig spater gewolbt bis abgeflacht Oft ist er mehr oder weniger unregelmassig verbogen oder gebuckelt Die Huthaut ist kahl und mehr oder weniger matt und glatt Sie kann aber auch schwach eingewachsen faserig und in der Hutmitte feinschuppig sein bzw radial bis schuppig aufreissen Bei Feuchtigkeit wird sie hochstens leicht schmierig Die Hutfarbe ist sehr variabel Der Hut ist graugrunlich grauoliv graugrun dunkel olivgrau bis braunoliv gefarbt Der Hutrand ist blasser als die Hutmitte und ist blass schwefelgelblich blass graugrun bis blass olivgrau gefarbt Der Hutrand ist nach unten gebogen und uberragt die Lamellen etwas 2 Die breiten entfernt stehenden Lamellen sind ausgebuchtet am Stiel angewachsen Sie sind cremeweiss blass gelblich bis olivgraulich gefarbt die Schneiden verfarben sich bisweilen oliv bis zimtfarben 2 Das Sporenpulver ist weiss Der zylindrische gern verbogene 5 10 cm lange und 0 7 2 5 cm breite Stiel ist oft spindelformig an der Stielbasis sich verjungend Er ist weiss cremeweisslich blass gelb bis lederfalb gefarbt und haufig blass oliv bis graubraun schuppig oder genattert 2 Das ziemlich feste Fleisch ist weiss bis blass lederfalb und verfarbt nach Verletzung bzw nach dem Durchschneiden langsam rosalich Besonders stark rotet die Stielbasis Der Fruchtkorper riecht schwach aber meist gut erkennbar nach unparfumierter Seife Waschkuche 2 Es schmeckt schwach mehlig und manchmal auch etwas bitter 2 Ganz junge frische Exemplare riechen mehr oder weniger neutral Haufig ist der Geruch erst nach einigen Stunden deutlich wahrnehmbar 3 4 5 Mikroskopische Merkmale Bearbeiten Die glatten elliptischen Sporen sind inamyloid und 5 6 µm lang und 3 4 µm breit Sie sind durchscheinend hyalin und enthalten teilweise Tropfen Die Cheilozystiden sind irregular zylindrisch haufig verbogen und teils auch verzweigt Sie messen 20 30 2 5 4 µm Die Huthaut ist eine wenig differenzierte lockere Cutis aus 5 15 µm breiten Hyphen deren Zellen 35 200 µm lang sind Schnallen treten haufig auf 2 Artabgrenzung BearbeitenDer Seifenritterling gehort zu Untergattung Contextocutis 6 deren Vertreter meist nach unparfumierter Seife riechen und zumindest in der Stielbasis roten Die Arten dieser Sektion sind teils schwer abgrenzbar und molekulargenetisch zeigt sich dass hier moglicherweise noch weitere Arten zu definieren und beschreiben sind 2 Da der Seifenritterling im engen Sinn zudem farblich und hinsichtlich der Schuppigkeit von Hut und Stiel sehr variabel ist ist eine exakte Bestimmung auch dadurch erschwert 2 Ahnliche europaische Arten in Tricholoma subg Contextocutis Tricholoma sudum kann dem Seifenritterling im engen Sinn sehr ahnlich sehen ist aber rein grau gefarbt olivgrune Tone fehlen Der Hut ist zudem feucht etwas schmierig Der Geruch ist eine Mischung aus schwachem Mehlgeruch und Waschkuche Auch die Bindung an Nadelbaumen hilft bei der Unterscheidung 2 Tricholoma boudieri ist ebenfalls deutlich grau gefarbt und kommt wie der Seifenritterling im engen Sinn im Laubwald vor kann aber in Sudeuropa auch im Nadelwald fruktifizieren Diese Art rotet aber viel starker Insbesondere roten hier auch die Lamellen und der Hutrand bzw die Huthaut auf Druck was beim Seifenritterling im engen Sinn nicht der Fall ist 2 Tricholoma rapipes ist gut durch dessen meist dominanten Gelbtone des Hutes einen deutlich wurzelnden Stiel und das Vorkommen im Nadelwald abgrenzbar 2 Starker grau gefarbte Kollektionen werden leicht als Seifenritterling im engen Sinn fehlbestimmt 2 Verwechslungen sind auch mit Ritterlingen aus anderen Sektionen moglich wenn man sich beim Erkennen primar auf den Seifengeruch verlasst denn besonders junge frische Exemplare bilden nicht immer den typischen Geruch im Gelande aus Aber nach ein paar Stunden mitunter auch erst am Tage nach dem Sammeln sind die untruglichen Merkmale wie der charakteristische Seifenlaugengeruch und das Roten des Pilzes an verletzten Stellen feststellbar Bei Pilzen mit einem dunkel gefarbten Hut ist der hellere Hutrand ein gutes Erkennungszeichen fur Vertreter der Untergattung Contextocutis 5 Okologie BearbeitenDer Seifen Ritterling ist ein Ektomykorrhizapilz verschiedener Laubbaume wie z B Buche Fagus Eiche Quercus Hasel Corylus oder Linde Tilia 2 Da bis vor Kurzem der Seifenritterling in einem weiten Sinn aufgefasst wurde galt er als Art der Laub und Nadelwalder Vermutlich sind vermeintliche Nadelwaldkollektionen andere nah verwandten Arten zuzuordnen 2 Die genaue Okologie des Seifenritterlings im engen Sinn ist durch die meist fur das gesamte Artenaggregat als Ganzes vorliegenden Angaben durch zukunftige Beobachtungen und genaue Bestimmungen zu erarbeiten 2 Verbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitung des Seifen Ritterlings in Europa Grun eingefarbt sind Lander in denen der Milchling nachgewiesen wurde Weiss dargestellt sind Lander in denen der Ritterling bisher noch nicht nachgewiesen wurde Grau dargestellt sind Lander ohne Quellenangaben oder Lander die ausserhalb von Europa liegen 7 8 9 10 11 12 Der Seifen Ritterling im engen Sinn wurde in Nordamerika Japan und Europa nachgewiesen 2 In Europa ist die Art weit verbreitet aber nur regional haufig 2 In Sudeuropa ist er von Spanien bis in die Ukraine im Ostsudosten verbreitet In Westeuropa kommt er in Frankreich den Beneluxstaaten und Grossbritannien vor und ist dort nordwarts bis zu den Hebriden verbreitet Man findet ihn in ganz Mitteleuropa und in Osteuropa kommt er in Weissrussland Russland und der Ukraine vor In Nordeuropa ist er in ganz Fennoskandinavien verbreitet In Finnland reicht sein Verbreitungsgebiet nordwarts bis zum 70 Breitengrad ausserdem kommt er auch auf Island vor In Deutschland ist er von der danischen Grenze bis in die Alpen hinein weit verbreitet 13 dabei wechseln sich Auflockerungs und Verdichtungsgebiete ab Auch in Osterreich 14 ist der Ritterling haufig 9 Diese Angaben beziehen sich aber auf das gesamte Artenaggregat und nicht auf den Seifenritterling im engen Sinn Systematik BearbeitenInfragenerische Systematik Bearbeiten Der Seifen Ritterling ist die Typusart der Untergattung Contextocutis Singer und die Typusart der Sektion Saponacea M Bon Die Vertreter der Untergattung haben eine wenig differenzierte Huthaut die eine lockere Cutis ist Schnallen kommen mehr oder weniger zahlreich vor und das Pigment befindet sich vorwiegend in Vakuolen Die Vertreter der Sektion haben eine Stielbasis die bei Verletzung rotet und sie riechen charakteristisch nach Seife oder Waschkuche 3 Unterarten und Varietaten Bearbeiten Folgende Varietaten gelten Stand 2013 noch als zum Seifenritterling im engen Sinn zugehorig 2 Tricholoma saponaceum var ardosiacum Bres 1927 besonders dunkelschuppig Tricholoma saponaceum var atrovirens Pers Sacc 1887 Graubraunlich mit grunlichen Beitonen Hut manchmal mit schwarzlichen Schuppchen 5 9 Tricholoma saponaceum var cnista Krombholz J E Lange 1933 Die Fruchtkorper sind durchweg weiss Tricholoma saponaceum var squamosum Cooke Rea 1922 dunkelhutig und mit dunklen blaugrunen Schuppchen am Stiel Speisewert BearbeitenDer Seifenritterling ist ein Giftpilz Seifenritterlinge enthalten Saponaceolide stark zytotoxische Terpenoide 15 Zudem verursacht er Brechdurchfalle Rohe Seifenritterlinge enthalten zudem Hamolysine Blut zersetzende Stoffe Gut abgekocht wurde er in historischen Quellen beispielsweise wahrend des Zweiten Weltkriegs zur Verwendung im Mischgericht empfohlen da kleinere Mengen keine erkennbaren Symptome verursachen 16 Teils wurde damals sogar die Verwendung grosserer Mengen als saure Pilze eingekocht und in heissem Essigwasser eingelegt zum Verzehr empfohlen 16 Die zytotoxischen Eigenschaften waren damals allerdings noch nicht bekannt Hinsichtlich der bekannten Magen Darm Gifitgkeit und der Zytotoxizitat der Inhaltsstoffen sind solche Verzehrempfehlungen die der Volksernahrung im Zweiten Weltkrieg dienen sollten heutzutage nicht auszuprobieren sondern im historischen Kontext zu bewerten Einzelnachweise Bearbeiten Paul Kummer Der Fuhrer in die Pilzkunde Anleitung zum methodischen leichten und sicheren Bestimmen der in Deutschland vorkommenden Pilze 2 Auflage G Luppe Hof Buchhandlung Zerbst 1882 S 126 biodiversitylibrary org a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Morten Christensen amp Jacob Heilmann Clausen The genus Tricholoma In Fungi of Northern Europe Band 4 Danish Mycological Society Copenhagen 2013 ISBN 978 87 983581 8 3 a b c Marcel Bon Hrsg Pareys Buch der Pilze Franckh Kosmos Verlag Stuttgart 2005 ISBN 3 440 09970 9 S 150 Hans E Laux Hrsg Der Kosmos PilzAtlas Franckh Kosmos Verlag Stuttgart 2002 ISBN 3 440 10622 5 S 66 a b c Ewald Gerhart Hrsg Pilze Band 1 Lamellenpilze Taublinge Milchlinge und andere Gruppen mit Lamellen Intersivfuhrer Spektrum der Natur BLV Band 1 BLV Verlagsgesellschaft Munchen Wien Zurich 1984 ISBN 3 405 12927 3 S 82 J Heilmann Clausen M Christensen T G Froslev R Kjoller Taxonomy of Tricholoma in northern Europe based on ITS sequence data and morphological characters In Persoonia Molecular Phylogeny and Evolution of Fungi Band 38 Nr 1 30 Juni 2017 ISSN 0031 5850 S 38 57 doi 10 3767 003158517X693174 Tricholoma saponaceum Pilzoek Datenbank abgerufen am 18 April 2012 Weltweite Verbreitung von Tricholoma saponaceum In GBIF Portal data gbif org Abgerufen am 19 Marz 2012 a b c German Josef Krieglsteiner Hrsg Andreas Gminder Die Grosspilze Baden Wurttembergs Band 3 Standerpilze Blatterpilze I Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3536 1 S 571 Cvetomir M Denchev Boris Assyov CHECKLIST OF THE MACROMYCETES OF CENTRAL BALKAN MOUNTAIN BULGARIA In Mycotaxon Band 111 2010 S 279 282 mycotaxon com PDF 592 kB Z Tkalcec amp A Mesic Preliminary checklist of Agaricales from Croatia V Families Crepidotaceae Russulaceae and Strophariaceae In Mycotaxon Band 88 2003 ISSN 0093 4666 S 289 cybertruffle org uk abgerufen am 9 Januar 2012 G I Zervakis et al Mycodiversity studies in selected ecosystems of Greece II Macrofungi associated with conifers in the Taygetos Mountain Peloponnese In Mycotaxon 83 2002 S 97 126 archiviert vom Original nicht mehr online verfugbar am 24 September 2015 abgerufen am 18 April 2012 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www cybertruffle org uk Tricholoma saponaceum im Pilz Verbreitungsatlas Deutschland In Pilzkartierung 2000 Online brd pilzkartierung de Abgerufen am 19 Marz 2012 Mykologische Datenbank Osterreichische Mykologische Gesellschaft 2021 abgerufen am 3 November 2023 Davide Gozzini Giorgio Giacomo Mellerio Gianluca Gilardoni Marco Clericuzio amp Giovanni Vidari New Terpenoids from Tricholoma saponaceum In Natural Product Communications Band 13 Nr 9 2018 S 1097 1100 a b Br Hennig Berlin Zur Frage der Essbarkeit einiger Pilze In Deutsche Blatter fur Pilzkunde Band 2 Nr 2 1940 S 16 17 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tricholoma saponaceum Album mit Bildern Videos und Audiodateien Tricholoma saponaceum In Funghi in Italia funghiitaliani it Abgerufen am 18 April 2012 italienisch Gute Fotos vom Seifen Ritterling Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Seifen Ritterling amp oldid 239652633