www.wikidata.de-de.nina.az
Ein maschineller Scherkopf ist ein Bestandteil eines elektrischen Rasierers und setzt sich aus den Komponenten Klingen und Scherfolie zusammen Dabei ist die Scherfolie fest angebracht wahrend sich die Klingen als Klingenblock darunter bewegen Moderner ScherkopfModerne Scherkopfe besitzen einen komplexen Aufbau und bestehen oft aus mehreren kleineren Schereinheiten die zusammengenommen einen starken Einfluss auf das Rasierverhalten nehmen Einzelne Schereinheiten sind fur sich flexibel gelagert wodurch sich die Schereinheit als ganzes ergonomisch unterschiedlichen Gesichtsformen anpassen kann und ein grundlicheres Rasurergebnis erzielt Der Schervorgang wird massgeblich durch die Scherpartner Klinge und Scherfolie beeinflusst Auf die Rasur einflussnehmende Faktoren wie die Abnutzung das Scherverhalten und mogliche Hautirritationen werden durch unterschiedliche Geometrien und die Materialauswahl bestimmt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Scherfolie 1 1 Geometrie 1 2 Werkstoffe und Fertigung 1 3 Verschleiss 2 Klingen 2 1 Geometrie 2 2 Werkstoffe und Fertigung 2 3 Verschleiss 3 EinzelnachweiseScherfolie BearbeitenGeometrie Bearbeiten Moderne Scherfolien 2014 weisen eine ahnliche Sechskantlocher Struktur auf 2 wie historische Scherfolien 1959 Wahrend die Struktur beim alten Modell uber die gesamte Folie hinweg gleichmassig ist ist bei der Folie des aktuellen Modells eine Verzerrung des Musters nach aussen hin vorhanden Diese aussert sich sowohl in einer Verzerrung der Sechsecke als auch in einer teilweisen Reduktion auf funf Ecken Diese Geometrie erinnert an das Zusammenspiel von Funf und Sechsecken und sorgt fur eine luckenlose Struktur wie die eines Fussballs Ikosaederstumpf Ausserdem sind die Locher der neuen Scherfolie wesentlich kleiner als fruher Werkstoffe und Fertigung Bearbeiten nbsp Scherfolie 1959 im geatzten SchliffScherfolien werden aus dem Werkstoff Nickel gefertigt Diesbezuglich gab es in den letzten 50 Jahren keine Anderung Die Verwendung ist im Zuge der Rasur und insbesondere der Nassrasur vor allem deshalb sinnvoll da dieser Werkstoff eine hohe Korrosionsbestandigkeit gerade bei Kontakt mit Alkalien Seifen aufweist 3 4 Die Scherfolie weist eine hohe Harte auf die bei Nickelwerkstoffen vor allem durch Kaltumformungen erzeugt werden kann 5 Eine hohe Harte ist fur die Schnitthaltigkeit der Schneidekanten unerlasslich Aufgrund der guten Kaltumformbarkeit und der hohen Duktilitat 6 ist zu vermuten dass die Folie zunachst als dunnes Blech gewalzt und anschliessend durch einen Stanzvorgang in die endgultige Struktur gebracht wurde Zu bemerken ist die Verwendung von Nickel trotz einer grossen Anzahl von Verbrauchern mit einer entsprechenden Allergie 7 Begrunden lasst sich dies mit den Vorteilen in der Fertigung und damit dass der Hautkontakt mit Nickel erst ab einem Migrationslimit von 0 5 mg cm Woche ein tatsachliches Risiko der allergischen Reaktion darstellt 8 Des Weiteren besteht das Risiko lediglich bei Kontakt mit Schweiss da dann Nickelionen freigesetzt werden und diese durch die Haut in den Korper gelangen 9 nbsp EDX Spektrum Scherfolie Oberseite von 1959Ender der 1950er Jahre wurde die Scherfolie mit Edelmetall beschichtet was unter dem Begriff platinbeschichtet werbewirksam eingesetzt wurde 10 In einer energiedispersiven Rontgenspektralanalyse lasst sich jedoch feststellen dass die Beschichtung aus den Elementen Platin und Palladium besteht Der Anteil von Palladium ist hoher als der von Platin 1 Palladium wurde vermutlich eingesetzt um die Herstellungskosten zu reduzieren Die Beschichtung sorgt fur eine erhohte Kratzfestigkeit 11 Moglicherweise wird aus Kostengrunden bei den neueren Modellen auf eine Edelmetallbeschichtung komplett verzichtet Verschleiss Bearbeiten nbsp Scherfolie Innenseite von 1959Die im Abschnitt Werkstoffe vorgenommene Analyse hinsichtlich der Beschichtung erklart warum die Oberflache der neuen Folie im Vergleich zu dem alteren Modell einen erhohten Verschleiss aufweist In REM Bildern ist zu erkennen dass auf der Aussenseite der Scherfolie von 1959 wesentlich weniger Kratzer vorhanden sind Die erhohte Kratzfestigkeit ist dabei auf den Werkstoff der Beschichtung zuruckzufuhren und nicht auf die Harte nach Vickers des Grundmaterials 12 In der Prufung des Querschliffs liegen mit 634 HV 0 05 beim neueren Modell und 595 HV 0 05 beim alteren die Hartewerte in der gleichen Grossenordnung Eine hohere Harte durch die Beschichtung ist nicht festzustellen da diese mit weniger als 1 mm Starke sehr dunn ist 1 nbsp Scherfolie Innenseite von 2014Auf den Innenseiten der beiden Modelle sind jeweils Riefen in Bewegungsrichtung der Klingen zu erkennen welche auf die direkte Interaktion von Klinge und Folie beim Schervorgang hinweisen Bei naherer Betrachtung der Sechskantlocher fallt auf dass die Abnutzung in den Ecken im Vergleich zu den Stegen vermehrt auftritt Dies lasst sich auf das Zusammentreffen von Haar Scherfolie und Klinge in der Ecke zuruck fuhren 1 Klingen BearbeitenGeometrie Bearbeiten Bei einem untersuchten Rasierapparat aus dem jahre 1959 wurden 24 Klingen mit rechteckigem Querschnitt in einen Block aus Metall eingebettet Diese sind nicht senkrecht zur Scherrichtung angeordnet sondern leicht angewinkelt Der wesentlich kleinere Rasierblock aus dem Jahr 2014 wird als ein Gussteil produziert und besteht aus 31 einzelnen Klingen Diese haben einen trapezformigen Querschnitt mit konkav ausgeformten Seitenflachen und stehen senkrecht zur Bewegungsrichtung nbsp Schermesser 2014 im SchnittWahrend die Klingenradien mit etwa 1 5 mm bei beiden Modellen gleich sind zeigen sich deutliche Unterschiede beim Vergleich der Schnittwinkel die vermutlich massgeblichen Einfluss auf das Rasurergebnis haben Mit einem Winkel von ca 55 kann man bei der neueren Klinge von einem schneidenden Abscheren der Barthaare sprechen wohingegen bei der alteren Klinge mit einem Winkel von ca 90 eher ein stumpfes Abscheren stattfindet 1 Werkstoffe und Fertigung Bearbeiten Bei den in der Mitte des 20 Jahrhunderts gefertigten Klingenblocken wurde fur die Klingen ein Chromstahl verwendet Im Zuge eines Druckgussverfahrens wurden die Klingen in einer tertiaren Aluminium Silicium Legierung eingebettet Diese weist ausgezeichnete Eigenschaften in der Giessbarkeit auf 13 Im geatzten Schliff zeigt sich in der AlSi Legierung ein unregelmassiges zweiphasiges Mischgefuge nbsp Schaubild geatzter Schliff eingebettete Klinge in Aluminium und Gefugeentstehung beim Abkuhlvorgang Klingenblock 1959 Wahrend des Druckgussvorgangs wird die Warme des Aluminiumblocks vom flussigen Inneren nach aussen abgeleitet Durch diesen Warmefluss wird die Abkuhlung des gegossenen Materials beeinflusst was sich im Gefuge zeigt Durch aussere Abkuhlung am Materialuberschuss der teilweise seitlich an den Klingen vorzufinden ist kuhlt dieser Bereich sehr schnell ab und es entsteht ein ungeordnetes Gefuge mit wenig Diffusionsvorgangen beim Erkalten Ergebnis ist ein ungeordnetes kleinkorniges Gefuge Benachbart bildet sich ein V formiger Bereich aus Aluminiumkornern Dort liegt eine ausgepragte Dendritenstruktur vor deren Entstehung auf eine geringere Abkuhlgeschwindigkeit schliessen lasst 13 Aufgrund der verlangsamten Erstarrung liegen im dritten Bereich grossere Aluminiumkorner in einer Matrix aus einer AlSi Phase vor Im Harteverlauf nach Vickers des martensitischen Klingenquerschnitts der von einem Hartewert von 600 HV 0 05 im Innern bis zu einem Wert von 683 HV 0 05 im ausseren Bereich der Klinge liegt ist ein Anlasseffekt des Stahls durch den Druckguss vorzufinden 1 nbsp EDX Spektrum auf Oberseite Klinge von 2014 Grundmaterial mit Uberlagerung Chromschicht und aufgespattertem GoldDurch die Schwindung des Aluminiums beim Erkalten entstehen Hohlraume zwischen Klinge und AlSi Fassung sodass nur noch partiell Kontakte zwischen den Komponenten vorhanden sind und somit eine unzureichende Verbindung vorhanden ist Dies kann im Laufe der Benutzung zu Bauteilversagen fuhren In der Weiterentwicklung zeigt sich fur eine Klinge aus dem Jahr 2014 eine Optimierung dieser Problemstellung durch Reduktion auf ein Bauteilelement in der Scherklinge Trotz einer geringen Materialstarke von etwa 0 3 mm handelt es sich bei dieser Klinge um ein Gussteil wie in dem geatzten Querschliff und der Seitenansicht zu sehen ist Das harte martensitische Gefuge 720 HV 0 05 weist in beide Richtungen dieselbe Struktur auf und gibt somit Aufschluss uber den beschriebenen Fertigungsprozess 1 Die Verhaltnisse der Peaks im EDX Spektrum sind denen des Werkstoffs X153CrMoV12 sehr ahnlich 14 Aufgrund der hohen Karbiddichte im Gefuge ist der Werkstoff besonders widerstandsfahig gegenuber adhasiven und abrasiven Verschleiss und eignet sich daher gut fur Feinschneidwerkzeuge Zudem ist der Werkstoff einmal in Form gegossen massanderungsarm und eignet sich gut fur eine anschliessende Beschichtung 14 Eine solche zusatzliche Veredlung in Form einer dunnen Chrom Hartbeschichtung ist im Bild aus dem REM sowie als Peak im EDX Spektrum sichtbar Auch im Querschliff ist diese Schicht von etwa 1 mm zu erkennen 15 1 Verschleiss Bearbeiten nbsp Locher in Klinge 1959 Bei naherer Betrachtung der beiden Klingen weist die aus dem Jahr 1959 einen vergleichsweise hoheren Verschleiss auf als die aus dem Jahr 2014 Die Mangel der alteren Klinge sind an tieferen Kratzern und broseligen Stellen die vermutlich auf Korrosion zuruckzufuhren sind festzumachen Auf der Oberflache der neueren Klinge sind lediglich Schleifspuren und leichte Kratzer zu erkennen Schwerwiegendere Abnutzungsspuren werden vermutlich durch die oben genannten Materialeigenschaften verhindert Im Hartevergleich der beiden Klingen ergeben sich nur geringfugige Unterschiede 683 HV 0 05 Klinge 1959 720 HV 0 05 Klinge 2014 bei Harteprufung des Grundwerkstoffs im Querschliff weshalb der Grossteil der Abnutzung auf die fehlende Hartchromschicht und den niedriger legierten Werkstoff beim Modell von 1959 zuruckzufuhren ist 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Werkstoffkundliche Untersuchungen an Braun SM3 und Braun Series 9 am WAM der TH Koln Campus Gummersbach Gert Redlich Max Brauns Rasierer Teil 5 In Hifimuseum Artur Braun Januar 2014 abgerufen am 31 Mai 2018 Pure Nickel amp Other Alloys In Nickel Institute Nickel Institute abgerufen am 31 Mai 2018 englisch Peter Rauch Die Eigenschaften und Verwendung von Nickel und seine Legierungen Abgerufen am 31 Mai 2018 Heinrich Oettel Hermann Schumann Metallografie Hrsg Heinrich Oettel Hermann Schumann 15 Auflage WILEY VCH Weinheim 2011 ISBN 978 3 527 32257 2 S 371 Heinrich Oettel Hermann Schumann Metallografie Hrsg Heinrich Oettel Hermann Schumann 15 Auflage WILEY VCH Weinheim 2011 ISBN 978 3 527 32257 2 S 789 f Nickelfrei de Verbreitung Nickelfrei de Das Informationsportal fur Nickelallergiker Abgerufen am 31 Mai 2018 englisch Verordnung EG Nr 1907 2006 PDF Nickelfrei de Definition Nickelfrei de Das Informationsportal fur Nickelallergiker Abgerufen am 31 Mai 2018 englisch Die WELT Hrsg Die WELT Ausgabe vom 03 12 1968 Nr 282 3 Dezember 1968 S 5 Platin Beschichtung und Palladium Beschichtung surpro Abgerufen am 31 Mai 2018 Norm DIN EN ISO 4957 Werkzeugstahle DIN 31 Marz 2017 a b Heinrich Oettel Hermann Schumann Mettalografie Hrsg Heinrich Oettel Hermann Schumann 15 Auflage WILEY VCH Weinheim 2011 ISBN 978 3 527 32257 2 S 818 ff a b Dorrenberg Edelstahl GmbH Werkstoff Nr 1 2379 PDF In Dorrenberg es Dorrenberg Edelstahl GmbH abgerufen am 7 Juni 2018 Hartchrom Ernst Meuter GmbH amp Co KG Abgerufen am 8 Juni 2018 deutsch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scherkopf amp oldid 214866498