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Der Satz von Bing Nagata Smirnow nach R H Bing J Nagata und J M Smirnow ist ein Satz aus dem mathematischen Teilgebiet der Topologie der diejenigen topologischen Raume charakterisiert deren Topologie durch eine Metrik definiert werden kann Inhaltsverzeichnis 1 Das Problem 2 Topologische Begriffe 3 Formulierung des Satzes 4 Bemerkungen 4 1 Historische Bemerkung 4 2 Raume mit abzahlbarer Basis 4 3 Verallgemeinerungen metrischer Raume 5 LiteraturDas Problem BearbeitenBei einer ersten Abstraktion der in R displaystyle mathbb R nbsp oder R n displaystyle mathbb R n nbsp untersuchten Konvergenz stellt man fest dass es genugt einen Abstandsbegriff zu haben Das fuhrt zwanglos zum Begriff des metrischen Raums In einer weiteren Abstraktion bezieht man sich nur noch auf offene Mengen und kommt so zum topologischen Raum Nicht jeder topologische Raum ist metrisierbar Nicht zu jedem topologischen Raum existiert eine Metrik sodass sich die offenen Mengen jener Topologie genau aus den durch den Abstandsbegriff der Metrik definierten offenen Kugeln ergeben Es liegt daher nahe zu fragen welche topologischen Raume metrisierbar sind wobei man nach Bedingungen sucht die nicht uber Strukturen oder Eigenschaften argumentieren die sich nicht ausgehend von beliebigen topologischen Raumen definieren konnen wie etwa Metriken auch im Falle metrisierbarer Raume lasst sich nicht die Metrik des Raums definieren Dies ist das sogenannte Metrisationsproblem das lange offen war und durch den Satz von Bing Nagata Smirnow gelost wurde Topologische Begriffe BearbeitenDie zur Charakterisierung der metrischen Raume erforderlichen topologischen Begriffe werden hier kurz zusammengestellt Raumklassen mit rein topologischen Definitionen sind Hausdorffraum Ein topologischer Raum X displaystyle X nbsp ist Hausdorffraum wenn es zu je zwei verschiedenen Punkten x y X displaystyle x y in X nbsp disjunkte offene Mengen U V X displaystyle U V subset X nbsp gibt mit x U displaystyle x in U nbsp und y V displaystyle y in V nbsp Regularer Raum Ein topologischer Raum X displaystyle X nbsp heisst regular wenn es zu jeder abgeschlossenen Menge A X displaystyle A subset X nbsp und jedem x X A displaystyle x in X setminus A nbsp disjunkte offene Mengen U V X displaystyle U V subset X nbsp gibt mit A U displaystyle A subset U nbsp und x V displaystyle x in V nbsp Auch die folgenden Begriffe sind rein topologischer Natur das heisst ihre Definitionen verwenden nur offene Mengen Eine Familie V displaystyle mathcal V nbsp von Teilmengen eines topologischen Raums X displaystyle X nbsp heisst diskret wenn es zu jedem Punkt x X displaystyle x in X nbsp eine offene Menge U X displaystyle U subset X nbsp gibt mit x U displaystyle x in U nbsp und U V displaystyle U cap V emptyset nbsp fur alle V V displaystyle V in mathcal V nbsp bis auf hochstens eine Ausnahme Eine Familie V displaystyle mathcal V nbsp von Teilmengen eines topologischen Raums X displaystyle X nbsp heisst lokalendlich wenn es zu jedem Punkt x X displaystyle x in X nbsp eine offene Menge U X displaystyle U subset X nbsp gibt mit x U displaystyle x in U nbsp und U V displaystyle U cap V emptyset nbsp fur alle V V displaystyle V in mathcal V nbsp bis auf hochstens endlich viele Ausnahmen Eine Familie V displaystyle mathcal V nbsp von Teilmengen eines topologischen Raums X displaystyle X nbsp heisst s displaystyle sigma nbsp diskret wenn es abzahlbar viele diskrete Systeme V n displaystyle mathcal V n nbsp gibt mit V n N V n displaystyle mathcal V bigcup n in mathbb N mathcal V n nbsp Entsprechend heisst V displaystyle mathcal V nbsp s displaystyle sigma nbsp lokalendlich wenn es abzahlbar viele lokalendliche Systeme V n displaystyle mathcal V n nbsp gibt mit V n N V n displaystyle mathcal V bigcup n in mathbb N mathcal V n nbsp Eine Familie V displaystyle mathcal V nbsp von Teilmengen eines topologischen Raums X displaystyle X nbsp heisst eine Basis des Raums wenn jedes V V displaystyle V in mathcal V nbsp offen ist und jede offene Menge in X displaystyle X nbsp als Vereinigung von Mengen aus V displaystyle mathcal V nbsp geschrieben werden kann Formulierung des Satzes BearbeitenDer folgende Satz von Bing Nagata Smirnow lost das Metrisationsproblem Fur einen topologischen Raum X displaystyle X nbsp sind folgende Aussagen aquivalent X displaystyle X nbsp ist metrisierbar X displaystyle X nbsp ist ein regularer Hausdorffraum mit einer s displaystyle sigma nbsp diskreten Basis X displaystyle X nbsp ist ein regularer Hausdorffraum mit einer s displaystyle sigma nbsp lokalendlichen Basis Bemerkungen BearbeitenHistorische Bemerkung Bearbeiten Der Metrisierbarkeitssatz wurde Anfang der 1950er Jahre unabhangig von Bing Nagata und Smirnow gefunden die Version mit der s displaystyle sigma nbsp diskreten Basis stammt von Bing die Version mit der s displaystyle sigma nbsp lokalendlichen Basis stammt ebenfalls unabhangig von Nagata und Smirnow Bereits in den 1920er Jahren waren von Urysohn Spezialfalle bewiesen worden Ein normaler Raum mit einer abzahlbaren Basis ist homoomorph zu einer Teilmenge des Hilbertraums ℓ 2 displaystyle ell 2 nbsp und daher metrisierbar Ein kompakter Hausdorffraum ist genau dann metrisierbar wenn er eine abzahlbare Basis besitzt Raume mit abzahlbarer Basis Bearbeiten Eine wichtige Folgerung aus obigem Satz von Bing Nagata Smirnow ist Fur topologische Raume mit einer abzahlbaren Basis sind folgende Aussagen aquivalent X displaystyle X nbsp ist metrisierbar X displaystyle X nbsp ist parakompakter Hausdorffraum X displaystyle X nbsp ist normaler Hausdorffraum X displaystyle X nbsp ist regularer HausdorffraumDie Implikationen 1 displaystyle Rightarrow nbsp 2 displaystyle Rightarrow nbsp 3 displaystyle Rightarrow nbsp 4 sind vergleichsweise einfach Da eine abzahlbare Basis naturlich s displaystyle sigma nbsp diskret ist folgt 4 displaystyle Rightarrow nbsp 1 aus dem Satz von Bing Nagata Smirnow Dieser Satz ist auch als Metrisierbarkeitssatz von Urysohn bekannt Verallgemeinerungen metrischer Raume Bearbeiten Der Satz von Bing Nagata Smirnow hat zu Verallgemeinerungen des metrischen Raums gefuhrt in dem die Bedingungen an die Eigenschaften der Basis abgeschwacht wurden Eine Familie V displaystyle mathcal V nbsp von Teilmengen eines topologischen Raums X displaystyle X nbsp heisst Abschluss erhaltend wenn fur jede Teilfamilie U V displaystyle mathcal U subset mathcal V nbsp die Beziehung U U U U U U displaystyle textstyle bigcup U in mathcal U overline U overline bigcup U in mathcal U U nbsp besteht und die Familie heisst s displaystyle sigma nbsp Abschluss erhaltend wenn sie eine abzahlbare Vereinigung Abschluss erhaltender Familien ist Man nennt einen regularen Hausdorffraum der eine s displaystyle sigma nbsp Abschluss erhaltende Basis besitzt einen M 1 displaystyle M 1 nbsp Raum Da s displaystyle sigma nbsp lokalendliche Familien s displaystyle sigma nbsp Abschluss erhaltend sind zeigt obiger Satz von Bing Nagata Smirnow dass M 1 displaystyle M 1 nbsp Raume Verallgemeinerungen metrischer Raume sind Weitere Abschwachungen dieser Art fuhren zu weiteren Raumklassen Literatur BearbeitenR H Bing Metrization of topological spaces In Canadian Journal of Mathematics 3 1951 ISSN 0008 414X S 175 186 online PDF 1 34 MB Jack G Ceder Some generalizations of metric spaces In Pacific Journal of Mathematics 11 1 1961 ISSN 0030 8730 S 105 125 online PDF 2 01 MB Wolfgang Franz Topologie Band 1 Allgemeine Topologie de Gruyter Berlin 1960 Sammlung Goschen 1181 ZDB ID 842269 2 Jun iti Nagata On a necessary and sufficient condition of metrizability In Osaka City University Journal of the Institute of Polytechnics Ser A Mathematics 1 1950 ISSN 0388 0516 S 93 100 Y M Smirnov A necessary and sufficient condition for metrizability of a topological space In Doklady Akademii Nauk SSSR Serija Matematika Fizika 77 1951 ZDB ID 758308 4 S 197 200 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Satz von Bing Nagata Smirnow amp oldid 140716962