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Die monadische Pradikatenlogik zweiter Stufe nach dem englischen monadic second order logic auch kurz MSO genannt ist ein Begriff aus dem Bereich der mathematischen Logik Es handelt sich um dasjenige Fragment der Pradikatenlogik zweiter Stufe das nur die einstelligen Pradikate betrachtet Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiele 2 1 Pradikatenlogik erster Stufe 2 2 Induktionsaxiom 2 3 Zusammenhang von Graphen 2 4 Gerade Anzahl von Elementen 3 MSO auf Wortern 3 1 Modelle von Wortern 3 2 MSO Definierbarkeit 3 3 Satz von Buchi 4 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenZu einer Signatur s displaystyle sigma nbsp betrachte die Sprache L I I s displaystyle L II sigma nbsp der Pradikatenlogik zweiter Stufe Die Formeln der MSO sind genau diejenigen L I I s displaystyle L II sigma nbsp Formeln bei denen alle vorkommenden Relationsvariablen einstellig sind Damit ist die Syntax der MSO beschrieben Die Semantik ist die Einschrankung der Semantik der Pradikatenlogik zweiter Ordnung Beachte dass durchaus mehrstellige Relationen in der MSO vorkommen konnen nur mussen diese dann Bestandteil der Signatur sein Uber diese kann nicht quantifiziert werden Da einstellige Relationen in jeder Interpretation Teilmengen der Grundmenge sind kann man in der MSO also Aussagen uber alle Teilmengen der zugehorigen s displaystyle sigma nbsp Strukturen aufstellen und uber diese beliebig quantifizieren Man kann nicht uber Funktionssymbole oder mehrstellige Relationssymbole quantifizieren 1 Beispiele BearbeitenPradikatenlogik erster Stufe Bearbeiten Jeder Ausdruck der Pradikatenlogik erster Stufe ist ein MSO Ausdruck denn ein solcher enthalt uberhaupt keine Relationsvariablen insbesondere also keine mehrstelligen Induktionsaxiom Bearbeiten Die Peano Arithmetik kann bekanntlich mit der Signatur s 0 s displaystyle sigma 0 s nbsp beschrieben werden wobei 0 eine Konstante und s displaystyle s nbsp ein Funktionssymbol ist Die Konstante wird als Nullelement und s als Nachfolger Funktion interpretiert Das sogenannte Induktionsaxiom X X 0 x X x X s x x X x displaystyle forall X X0 land forall x Xx rightarrow Xsx rightarrow forall x Xx nbsp ist offenbar ein MSO Satz Zusammenhang von Graphen Bearbeiten Ist s E displaystyle sigma E nbsp fur ein zweistelliges Relationssymbol E displaystyle E nbsp so ist jede s displaystyle sigma nbsp Struktur ein Graph G displaystyle G nbsp wobei das G displaystyle G nbsp das Universum das heisst die Grundmenge der Struktur ist und die Interpretation E G displaystyle E G nbsp von E displaystyle E nbsp die Kantenrelation auf G displaystyle G nbsp ist Dann ist X x X x x X x x y X x X y E x y displaystyle forall X exists x Xx land exists x neg Xx rightarrow exists x exists y Xx land neg Xy land Exy nbsp ein syntaktisch korrekter MSO Ausdruck denn die einzige vorkommende Relationsvariable X displaystyle X nbsp ist einstellig Das zweistellige Relationssymbol E displaystyle E nbsp gehort zur Signatur und ist daher keine Relationsvariable Die Semantik dieses Ausdrucks lautet Fur jede Teilmenge X displaystyle forall X nbsp gilt wenn die Teilmenge nicht leer ist x X x displaystyle exists x Xx nbsp und auch ihr Komplement nicht leer ist x X x displaystyle exists x neg Xx nbsp dann gibt es zwischen ihr und ihrem Komplement eine Kante x y X x X y E x y displaystyle exists x exists y Xx land neg Xy land Exy nbsp Das ist offenbar aquivalent zum Zusammenhang des Graphen und wir halten fest dass man in der MSO den Zusammenhang von Graphen beschreiben kann 2 In der Pradikatenlogik erster Stufe ist das nicht moglich siehe Lokalitat Logik so dass sich MSO durch dieses Beispiel als echt ausdrucksstarker erweist Gerade Anzahl von Elementen Bearbeiten Fur s displaystyle sigma emptyset nbsp gibt es keinen MSO Satz der auf einer als endlich vorausgesetzten Menge ausdruckt dass diese geradzahlig ist 3 In der Pradikatenlogik zweiter Stufe ist das aber moglich indem man zum Beispiel ausdruckt dass es eine Teilmenge X displaystyle X nbsp gibt und eine bijektive Funktion von X displaystyle X nbsp auf ihr Komplement X Y Y ist Funktion X ist Definitionsbereich von Y X ist Wertebereich von Y Y ist bijektiv displaystyle exists X exists Y Y text ist Funktion land X text ist Definitionsbereich von Y land neg X text ist Wertebereich von Y land Y text ist bijektiv nbsp wobei klar ist dass die in Apostrophen eingeschlossenen Teilsatze sogar in der Pradikatenlogik erster Stufe formulierbar sind Da hier die zweistellige Relationsvariable Y displaystyle Y nbsp verwendet wird handelt es sich nicht um einen MSO Satz Dieses Beispiel zeigt dass die Pradikatenlogik zweiter Stufe echt ausdrucksstarker als MSO ist MSO auf Wortern BearbeitenModelle von Wortern Bearbeiten Die monadische Pradikatenlogik zweiter Stufe eignet sich zur Formulierung von Aussagen uber Wortern uber einem endlichen Alphabet S displaystyle Sigma nbsp Dazu verwenden wir als Signatur s lt P a P b displaystyle sigma lt P a P b ldots nbsp wobei a b displaystyle a b ldots nbsp die Zeichen des Alphabets sind und wir formulieren dass lt eine lineare Ordnung auf dem Universum ist und die P a P b displaystyle P a P b ldots nbsp eine Partition des Universums bilden x x lt x x y z x lt y y lt z x lt z x y x y x lt y y lt x displaystyle forall x neg x lt x land forall x forall y forall z x lt y land y lt z rightarrow x lt z land forall x forall y x y lor x lt y lor y lt x nbsp druckt die lineare Ordnung aus und x P a x P b x P c x P a x P b x P a x P c x P b x P c x displaystyle forall x P a x lor P b x lor P c x land neg P a x land P b x land neg P a x land P c x land neg P b x land P c x nbsp druckt die Partitionseigenschaft aus Ein endliches Universum konnen wir dann als isomorph zu 1 2 n displaystyle 1 2 ldots n nbsp annehmen wobei lt als die naturliche Ordnung interpretiert wird und P a i displaystyle P a i nbsp als an i displaystyle i nbsp ter Stelle steht ein a entsprechend fur P b i displaystyle P b i nbsp und so weiter Ist etwa S a b c displaystyle Sigma a b c nbsp so definiert das Wort s a a b c b c a displaystyle s aabcbca nbsp eine lt P a P b P c displaystyle lt P a P b P c nbsp Struktur M s displaystyle M s nbsp auf dem Universum 1 2 3 4 5 6 7 displaystyle 1 2 3 4 5 6 7 nbsp mit den Interpretationen 1 2 7 displaystyle 1 2 7 nbsp fur P a displaystyle P a nbsp 3 5 displaystyle 3 5 nbsp fur P b displaystyle P b nbsp 2 4 displaystyle 2 4 nbsp fur P c displaystyle P c nbsp und der naturlichen Ordnung fur lt Die Worter aus S displaystyle Sigma nbsp das heisst die endlichen Zeichenketten uber dem Alphabet S displaystyle Sigma nbsp sind in diesem Sinne genau die L I I s displaystyle L II sigma nbsp Modelle MSO Definierbarkeit Bearbeiten Man kann nun mittels MSO Ausdrucken Teilmengen solcher Zeichenketten beschreiben Ist F displaystyle Phi nbsp ein MSO Satz das heisst eine MSO Formel ohne freie Variablen so ist L F s S M s F displaystyle L Phi s in Sigma M s vDash Phi nbsp die Menge Sprache aller Worter die Modell fur F displaystyle Phi nbsp sind das heisst die F displaystyle Phi nbsp erfullen Eine Sprache dieser Form heisst MSO definierbar So konnen wir zum Beispiel die Sprache aller Zeichenketten uber S a b c displaystyle Sigma a b c nbsp die eine gerade Anzahl a displaystyle a nbsp s enthalt wie folgt beschreiben F X Y x P a x X x Y x X x Y x displaystyle Phi exists X exists Y big forall x P a x leftrightarrow Xx lor Yx land neg Xx land Yx nbsp x X x y y lt x P a x displaystyle land exists x Xx land forall y y lt x rightarrow neg P a x nbsp x Y x y x lt y P a x displaystyle land exists x Yx land forall y x lt y rightarrow neg P a x nbsp x y X x X y x lt y z Y z x lt z z lt y displaystyle land forall x forall y Xx land Xy land x lt y rightarrow exists z Yz land x lt z land z lt y nbsp x y Y x Y y x lt y z X z x lt z z lt y displaystyle land forall x forall y Yx land Yy land x lt y rightarrow exists z Xz land x lt z land z lt y big nbsp dd dd In Worten bedeutet das Die a displaystyle a nbsp s verteilen sich auf zwei Mengen X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp die disjunkt sind und das erste a displaystyle a nbsp liegt in X displaystyle X nbsp und das letzte a displaystyle a nbsp liegt in Y displaystyle Y nbsp und zwischen zwei verschiedenen Elementen aus X displaystyle X nbsp liegt eines aus Y displaystyle Y nbsp und zwischen zwei verschiedenen Elementen aus Y displaystyle Y nbsp liegt eines aus X displaystyle X nbsp Damit ist dann klar dass L F displaystyle L Phi nbsp genau die die Menge der Zeichenketten ist die eine gerade Anzahl von a displaystyle a nbsp s enthalt das heisst diese Sprache ist MSO definierbar Satz von Buchi Bearbeiten Der Satz von Buchi benannt nach Julius Richard Buchi gibt Auskunft daruber welche Sprachen MSO definierbar sind Eine Sprache ist genau dann MSO definierbar wenn sie regular ist 4 5 Dieser aus dem Jahre 1960 stammende Satz stellt somit eine sehr fruhe Verbindung zwischen mathematischer Logik und theoretischer Informatik her er gilt als erstes Resultat der deskriptiven Komplexitatstheorie Der Satz wurde unabhangig auch von Boris Trakhtenbrot gefunden 6 Eine Analyse des Beweises zeigt dass man sogar mit MSO Ausdrucken der Art X 1 X n f displaystyle exists X 1 ldots exists X n varphi nbsp auskommt wobei f displaystyle varphi nbsp ein Ausdruck der Pradikatenlogik erster Stufe in einer um X 1 X n displaystyle X 1 ldots X n nbsp erweiterten Signatur ist Die Menge dieser Ausdrucke nennt man M S 1 1 displaystyle M Sigma 1 1 nbsp Fur Sprachen sind daher Regularitat MSO Definierbarkeit und M S 1 1 displaystyle M Sigma 1 1 nbsp Definierbarkeit aquivalent 7 Einzelnachweise Bearbeiten Heinz Dieter Ebbinghaus Jorg Flum Finite Model Theory Springer Verlag 1999 ISBN 3 540 28787 6 Kapitel 3 1 Second Order Logic Leonid Libkin Elements of Finite Model Theory Springer Verlag 2004 ISBN 3 540 21202 7 Satz 7 14 fur eine genauere Aussage Leonid Libkin Elements of Finite Model Theory Springer Verlag 2004 ISBN 3 540 21202 7 Satz 7 12 J R Buchi Weak second order arithmetic and finite automata Zeitschrift fur mathematische Logik und Grundlagen der Mathematik 1960 Band 6 Seiten 66 92 Leonid Libkin Elements of Finite Model Theory Springer Verlag 2004 ISBN 3 540 21202 7 Satz 7 21 B Trahtenbrot Finite automata and the logic of monadic predicates russisch Sibirskij Mat Zhurnal 1962 Band 3 Seiten 103 131 Heinz Dieter Ebbinghaus Jorg Flum Finite Model Theory Springer Verlag 1999 ISBN 3 540 28787 6 Satz 6 2 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Monadische Pradikatenlogik zweiter Stufe amp oldid 213898274