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Der S Bahn Boykott war 1961 in West Berlin eine Protestmassnahme gegen den Bau der Berliner Mauer zu der der damalige Regierende Burgermeister Willy Brandt gemeinsam mit dem DGB aufrief Die Deutsche Reichsbahn DR betrieb damals die Eisenbahn auch in West Berlin Der Streik sollte die DM Einnahmen der DDR schmalern Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Hergang 3 Wirkung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg ubertrugen die Alliierten die Verantwortung fur den Betrieb der Eisenbahn Fern Guter und S Bahn Verkehr auch in den Berliner Sektoren der Westalliierten der DR Mit der fortschreitenden deutschen Teilung wurde dieser Zustand fur West Berlin immer weniger akzeptabel Die DDR nahm auf diese Art und Weise Devisen ein da die Fahrkarten in West Berlin in DM bezahlt werden mussten wahrend viele Kosten lediglich in Mark der DDR entstanden Zudem behielt die DDR unerwunschten Einfluss auf die West Berliner Infrastruktur so konnte sie z B Strassenbauvorhaben wie die Weiterfuhrung der Stadtautobahn am Sachsendamm jahrelang behindern Schon 1951 rief der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB zu einem Boykott der S Bahn auf nachdem die DDR begonnen hatte Gebuhren fur Durchfahrten durch ihr Gebiet zu erheben Dieser Aufruf wurde von der Bevolkerung jedoch zunachst wenig beachtet Das spezielle Engagement des DGB lasst sich nicht nur durch die Loyalitat der Bundesrepublik zu West Berlin sondern auch dadurch erklaren dass der DGB bei der DR keine engen Kontakte knupfen konnte da er als West Gewerkschaft vom Ost Unternehmen nicht als Ansprechpartner akzeptiert wurde So stellten die niedrigen S Bahn Fahrpreise der Reichsbahn auch eine Gefahr fur DGB Lohnforderungen gegenuber der BVG dar Nach dem Mauerbau 1961 als die Lage in der Stadt eskalierte boykottierten immer mehr West Berliner durch Studenten den DGB und die sogenannte Springer Presse dazu aufgerufen die S Bahn und druckten auch auf diese Weise ihren Unmut uber die Berliner Mauer aus Diese Art des Protests wurde vom Senat stillschweigend zustimmend hingenommen denn auf diese Weise gelang es eine hochgefahrliche Situation direkt an der Mauer West Berliner Demonstranten gegen Ost Berliner bewaffnete Krafte in eine ungefahrliche Richtung abzuleiten Die Ablehnung der Mauer ausserte sich nun durch einen Boykott von Ulbrichts S Bahn Hergang BearbeitenDie DDR begann mit den Absperrmassnahmen zum Bau der Berliner Mauer am 13 August 1961 Willy Brandt sagte in einer offentlichen Rede vor dem Schoneberger Rathaus am 16 August 1961 vor tausenden Zuhorern Es ist unzumutbar dass die Westgeldeinnahmen der S Bahn fur den Einkauf des Stacheldrahts verwendet werden 1 Etwa einen Monat spater am 17 September erfolgte ein erneuter Boykottaufruf Lautstark verkundeten Posten mit Slogans wie Der S Bahn Fahrer zahlt den Stacheldraht oder Keinen Pfennig mehr fur Ulbricht ihren Unmut an den S Bahnhofen Der Boykottaufruf wurde von der Berliner Bevolkerung angenommen Die West Berliner Verkehrsbetriebe BVG richteten einen Konkurrenzverkehr mit Bussen ein und es wurden an U Bahnhofen in Netzplanen auf den Richtungsschildern von Bussen und Strassenbahnen und sogar in Reisefuhrern Hinweise auf die S Bahn entfernt Nachdem sich der Boykott uber Jahre hinzog und kein Ende in Sicht war begann man auch U Bahn Strecken parallel zur S Bahn zu planen und zu bauen Wirkung BearbeitenEine erste Reaktion der DR war ein offener Brief des Direktors an die West Berliner Fahrgaste Fur die DDR entstand ein grosser finanzieller Schaden da die notwendigen Aufwendungen wegen der Betriebspflicht weiterliefen die Deviseneinnahmen jedoch fast vollig ausfielen Die Fahrgastzahlen sanken von rund 500 000 Fahrgasten pro Tag vor dem Mauerbau auf weniger als 50 000 danach Die der DR dadurch entstehenden finanziellen Verluste werden auf 120 140 Millionen DM pro Jahr beziffert 2 Die Verkehrssicherheit der Bahn wurde immer sichergestellt allerdings unterblieben Investitionen sodass die kaum genutzten Bahnhofe verwahrlosten Die leeren Gebaude lockten Kriminelle an wodurch die Bevolkerung noch mehr abgeschreckt wurde Hierdurch und weil die ursprunglich niedrigen Fahrpreise nach und nach erhoht wurden verlor die S Bahn in West Berlin immer mehr an Bedeutung Die DR bot schon in den 1970er Jahren dem West Berliner Senat mehrfach die Verpachtung der S Bahn an was von diesem jedoch stets mit dem Hinweis zuruckgewiesen wurde man konne nur verpachten was einem auch gehore Tatsachlich gehorte die S Bahn nicht der Deutschen Reichsbahn sie hatte lediglich die Betriebsrechte aber keinerlei Eigentum Fahrplaneinschrankungen zur Kosteneinsparung in den 1980er Jahren mundeten in den zweiten Streik der West Berliner DR Bediensteten Als Folge kam es zu zahlreichen Kundigungen weiteren Einschrankungen und Einstellung des Betriebes auf einigen S Bahn Strecken Die Situation gipfelte im Herbst 1983 in der Ankundigung der DR den S Bahn Verkehr in West Berlin zum Jahresende komplett einzustellen Nach Verhandlungen des West Berliner Senats mit den zustandigen Gremien in Ost Berlin und Genehmigung der Alliierten ubernahm am 9 Januar 1984 mit Betriebsbeginn die BVG den Betrieb der West Berliner S Bahn von der Deutschen Reichsbahn Literatur BearbeitenZu teuer In Der Spiegel 25 Marz 1964 spiegel de mit Foto von Streikposten Weblinks Bearbeitenstadtschnellbahn berlin de Der S BahnboykottEinzelnachweise Bearbeiten DDR mobil Zwischen Reichsbahn und Rasendem Roland ca 44 minutiges YouTube Video Der Boykottaufruf Brandts erscheint darin nach etwa 20 Minuten Winfried Wolf Berlin Weltstadt ohne Auto Eine Verkehrsgeschichte 1848 2015 1 Auflage Neuer ISP Verlag Koln 1994 ISBN 3 929008 74 2 S 105 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title S Bahn Boykott amp oldid 237896767