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Robert Bakewell 23 Mai 1725 auf dem Landsitz Dishley Grange Leicestershire Oktober 1795 war ein britischer Landwirt der heute als eine der bedeutendsten Personlichkeiten der britischen Landwirtschaftsrevolution gilt Robert Bakewell Gemalde von John BoultbeeBakewell verbesserte nicht nur landwirtschaftliche Anbaumethoden sondern gilt allgemein als die Person die als erste eine systematische Selektion bei der Viehzucht betrieb Sein Vorgehen fuhrte zu einer deutlichen Verbesserung bei Schaf Rind und Pferderassen Wegen seiner Erfolge bei der Zucht von Vieh gaben Zeitgenossen ihm den Spitznamen Der grosse Verbesserer The Great Improver 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Einfluss 2 1 Hausschaf 2 2 Hausrind 2 3 Pferd 2 4 Landwirtschaftliche Anbaumethoden 3 Bakewell und Charles Darwin 4 New Dishley Society 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRobert Bakewell wurde als funfter Sohn von Robert und Rebecca Bakewell geboren Als junger Mann bereiste er Grossbritannien und anschliessend auch Europa um andere landwirtschaftliche Methoden kennenzulernen Bakewell ubernahm 1760 nach dem Tod seines Vaters den Pachtvertrag von Dishley Grange 2 Seine revolutionaren Zuchtmethoden unterstutzte er durch zahlreiche Massnahmen mit denen er das von ihm bewirtschaftete Land verbesserte Dazu gehorten unter anderem verbesserte Bewasserungsmethoden fur seine Weiden auf denen dadurch eine grossere Anzahl von Vieh leben konnte Er lehrte diese Methoden zahlreiche Farmer seiner Umgebung und grundete 1783 die Dishley Society um die Interessen von Viehzuchtern zu vertreten Zu seinen Unterstutzern zahlte unter anderem Thomas William Coke 1 Earl of Leicester der seine Methoden adaptierte Letzterer hatte auch Einfluss darauf dass die Zuchtmethoden von Bakewell nach dessen Tod im Jahre 1795 weiterentwickelt wurden Einfluss Bearbeiten nbsp Bakewell fand auf Grund seiner Erfolge Nachahmer auch in adeligen Kreisen Thomas Coke 1 Earl of Leicester gehort zu den Personen die seine Methoden aufgriffenBakewell wurde vor allem fur seine Zuchterfolge bei Pferden Schafen und Kuhen bekannt Zu der Zeit zu der er gezielt zu zuchten begann war eine selektive Zucht bei der gezielt Elterntiere mit herausragenden Eigenschaften weitervermehrt wurden noch weitgehend unbekannt Philip Walling nennt in seiner Geschichte der britischen Schafhaltung die Zuchtwahl die vor Bakewell dominierte die Vereinigung von Niemandens Sohn mit Jedermanns Tochter 3 Bakewell war dabei selbstbewusst genug um sich uber jahrhundertelange Praktiken hinwegzusetzen und auch Muttertiere mit ihren Sohnen Vatertiere mit ihren Tochtern und Geschwistertiere miteinander zu paaren um gewunschte Merkmale zu verstarken Solche Zuchtmethoden werden auch heute angewendet Zu dem Zeitpunkt zu dem Bakewell sie anwendete stellten sie jedoch einen Tabubruch dar Das biblische Inzestverbot wurde auch auf die Viehzucht ubertragen und einige von Bakewells Zeitgenossen warfen ihm unmoralische Methoden vor Erst gegen Ende des 18 Jahrhunderts wurde solches zuchterische Vorgehen in breiterem Masse akzeptiert 4 Bakewell gehort zu den ersten Landwirten die gegen einen Geldbetrag systematisch Zuchtbullen und Zuchtbocke an andere landwirtschaftliche Betriebe verliehen Er wurde fur diese Praxis zunachst belachelt und es fanden sich nur wenige andere Landwirte die dafur bereit waren zu zahlen ein fremdes Zuchttier auf ihren Hofen einzustellen wenn sie doch selbst uber genugend mannliche Tiere verfugten Erst mit seinen deutlich erkennbaren Zuchterfolgen setzte sich diese Praxis durch 1789 als ein Landarbeiter in einem halben Jahr 10 Guinees verdiente nahm Bakewell fur die Verleihung seiner Schafbocke 3000 Guinees ein Fur seinen am hochsten geschatzten Zuchtbock Twopounder zahlte man ihm im Herbst 1786 400 Guinees damit dieser einen Monat lang die Schafe auf einem anderen Hof deckte 5 Bakewells Erfolg als Zuchter geht auch darauf zuruck dass er im Sommer systematisch die Hofe abritt auf denen zuvor seine Zuchttiere gedeckt hatten um sich ein Bild davon zu machen wie gut deren Nachwuchs auf diesen Hofen gedieh 6 Er hielt ausserdem bewusst Kontrolltiere in seinen Herden die nicht aus seiner Zucht stammten um an ihnen abzuschatzen wie viel der Leistungsverbesserung auf die Verbesserung der Haltebedingungen zuruckzufuhren sei Bakewells Verbesserungen fielen in einen Zeitraum in dem auf Grund einer sich allmahlich urbanisierenden Bevolkerung eine zunehmende Nachfrage nach Fleisch entstand welche die primar fur die Subsistenzwirtschaft entwickelten Rassen nicht mehr befriedigen konnten 7 Bakewells Ruhm war zu seinen Lebzeiten sehr gross Der russische Furst Grigori Alexandrowitsch Potjomkin suchte seinen Rat in landwirtschaftlichen Fragen die russische Zarin Katharina die Grosse entsendete sieben oder acht junge Russen um auf seinem Hof zu lernen mit dem Ziel eine kaiserliche Landwirtschaft aufzubauen Die Zarin verlor allerdings ihr Interesse an diesem landwirtschaftlichen Musterbetrieb bevor er errichtet werden konnte 8 Die von Bakewell entwickelten Rassen wurden auch nach seinem Tod weiter entwickelt und es gibt nur wenige Darstellungen die einen Eindruck vermitteln wie die von ihm entwickelten Rassen zum Zeitpunkt seines Todes aussahen Hausschaf Bearbeiten nbsp Darstellung eines Leicester Widders aus dem Jahre 1843 Bakewell hatte grossen Einfluss auf die Entwicklung dieser Rasse Den vermutlich grossten Einfluss hatte Bakewell auf die Schafzucht Er nutzte vor allem regionale Rassen um uber einen verhaltnismassig kurzen Zeitraum grossrahmige Schafe mit langem glanzendem Vlies zu entwickeln Er verbesserte zunachst das aus Lincolnshire Wolds stammende Lincolnschaf Lincolnschafe nutzte er unter anderem auch um das Leicesterschaf weiterzuentwickeln eine der weiteren Langwollrassen Grossbritanniens Er entwickelte aus dem Leicesterschaf das sogenannte Neue Leicester Schaf das auch gelegentlich Dishley Leicester genannt wird und aus dem unter anderem das Border Leicester weiterentwickelt wurde Vor den zuchterischen Eingriffen galt das Leicesterschaf als ein nur langsam heranreifendes Schaf mit einem schwachen Korperbau das ein schlechter Futterverwerter war Aus seiner Zuchtung entstand ein hornloses Schaf mit einer geraden Ruckenlinie und Fleischansatz das mit keiner anderen Rasse vergleichbar war und seine Eigenschaften innerhalb weniger Jahrzehnte zuverlassig vererbte 9 10 Thomas Coke 1 Earl of Leicester war einer der ersten der auf seinen Gutern Leicesterschafe hielt und obwohl er personlich das Fleisch alter Schafrassen bevorzugte betrieb er uber Jahrzehnte eine letztlich erfolgreiche Kampagne die Haltung dieser alten Rassen auf seinen Gutern und im gesamten County Norfolk aufzugeben 11 Die von Bakewell verbesserten Schafrassen wurden in spateren Jahrzehnten in andere Lander ausgefuhrt darunter auch Australien und Nordamerika Sie haben zu Herausbildung zahlreicher moderner Schafrassen gefuhrt Dem schwerpunktmassig in Mittel und Osteuropa gehaltenen Texelschaf wurde Mitte des 19 Jahrhunderts beispielsweise insbesondere Leicester und Lincolnschafe eingekreuzt Ebenso wurde in das franzosische Bleu du Maine Leicesterschafe eingekreuzt 12 Die Schafrasse Wensleydale geht auf die Einkreuzung eines einzigen hervorragenden Dishley Leicester Schafbocks mit Teeswater Schafen zuruck 13 Philip Walling geht in seiner Geschichte der britischen Schafzucht davon aus dass es heute in der gesamten westlichen Welt keine Schafrasse gibt die nicht auch Erbgut des von Bakewell verbesserten Leicesterschafes aufweist 14 Hausrind Bearbeiten nbsp Englische Longhornkuh mit KalbSo wie Bakewell zu den Ersten zahlte die Schafe gezielt auf Fleischleistung selektierten gehorte er in Grossbritannien auch zu den Ersten die gezielt Mastrinder zuchteten Typischerweise hielten Landwirte Zweinutzungs oder gar Dreinutzungsrassen Rinder wurden nicht nur wegen ihrer Milch sondern vor allem wegen ihrer Zugkraft vor Pflug und Wagen gehalten Ihr Fleischertrag spielte nur eine untergeordnete Rolle Bakewell paarte langhornige Kuhe mit einem Westmoreland Bullen um schliesslich das English Longhorn auch Dishley Longhorn genannt zu zuchten das vor allem eine fur damalige Zeit herausragende Fleischleistung hatte Um 1700 betrug das durchschnittliche Gewicht eines Bullen rund 168 Kilogramm Bis zum Jahre 1786 hatte sich das Gewicht mehr als verdoppelt und betrug durchschnittlich 381 Kilogramm Pferd Bearbeiten Bakewell zuchtete das Improved Black Cart horse auch Bakewell Black genannt aus dem spater das Shire Horse gezuchtet wurde 15 Landwirtschaftliche Anbaumethoden Bearbeiten Bakewell hielt Bodenverbesserung fur eine der wichtigen Arbeiten eines Landwirtes Obwohl er nur Pachter seines landwirtschaftlichen Gutes war liess er umfangreich Graben anlegen um eine Bewasserung seiner Weiden sicherzustellen Er nutzte diese Wassergraben aber auch um Futter auf seinem Gut zu transportieren Er zahlte auch zu den ersten die seine Weiden durch Dornenhecken in kleinere Parzellen unterteilte und zwischen denen er sein Weidevieh rotieren liess Diese kleineren Weiden sorgten dafur dass die jeweilige Weide vom Vieh besser begrast wurde und das Gras schneller nachwuchs 16 Bakewell und Charles Darwin BearbeitenIn seinem epochenmachenden Werk Uber die Entstehung der Arten das 1859 erstmals veroffentlicht wurde und das grundlegende Werk der Evolutionsbiologie ist betont Charles Darwin ausdrucklich den Einfluss von Bakewells zuchterischer Arbeit auf seine Theorie der Artentwicklung Die Veranderungen die Bakewell bei einzelnen Rassen erzielt habe belege die Bandbreite an Variationsmoglichkeiten bei domestizierten Arten 17 New Dishley Society BearbeitenDie New Dishley Society wurde geschaffen um an Robert Bakewell und die Landwirte seiner Zeit zu erinnern die seine Methoden aufgriffen und weiterentwickelten 18 Die Gesellschaft zielt darauf ab Wissen uber seine Leistung wach zu halten und seine Pionierleistung bei der Verbesserung der Viehzucht und Anbaumethoden zu wurdigen Die Gesellschaft unterstutzt die Untersuchung der landwirtschaftlichen Methoden im 18 und zu Beginn des 19 Jahrhunderts Literatur BearbeitenPhilip Walling Counting Sheep A Celebration of the Pastoral Heritage of Britain Profile Books London 2014 ISBN 978 1 84765 803 6 Einzelnachweise Bearbeiten Philip Walling Counting Sheep S 43 Philip Walling Counting Sheep S 46 Philip Walling Counting Sheep S 45 Philip Walling Counting Sheep S 49 Philip Walling Counting Sheep S 53 Philip Walling Counting Sheep S 52 Philip Walling Counting Sheep S 44 Philip Walling Counting Sheep S 48 Robert Bakewell 1725 1795 BBC History abgerufen am 25 Mai 2015 Philip Walling Counting Sheep S 46 Philip Walling Counting Sheep S 44 Hans Hinrich Sambraus Farbatlas Nutztierrassen 250 Rassen in Wort und Bild Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 2001 ISBN 3800132192 S 112 und S 133 Philip Walling Counting Sheep S 116 Philip Walling Counting Sheep S 46 Swinney Nicola Jane Horse Breeds of the World Globe Pequot 2006 ISBN 1 59228 990 8 S 178 google com Philip Walling Counting Sheep S 51 Philip Walling Counting Sheep S 50 The New Dishley Society Aufgerufen am 25 Mai 2015Normdaten Person GND 119360438 lobid OGND AKS VIAF 50034431 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bakewell RobertKURZBESCHREIBUNG britischer LandwirtGEBURTSDATUM 23 Mai 1725GEBURTSORT auf dem Landsitz Dishley Grange LeicestershireSTERBEDATUM Oktober 1795 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert Bakewell Agrarwissenschaftler amp oldid 215160221