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Der Risikodeckungsansatz ist ein Verfahren zur Bewertung von Unternehmen Haufig wird in praxi der Fehler begangen dass Wert und Kapitalmarktorientierung gleichgesetzt werden Der Risikodeckungsansatz wird dabei haufig anstelle des kapitalmarktorientierten Verfahrens des Capital Asset Pricing Models CAPM oder anderer risikobasierter Bewertungsansatze verwendet da er wesentliche Kapitalmarktunvollkommenheiten durch Berucksichtigung von Rating und Finanzierungsrestriktionen beseitigt Aus diesem Grund wird der risikobedingte Eigenkapitalbedarf operationalisierbar als Value at Risk oder Conditional Value at Risk als spezielles Downside Risikomass Grundlage einer risikogerechten Bewertung Der Umfang an Ertragsrisiko bestimmt damit eben gleichzeitig den Wert und die risikogerechte Finanzierungsstruktur Insbesondere die Fokussierung auf im Unternehmen befindliche Informationen anstatt historischer Kapitalmarktdaten grenzt die risikodeckungsorientierte Kapitalkostenbestimmung vom CAPM ab Aus diesem Grund kann der Risikodeckungsansatz auch im Besonderen von nicht borsennotierten Unternehmen angewendet werden Inhaltsverzeichnis 1 Risikobegriff 2 Probleme des CAPM 3 Ziele und Nutzen des Risikodeckungsansatzes 4 Ablauf des Risikodeckungsansatzes 4 1 Risiko 4 2 Eigenkapitalbedarf 4 3 Risikogerechte Kapitalkosten 4 4 Wert eines Unternehmens 5 EinzelnachweiseRisikobegriff BearbeitenIm Rahmen von risikogerechten Bewertungsverfahren ist der Begriff des Risikos essenziell Im Allgemeinen kann man Risiko mit einer weiteren und einer engeren Definition beschreiben Aus diesem Grund kann es sowohl als Chance als auch als Gefahr interpretiert werden Die Begriffe zielen dabei auf die positive bzw negative Abweichung des Plans vom Erwartungswert ab 1 Im Zusammenhang mit dem Risikodeckungskonzept wird haufig vom Downside Risikomass gesprochen Das bedeutet dass das Risiko lediglich auf einen moglichen Verlust also auf eine negative Planabweichung beschrankt wird Die Berucksichtigung der Risiken im Zusammenhang mit zukunftigen Zahlungsreihen Z displaystyle tilde Z nbsp erfolgt dabei auf 2 verschiedene Weisen Die erste Moglichkeit ist die Risikozuschlagsmethode anhand derer man einen Aufschlag des Risikos zum risikolosen Zinssatz addiert Der Diskontierungszinssatz zum Abzinsen zukunftiger erwarteter Zeitreihen betragt dabei k r z r f displaystyle k r z r f nbsp Der Barwert entspricht dabei vereinfacht W Z 1 E Z 1 1 r f r z E Z 1 1 r f l R Z R Z 1 displaystyle W tilde Z 1 frac E tilde Z 1 1 r f r z frac E tilde Z 1 1 r f lambda RZ R acute Z 1 nbsp Der Nachteil dieses Verfahrens liegt darin dass positive und negative Zahlungen Bewertungsfehlern unterliegen weshalb bei negativen Zahlungen der Wert bei der Diskontierung steigt 2 Die Sicherheitsaquivalent Methode hingegen berucksichtigt die Risikoaversion in dem sich ein niedrigerer Wert bei unsicheren Zahlungen ergibt als bei sicheren Zahlungen Der Barwert diese Verfahren berechnet sich wie folgt 3 W Z 1 S A 1 r f E Z 1 l S A R Z 1 1 r f displaystyle W tilde Z 1 frac S ddot A 1 r f frac E tilde Z 1 lambda S ddot A R tilde Z 1 1 r f nbsp Probleme des CAPM BearbeitenDie Bewertung von Unternehmen stutzt sich in praxi haufig auf Theorien welche von einem vollkommenen Kapitalmarkt ausgehen z B CAPM 4 Insbesondere im Bereich nicht borsennotierter Unternehmen ist die Anwendung des CAPM fehlerbehaftet da nicht auf kapitalmarktorientierte Vergangenheitsdaten z B Zeitreihe der Aktienrenditen zuruckgegriffen werden kann Gleichzeitig werden beim CAPM ausschliesslich vergangenheitsorientierte Daten verwendet die Zukunft eines Unternehmens beispielsweise mit drohender Insolvenz jedoch ausser Acht gelassen Vom Unternehmen individuelle Informationsvorsprunge bezuglich der Risiken werden nicht betrachtet es herrscht vollstandige Informationseffizienz Es wird demnach unterstellt dass der Kapitalmarkt uber die Entwicklung des Unternehmens genauso gut informiert ist wie die Unternehmensleitung 5 Im CAPM werden ausschliesslich systematische Risiken erfasst welche nicht durch Diversifikation beseitigt werden konnen Unternehmensspezifische Risiken finden bei der Berechnung keine Anwendung 6 Des Weiteren wird von perfekt risikodiversifizierten Portfolios der Investoren ausgegangen 7 Dieser Fakt wird insbesondere bei deutschen mittelstandigen Unternehmen ad absurdum gefuhrt da die Investoren dort einen Grossteil ihres Kapitals in das eigene Unternehmen investieren 8 Das CAPM ist in seiner herkommlichen Renditegleichung weiterhin mit dem Zirkularitatsproblem verbunden Ziele und Nutzen des Risikodeckungsansatzes BearbeitenDer Risikodeckungsansatz folgt dem Prinzip der inputorientierten Bewertungsmethodik Besondere Anwendung findet das Verfahren bei nicht bzw kaum handelbaren Bewertungsobjekten Es kann demnach eine Bewertung von Unternehmen auch ohne Kapitalmarktdaten vollzogen werden 9 Im Gegensatz zum CAPM sowie anderen kapitalmarktorientierten Bewertungsverfahren werden auch Kapitalmarktunvollkommenheiten sowie risikogerechte Kapitalkosten bzw Risikoabschlage berucksichtigt So werden beim Risikodeckungskonzept Rating und Finanzrestriktionen der Glaubiger sowie die Moglichkeit des Konkurses i S d Insolvenzrisikos in das Kalkul mit einbezogen 10 Die fur die Bewertung relevanten Risiken werden bei diesem Ansatz aus den Zahlungsstromen der Planungsperiode abgeleitet und sind planungskonsistent Es wird demnach zukunftsorientiert gesteuert anstatt vergangenheitsorientiert auf historischen Daten zu beharren Gleichzeitig wird deutlich dass unternehmensinterne Informationen den marktorientierten Daten vorgezogen werden da die Unternehmensfuhrung Insider Informationen die speziellen Risiken besser abschatzen kann als der Kapitalmarkt Im Risikodeckungsansatz werden sowohl systematische als auch unsystematische d h unternehmensspezifische Risiken erfasst Dies hat insbesondere dann einen Vorteil wenn man von nicht perfekt diversifizierten Portfolios ausgeht welches haufig der Realitat entspricht Ablauf des Risikodeckungsansatzes BearbeitenDer Ablauf vom Risiko zum Wert eines Unternehmens geschieht wie folgt nbsp Ablauf des Risikodeckungsansatzes 11 In unvollkommenen Markten wird der Eigenkapitalbedarf uber den Value at Risk mittels Simulationen Risikoaggregation operationalisiert Die Kapitalkostensatze werden anschliessend in Abhangigkeit vom Eigenkapitalbedarf bestimmt Dabei gilt der Grundsatz Mehr Risiko impliziert einen hoheren Bedarf an teurem Eigenkapital fuhrt zu hoheren Kapitalkosten und einem sinkenden Unternehmenswert Risiko Bearbeiten Der erste Schritt im Prozess bis hin zur Bestimmung des Unternehmenswertes ist die Identifikation wesentlicher Einzelrisiken sowie die Hinterlegung mit Wahrscheinlichkeitsverteilungen z B Normal oder Dreiecksverteilung der Positionen welche zu Planabweichungen in Zukunft fuhren konnen Risiken konnen demnach als Ursachen fur Planabweichungen gesehen werden Dabei werden sowohl systematische als auch unternehmensspezifische unsystematische Risiken erfasst Mit Hilfe z B der Monte Carlo Simulation wird eine reprasentative Stichprobe generiert Diese grosse Anzahl an risikobedingten Simulationslaufen lassen Schwankungen in der Unternehmensentwicklung deutlich werden Daraus konnen wiederum Ruckschlusse auf den Umfang des Risikos gezogen werden 12 Aus dem Risikoumfang folgend kann abgeleitet werden welcher Eigenkapitalbedarf zur Deckung der Risiken notwendig ist um eine bestimmte Insolvenzwahrscheinlichkeit nicht zu ubertreffen 13 Eigenkapitalbedarf Bearbeiten Der Eigenkapitalbedarf ist demnach das Resultat aus den unternehmensinternen Daten der Planung welche sich aus der Quantifizierung der systematischen und unsystematischen und unsystematischen Risiken Risikoaggregation ergeben Fur die Quantifizierung ist ein funktionierendes integriertes Risikomanagementsystem unabdingbar 14 Bei Berucksichtigung der Insolvenz und Finanzierungsrestriktionen ist es sinnvoll den Eigenkapitalbedarf EKBp als Downside Risikomass einzusetzen Der Eigenkapitalbedarf wird dabei uber das Risikomass des Value at Risk VaR operationalisiert Er beschreibt also den Umfang moglicher risikobedingter Verluste welche in einer Planungsperiode mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit p nicht uberschritten werden Die maximal zu akzeptierende Insolvenzwahrscheinlichkeit p wird von den Glaubigern vorgegeben Gleichzeitig zeigt der Eigenkapitalbedarf an wie gross der risikobedingt mogliche Verzehr des Eigenkapitals ist und in welchem Masse eine Nachschussfinanzierung bei mangelnder Haftungsbegrenzung ist Es folgt demnach eine gedankliche Trennung des Eigenkapitals in einen risikotragenden Teil EKB und einen zur Abdeckung risikobedingter Verluste notwendigen Teil Das Unternehmen benotigt demnach so viel Eigenkapital wie Verluste auftreten konnen die das Eigenkapital aufbrauchen konnen 15 Ein Vergleich von Eigenkapital mit dem Bedarf an Eigenkapital wird dabei als Grad der Bestandsbedrohung verstanden Aus diesem Verhaltnis kann auf den Umfang des Risikos geschlossen werden welcher wiederum Aussagen uber die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz zulasst Diese Insolvenzwahrscheinlichkeit wird aus dem Rating abgeleitet 16 Risikogerechte Kapitalkosten Bearbeiten Die Kapitalkostensatze werden im Anschluss in Abhangigkeit vom Eigenkapitalbedarf ermittelt Im Allgemeinen versteht man unter den Kapitalkosten eine Mindestanforderung an die zu erwartende Rendite einer Investition weshalb man sie daher auch als Werttreiber des Unternehmens interpretieren kann Sie sind daher die Benchmark welche von der zu erwartenden Rendite ubertroffen werden muss damit das Unternehmen Wert generiert In der Praxis werden heutzutage die Kapitalkostensatze haufig zu wenig differenziert und uber einen langeren Zeitraum als konstant angenommen weshalb ein Abwagen zwischen Ertragen und Risiken kaum moglich ist Deshalb besteht die Tendenz zur Durchfuhrung risikoreicherer Geschafte 17 Die Berechnung der Gesamtkapitalkosten in Abhangigkeit vom Eigenkapitalbedarf als Risikomass erfolgt durch die Gewichtung der Eigen und Fremdkapitalkosten 18 k W A C C k E K p E K B p G K k F K p G K E K B p G K 1 s displaystyle k WACC k EK p frac EKB p GK k FK p frac GK EKB p GK 1 s nbsp Im Unterschied zum CAPM erfolgt die Gewichtung bei diesem Ansatz nicht zu Marktpreisen sondern anhand des zur Risikodeckung benotigten Eigenkapitals Dabei gibt es zwei Komponenten welche die Gesamtkapitalkosten bestimmen Risikopramie und Risikoumfang Die Risikopramie entspricht dabei dem Preis pro Einheit Risiko und ergibt sich aus einer realwirtschaftlichen Fundierung Der Risikoumfang wird dabei aus unternehmensinternen Daten berechnet und ist konsistent zur Planung 19 Dabei wird ein hoherer Bedarf an teurem Eigenkapital durch ein steigendes aggregiertes Risiko bestimmt Dieser Bedarf welcher zur Deckung kommender moglicher Verluste herangezogen wird ist Ursache fur steigende Gesamtkapitalkosten da kEK lt kFK Das bedeutet dass mehr Risiko zu mehr teurerem Eigenkapital fuhrt und dies zu hoheren Kapitalkosten Wert eines Unternehmens Bearbeiten Der Eigenkapitalkostensatz kann dabei als rEK rz p rf dargestellt werden Somit ist der Risikozuschlag abhangig vom Rating sowie von Informationen uber Ertrag und Risiko einer Alternativanlage am Kapitalmarkt 20 r z p l V a R Marktrisikopramie V a R p r m E r m r f V a R p r m r m e r f r m e q p s m displaystyle r z p lambda VaR frac text Marktrisikopramie VaR p tilde r m frac E tilde r m r f VaR p tilde r m frac r m e r f r m e q p cdot sigma m nbsp Fur die Bewertung eines Unternehmens ergibt sich nach dem Ansatz der Risikodeckung mittels Replikation rz p fur 1 Periode W Z 1 E Z 1 r z p E K B p t 1 1 r f displaystyle W tilde Z 1 frac E Z 1 r z p EKB p t 1 1 r f nbsp Dabei entspricht das berechnete Sicherheitsaquivalent dem Geldbetrag der fur den Bewerter dem gleichen wirtschaftlichen Nutzen entspricht wie bei unsicherer Zahlung Der Risikoabschlag setzt sich multiplikativ aus dem Eigenkapitalbedarf und dem Risikozuschlagssatz zusammen und kann als kalkulatorische Mehrkosten des Eigenkapitals interpretiert werden und entspricht in dem Falle der erwarteten Mehrrendite durch die Risikoubernahmen der Eigen gegenuber den Fremdkapitalgebern Der Eigenkapitalbedarf und der Risikozuschlag hangen dabei von der Insolvenzwahrscheinlichkeit p ab 21 Befindet man sich im Bereich von Sachinvestitionen ist haufig der Nettobarwert nach Abzug der Anfangsinvestition in t 0 displaystyle t 0 nbsp von Interesse C 0 W Z 1 I 0 displaystyle C 0 W tilde Z 1 I 0 nbsp Einzelnachweise Bearbeiten Werner Gleissner Grundlagen des Risikomanagements Mit fundierten Informationen zu besseren Entscheidungen 2016 S 374 K Spremann Valuation Grundlagen moderner Unternehmensbewertung Oldenburg 2004 S 253 ff Werner Gleissner Risikoanalyse und Replikation fur Unternehmensbewertung und wertorientierte Unternehmenssteuerung In Wist Wissenschaftliches Studium 7 Auflage 40 Jg 2011 S 346 L Kruschwitz A Loffler Ein neuer Zugang zum Konzept des Discounted Cashflow In Journal fur Betriebswirtschaft 1 Auflage 55 Jg 2005 S 24 28 Werner Gleissner Kapitalkosten Der Schwachpunkt bei der Unternehmensbewertung und im wertorientierten Management In Finanz Betrieb 4 Jg 2005 S 218 219 F Kerins J K Smith R Smith Opportunity cost of capital for venture capital investors and entrepreneurs Journal of Financial and Quantitative Analysis 2 Auflage 39 Jg 2004 S 385 405 A Shleifer Inefficient markets An introduction to behavioural finance Oxford University Press 2000 Werner Gleissner Kapitalkosten Der Schwachpunkt bei der Unternehmensbewertung und im wertorientierten Management In Finanz Betrieb 4 Jg 2005 S 223 Werner Gleissner Grundlagen des Risikomanagements Mit fundierten Informationen zu besseren Entscheidungen 2016 S 375 K Petersen C Zwirner G Brosel Handbuch Unternehmensbewertung Bundesanzeiger Verlag 2013 S 714 715 Werner Gleissner Risikogerechte Kapitalkostensatze als Werttreiber bei 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349 Werner Gleissner Risikogerechte Kapitalkostensatze als Werttreiber bei Investitionen In ZfCI Zeitschrift fur Controlling und Innovationsmanagement 40 Jg 2006 S 54 55 Werner Gleissner Grundlagen des Risikomanagements Mit fundierten Informationen zu besseren Entscheidungen Vahlen 2016 S 375 Werner Gleissner Kapitalkosten Der Schwachpunkt bei der Unternehmensbewertung und im wertorientierten Management In Finanz Betrieb 4 Jg 2005 S 220 Werner Gleissner Grundlagen des Risikomanagements Mit fundierten Informationen zu besseren Entscheidungen Vahlen 2016 S 377 Werner Gleissner Risikoanalyse und Replikation fur Unternehmensbewertung und wertorientierte Unternehmenssteuerung In Wist Wissenschaftliches Studium 7 Auflage 40 Jg 2011 S 350 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Risikodeckungsansatz amp oldid 224076658