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Die bekanntesten offentlichen Richtstatten in Stuttgart waren die Galgen auf dem Schellberg die Galgen auf der Wolframshalde die Hauptstatt auf dem Wilhelmsplatz Hinrichtung von Joseph Suss Oppenheimer auf der Wolframshalde in Stuttgart 1738 Grosses uberregionales Aufsehen erregten zwei spektakulare Exekutionen auf der Wolframshalde die Hinrichtung des Goldmachers Georg Honauer der Eisen nicht in Gold umwandeln konnte und die Hinrichtung des Hoffaktors Joseph Suss Oppenheimer der Opfer eines Justizmordes wurde Ab 1845 fanden in Stuttgart keine offentlichen Hinrichtungen mehr statt In der Zeit des Nationalsozialismus befand sich eine der grossten zentralen nichtoffentlichen Hinrichtungsstatten des Dritten Reiches im Stuttgarter Justizgebaude siehe Landgericht Stuttgart Mahnmal Inhaltsverzeichnis 1 Richtstatten 1 1 Schellberg 1 2 Wolframshalde 1 3 Hauptstatt 2 Beruhmte Hinrichtungen 2 1 Georg Honauer 2 2 Joseph Suss Oppenheimer 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenRichtstatten BearbeitenDie Richtstatten in Stuttgart sind nur luckenhaft und teilweise widerspruchlich dokumentiert Die hauptsachlichen Quellen sind zwei kommentierte Bildbande des Stuttgarter Heimatforschers Gustav Wais das Flurnamenbuch von Helmut Dolker und die mehrbandigen Werke zur Stuttgarter Stadtgeschichte von Karl Pfaff und Paul Sauer Das alteste Stuttgarter Hochgericht auf dem Schellberg war mindestens bis um 1447 in Betrieb nach Karl Pfaff auch wieder ab 1811 Um 1447 wurde ein Galgen auf der Wolframshalde errichtet 1597 zusatzlich ein eiserner Hochgalgen 1788 wurden die Galgen auf der Wolframshalde abgeraumt Seit 1581 gab es auf dem heutigen Wilhelmsplatz eine als Hauptstatt bezeichnete Enthauptungsstatte 1811 wurden die Galgen auf der Wolframshalde und die Hauptstatt aufgegeben Offentliche Hinrichtungen fanden nun an wechselnden Orten statt unter anderem auf der Feuerbacher Heide in Stuttgart Nord wo 1845 die letzte offentliche Hinrichtung die Enthauptung von Christiane Ruthardt stattfand 1 nbsp Stadtplanausschnitt mit dem Schellberg Karte von 1909Schellberg Bearbeiten Ungefahrer ehemaliger Standort nbsp 48 783704 9 199067Das alteste Stuttgarter Hochgericht wurde erstmals 1382 erwahnt Es stand auf dem Schellberg einem Weinbaugebiet am Abhang des Ameisenbergs zwischen Uhlandshohe und Haussmannstrasse fruher Kanonenweg Der genaue Standort der Galgen in dem heute vollstandig uberbauten Gelande ist nicht bekannt Der Flurname Schellberg leitet sich wahrscheinlich von dem mittelhochdeutschen Wort Scheuel ab das soviel wie Abscheu bedeutete 2 Auf Grund der Klagen der Weingutsbesitzer uber den ublen und bosen Geschmack der sich von der Richtstatte in die Umgebung ausbreitete 3 wurde der Galgen auf die Wolframshalde versetzt 4 die erstmals 1447 als Galgenberg erwahnt wurde 5 Nach Karl Pfaff wurde der Galgen 1811 von der Wolframshalde wieder an seinen alten Platz am Schellberg verlegt nach Paul Sauer fanden die Hinrichtungen ab 1811 an wechselnden Orten statt 6 Wolframshalde Bearbeiten nbsp Stadtplanausschnitt mit Wolframshalde und Rebenberg Karte von 1905Ungefahrer ehemaliger Standort nbsp 48 79204 9 187276Spatestens seit 1447 stand ausserhalb der Stadtmauer hinter dem Konigstor auf der Wolframshalde ein Galgen und zwar auf dem spater Rebenberg genannten Flurstuck sudwestlich des Pragfriedhofs etwa zwischen den beiden ausseren Conradi Hochhausern Gebaude Friedhofstrasse 25 und 11 Der Rebenberg stiess an die Ludwigsburger Strasse heute Nordbahnhofstrasse die in dieser Gegend auch Galgensteige genannt wurde 7 Auf dem Galgenberg stand ein dreieckiger Galgen an dem gleichzeitig drei Verurteilte aufgehangt werden konnten Er war durch seine signifikante Silhouette weithin in der Stadt zu erkennen 1597 wurde zusatzlich ein hoher eiserner Galgen fur die Hinrichtung von Georg Honauer errichtet und zur Hinrichtung von Joseph Suss Oppenheimer 1738 wiederverwendet 8 1788 wurden die Galgen auf der Wolframshalde abgebrochen um den Reisenden den schrecklichen Anblick derselben zu benehmen 9 Nach Paul Sauer kam es offenbar nicht mehr zu einer Neuaufstellung da die Hinrichtungen mit dem Strang selten geworden waren so dass sich fur sie eine eigene Richtstatte nicht mehr lohnte Offentliche Hinrichtungen fanden jedoch weiterhin an wechselnden Orten statt 10 Nach Karl Pfaff wurde der Galgen 1811 wieder an seinem alten Platz am Schellberg installiert 11 1838 liess Ernestine Elise Freiin von Konig auf dem Rebenberg die Villa Rebenberg errichten Adresse Ludwigsburger Strasse 17F die 1910 der Erweiterung des Hauptbahnhofs weichen musste 12 Der Galgenberg auf der Wolframshalde wurde durch zwei spektakulare Hinrichtungsfalle uberregional beruhmt durch die Hinrichtung des Goldmachers Georg Honauer 1597 und des Hoffaktors Joseph Suss Oppenheimer 1738 nbsp Blick vom Bopser zum Galgenberg mit dem Dreiecksgalgen und dem Hochgalgen Bildmitte 1624 Bildkommentar nbsp Karte mit dem Stuttgardt Haubtgericht und dem Cantstatter Haubtgericht auf der Feuerbacher Heide 1720 Bildkommentar nbsp Blick vom Rebenberg auf Stuttgart Am Bildrand unten rechts die drei Gebaude der Villa Rebenberg um 1860 Bildkommentar Hauptstatt Bearbeiten Ehemaliger Standort nbsp 48 771361 9 178139Ausserhalb der Stadtmauer vor dem Hauptstatter Tor lag auf dem heutigen Wilhelmsplatz ein schon 1451 erwahnter Richtplatz auf dem Enthauptungen mit dem Schwert stattfanden Sie wurden als eine mildere Todesstrafe als das Aufhangen am Galgen angesehen Insbesondere wurde diese Art der Todesstrafe uber Frauen verhangt da diese grundsatzlich nicht gehenkt wurden 13 Paul Sauer schildert in seinem Stuttgarter Geschichtswerk eindrucklich uber ein Dutzend Schicksale von Delinquenten die zur Todesstrafe durch Enthauptung verurteilt wurden 14 Der Richtplatz wurde Hauptstatt genannt daher der Name der Hauptstatter Strasse die am Wilhelmsplatz vorbeifuhrt Die Richtstrasse beim Wilhelmsplatz hiess bis 1811 Scharfrichtergasslein Sie ist eine kurze schmale Gasse und erinnert an die Zeit als der Henker hier in unmittelbarer Nahe seiner Arbeitsstatte am Wilhelmsplatz wohnte 1581 wurde die Hauptstatt zur Erhohung der Enthauptungsstatte mit einer kreisformigen halbmeterhohen Mauer umgeben und der Innenraum mit Erde aufgeschuttet 15 Nach ihrer runden Form wurde die Hauptstatt im Volksmund der Kas genannt 1811 wurde der Kas abgebrochen um den Reisenden den unangenehmen Anblick einer Hinrichtungsstatte zu ersparen 16 Heute verwandelt sich der Wilhelmsplatz einmal in der Woche in einen Marktplatz und am letzten Juliwochenende des Jahres wird das Henkersfest gefeiert das geschaftstuchtige Gastronomen 1994 aus der Taufe hoben jedoch nicht zur Erinnerung an die vielen traurigen Schicksale die sich auf dem Platz erfullt haben nbsp Stadtplan mit Hauptstatt links unten um 1750 17 nbsp Beispiel einer runden Enthauptungsstatte Hochgericht Hanau 18 nbsp Wilhelmsplatz mit Sigmundbrunnen 2012 Beruhmte Hinrichtungen BearbeitenGeorg Honauer Bearbeiten nbsp Flugblatt zur Hinrichtung von Georg Honauer 1597 Hauptartikel Georg Honauer Der Alchemist und Goldschmied Georg Honauer 1572 1597 hatte sich unter betrugerischen Vorspiegelungen erboten fur den wurttembergischen Herzog Friedrich I Eisen in Gold umzuwandeln Als ihm der Beweis nicht gelang liess der Herzog den 24 Jahrigen 1597 zum Tod durch Erhangen verurteilen Eigens fur diese Hinrichtung liess er einen 12 Meter hohen Galgen mit einem Gerust aus vergoldeten Eisenstangen errichten Zur Verhohnung des Delinquenten wurde dieser zudem mit einem goldflitterbesetzten Gewand zur Richtstatte gefuhrt Insgesamt liess sich der Herzog das Spektakel 3000 Gulden kosten Die aufsehenerregende Hinrichtung war zur Abschreckung gedacht und wurde deshalb mit Flugblattern bekannt gemacht Aber weder der Herzog noch die betrugerischen Goldmacher lernten etwas dazu in der Folgezeit fiel der Herzog noch auf drei weitere Goldmacher herein die er nach gewohnter Manier ebenfalls hinrichten liess 19 Joseph Suss Oppenheimer Bearbeiten Hauptartikel Joseph Suss Oppenheimer Der judische Finanzmakler und Bankier Joseph Suss Oppenheimer 1698 1738 wurde unter Herzog Karl Alexander zum Geheimen Finanzrat und als politischer Ratgeber berufen Die erfolgreiche Sanierung des Staats die unter Oppenheimers Agide erfolgte erregte bei vielen Landesbeamten und Burgern Neid Hass und antijudische Ressentiments Nach dem Tod des Herzogs wurde der 40 jahrige Oppenheimer 1738 in einem Geheimprozess zum Tod verurteilt Das Urteil wurde im Herrenhaus am Stuttgarter Marktplatz gesprochen wo Oppenheimer in seiner Todeszelle im Hungerstreik verharrte Er wurde gefesselt auf einen Schinderkarren gesetzt den ein blindes Pferd auf dem uber zwei Kilometer langen Weg durch die Stadt zum Galgenberg auf der Wolframshalde zog Eine riesige Menge von Schaulustigen darunter die Ehrbarkeit auf besonders angefertigten Tribunen verfolgte berauscht die Zeremonie der Hinrichtung Der eiserne Hochgalgen den Herzog Friedrich I eigens fur Georg Honauer hatte anfertigen lassen wurde fur Oppenheimer wiederverwendet Oppenheimer wurde jedoch nicht gehenkt sondern von Henkersknechten die 49 Stufen zum Galgen hinaufgeschoben und mit einem Strick erwurgt Sein Leichnam wurde in einen eisernen Kafig gehoben in dem er sechs Jahre ausgestellt blieb Nach dem Regierungsantritt von Herzog Carl Eugen 1744 wurde der Leichnam aus dem Kafig entfernt und verscharrt Ein makabres Detail Die Stabe des eisernen Kafigs wurden angeblich 1837 beim Bau der Villa Taubenheim an der Oberen Weinsteige 8 zur Herstellung des Balkongitters oder der Dachterrassengitter wiederverwendet Bei der Renovierung des Gebaudes 2010 2011 wurde das Balkongitter durch ein Glasgelander ersetzt das Dachterrassengitter blieb erhalten 20 nbsp Herrenhaus am Stuttgarter Marktplatz Abtransport von Joseph Suss Oppenheimer nbsp Prozession zum Galgenberg nbsp Spottflugblatt 1738 nbsp Villa Taubenheim 2011Literatur BearbeitenVilla Rebenberg In Gebhard Blank Stuttgarter Villen im 19 Jahrhundert Eine Begleitschrift zur Ausstellung im Wilhelms Palais vom 18 Marz 16 August 1987 Stuttgart 1987 Seite 22 Helmut Dolker Die Flurnamen der Stadt Stuttgart Die Namen der Innenstadt sowie der Stadtteile Berg Gablenberg und Heslach Nachdruck der Ausgabe von 1933 erganzt durch 41 Abbildungen und 2 Karten Stuttgart 1982 Eugen Dolmetsch Aus Stuttgarts vergangenen Tagen Zweiter Band von Bilder aus Alt Stuttgart Selbsterlebtes und Nacherzahltes Stuttgart 1931 Seite 5 6 Recycling des Eisenkafigs von Joseph Suss Oppenheimers Hinrichtung als Balkongitter der Villa Taubenheim Karl Klopping Der Armsunderfriedhof In Historische Friedhofe Alt Stuttgarts Band 1 Sankt Jakobus bis Hoppenlau ein Beitrag zur Stadtgeschichte mit Wegweiser zu den Grabstatten des Hoppenlaufriedhofs Stuttgart 1991 Seite 110 114 Karl Pfaff Geschichte der Stadt Stuttgart nach Archival Urkunden und andern bewahrten Quellen Band 1 Geschichte der Stadt von den altesten Zeiten bis zum Jahre 1650 Stuttgart 1845 Nachdruck Frankfurt am Main 1981 Seite 152 156 Band 2 Geschichte der Stadt vom Jahre 1651 bis zum Jahre 1845 Stuttgart 1846 Nachdruck Frankfurt am Main 1981 Seite 197 199 Paul Sauer Geschichte der Stadt Stuttgart Band 2 Von der Einfuhrung der Reformation bis zum Ende des 17 Jahrhunderts Stuttgart 1993 Seite 105 111 280 292 Band 3 Vom Beginn des 18 Jahrhunderts bis zum Abschluss des Verfassungsvertrags fur das Konigreich Wurttemberg 1819 Stuttgart 1995 Seite 187 194 Johann Stridbeck Stutgart mit dero Gegend auf 2 Stund einfarbiger Kupferstich 20 13 cm In Gabriel Bodenehr Herausgeber Atlas Curieux oder Neuer und Compendieuser Atlas Augsburg 1720 Karte 81 online Umgebungskarte von Stuttgart mit den Eisernen Galgen auf der Wolframshalde Ausschnitt Gustav Wais Alt Stuttgarts Bauten im Bild 640 Bilder darunter 2 farbige mit stadtgeschichtlichen baugeschichtlichen und kunstgeschichtlichen Erlauterungen Stuttgart 1951 Nachdruck Frankfurt am Main 1977 Seite 226 Alt Stuttgart Die altesten Bauten Ansichten und Stadtplane bis 1800 Mit stadtgeschichtlichen baugeschichtlichen und kunstgeschichtlichen Erlauterungen Stuttgart 1954 Seite 79 81 176 194 Tafel 10 24 44 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Richtstatten in Stuttgart Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienFussnoten Bearbeiten Wais 1951 1 Seite 80 Wais 1954 2 Seite 79 80 Dolker 1982 Nummer 514 593 Die heutige Schellbergstrasse verlauft uber den Schellberg Dolker 1982 Nummer 514 Dolker 1982 Nummer 593 weist nach dass der Galgen vom Schellberg zur Wolframshalde verlegt wurde und nicht wie in Pfaff 1845 Seite 154 irrtumlich angenommen in die Gegend des Sunders Dolker 1982 Nummer 432 514 Wais 1951 1 Seite 226 Sauer 1995 Seite 189 Dolker 1982 Nummer 434 436 593 Auf dem Plan des Stockach Gelandes von 1710 1738 sind beide Galgen abgebildet Wais 1954 2 Tafel 44 Ecke oben rechts Pfaff 1846 Seite 199 Sauer 1995 Seite 189 Sauer 1995 Seite 189 Wais 1951 1 Seite 226 Blank 1987 Wais 1954 2 Seite 80 Sauer 1995 Seite 189 Sauer 1995 Seite 187 189 Ein aufgemauerter Richtplatz wird auch als Rabenstein bezeichnet Pfaff 1845 Seite 156 Pfaff 1846 Seite 199 Sauer 1995 Seite 187 189 Wais 1951 1 Seite 473 Schon auf Jonathan Sauters Stadtansicht von 1592 ist die Hauptstatt abgebildet A Datei Alte Stuttgart Plane 007 jpg und auf Matthaus Merians Karte von Stuttgart von 1634 Datei Matthaus Merian Stuttgart 1634 jpg links unten Von der Stuttgarter Enthauptungsstatte sind keine Bildzeugnisse uberliefert Pfaff 1845 Seite 154 156 Dolmetsch 1931 nbsp Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richtstatten in Stuttgart amp oldid 215198585