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Das rheinisch westfalische Urkataster wurde von 1819 bis 1834 als Grundsteuer kataster aufgestellt Es war die erste flachendeckende Kataster aufnahme in der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen dem westlichen Teil des Landes Preussen Nach der Aufstellung wurde das Kataster kontinuierlich fortgeschrieben oder bei Bedarf erneuert Flurkarte des Urkatasters der Gemeinde Dermbach 1831Es wurden verschiedene Unterlagen erstellt darunter Ubersichtskarten der Gemeinden Flurkarten mit Darstellung der einzelnen Grundstucke sowie Bucher in denen die Grundstucke mit ihrer Grosse der Kulturart und dem Reinertrag verzeichnet wurden Auch die Messungszahlen der Aufmessung wurden in Handrissen dokumentiert Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Aufmessung und Bonitierung 3 Inhalt des Urkatasters 4 Weitere Nutzung 5 LiteraturEntstehung Bearbeiten nbsp Rheinprovinz grun und Provinz Westfalen rot um 1830 sowie heutige LandesgrenzenAuf dem Wiener Kongress erhielt Preussen 1815 im Westen grosse Gebiete die zunachst drei Provinzen ab 1822 die Rheinprovinz und die Provinz Westfalen bildeten In diesem Gebiet gab es mehrere Grundsteuersysteme in einzelnen Teilen auch altere Kataster die jedoch oft ohne Vermessung und ohne Kartenwerk aufgestellt worden waren Zunachst anderte die preussische Regierung die Grundsteuer und deren Verteilung in den einzelnen Landesteilen nicht Fur die Erhebung der Steuer fehlte jedoch eine einheitliche und exakte Grundlage nach der die Steuern gerecht verteilt werden konnten Daher sollte nach dem Vorbild Frankreichs ein landesweit einheitliches Kataster mit Vermessung aller Grundstucke aufgestellt werden In den linksrheinischen Gebieten die unter Napoleon zu Frankreich gehort hatten war 1808 mit einer Katasteraufnahme und Parzellarvermessung begonnen worden die bis 1813 aber nicht abgeschlossen wurde Im Herzogtum Westfalen waren von 1807 bis 1809 unter hessen darmstadtischer Regierung provisorische Bucher der Grundstucke aufgestellt worden und es wurde mit einer Triangulation als Vorbereitung fur die Vermessung der Grundstucke begonnen Diese Triangulation wurde erst nach dem Regierungswechsel auf Anordnung des westfalischen Oberprasidenten Ludwig von Vincke spater auch Generaldirektor des Katasters in beiden westlichen Provinzen abgeschlossen Unter preussischer Regierung wurde das in einigen Landesteilen bestehende Kataster zunachst lediglich fortgesetzt 1817 beschlossen die Oberprasidenten mit anderen hohen Beamten und Wissenschaftlern die Errichtung eines rheinisch westfalischen Katasters nach einheitlichem Plan und bemuhten sich in Berlin um eine entsprechende Katasterinstruktion und ein Gesetz Widerstand gab es vom Adel der die Notwendigkeit einer Parzellarvermessung und damit der Vermessung seiner Guter bestritt 1819 ordnete der Finanzminister die sofortige Wiederaufnahme der Katasteraufnahmen im linksrheinischen Gebiet und den Beginn der Aufnahmearbeiten im rechtsrheinischen Gebiet an Das Gesetz uber die Einrichtung des Abgabenwesens legte 1820 fest dass die Flachenangaben fur die Erhebung der Grundsteuer auf einer Parzellar und Stuckvermessung beruhen Im selben Jahr folgte eine Kabinettsorder uber die Fortsetzung und Vollendung des Katasters in den westlichen Provinzen Aufmessung und Bonitierung Bearbeiten nbsp Sandsteinpfeiler eines Dreieckspunktes im ehemaligen Herzogtum WestfalenDas Verfahren und die Details der Vermessungs und Bonitierungsarbeiten regelten die Godesberger Instruktionen von 1819 die auf den franzosischen Vorschriften fur Katastervermessungen Recueil methodique beruhten und diese verbesserten Die Vorschriften wurden spater mehrfach erganzt und uberarbeitet Grundlage fur die Vermessung war eine Triangulation mit der ein Festpunktnetz aufgebaut wurde Das Netz wurde durch Polygonzuge verdichtet Die weiteren Vermessungen konnten an dieses Netz angeschlossen werden Die Vermessung erfolgte gemeindeweise Diese sogenannten Steuergemeinden spater Gemarkungen genannt wurden in Fluren auch als Sektionen bezeichnet unterteilt die jeweils in einem Kartenblatt der Flurkarte dargestellt wurden Die einzelnen Parzellen wurden im Orthogonal und Einbindeverfahren aufgemessen Langenmass war die preussische Ruthe zu 3 766 Meter Die Messung war nicht kontrolliert so dass mogliche Fehler in der Aufnahme nicht durch Widerspruche in den Messwerten erkannt werden konnen Die Messungen sind in Handrissen dokumentiert ein Fortschritt gegenuber dem franzosischen Verfahren bei dem nur eine massstabliche Karte erstellt werden musste und das Messtischverfahren vorherrschte Fur die Flachenberechnung der Grundstucke wurden Urzahlen verwendet sie war damit genauer als eine graphische Ermittlung Einheit war der preussische Morgen zu 2553 Quadratmeter der sich aus 180 Quadratruthen zusammensetzte Nach der Vermessung folgte die Bonitierung die Ermittlung des Reinertrags der Grundstucke Hierfur gab es keinen landesweit einheitlichen Massstab sondern es wurden Einschatzungsbezirke sogenannte Verbande gebildet die nach Lage und Wirtschaftsstruktur moglichst gleichartig waren In diesen Verbanden wurde der Reinertrag je Morgen d h der Rohertrag abzuglich Bewirtschaftungskosten fur die unterschiedlichen Kulturarten ermittelt und die Kulturarten in Klassen mit einheitlichem Reinertrag unterteilt Nach dem Grundsteuergesetz von 1839 bildeten diese Ertrage nur Verhaltniszahlen die nicht als tatsachlicher Reinertrag anzusehen waren Schliesslich schatzte eine Kommission den Ertrag der Grundstucke ab und teilte sie in die Ertragsklassen ein Nach Abschluss der Vermessung und Bonitierung wurden die Ergebnisse den Eigentumern bekanntgemacht Bei Einwendungen erfolgte eine erneute Vermessung deren Kosten der Eigentumer bei Richtigkeit des Katasters tragen musste oder eine neue Einschatzung Nach der Instruktion von 1830 sollte nach Abschluss der Katasteraufnahme immer der Antragsteller die Kosten der Berichtigung von Irrtumern tragen Die Aufstellung des Katasters war 1834 abgeschlossen bis 1839 folgten noch Erganzungen Das Grundsteuergesetz von 1839 regelte die einheitliche Besteuerung aller Grundstucke Steuerfrei waren beispielsweise noch die zum offentlichen Gebrauch bestimmten Grundstucke Staatsgrundstucke Dienstwohnungen von Beamten Soldaten Lehrern und Geistlichen sowie dem Gottesdienst dienende Grundstucke Inhalt des Urkatasters Bearbeiten nbsp Urhandriss Halberbracht vor 1831In den Katasterinstruktionen wurde festgelegt welche Unterlagen zu erstellen waren Die Originalkarten bucher und weitere Protokolle wurden bei den Regierungen aufbewahrt Die Gemeinden erhielten Kopien von Karten und Buchern die zum Gebrauch und zur Einsichtnahme bestimmt waren Die erstellten Unterlagen sind Ubersichtskarte der Gemeinde Sie stellte die gesamte Gemeinde ublicherweise im Massstab 1 10 000 oder 1 20 000 dar Flurkarte Die Flurkarten waren Inselkarten in denen die Grundstucke einer Flur dargestellt wurden Der Massstab war abhangig von der Grundstucksgrosse und betrug 1 5000 1 2500 oder 1 1250 in Ausnahmefallen auch 1 625 Die Flurkarten enthalten nicht nur die Flurstucke mit deren Grenzen und Nummern sondern auch die Gebaude Flurnamen sowie die Wege und Bache fur die noch keine eigenen Flurstucke gebildet wurden Die Veranderungen an Flurstucken und Gebauden wurden in den Karten nachgetragen so dass sie nicht nur den ursprunglichen Zustand darstellen Flurbuch Die Flurbucher sind Verzeichnisse aller Flurstucke einer Flur die je Flur fortlaufend nummeriert sind mit deren Lagebezeichnung Eigentumer Flachengrosse Kulturart Klasseneinteilung und Reinertrag Mutterrolle Die Mutterrolle diente der Erhebung der Grundsteuer und einhielt je Artikel die Grundstucke eines Eigentumers mit deren Lagebezeichnung Flachengrosse Kulturart Klasseneinteilung und Reinertrag Gebaudesteuerrolle Diese enthielt die besteuerten Wohngebaude und deren vom Mietwert abhangige Ertragsklassen Handrisse In den nicht massstablichen Handrissen sind die Messwerte und weitere Angaben wie Kulturart Ertragsklasseneinteilung oder Lagebezeichnungen dokumentiert Im Gegensatz zu anderen Karten und Buchern die nach der Aufstellung bei Veranderungen fortgeschrieben wurden enthalten sie nur die Angaben der ursprunglichen Aufnahme Ubersichtshandriss Diese nicht massstabliche Ubersicht der Gemeinde enthalt auch des Triangulationsnetz und eine Ubersicht uber die Kulturarten mit den Ertragsklassen Weitere Unterlagen wie das Register der Grundeigentumer die nicht fortgeschriebenen Guterverzeichnisse der Eigentumer die Grenzkarte der Gemeinde Berechnungshefte und Protokolle Weitere Nutzung BearbeitenUm das Kataster aktuell zu halten musste es nach der Fertigstellung bei Veranderungen beispielsweise durch Wechsel des Eigentumers oder durch Teilung eines Grundstucks fortgeschrieben werden Das Verfahren wurde in einer Instruktion von 1826 geregelt und spater verbessert Obwohl das Kataster zum Zweck der Besteuerung eingerichtet worden war fuhrte es auch zu einem deutlichen Ruckgang von Grenz und Eigentumsstreitigkeiten In den ostlichen Provinzen Preussens wurde ein Kataster erst in den 1860er Jahren aufgestellt Seit dem Urkataster gibt es einen kontinuierlichen Nachweis der Liegenschaften Teilweise ist das Kataster durch Neuvermessungen erneuert worden In grossem Massstab geschah dies bei Separationen oder spater Flurbereinigungen Als erste genaue und umfassende Vermessung wurde das Urkataster beispielsweise zur Erstellung von Stadteatlanten verwendet Es zeigt die Stadte vor den grossen Veranderungen die beispielsweise durch die Industrialisierung im 19 Jahrhundert entstanden sind Ausserdem ist es eine Quelle fur die Heimatforschung Literatur BearbeitenGerald Kreucher Die Urkatasteraufnahme in Westfalen Veroffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein Westfalen Nr 20 Landesarchiv Nordrhein Westfalen Dusseldorf 2008 ISBN 978 3 932892 23 3 http www archive nrw de lav abteilungen westfalen servicefuerfamilienforschung kreucher urkataster pdf archive nrw de PDF 4 6 MB Vortrag Manfred Spata Freiherr vom Stein und der Katasterstreit 1827 mit Freiherrn von Vincke In Nachrichten aus dem offentlichen Vermessungswesen Nordrhein Westfalen Nr 3 2007 2007 S 37 40 49 53 S 37 40 zum Urkataster S 49 53 zu den Vorschriften Klemens Wiesemann Geschichte des Grundsteuer und Vermessungswesens im Herzogtum Westfalen Jos Grobbel Verlag Fredeburg 1993 ISBN 3 922659 64 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rheinisch westfalisches Urkataster amp oldid 219992175