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Rene Major 1 November 1932 in Montreal ist ein franzosischer Psychiater und Psychoanalytiker kanadischer Herkunft Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Studium in Kanada 1 2 Paris 1 3 Confrontation 1 4 Austritt aus der IPV 1 5 Generalstande der Psychoanalyse 2 Schriften Auswahl 3 Sonstige Literatur 4 Auszeichnungen 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Studium in Kanada Bearbeiten Er besuchte das College Andre Grasset in Montreal und studierte dann Medizin an der Universitat Montreal Wahrend seines Studiums las er Freud aber auch Psychoanalytiker wie Frieda Fromm Reichmann und Georg Groddeck und beschloss Psychiater zu werden 1958 gehorte Major zu einer ersten Gruppe von Studenten die im Wohnheim des Instituts Albert Prevost heute Departement de psychiatrie des Hopital du Sacre Coeur de Montreal wohnten um dort zu arbeiten einer Institution die in der Geschichte der Psychiatrie Kanadas eine innovative Rolle spielte Paris Bearbeiten Nach zwei Jahren am Institut Albert Prevost in dessen Ausbildungsprogramm die Psychoanalyse breiten Raum einnahm nahm Major an einem Austauschprogramm teil das es ihm erlaubte in Frankreich zu studieren Er arbeitete an der psychiatrischen Klinik Saint Anne in Paris heute Centre hospitalier Sainte Anne bei Jean Delay und plante zunachst nach Kanada zuruckzukehren 1960 fand ein Colloquium uber das Unbewusste statt das der bekannte Psychiater Henri Ey organisiert hatte Das Colloque de Bonneval sollte beruhmt werden An ihm nahmen die Psychoanalytiker Serge Lebovici Rene Diatkine Conrad Stein Andre Green Serge Leclaire Francois Perrier Jean Laplanche und J B Pontalis die Philosophen Paul Ricœur Maurice Merleau Ponty Henri Lefebvre Alphonse de Waelhens und Jean Hyppolite die Psychiater Georges Lanteri Laura Claude Blanc Sven Follin et Catherine Lairy aber auch Eugene Minkowski Francois Tosquelles und Jacques Lacan teil Der junge Major war sehr beeindruckt und entdeckt eine Welt die sich stark von dem katholisch gepragten Quebec seiner Jugend unterschied Spater organisierte er selbst zahlreiche Colloquien Schon in Kanada hatte sich Major bei der SPP Societe Psychoanalytique de Paris beworben In Paris absolvierte er eine Lehranalyse bei Bela Grunberger 1967 wurde er Gastmitglied und 1971 Vollmitglied der Gesellschaft Major arbeitet einige Jahre am Centre medico pedagogique Claude Bernard und am Centre de traitements psychanalytiques des Institut de psychanalyse ansonsten vorwiegend in seiner eigenen Privatpraxis Im Gegensatz zu den meisten seiner Landsleute kehrte Major nach seinen Studien nicht nach Quebec zuruck Er wurde zu einem eifrigen Besucher des Seminars von Lacan am Hopital Saint Anne spater an der Ecole normale superieure Er befreundete sich mit Lacan folgte aber nicht dessen Aufforderung sich der 1964 gegrundeten Ecole freudienne anzuschliessen Major war mit den Psychoanalytikern Nicolas Abraham und Maria Torok befreundet So lernte er in den sechziger Jahren Jacques Derrida kennen der zu einem personlichen Freund Majors wurde und grossen Einfluss auf ihn hatte Derrida beschaftigte sich intensiv mit der Psychoanalyse und hielt im Marz 1966 seinen Vortrag Freud et la scene de l ecriture Freud und die Szene der Schrift am Institut de Psychanalyse 1 Anfang der 70er Jahre wurde Major Lehranalytiker und 1972 wurde er unter dem Prasidenten Andre Green zum Sekretar des l Institut de psychanalyse de Paris ernannt 1973 wurde er Direktor des Instituts In diesen Jahren war die SPP Schauplatz heftiger interner Auseinandersetzungen an denen sich Major beteiligte Majors Amtsfuhrung war durch den Umstand erschwert dass er nicht franzosischer Staatsburger war Er hoffte die Staatsburgerschaft rasch erlangen zu konnen bekam sie aber erst 1983 Major wurde 1974 nach nur 15 Monaten abgesetzt Confrontation Bearbeiten 1973 74 grundete Major zusammen mit Dominique Geahchan einem aus dem Libanon stammenden Katholiken Confrontation eine Statte der schulenubergreifenden Begegnung fur Psychoanalytiker Elisabeth Roudinesco sagte dazu im Gesprach mit Jacques Derrida Zu dieser Zeit dekonstruierte Rene Major indem er sich von ihrer Arbeit inspirieren liess die Dogmen und die Rigiditaten des herrschenden psychoanalytischen Denkens indem er in einem Raum genannt Confrontation die psychoanalytische Jugend der ich angehorte versammelte eine Jugend die keine zu ihr passende Institution hatte die einerseits mit der Burokratie der Gesellschaften der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung und andererseits mit der Agonie des letzten grossen lebenden Meisters der Psychoanalyse Jacques Lacan konfrontiert war 2 Tatsachlich war Confrontation ein wunderbarer Ort der freien Rede der einzige Ort wo Personen die unterschiedlichen Institutionen angehorten in einen offenen Dialog miteinander treten konnten In dem Klima voller Spannungen das damals herrschte waren die Begegnungen von Confrontation oft sehr emotionell sowohl was die Streitigkeiten als auch was die Versohnungen angeht Rene Desgroseillers 3 Die Vorgehensweise von Confrontation war einfach ein Autor wurde jeweils eingeladen um uber seine Schriften zu diskutieren Immer mehr Teilnehmer kamen und seit 1976 fanden die Veranstaltungen nicht mehr in den Raumen des Institut de Psychoanalyse statt 1977 wurde ein Verein gegrundet Confrontation existierte bis 1983 Erganzend grundete Major die Zeitschrift Cahiers Confrontations 1977 wurde Major Direktor einer neuen Buchreihe La psychanalyse pris au mot beim Verlag Aubier Montaigne Von 1983 bis 1992 war Major directeur de programme am College international de philosophie Austritt aus der IPV Bearbeiten 1996 trat Major aus der IPV aus In einem offenen Brief an den Prasidenten Horacio Etchegoyen begrundete Major seinen Entschluss Hintergrund war eine lang andauernde Kontroverse uber das richtige Verhalten von Psychoanalytikern in Diktaturen In der Zeit des Nationalsozialismus hatte der damalige IPV Prasident Ernest Jones den Anpassungskurs nichtjudischer deutscher Psychoanalytiker unterstutzt siehe Berliner Psychoanalytisches Institut und Deutsches Institut fur psychologische Forschung und Psychotherapie Major sorgte fur das Bekanntwerden dieser lange Zeit in Frankreich wenig bekannten Tatsache 4 In den siebziger Jahren wurde bekannt dass Amilcar Lobo Moreira ein Ausbildungskandidat der brasilianischen psychoanalytischen Gesellschaft bei Folterungen zugegen war Die argentinische Psychoanalytikerin Marie Langer informierte den damaligen IPV Prasidenten Serge Lebovici Dieser erkundigte sich nach dem Gerucht Moreiras Lehranalytiker Leao Cabernite zugleich Prasident der brasilianischen psychoanalytischen Gesellschaft teilte Lebovi auf dessen Nachfrage mit dass dieses Gerucht nicht zutreffe Tatsachlich stellte sich nach dem Ende der Militardiktatur heraus dass Moreira tatsachlich bei Folterungen zugegen gewesen war Moreira selbst bestatigte dies ohne seine Handlungen zu bedauern Uberdies wurde wahrend der Militardiktatur aufgrund eines Gutachtens eines der Diktatur nahestehenden Graphologen die Psychoanalytikerin Helena Bessermann Vianna als Denunziantin des Verhaltens Moreiras identifiziert Sie war dadurch selbst Verfolgungen ausgesetzt 5 Rene Major interessierte sich vor allem fur zwei Aspekte der Frage das Schweigen das diese Ereignisse umgab die mehr oder weniger abgekapselt blieben und ihre Nachwirkungen auf die Ausbildung von Psychoanalytikern in dem Spiel von Ubertragungen und Gegenubertragungen bei der Uberlieferung der Psychoanalyse Tatsachlich haben diese Ereignisse ausser ihrer historischen und politischen Bedeutung auch wichtige Implikationen fur die Psychoanalyse selbst Die Entscheidung die Politik der Rettung der Psychoanalyse in Deutschland zu unterstutzen dann die spatere Verleugnung dieser Entscheidung steht in enger Beziehung mit den Ereignissen die sich dreissig Jahre spater in Brasilien abspielten Rene Major der durch die Arbeiten seines Freundes Nicolas Abraham fur diese Fragen sensibilisiert war sah darin ein Beispiel fur die Ubertragung eines Traumas das zum Gegenstand einer Verleugnung geworden war uber mehrere Generationen hinweg eines Traumas das eine neue Generation die ihrerseits mit dem Undenkbaren konfrontiert ist verfolgt Hauptsachlich aus diesem Grund arbeitete Major hartnackig daran den Schleier uber Episoden der Vergangenheit zu luften die bisher durch ein schwer lastendes Schweigen und durch eine offizielle Version die die Fakten verzerrte verdeckt waren Er mischte sich seit 1981 in diese Affare ein und organisierte im Rahmen von Confrontation ein internationales Colloquium mit lateinamerikanischen Gruppen uber die Politik der Psychoanalyse angesichts der Folter ein Thema uber das selten gesprochen wird Jacques Derrida sein grosser Gefahrte der Dissidenz las dabei einen Text mit dem Titel Geopsychanalyse Derrida 1981 3 Generalstande der Psychoanalyse Bearbeiten Im Juli 2000 fanden auf Majors Initiative hin die Etats Generaux de la psychanalyse in Paris statt an deren Vorbereitung Major seit 1997 gearbeitet hatte Die Tradition der Etats Generaux geht auf das Ancien Regime zuruck unmittelbares Vorbild fur Major waren aber wohl eher die Etats Generaux de la philosophie die 1979 unter Beteiligung von Derrida in einer Situation in der der Philosophieunterricht an den franzosischen Gymnasien zur Disposition stand stattgefunden hatten Bei den Etats Generaux de la psychanalyse diskutierten Tausende von Teilnehmern aus etwa 30 Landern uber die Krise und die Zukunft der Psychoanalyse 6 Schriften Auswahl BearbeitenAls Autor Rever l autre 1977 L Agonie du jour 1979 Discernement La psychanalyse aux frontieres du droit de la biologie et de la philosophie 1984 De l Election Freud face aux ideologies americaine allemande et sovietique 1986 Lacan avec Derrida Analyse desistancielle 1991 Au Commencement La vie la mort 1999Als Herausgeber Etat general de la psychanalyse juillet 2000 Paris Aubier Montaigne 2003Sonstige Literatur BearbeitenJacques Derrida 1981 Geopsychanalyse in ders Psyche Inventions de l autre Paris Galilee 1987 pp 327 352 Jacques Derrida Elisabeth Roudinesco 2001 De quoi demain Dialogue Paris Fayard dt Woraus wird Morgen gemacht sein Ein Dialog Stuttgart Klett Cotta 2005 Helena Besserman Vianna 1998 Politique de la psychanalyse face a la dictature et a la torture N en parlez a personne Vorwort von Rene Major Paris L Harmattan Major besorgte die franzosische Ausgabe Um ein moglichst komplettes Dossier zu erstellen enthalt das Buch auch eine Stellungnahme des fruheren IPA Prasidenten Serge Lebovici Auszeichnungen Bearbeiten1986 Finalist beim Prix du Gouverneur general Discernement La psychanalyse aux frontieres du droit de la biologie et de la philosophieEinzelnachweise Bearbeiten vgl Jacques Derrida L ecriture et la difference Taschenbuchausgabe Collection points S 437 Derrida Roudinesco 2001 S 270 a b En son nom propre La carriere et l oeuvre de Rene Major Memento vom 13 Mai 2008 im Internet Archive Les annees brunes La psychanalyse sus le IIIeReich Textes traduits et presente par Jean Luc Evard Paris Confrontation 1984 vgl Besserman Vianna 1998 Majors vorbereitende Vortrage sind in dem Buch Au commencement enthalten Derridas Vortrag ist auch auf Deutsch erschienen Seelenstande der Psychoanalyse Das Unmogliche jenseits einer souveranen Grausamkeit Frankfurt am Main 2002 Normdaten Person GND 132221780 lobid OGND AKS LCCN n81048351 VIAF 12311854 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Major ReneKURZBESCHREIBUNG franzosischer Psychiater und Psychoanalytiker kanadischer HerkunftGEBURTSDATUM 1 November 1932GEBURTSORT Montreal Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rene Major amp oldid 224180630