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Die relative biologische Wirksamkeit kurz RBW englisch relative biological effectiveness RBE ist in der Strahlenbiologie ein Unterscheidungsfaktor fur Strahlenarten hinsichtlich ihrer biologischen Effekte Die relative biologische Wirksamkeit ist definiert durch das Verhaltnis der Dosis einer Bezugsstrahlung Referenzstrahlung zu der Dosis einer zu vergleichenden Strahlung mit gleicher biologischer Wirkung Die gleiche physikalische Strahlendosis kann bei verschiedenen Strahlenarten unterschiedliche biologische Wirksamkeit entfalten Grunde dafur konnen die unterschiedliche Beschaffenheit des Gewebes die unterschiedliche zeitliche Dosisleistung oder die unterschiedliche ortliche Dosisverteilung Linearer Energietransfer LET und Ionisationsdichte der Strahlung sein Inhaltsverzeichnis 1 Definition 1 1 Abhangigkeit vom Linearen Energietransfer 1 2 Abhangigkeit vom beobachteten Effekt 2 Bestimmung und Ergebnisse 3 Zusammenhang zur Aquivalentdosis 4 Literatur 5 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenDie relative biologische Wirksamkeit ist definiert als das Verhaltnis der Energiedosis Dref einer Referenzstrahlung die einen bestimmten biologischen Effekt hervorruft zur Dosis DY einer anderen Strahlung die fur das Eintreten der gleichen Wirkung f unter gleichen Bedingungen am gleichen biologischen Objekt notwendig ist R B W Y f D r e f D Y displaystyle RBW mathrm Y f frac D mathrm ref D mathrm Y nbsp Die RBW ist allgemein abhangig von der applizierten Dosis dem Linearen Energietransfer LET und der Art der beobachteten Schadigung Abhangigkeit vom Linearen Energietransfer Bearbeiten Strahlung mit grossem LET also Strahlung schwerer geladener Teilchen erzeugt mehr Ionisationen pro Volumen Ionisationscluster als Strahlung mit niedrigem LET Dies fuhrt im menschlichen Korper zu einer erhohten Wahrscheinlichkeit von Doppelstrangbruchen der DNA die nur schwer oder uberhaupt nicht durch die zelleigenen Reparaturmechanismen beseitigt werden konnen Die relative biologische Wirksamkeit steigt in Abhangigkeit vom Linearen Energietransfer bei gleicher Dosis zunachst kontinuierlich bis zu einem Maximum bei etwa 100 200 k e V m m displaystyle 100 200 frac keV mu m nbsp an um dann stark abzufallen Grund hierfur ist dass Strahlung mit sehr hohem LET mehr Energie in einer Zelle deponiert als zu ihrer biologischen Inaktivierung notig ist es kommt zum sogenannten Overkill Abhangigkeit vom beobachteten Effekt Bearbeiten Haufig auftretende direkte Strahlungswirkungen sind lokale Schaden an der DNA Rontgenstrahlung erzeugt etwa 1000 Einzelstrangbruche ESB pro Zelle und Gray hingegen erzeugt Alphastrahlung 1000 Einzelstrangbruche pro Zelle bei etwa 4 Gray Also ist der RBW Wert der Alphastrahlung fur die Erzeugung von EinzelstrangbruchenR B W a E S B 0 25 displaystyle RBW alpha mathrm ESB 0 25 nbsp dd Rontgenstrahlung erzeugt etwa 35 Doppelstrangbruche DSB pro Zelle und Gray Alphastrahlung erzeugt 35 Doppelstrangbruche pro Zelle bei einer Dosis von etwa 0 56 Gray Der RBW Wert der Alphastrahlung fur die Erzeugung von Doppelstrangbruchen ist deshalbR B W a D S B 1 8 displaystyle RBW alpha mathrm DSB 1 8 nbsp dd Bestimmung und Ergebnisse BearbeitenDie RBW wird experimentell bestimmt Dazu werden die Auswirkungen mehrerer Strahlungsarten auf die Uberlebensraten verschiedener Organismen wie Bakterien Eukaryoten oder Ratten verglichen Als Referenzstrahlung wird meist eine Niedrig LET Strahlung wie Rontgenstrahlung einer Rontgenrohre mit 250 kV Anodenspannung oder die Gammastrahlung des 60Co mit Energien von 1 17 MeV und 1 33 MeV verwendet Ahnliche Dosen von Photonen und Betastrahlung fuhren meist zu ahnlichen Effekten im bestrahlten Organismus haben daher also eine ahnliche biologische Wirksamkeit wahrend Bestrahlung mit Neutronen Ionen oder Alpha Teilchen deutlich schwerere Schaden verursacht Je nach Strahlungsenergie ist die biologische Wirksamkeit fur diese Teilchen zwischen zwei und zwanzig Mal so hoch wie die von Rontgenstrahlung Die Untersuchungen fur Neutronen belegten der Tatsache Rechnung dass eine bestimmte Energiedosis dicht ionisierender Strahlung wie es schnelle Neutronen sind wirksamer ist als dieselbe Energiedosis durch locker ionisierende Strahlung wie g Strahlung oder Rontgenstrahlung Die Wirkung der Neutronen ist dabei proportional zur Dosis 1 Zusammenhang zur Aquivalentdosis BearbeitenDie relativen biologischen Wirksamkeiten fur unterschiedliche Gewebe und Organismen sind grundsatzlich nicht vergleichbar mussen also jeweils separat bestimmt oder abgeschatzt werden Da diese Vorgehensweise aber meist nicht praktikabel ist und Experimente insbesondere an Menschen ethisch nicht vertretbar waren werden im Strahlenschutz auf Basis der bekannten Wirksamkeiten Strahlungswichtungsfaktoren wR festgelegt die einen dosisunabhangigen Vergleich der verschiedenen Strahlungsarten erlauben Mit der Einfuhrung der Aquivalentdosis H w R D displaystyle H mathrm w R cdot D nbsp konnen fur alle Strahlenarten einheitliche Grenzwerte unter Berucksichtigung der Wirksamkeit festgelegt werden Die Strahlungswichtungsfaktoren stellen keine physikalischen Messgrossen dar sondern sind lediglich Normen fur eine vereinfachte Handhabung im Strahlenschutz In Deutschland werden sie in der Strahlenschutzverordnung normativ festgelegt Literatur BearbeitenH Krieger Grundlagen der Strahlungsphysik und des Strahlenschutzes 3 Auflage Vieweg Teubner 2009 ISBN 3 8348 0801 6 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Einzelnachweise Bearbeiten 170 Sitzung der Strahlenschutzkommission Bewertung des Risikos durch Neutronenstrahlung Empfehlung der Strahlenschutzkommission PDF Strahlenschutzkommission 7 Dezember 2000 abgerufen am 16 Januar 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Relative biologische Wirksamkeit amp oldid 219253980