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Das Rechliner Kaltstartverfahren war eine improvisierte Methode zum Kaltstart von Kolbenflugmotoren bei niedrigen Umgebungstemperaturen die keine aufwandigen Heizgerate zur Vorwarmung und nur eine geringe Vorlaufzeit des Motors bis zum Flugstart erforderte Entwickelt wurde das Verfahren das bei der deutschen Luftwaffe wahrend des Zweiten Weltkrieges zum Einsatz kam vor dem Krieg in der Erprobungsstelle Rechlin Grundlage war die Beimischung von Kraftstoff zum Motorol wodurch die Viskositat des Schmierstoffs herabgesetzt wurde und dieser auch im kalten Zustand dunnflussig blieb Nach dem Anlassen des Motors kam es durch die Erwarmung auf Betriebstemperatur zum Ausdampfen des Kraftstoffs wodurch das Motorol wieder die zum Lastbetrieb notwendige Zahflussigkeit erlangte Die Zeit zum Warmfahren bis zu dem Zeitpunkt an dem die volle Motorleistung Startleistung abgerufen werden konnte betrug in Abhangigkeit vom Mischungsverhaltnis und von der Aussentemperatur rund drei bis sechs Minuten Nach rund 30 Minuten Flugbetrieb betrug der Kraftstoffanteil im Schmierstoff noch rund vier bis funf Prozent nach etwa ein bis zwei Stunden war der Kraftstoff vollstandig abgedampft Fur die Beimischung kam Motorenbenzin mit 80 87 oder 100 Oktan zum Einsatz Dieselkraftstoff wurde grundsatzlich nicht verwendet Die Zugabe des Kraftstoffs erfolgte nach der Landung und dem Abkuhlen des Motorols auf eine Temperatur von etwa 20 bis 40 Grad Celsius Bei alteren Flugzeugen wurde dies durch direktes Einfullen von Kraftstoff in den Oltank des Flugzeuges mit einem anschliessenden kurzen Mischlauf des Motors durchgefuhrt neuere Flugzeugmodelle waren mit einer fest installierten Mischanlage ausgestattet Das Mischungsverhaltnis war abhangig vom Motortyp von der vorherigen Flugdauer in Bezug auf noch vorhandene Reste vom vorherigen Kaltstart und von der zu erwartenden Aussentemperatur zum Zeitpunkt des nachsten Starts In Abhangigkeit vom Olfullstand des Oltanks der Trockensumpfschmierung war im Leerlauf des Triebwerkes ein Mischhahn fur eine definierte aus der Mischtabelle zu entnehmende Zeit geoffnet zu halten wodurch die Beimischung erfolgte Von der Erprobungsstelle Rechlin wurden hierzu in Versuchsreihen entsprechende Tabellen entwickelt Schadigungen der Motoren durch den Einsatz des Verfahrens zeigten sich in den Untersuchungen der Erprobungsstelle nicht vielmehr wurde in vielen Fallen sogar ein geringerer Motorenverschleiss festgestellt Literatur BearbeitenDas Anlassen von Flugmotoren im Winter Gerate Handbuch Druckvorschrift D Luft T 3870 Herausgegeben vom Reichsluftfahrtministerium September 1942 Titel der vorherigen Ausgaben Kaltstartverfahren mittels Schmierstoffverdunnung Das Rechliner Kaltstartverfahren In Kyrill von Gersdorff Kurt Grasmann Flugmotoren und Strahltriebwerke Entwicklungsgeschichte der deutschen Luftfahrtantriebe von den Anfangen bis zu den internationalen Gemeinschaftsentwicklungen Reihe Die deutsche Luftfahrt Band 2 Zweite Auflage Bernard amp Graefe Koblenz 1985 ISBN 3 76 375283 8 S 179 180 Die Vorlaufer der Berliner Luftbrucke Stalingrad Abschnitt Kaltstart der Triebwerke In Wolfgang J Huschke Die Rosinenbomber Die Berliner Luftbrucke 1948 49 ihre technischen Voraussetzungen und deren erfolgreiche Umsetzung Zweite Auflage Berliner Wissenschafts Verlag Berlin 2008 ISBN 3 83 051485 9 S 36 38 Stefan Zima Motorkolben Bauarten Betrieb Schaden Vieweg Teubner Verlag Wiesbaden 2005 ISBN 3 52 803986 8 S 249 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rechliner Kaltstartverfahren amp oldid 155637347