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Raymond Arnette 4 Februar 1923 in Paris 28 April 2004 in Frankenthal Ortsteil Morsch war in seiner Jugend Resistance Spion bei der Pariser Gestapo dann katholischer Priester zunachst in der Erzdiozese Paris spater im Erzbistum Freiburg und schliesslich von 1969 bis 2004 in der Diozese Speyer Buchautor und deutschlandweit bekannter Aktivist zur Bewahrung der sogenannten Tridentinischen Liturgie Abbe Raymond Arnette Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Jugend 1 2 Wirken als Priester 1 3 Besondere Aktivitaten 2 Werke 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenHerkunft und Jugend Bearbeiten Raymond Arnette wurde als Sohn eines atheistischen Polizisten geboren den er spater selbst taufte Die Mutter verstarb schon als der Junge 5 Jahre alt war Er wuchs in Paris bei der aus Luxemburg stammenden Grossmutter auf In der Urlaubszeit und nach ihrem Tod kam er zu deren Verwandten nach Luxemburg wo er auch zum Glauben fand Ausserdem wuchs er quasi dreisprachig auf franzosisch luxemburgisch und deutsch was ihm spater sehr nutzlich sein sollte 1938 kehrte Arnette nach Paris zuruck besuchte das theologische Seminar und ging bei Ausbruch des Krieges wieder ins Grossherzogtum Luxemburg wo er bis 1941 blieb Dann kehrte er heim und lebte beim Vater und der Stiefmutter Vorubergehend beschaftigte ihn der Vater bei der Polizei die ihn auf Streifengange der Sittenpolizei in die Pariser Halbwelt mitnahm Endlich trat ein Aktivist der Resistance an ihn heran und rekrutierte ihn fur die Widerstandsorganisation Er sollte sich bei der Pariser Gestapo als Dolmetscher anwerben lassen und dort Spitzeldienst leisten Dies tat Raymond Arnette von 1942 bis 1944 und es gelang ihm dabei den beruhmten Kernphysiker Frederic Joliot Curie zu warnen und vor einer drohenden Verhaftung zu bewahren Am Morgen nach der Warnung musste er an einer Durchsuchung seines Labors teilnehmen Nach dem Krieg trat Arnette seinem Wunsch gemass ins Priesterseminar ein Wirken als Priester Bearbeiten Am 29 Juni 1951 wurde Raymond Arnette in Paris Notre Dame zum Priester geweiht seine Primiz feierte er in Luxemburg Die erste Stelle trat er als Studienprafekt im Pariser Schul Institut Sainte Croix de Neuilly an Spater wurde er Direktor in Montrouge im Marz 1962 Kaplan an der beruhmten Basilika Sacre Cœur Im Juli 1962 wurde er als Verdachtiger und mutmassliches OAS Mitglied verhaftet und in Untersuchungshaft genommen im Juni 1963 auf freien Fuss gesetzt spater vollig rehabilitiert Raymond Arnette verliess Frankreich daraufhin 1964 und ging nach Deutschland Hier amtierte er zunachst als Militarseelsorger im Erzbistum Freiburg Karlsruhe St Bonifaz und wirkte ab 28 August 1969 als Oberstudienrat fur Religionslehre am Albert Einstein Gymnasium in Frankenthal In dieser Stellung verblieb er bis zu seiner Pensionierung am 1 September 1987 Er wurde durch das bischofliche Ordinariat als Diozesanpriester in das ortlich zustandige Bistum Speyer aufgenommen inkardiniert Im Gymnasium wahlten ihn die Schuler verschiedenster Konfessionen jahrelang zum Vertrauenslehrer und Ansprechpartner nbsp Abbe Raymond Arnette bei der Trauung eines deutsch indischen Paares in Frankenthal MorschSchon wahrend seiner Zeit als Lehrer engagierte Arnette sich nebenbei in der Seelsorge besonders in der Frankenthaler Pfarrei St Dreifaltigkeit Schliesslich zog er als Mieter in das verwaiste Pfarrhaus des Frankenthaler Ortsteils Morsch und erbot sich ehrenamtlich ohne Bezahlung die Seelsorge in dem Dorf auszuuben In dieser Seelsorgestellung blieb er uber seine Pensionierung hinaus von 1977 bis 1996 Raymond Arnette sah in der erneuerten Liturgie der katholischen Kirche besonders so wie sie landauf landab uberall gefeiert wurde deutliche Gefahren fur den Glauben Er vertrat darin etwa die gleichen Positionen wie spater Papst Benedikt XVI jedoch schon 20 Jahre fruher Der Priester begann zunachst Messen im neuen Ritus jedoch mit den alten Opferungsgebeten am Hochaltar zu zelebrieren dann solche nach dem Messbuch von 1965 und schliesslich benutzte er das Missale von 1962 das von Papst Benedikt XVI kurzlich wieder als vollgultig und frei erlaubte Messform rehabilitiert wurde Tridentinische Messe Neben den Pfarrangehorigen besuchten Glaubige aus einem Umkreis von mehr als 50 km diese Gottesdienste und es setzte mangels anderer derartiger Angebote ein reger Zustrom aus der gesamten Region ein Es entwickelte sich quasi eine Personalpfarrei im tridentinischen Ritus nbsp Abbe Raymond Arnette bei der Messfeier im tridentinischen Ritus Dies wurde einerseits von der zustandigen Diozese in Speyer geduldet andererseits gab es aber auch kritische Gegenstimmen Schliesslich entzog man dem 75 jahrigen Priester 1996 die Seelsorge und liess ihn von einer Woche zur anderen nicht mehr in die Morscher Kirche es erfolgte ein Austausch der Turschlosser Man versuchte ihn auch aus dem Pfarrhaus zu werfen in welchem er jedoch als Privatperson und nicht als Pfarrer wohnte Eine Zwangsraumungsaktion gegen den betagten Geistlichen scheiterte Dieser setzte sich vielmehr vor Gericht zur Wehr und erhielt Recht Er musste nicht ausziehen und durfte bis zu seinem Tod 2004 im Pfarrhaus wohnen Die Kirche in Morsch blieb ihm jedoch versperrt und die Diozese Speyer gestattete ihm fur sich und seine Glaubigen die Benutzung der ansonsten praktisch ungenutzten Filialkirche St Martin in Einselthum Donnersbergkreis Der Priester musste somit bis ins Greisenalter fur jede seiner Messen einen Gesamtweg von fast 70 km zurucklegen Raymond Arnette starb vollig uberraschend am 28 April 2004 in Frankenthal Morsch Er wurde auf dem Stadtfriedhof Frankenthal an einer bevorzugten Stelle beigesetzt die besonderen Personlichkeiten der Kommune vorbehalten ist Das Requiem fand in Anwesenheit des Speyerer Bischofs Anton Schlembach in der Pfarrkirche St Dreifaltigkeit Frankenthal statt Zelebrant war Pfarrer Mathias Koller aus Ottersheim Anschliessend bewegte sich ein feierlicher Trauerkondukt an dem mehrere hundert Glaubige teilnahmen durch die Stadt zum Friedhof Nach dem Tod von Raymond Arnette wurde die Seelsorge seiner altrituellen Gruppe aufgrund der nunmehr auch in Rom erfolgten Veranderungen offiziell durch die Diozese Speyer ubernommen und der Zelebrationsort nach Dirmstein seit Oktober 2010 nach Neustadt an der Weinstrasse verlegt Besondere Aktivitaten Bearbeiten Als Aktivist und Forderer der Tridentinischen Messe war Raymond Arnette im gesamten deutschen Sprachraum bekannt Als man ihm 1996 die Kirche sperrte und aus dem Pfarrhaus werfen wollte entbrannte in der Rheinpfalz Frankenthal uber Wochen ein regelrechter Pressekrieg zwischen Gegnern und Befurwortern Der ziemlich korpulente Arnette mit seiner schwarzen Soutane und seiner betont freundlichen Art gehorte in Frankenthal seinerzeit zum Stadtbild Infolge seines abenteuerlichen Lebens und dadurch gepragt hatte er auch fur Aussenseiter und Fremde immer ein offenes Ohr Mit Vorliebe unterhielt er sich auf seinen Einkaufsgangen mit Muslimen deren tiefe Religiositat er stets bewunderte Uber lange Zeit hinweg forderte er die deutsch franzosische Volkerverstandigung indem er alljahrlich eine von ihm gefuhrte Busreise in verschiedene Gegenden seines Heimatlandes organisierte Ebenso hielt er in der Volkshochschule Kochkurse in franzosischer Kuche ab und gab seine Rezepte in Buchform heraus Er war der Meinung dass es in deutschen Ehen oft auch deshalb krisele weil hier die Frauen ganz im Gegensatz zu Frankreich so langweilig kochen wurden Liebe gehe nun einmal durch den Magen Im Jahre 1996 veroffentlichte Abbe Arnette auf vielfache Bitten von Freunden und Glaubigen seine aussergewohnlichen Lebenserinnerungen in Buchform Diese Memoiren umfassen seine Kinder und Jugendzeit sein Wirken als Dolmetscher und gleichzeitiger Resistance Spion bei der Pariser Gestapo die Tatigkeit als Sittenpolizist seine priesterliche Berufung und sein Wirken in Frankreich die Inhaftierung aus fadenscheinigen politischen Grunden unter de Gaulle sowie die Emigration nach Deutschland und den Neuanfang im Erzbistum Freiburg bzw in der Diozese Speyer Das Buch erschien 1996 zunachst in Franzosisch unter dem Titel De la Gestapo a l O A S L itineraire atypique d un homme de Dieu und Abbe Arnette trat in diesem Zusammenhang auch im franzosischen Fernsehen auf Die deutsche Ausgabe folgte 1997 unter dem Titel Als Spion bei der Gestapo Der ungewohnliche Werdegang eines Pfarrers beim Theresia Verlag CH 6424 Lauerz Als das Werk erschien hatte der Priester fur seine Gottesdienste gerade zwangsweise von Frankenthal Morsch nach Einselthum im Zellertal ubersiedeln mussen Deswegen ausserte er ofter humorvoll hatte er vorausgesehen dass er am Ende in Einselthum lande wurde er fur seine deutschsprachigen Erinnerungen den Titel Vom Eiffelturm nach Einselthum gewahlt haben Dazu war es aber schon zu spat da sich das Buch gerade im Druck befand Auch in Deutschland erregten die ungewohnlichen Erlebnisse des Geistlichen Aufsehen Pfarrer Arnette hielt Autorenlesungen ab kam in diversen Zeitungen zu Wort sogar in der Bild Zeitung und absolvierte diesbezuglich einen Fernsehauftritt in der Abendschau von Rheinland Pfalz Werke BearbeitenDe la Gestapo a l O A S L itineraire atypique d un homme de Dieu Editions Filipacchi Levallois Perret 1996 ISBN 2 85018 399 7 Deutschsprachige Ausgabe Als Spion bei der Gestapo Theresia Verlag Lauerz 1997 ISBN 3 908542 66 9 Literatur BearbeitenRaymond Arnette 65 Jahre In Die Rheinpfalz Nr 29 vom 4 Februar 1988 Lokalausgabe Frankenthal Die zweite Heimat ist Morsch zum 40 Weihejubilaum In Die Rheinpfalz Nr 148 vom 29 Juni 1991 Lokalausgabe Frankenthal Zum 40 Weihejubilaum von Oberstudienrat Arnette In Der Pilger Speyer Nr 29 vom 21 Juli 1991 Ein unbequemer Geist soll entmundigt werden In Die Rheinpfalz vom 17 Februar 1996 Lokalausgabe Frankenthal Dank an Gott und begleitende Menschen goldenes Priesterjubilaum von Oberstudienrat Raymond Arnette in Einselthum In Der Pilger Speyer Nr 29 Juli 2001 Danach geht das Leben weiter Nachruf In Der Pilger Speyer Nr 21 vom 23 Mai 2004 Nachruf im Pilgerkalender Jahrbuch des Bistums Speyer 2005 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Raymond Arnette im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Webseite zur Geschichte der altrituellen Gemeinde der Diozese Speyer in Neustadt Weinstrasse die aus Pfr Arnettes Gruppe hervorgegangen ist mit umfangreichen Informationen uber Pfr Arnette Normdaten Person GND 11954301X lobid OGND AKS LCCN n96092880 VIAF 37729033 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Arnette RaymondALTERNATIVNAMEN Arnette AbbeKURZBESCHREIBUNG deutsch franzosischer Priester und BuchautorGEBURTSDATUM 4 Februar 1923GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 28 April 2004STERBEORT Frankenthal Pfalz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Raymond Arnette amp oldid 214313485