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Rausch der Verwandlung ist ein in den 1930er Jahren entstandenes Romanfragment des osterreichischen Schriftstellers Stefan Zweig das 1982 aus dem Nachlass herausgegeben wurde Der Herausgeber Knut Beck erganzte es dabei um Notizen von Zweig und unternahm verschiedene redaktionelle Uberarbeitungen Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Entstehungs und Editionsgeschichte 3 Rezeption 4 Verfilmungen 5 Horspiel 6 Ausgabe 7 Literatur 8 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDer Roman spielt im Sommer 1926 Hauptfigur ist Christine Hoflehner eine junge Postassistentin in einem niederosterreichischen Dorf in der Nahe von St Polten und Wien Eines Tages wird sie von Verwandten per Telegramm in ein feudales Hotel in Pontresina eingeladen wo sie vorgibt die reiche Nichte Christiane van Boolen zu sein und das gesellschaftliche Leben geniesst Durch eine Intrige wird schliesslich ihre wahre Identitat bekannt woraufhin sie in ihr Dorf zuruckgeschickt wird Mit dem Leben dort kommt sie nicht mehr zurecht und fallt in einen depressiven und aggressiven Zustand Sie fahrt regelmassig nach Wien wo sie uber ihren Schwager schliesslich Ferdinand kennenlernt der seine Jugend durch den Krieg verloren hat Die beiden planen einen gemeinsamen Suizid zu dem es jedoch nicht kommt Ferdinand schlagt vor einen Postraub zu begehen und anschliessend gemeinsam weiterzuleben Der Roman endet mit Christines Zusage Entstehungs und Editionsgeschichte BearbeitenZweig schrieb erstmals 1931 an dem Roman unterbrach die Arbeit aber da er wegen inhaltlicher Schwierigkeiten nicht vorankam Er plante ursprunglich eine Novelle 1940 arbeitete er gemeinsam mit Berthold Viertel das 120 Seiten lange Manuskript in einen Filmentwurf um Der Film erschien 1950 unter dem Titel Das gestohlene Jahr Uber Zweigs weitere Arbeit an dem Roman ist nicht viel bekannt Es wird vermutet dass er in seiner Londoner Zeit zwischen 1934 und 1938 daran schrieb verschiedene Textfragmente wurden von ihm eingefugt und dann wieder verworfen Zweigs Arbeit wurde in dieser Zeit stark von den politischen Ereignissen in Osterreich und seiner beginnenden Beziehung mit Lotte Altmann gepragt deren Einfluss sich nach Ansicht des Herausgebers Knut Beck auch im Romanfragment wiederfindet Warum genau er die Arbeit an diesem Text nicht vollendete ist unbekannt Der 1982 erschienene Roman besteht aus einer praktisch unbearbeiteten ersten Halfte und einer zweiten die der Herausgeber redaktionell nachbearbeitete indem er Zeitformen und Namensvariationen an den ersten Teil anglich und logische Fehler behob Der Titel Rausch der Verwandlung wurde vom Herausgeber gewahlt Stefan Zweig selbst bezeichnete den Text als Postfrauleingeschichte 1 Rezeption BearbeitenDas Werk wird wegen seiner ausgepragten sozialkritischen Untertone als eher ungewohnlich fur Zweig wahrgenommen Da aufgrund der Entstehungsgeschichte die beiden Teile stilistisch recht unterschiedlich sind wurde eine einheitliche Beurteilung selten vorgenommen Verschiedene Kritiker wiesen auf die marchenahnlichen Merkmale der ersten Halfte hin die mit Stereotypen wie dem armen Madchen der alten kranken Mutter den reichen Verwandten und dem gesellschaftlichen Aufstieg spielt Der zweite Teil wird uberwiegend psychologisch teilweise sogar autobiografisch interpretiert Politische Aspekte treten starker in den Vordergrund So wurde der geplante Postraub als Zeichen der Freiheit und als moralischer Aufstand gegen eine nach dem Ersten Weltkrieg korrupte Gesellschaft gelesen Fur David Turner ist die Tatsache dass dieser schliesslich nicht geschildert wird Zweigs Abneigung gegen politischen Aktivismus geschuldet Dabei ist fur ihn wichtig dass bei einem Postraub nur der Staat also keine Personen sondern eine abstrakte Instanz geschadigt wird Der Herausgeber Knut Beck sieht in der Beziehung von Christine und Ferdinand Parallelen zu Zweigs eigenem Verhaltnis zu seiner ehemaligen Sekretarin Lotte Altmann auch das Grand Hotel in Pontresina wurde von Zweig in einem Brief an seine Frau selbst beschrieben was biografischen Lesarten entgegenkommt 2 3 Verfilmungen BearbeitenEs existieren zwei Verfilmungen Das gestohlene Jahr von 1950 beruht auf dem Text und tragt den Untertitel nach einer Novelle von Stefan Zweig und Berthold Viertel Obwohl der Film nach Zweigs und Viertels eigener Filmbearbeitung des Stoffes entstand stammt das Drehbuch nicht von ihnen sondern von Walther von Hollander und dem Regisseur Wilfried Frass Die Hauptrollen spielen Elisabeth Hobarth Oskar Werner und Ewald Balser 1988 entstand unter dem Titel Rausch der Verwandlung ein zweiteiliger Fernsehfilm mit Evelyne Bouix in der Hauptrolle Dieser wurde vom Filmmagazin Cinema als Literarturverfilmung mit schickem Outfit 4 und Gute Literatur etwas zah verfilmt 5 bezeichnet Auch der Film Grand Budapest Hotel nimmt nach Aussage des Regisseurs Wes Anderson den Stoff als Anregung 6 Horspiel Bearbeiten1985 produzierte der Bayerische Rundfunk eine zweiteilige Horspielfassung in der Bearbeitung und Regie von Gert Westphal Mit Gert Westphal als Erzahler Helene Ruthmann als Christine Hoflehner u v a Ausgabe BearbeitenStefan Zweig Rausch der Verwandlung Roman aus dem Nachlass S Fischer Frankfurt 1982 ISBN 3 10 097054 3Literatur BearbeitenDavid Turner Rausch Ernuchterung und die Flucht ins Private Zu Stefan Zweigs Roman aus dem Nachlass in Mark H Gelber Hrsg Stefan Zweig heute New York Peter Lang 1987Einzelnachweise Bearbeiten Knut Beck Nachbemerkungen des Herausgebers in Stefan Zweig Rausch der Verwandlung Roman aus dem Nachlass Frankfurt S Fischer 1982 S 313 ff Thomas Haenel Stefan Zweig Psychologe aus Leidenschaft Droste Dusseldorf 1995 S 298 ff David Turner Rausch Ernuchterung und die Flucht ins Private Zu Stefan Zweigs Roman aus dem Nachlass in Mark H Gelber Hrsg Stefan Zweig heute Peter Lang New York 1987 S 202 216 Rausch der Verwandlung 1 In cinema Abgerufen am 18 Marz 2022 Rausch der Verwandlung 2 In cinema Abgerufen am 18 Marz 2022 telegraph co uk I stole from Stefan Zweig Wes Anderson on the author who inspired his latest movie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rausch der Verwandlung amp oldid 225978694