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Eine romische Bleirohrinschrift ist eine lateinische Inschrift auf romischen Wasserleitungen aus Blei lat fistula aquaria die Auskunft uber ihren Hersteller und Besitzer erteilt oftmals den Kaiser selbst als obersten Bauherrn Die knappen Schriftzuge wurden mit Ganztextstempeln erstellt der Einsatz beweglicher Lettern ist trotz anderslautender Hypothesen nicht belegt 2 Wasserleitung mit lateinischer Aufschrift aus der Zeit Vespasians Es handelt sich um einen seltenen Tiefreliefdruck Auch die Grosse des Stempelblocks von 1 Meter ist eher ungewohnlich 1 Inhaltsverzeichnis 1 Herstellung der Bleirohre 2 Herstellung der Inschriften 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerstellung der Bleirohre Bearbeiten nbsp Unbeschriftetes Bleirohr mit verloteter Naht in den romischen Thermen zu Bath England nbsp Bleirohr mit Stempel der Legio XIIII Gemina aus Wiesbaden Aquae Mattiacorum Blei das als Nebenprodukt der antiken Silberverhuttung massenhaft auftrat wurde in der romischen Kaiserzeit mit einer geschatzten Spitzenproduktion von 80 000 Tonnen pro Jahr geradezu im industriellen Massstab gewonnen 3 Das Metall wurde neben anderen Werkstoffen zur Herstellung von Wasserrohren im weitgespannten Wasserversorgungsnetz der Romer verwendet vor allem im innerstadtischen Bereich wurde es fast ausschliesslich eingesetzt 4 Die Herstellungsweise der Bleirohre ist bei Vitruv und Frontinus uberliefert 5 Das Blei wurde zunachst zu Platten gegossen die anschliessend um ein Rundholz gebogen und an der Nahtstelle verlotet wurden 6 Der Querschnitt der ca 3 Meter langen Bleirohrstucke war abhangig von der Wasserdurchflussmenge und konnte von ungefahr 1 3 cm bis 57 cm Durchmesser reichen 7 Herstellung der Inschriften BearbeitenSeit dem 19 Jahrhundert wurde des Ofteren die Hypothese vorgetragen dass die Inschriften von den Romern mit beweglichen Lettern hergestellt worden seien 8 Eine drucktechnische Untersuchung durch den Schriftsetzer und Linguisten Herbert Brekle in jungster Zeit stutzt jedoch die verbreitete Annahme dass es sich durchweg um Mehrwortstempel gehandelt haben muss Alles in allem sprechen materielle Evidenzen praktische und arbeitsokonomische Konsequenzen und die verfugbaren Daten deutlich fur die Ganztextstempel Hypothese 9 Die gangige Herstellungsmethode war demnach Ein Stempel Patrize mit dem als Hochrelief seitenrichtig eingravierten Text wird in die leicht feuchte festgedruckte Sand oder Lehmflache der Gussform gedruckt und ergibt einen seitenverkehrten Abdruck des Textes Matrize als Tiefrelief Nach dem Ausgiessen mit flussigem Blei erscheint im Hochrelief die Inschrift auf der Oberflache des Bleirohrs Dies ist die heute plausibelste Hypothese zur Herstellung solcher Inschriften Ganztextstempel 10 Fur die Verwendung von Stempeln und gegen die typographische Technik sprechen nach Brekle folgende Grunde Arbeitstechnisch betrachtet ist bei der romischen Druckmethode ein einziger Stempelblock wesentlich leichter zu handhaben als ein Paket aus einzelnen Lettern das in sich recht instabil ware und fur den notwendigen inneren Zusammenhalt einer Klammer oder ahnlichen Konstruktion bedurft hatte 11 Solch eine Vorrichtung ist im Druckbild genauso wenig nachweisbar wie die fur den Druck mit beweglichen Lettern typischen feinen Grenzlinien zwischen den einzelnen Buchstaben 12 Dagegen tritt die bei Textstempeln zu findende Umrandung die durch den Eindruck der umlaufenden Kanten des Stempelblocks entsteht in wenigstens einem Beispiel deutlich hervor 13 Zudem lasst sich so Brekle bei den erhaltenen Bleirohrinschriften niemals eine Schrag oder Schiefstellung einzelner Buchstaben oder deren Abweichung von der Grundlinie der Zeilen feststellen wie es bei der typographischen Herstellungsweise bei mangelhafter Positionierung der Letter geschehen kann 12 Wo das Druckbild verrutscht ist ist der ganze Textzug betroffen was klar auf den Einsatz von Ganztextstempeln hinweist 14 Nicht zuletzt muss bedacht werden dass bei archaologischen Ausgrabungen noch nie ein antiker Zeichensatz mit einzelnen Lettern zum Vorschein gekommen ist wohl aber Gussformen mit seitenverkehrten Inschriften die wie Stempel funktionierten 15 Siehe auch BearbeitenEpigraphik ZiegelzeichenLiteratur BearbeitenHerbert E Brekle Herstellungstechniken von Inschriften auf romischen Wasserleitungsrohren aus Blei In Thomas Hanneforth Gisbert Fanselow Hrsg Language and Logos Studies in Theoretical and Computational Linguistics Festschrift for Peter Staudacher on his 70th Birthday Studia grammatica Bd 72 Akademie Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 05 004931 1 S 419 437 Werner Eck Die fistulae aquariae der Stadt Rom Zum Einfluss des sozialen Status auf administratives Handeln In Atti dell Colloquio Internazionale AIEGL su Epigrafia e Ordine Senatorio Roma 14 20 maggio 1981 Epigrafia e Ordine Senatorio Tituli Bd 4 ZDB ID 778040 0 Band 1 Edizioni di Storia e Letteratura Rom 1982 S 197 225 Klaus Grewe Planung und Trassierung romischer Wasserleitungen Schriftenreihe der Frontinus Gesellschaft Supplementbd 1 Chmielorz Wiesbaden 1985 ISBN 3 87124 025 7 A Trevor Hodge Roman Aqueducts amp Water Supply Duckworth London 1992 ISBN 0 7156 2194 7 Sungmin Hong Jean Pierre Candelone Clair C Patterson Claude F Boutron Greenland Ice Evidence of Hemispheric Lead Pollution Two Millennia Ago by Greek and Roman Civilizations In Science Bd 265 Nr 5180 1994 S 1841 1843 doi 10 1126 science 265 5180 1841 Rodolfo Lanciani Topografia di Roma antica I comentarii di Frontino intorno le acque e gli acquedotti Silloge epigrafica aquaria Accademia Nazionale dei Lincei Classe di Scienze Morali Storiche e Filologiche Memorie Serie 3 Bd 4 Fasc 2 ISSN 0391 8149 Salviucci Rom 1880 S 215 616 Nachdruck Edizioni Quasar Rom 1975 Pietrantonio Pace Gli acquedotti di Roma e il De Aquaeductu di Frontino Con testo critico versione e commento 2 Auflage Art Studio S Eligio Rom 1986 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Romische Bleirohrinschrift Sammlung von Bildern Videos und 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