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Eine Proviantkalteanlage auf Schiffen ist eine Kalteanlage aus Kaltemittelverdichtern Kondensatoren und Verdampfern die auf einem Schiff zur Kuhlung von verderblichen Nahrungsmitteln fur die Besatzung dient Charles TellierJacob PerkinsCarl LindePrinzip einer Kalteanlage mit Kohlendioxid als Kaltemittel indirekte Kuhlung Zwei Verdichter und Kondensatoren der Proviantkalteanlage eines ContainerschiffesProviantkuhlraume eines SchiffesBlick in den Gemuselagerraum Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Proviantkalteanlagen 2 Anwendung 3 Technische Beschreibung 4 Kaltemittel 5 Siehe auch 6 Literatur 7 WeblinksGeschichte der Proviantkalteanlagen BearbeitenDas System einer Kalteanlage mit Verdichtung nach dem Prinzip der Kaltdampfmaschine wurde 1834 von Jacob Perkins in England zum Patent angemeldet in dem alle wesentlichen Teile einer Kaltdampfmaschine enthalten sind und deren Wirkungsweise richtig beschrieben ist Eine erste Ausfuhrung dieser Kalteanlage arbeitete mit Athylather als Kaltemittel Praktische Bedeutung erhielt dieses Prinzip erst durch James Harrison in Australien der diese Bauart ab 1850 in die Praxis uberfuhrte um damit den Schiffstransport von Gefrierfleisch nach London durchzufuhren Als Kaltemittel verwendete auch er das feuergefahrliche Athylather Charles Tellier in Paris entwickelte diese Technologie weiter und stellte 1864 seine ersten Anlagen mit Methylather als Kaltemittel vor die ebenfalls zum Schiffstransport von Gefrierfleisch eingesetzt wurden Nachhaltiger Erfolg war diesen Erfindern nicht beschieden da die Maschinen sehr anfallig und undicht waren und die Verwendung der feuergefahrlichen Kaltemittel riesige Probleme aufwarfen 1875 wurden Verdichter mit Methylather als Kaltemittel nach besseren Konstruktionen von Carl von Linde durch die Maschinenfabrik Augsburg Nurnberg gebaut Dieser Verdichter hatten zur Vermeidung von Undichtigkeiten Quecksilber als Sperrflussigkeit in den Zylindern und Glycerin zur Schmierung und Abdichtung Da aufgrund der schwierigen Bedienung die Praxistauglichkeit nicht nachgewiesen wurde erfolgten weitere Verbesserungen Diese konstruktiv uberarbeiteten Verdichter und der Wechsel des Kaltemittels zu Ammoniak ergaben eine zufriedenstellende praxistaugliche Anlage Ab 1877 wurden die ersten Anlagen an Brauereien geliefert und bald darauf auch in der Schifffahrt eingesetzt Etwa zehn Jahre spater wurden von der englischen Firma Hall Kaltdampfmaschinen mit Kohlendioxid als Kaltemittel eingefuhrt die sich dann besonders im englischsprachigen Raum durchsetzten Dies war auch die Zeit in dem sich die Schifffahrt spezialisierte und Schiffe nur zum Transport von Ol Kuhlladung und Passagieren gebaut wurden Durch die in diesem Zeitraum auf Passagierschiffen eingefuhrten Anlagen zur Proviantkuhlung waren auch gutsituierte Fahrgaste bereit langere Schiffsreisen zu unternehmen Anwendung BearbeitenProviantkalteanlagen dienen auf Frachtschiffen zur Kuhlung von verderblichen Nahrungsmitteln fur die Besatzung Je nach Schiffsgrosse und Besatzungsstarke werden dafur zwei bis vier Raume vorgesehen Die Proviantraume sind zur Vermeidung langer Wege in der Nahe der Kombuse angeordnet Auf Fahrschiffen mit Passagiereinrichtungen und Kreuzfahrtschiffen konnen es weit uber 20 Raume sein da auch Getranke Blumen und verschiedene frische Gemuse und Obstsorten bei ihren spezifischen Temperaturen bevorratet werden Hier erfolgt dann haufig eine indirekte Kuhlung d h die Kaltemittelverdampfer nehmen die Verdampfungsenthalpie aus einem Zwischenkreislauf auf und in den Raumen befinden sich statt der Verdampfer sogenannte Luftkuhler Als Kuhlgut werden Trockenproviant Tiefkuhlware Fleisch Fisch wird in der Regel mit der richtigen Temperatur angeliefert und Frischproviant wie Eier Milch Obst und Gemuse unterschieden Die Auslegung erfolgt nach dem Fahrtgebiet Umgebungsbedingungen und der Fahrtdauer Mannschafts und Passagieranzahl sowie den internationalen und nationalen Vorschriften wie z B U S Public Health Service USPH Vorschriften der Klassifikationsgesellschaften Umweltvorschriften und bei Marineschiffen Bauvorschriften der jeweiligen Streitkrafte Technische Beschreibung BearbeitenDie Kuhlraume sollen optimale Lagerbedingungen in Bezug auf Temperatur und Luftfeuchte sicherstellen Decken Wande und Fussboden sind mit einer Isolierschicht versehen deren Dicke sich nach Innen und Aussenbedingungen richtet Um Einstrahlverluste zu vermeiden gibt es keine Fenster und es werden spezielle warmegedammte Turen eingesetzt Zur Verringerung der Kalteverluste beim Begehen werden Vorraume vorgesehen Lebensmittellagerraume sind mit wasserfesten Oberflachen auszustatten die sich gut reinigen lassen Da die Luftfeuchtigkeit im Allgemeinen sehr hoch ist wird die gesamte Elektroinstallation fur feuchte Raume vorgesehen Auf Frachtschiffen erfolgt bei den Proviantkuhlanlagen eine direkte Kuhlung nach dem Prinzip der Kaltdampfmaschinen die Verdichter und Kondensatoren befinden sich haufig im Maschinenraum und die Kaltemittelverdampfer befinden sich im Kuhlraum In der Regel sind mindestens zwei redundante Anlagen vorgeschrieben Fur die Anwendungsfalle an Bord werden vorwiegend Kompressionskalteanlagen installiert Die erforderliche Kalteleistung ergibt sich aus der Summe der Verluste die sich aus der Transmissionswarme Ventilatorleistung Beleuchtung Personenverkehr und je nach Kuhlgut durch Abkuhlung und Stoffwechselwarme gilt nur fur lebendige Produkte mit Stoffwechsel wie frisches Obst und Gemuse zusammensetzen Bei den eingesetzten Kaltemittelverdichtern handelt es sich um offene oder halbhermetische Kolben oder Schraubenkompressoren In der Zukunft ist zu erwarten dass zunehmend vollhermetische Verdichter Scroll oder Rollkolbenverdichter Anwendung finden um die Kaltemittelverluste zu minimieren Die Leistung der Verdichter wird uber den Saugdruck geregelt In Frage kommen das Zu und Abschalten ganzer Kompressoren und die Zylinderabschaltung Eine kontinuierliche Regelung erfolgt bei grossen Anlagen auf Kreuzfahrtschiffen durch Drehzahlverstellung bzw Leistungsschieber bei Schraubenkompressoren Die Verdampfungsenthalpie wird der Innenraumluft des Kuhlraumes entzogen zur Verbesserung des Warmeuberganges wird die Luftgeschwindigkeit durch Lufter erhoht Die Temperaturregelung der einzelnen Raume erfolgt in der Regel im Zweipunktbetrieb uber Thermostatschalter Bei Verdampfungstemperaturen unter 0 C mussen die Luftkuhler bzw Verdampfer in regelmassigen Abstanden abgetaut werden Die Abtauung kann mit Hilfe elektrischer Abtauheizungen oder mit Heissgas aus dem Kaltekreislauf erfolgen Bei Plus Kuhlraumen kann eine Abtauung auch durch einfaches Ausschalten der Kuhlung Umluftabtauung erfolgen Kaltemittel BearbeitenDa es aus Logistikgrunden vorteilhaft ist pro Schiff nur ein Kaltemittel zu verwenden werden die Klimaanlage und Proviantkuhlanlage in der Regel mit dem gleichen Kaltemittel betrieben Hierbei wird ein Kompromiss zwischen den beiden Einsatzgebieten eingegangen Als Kaltemittel auf Schiffen werden heutzutage daher vorwiegend R404A und R 410A verwendet Siehe auch BearbeitenKuhlschiff Schiffstyp KuhlcontainerLiteratur BearbeitenR Plank Handbuch der Kaltetechnik Springer Verlag 1962 Pohlmann Taschenbuch der Kaltetechnik 20 uberarb und erw Auflage VDE Verlag Berlin Offenbach 2010 ISBN 978 3 8007 3238 8 N N Geschichte der Gesellschaft fur Linde s Eismaschinen A G Wiesbaden 50 Jahre Kaltetechnik 1879 1929 Wiesbaden 1929 DNB 579454118 K H Hochhaus Kalteanwendung auf Schiffen In H L von Cube u a Hrsg Lehrbuch der Kaltetechnik 4 Auflage Band 2 C F Muller Verlag Heidelberg 1997 ISBN 3 7880 7509 0 S 977 1030 K H Hochhaus Y Wild Proviantkuhlanlagen In Hansheinrich Meier Peter Hrsg Handbuch Schiffsbetriebstechnik Seehafen Verlag Hamburg 2006 ISBN 3 87743 816 4 S 815Weblinks Bearbeitenhttp www gl group com infoServices rules pdfs gl i 1 10 d pdf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Proviantkalteanlage auf Schiffen amp oldid 230931325