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Der Postwagen in Aachen ist die heutige Bezeichnung fur ein historisches aus zwei Einzelhausern bestehendes und heute innen vereintes Hauserensemble an der Ostseite des Aachener Rathauses Das rechte Holzhaus war zwischen 1860 und 1910 als Haus Zum Eulenspiegel bekannt wurde jedoch nach der Umnutzung beider Hauser als Gaststatte in Postwagen umbenannt Das Hauser wurden 1659 erbaut und nach den Zerstorungen im Zweiten Weltkrieg originalgetreu rekonstruiert und spater unter Denkmalschutz gestellt Gebaudekomplex Postwagen Nasenschild Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baucharakteristik 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Doppelhausbauten an der linken Rathausseite links vor 1656 rechts nach 1656Bereits wenige Jahre nach dem Neubau des Rathauses um 1349 durch Gerhard Chorus wurde die Flache zwischen der ostlichen Marktecke des Gebaudes und dem bis um den einige Meter zuruckliegenden und deutlich vorstehenden Granusturm mit zwei kleinen Hausern ausgefullt die in den Stadtrechnungen von 1394 95 erstmals erwahnt wurden Das seitlich der Kramerstrasse und mit dem schmalen Ende zum Rathausplatz gelegene vordere teils zweigeschossige kleinere Hauschen war grosstenteils aus Holz erbaut und mit einem Pultdach versehen Es erhielt den Hausnamen zum Gulden Hunt zum Goldenen Hund In der Stadtrechnung wird es ferner erwahnt als den huseren undert bly by den saltorne Das Haus unter dem Blei bei dem Saalturm wobei mit Saalturm der Granusturm gemeint war in dem Bleimunition lagerte Das Nachbarhaus in der Ecke des Turmes war ein dreigeschossiger etwas verwinkelter Bau mit festem Mauerwerk und Walmdach Da es offensichtlich als Verkaufsladen fur Eisenwaren gedient hatte erhielt es den Namen Zum Eysseren Cram zum Eisenhandler Beide Hauser markierten den Anfang der heutigen Kramerstrasse die zu jener Zeit Kriem hiess und die Strasse der Kleinwarenhandler Kramer war Beim grossen Stadtbrand von Aachen im Jahr 1656 wurden beide Hauser schwer beschadigt und mussten neu aufgebaut werden Dabei erhielten sie bereits in etwa das Aussehen welches sich bis heute erhalten hat das vordere weiterhin in Holzbauweise das grossere links daneben im barocken Stil mit Ziegelmauern Zu jener Zeit scheinen sie im Besitz der Stadt Aachen gewesen zu sein denn im Jahr 1672 erwarb eine gewisse Elisabeth Priem geborene Wynandts und Gattin von Gerlach Priem beide Hauser von der Stadt Spater besass die Familie Bremerkamp die Hauser und vermietete die Ladenlokale an verschiedene Kleinhandler darunter eine Familie Freialdenhoven Wahrend die Gattin Freialdenhoven mit Knopfen und Schnallen handelte betatigte sich ihr Ehemann als Buchhandler obwohl er selbst Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben hatte Wenn dieser nun auf einen Menschen mit gleichen Problemen traf stellte er bei einem Verkaufsgesprach jeweils den ungefahren Inhalt seiner Buchangebote erfindungsreich und nicht immer wahrheitsgetreu dar Dies sprach sich bald herum woraufhin sowohl er als auch das Holzhaus selbst Zum Eulenspiegel genannt wurde Diese Aachener Anekdote wurde spater von mehreren Volksdichtern aufgenommen und unter anderem in zahlreichen Karnevalsliedern verbreitet Der Name Eulenspiegel hielt sich weiter auch als die Tochter und neue Pachterin Anna Louisa Freialdenhoven 1810 1881 verheiratet mit Peter Heller 1813 1891 dort ein Spielwaren und Scherzartikelgeschaft betrieb Als sie ihr Geschaft in das gegenuberliegende Haus Kramerstrasse 1 verlegen musste weil die beiden Hauser an der Rathauswand restaurierungsbedurftig wurden nahm sie den Namen mit Noch heute leuchtet dort der Name Haus Eulenspiegel auf dem von Johann Joseph Couven entworfenen Haus in dem seit 1992 ein Teeladen seine Produkte anbietet 1 nbsp Werbeplakat von 1910Nachdem die bisherige Inhaberfamilien die beiden alten Hauser Zum eissernen Cram und Zum Gulden Hunt Eulenspiegel wegen Baufalligkeit aufgeben mussten wurden diese 1885 von der Stadt Aachen ubernommen die sie grundlegend sanieren liess und dadurch einen Abriss verhindern konnte Anschliessend zog in das Steinhaus eine Schuhwarenhandlung und in das Holzhaus eine Kappen und Bettflockenhandlung ein Schliesslich ubernahm im Jahr 1902 Georg Buchmeier ein in Aachen bekannter Gastwirt der bereits mehrere teils renommierte Gaststatten betrieb die Pacht fur die beiden Hauser liess sie zeitgemass modernisieren und im Inneren mit Durchgangen zu einem Doppelhaus verbinden sowie mit wertvollen alten Kupferstichen und Sehenswurdigkeiten ausstatten Am 1 August 1902 eroffnete er in diesem Doppelhaus seine neue Gaststatte noch unter dem Namen Zum Eulenspiegel in der er eine burgerliche Kuche mit Bier und Weinausschank anbot die vor allem von Akademikern Studierenden und Touristen angenommen wurde Weil sich Buchmeier aber auch um seine anderen Gaststatten kummern musste verpachtete er seinerseits den Till Eulenspiegel an das Ehepaar Wegener unter Diese fuhrten jedoch das Lokal in den Bankrott und Buchmeier ubernahm 1907 wieder selbst die Verantwortung Zugleich wurde der Name Zum Eulenspiegel zunehmend unattraktiv und es burgerte sich allmahlich wegen des Aussehens des vorderen holzernen Gebaudes der Name Postwagen fur die gesamte Lokalitat ein die ab etwa 1911 ausschliesslich nur noch so genannt wurde Nach dem Tod von Georg Buchmeier im Jahr 1935 ubernahm sein Sohn Anton den Postwagen der ihn bis zur Zerstorung durch die Bomben im Zweiten Weltkrieg leitete Nach den Kriegsschaden veranlasste der Aachener Gastronom und neuer Pachter Franz Luttgens unter Mithilfe des Stadtkonservators Hans Konigs dass beide Hauser wieder originalgetreu gemass dem ausseren Erscheinungsbild von 1657 aufgebaut und am 22 Marz 1949 die Neueroffnung gefeiert werden konnte Im Jahr 1962 wurde der Postwagen dann durch einen Durchbruch in der Rathausmauer mit den angrenzenden Gaststattenraumen des dortigen Ratskellers verbunden Dadurch konnte eine gemeinsame Kuche fur beide Restaurants diesseits und jenseits der Rathausmauer genutzt werden und die Gaste konnten sich zwischen dem gehobenen Ambiente im Rathauskeller oder dem eher urigen burgerlichen Postwagen entscheiden Wenige Jahre spater erhielt der Bierbrauer Willy Vonderbank mit seiner Brauerei Degraa die Konzession sowohl fur den Postwagen als auch zugleich fur den Ratskeller Nach dem Tod Vonderbanks im Jahr 2004 ubernahm der renommierte Sternekoch Maurice de Boer beide Gaststatten mit einem Vertrag fur 14 Jahre bis 2018 2 Seitdem ist die Lokalitat unter neuer Leitung die diese erneut in grosserem Umfang saniert und renoviert hat 3 Baucharakteristik Bearbeiten nbsp nbsp Trotz der seit 1902 gemeinschaftlichen Verwendung als Restaurantbetrieb haben die beiden Hauser ihr historisches Aussehen beibehalten Das vordere zum Markt gelegene zweigeschossige Gebaude ist ein langlich schmales mehrheitlich aus dunklem Holz errichtetes Haus das vom Umriss und Innenraum her kleiner ist als ein einfacher doppelstockiger Stadtbus Es ruht auf einem Blausteinsockel der die Schrage der Strasse ausgleicht Das Erdgeschoss besteht aus Fachwerk mit Backsteinausfachung unter der Fensteraufreihung Die eingebauten Sprossenfenster sind mit Holzrahmen eingefasst die abschnittsweise als durchgehende Rechteckpfosten bis zum Sockel reichen Zur Sicherung der Verglasung sind die Fenster zudem mit halftig nach oben und unten ausklappbaren holzernen Verschlagen ausgestattet Das Obergeschoss ist deutlich vorkragend und siebenachsig was durch vergoldete Zieraufsatze in den Trennlinien hervorgehoben wird Die Achsen sind vollstandig von jeweils vier quadratisch angeordneten Fenstern mit Butzenscheiben ausgefullt Zwischen den Achsen zieren rote gedrehte Blendsaulen die Fassade die auf einem geschwungenen in Gold angemalten Sockel ruhen und in ein ebenfalls goldenes Kapitell ubergehen Die Kapitelle stutzen ein umlaufendes Gesims auf dem das auskragende Walmdach liegt Das benachbarte Steinhaus zeigt sich vollstandig im barocken Stil und ist im Bereich des hohen funfachsigen Erdgeschosses ganz in Blaustein aufgebaut Im unteren Bereich sind in der Fassade vier kleinere Fenster und in der rechten Achse die Eingangstur eingelassen die allesamt oberhalb und nur durch ein Blausteingesims getrennt in ein weiteres Bleiglasfenster mit schmiedeeisernem Dekor ubergehen Auch hier sind die unteren Fensterabschnitte mit halftig aufklappbaren Verschlagen gesichert Die beiden Obergeschosse aus rosa getunchtem Ziegelsteinmauerwerk sind zweiachsig wobei im ersten Obergeschoss Drillings und im Geschoss daruber Zwillingsfenster mit Laibungen aus Blaustein und Sprossenscheiben verwendet wurden Die Fenstersturze sind hervorgehoben und gehen uber in ein strassenseitig verlaufendes schmales Gesims Daruber hinaus zeigt sich in der seitlichen Fassade auf Hohe des zweiten Obergeschosses noch ein kleines Rechteckfenster mit Blausteinlaibung Im Mauerwerk der strassenseitigen Fassade lassen sich sowohl bei den Erdgeschoss wie auch bei den Fenstern des ersten Obergeschosses noch die Rundbogen fruherer hoher Rundbogenfenster erkennen Die Stabilitat der Wandflachen wird pro Geschoss durch vier kraftige verzierte Anker gewahrleistet Das Obergeschoss ist mit einem kraftigen an den Gebaudeaussenseiten verlaufenden Dachgesims abgeschlossen dem das Walmdach aufsitzt in das seitlich ein Gaubenfenster eingearbeitet ist Im Inneren der Gaststatte haben sich noch aus alter Zeit zahlreiche historische Bilder Stiche und antike Einrichtungsgegenstande ebenso erhalten wie die Art und Weise der schulterhohen Holzvertafelung der Wande im Steinhaus und die vollstandige Holzausstattung im Langhaus sowie die schmalen verwinkelten Holztreppen zu den einzelnen Etagen und Durchgangen des Doppelhauses Historische Innenansichten nbsp Schankraum im Steinhaus nbsp Gastraum im Steinhaus nbsp Gastraum im HolzhausLiteratur BearbeitenIII Die Kramerstrasse Abschnitt Die Westseite in Eberhard Quadflieg Spaziergange durch Alt Aachen Strassen Hauser und Familien Sonderdruck der Aufsatzfolge aus dem Aachener Anzeiger Politisches Tageblatt Aachen 1941 S 48 49 PDF Der Postwagen in Peter Hermann Loosen Aus dem alten Aachen Aquensis Klette Verlag Aachen 1974 S 18 23Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Postwagen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Postwagen Archivalie des Monats Juli 2019 im Stadtarchiv Aachen Kurzportrat auf stadtgeschichte de vom 23 November 2011Einzelnachweise Bearbeiten Haus Eulenspiegel Historie auf der Homepage des Teeladens Koch Event mit Maurice de Boer Pressemitteilung auf GastroGuide Euregio vom 11 Juni 2012 Der Postwagen kommt jetzt wieder in Fahrt in Aachener Zeitung vom 31 Oktober 201950 776123 6 084153 Koordinaten 50 46 34 N 6 5 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Postwagen Aachen amp oldid 239115290