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Das Portrat Henri Rochefort franzosisch Portrait d Henri Rochefort 1 ist ein Gemalde des franzosischen Malers Edouard Manet Das 81 5 66 5 cm grosse in Ol auf Leinwand gemalte Bildnis zeigt den Schriftsteller Journalisten und Politiker Henri Rochefort Das Gemalde befindet sich in der Hamburger Kunsthalle Portrat Henri RochefortEdouard Manet 1881Ol auf Leinwand81 5 66 5 cmHamburger KunsthalleVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Manet und Rochefort 3 Provenienz 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBildbeschreibung Bearbeiten nbsp Henri Rochefort Fotografie von Nadar um 1897Manet portratierte in diesem Gemalde Victor Henri Marquis de Rochefort Lucay der als Henri Rochefort im Zweiten Kaiserreich ein bekannter Pamphletist war und als entschiedener Gegner von Kaiser Napoleon III auftrat Das als Bruststuck ausgefuhrte Bildnis zeigt den zum linken Bildrand gewandten Mann mit verschrankten Armen Gekleidet mit einer schwarzen Anzugjacke einem weissen Hemd mit Stehkragen und einer Schleife um den Hals sind vom rechten Arm nur der Bereich oberhalb des Handgelenkes und von der linken Hand nur die Spitzen der drei mittleren Finger zu sehen Der Bereich des Oberkorpers ist weitestgehend den Regeln der Academie des Beaux Arts entsprechend im realistischen Stil gemalt nur die Fingerspitzen zeigen eine eher skizzenhafte Ausfuhrung Das Gesicht dessen Blickrichtung einen Punkt ausserhalb des linken Bildrandes fixiert zeigt demgegenuber eine deutlich vom Impressionismus beeinflusste Pinselfuhrung Bei der Gesichtshaut hat Manet unter anderem mit grauen und blauen Farbtupfern gearbeitet um das durch Pockennarben gekennzeichnete Gesicht zu charakterisieren Neben einem dichten Oberlippenbart gehort ein Spitzbart dessen wenige dunne Haare Manet mit feinen Pinselstrichen ausfuhrte zu den fur den Dargestellten typischen Erkennungsmerkmalen Weiteres auffalliges Kennzeichen des Portratierten sind die in langgezogenen Pinselstrichen in Grau und Brauntonen ausgefuhrten Kopfhaare Die nach oben und hinten wegfliegende 2 Haartracht trug Rochefort noch im Alter wie eine um 1897 entstandene Fotografie von Nadar zeigt Der Bildhintergrund ist nahezu monochrom in einem dunklen Ockergrauton gehalten Ein Lichtschein von links erhellt neben dem Gesicht leicht den Hintergrundbereich wahrend rechts hinter dem Kopf und dem Haarbereich eine Schattenwirkung angedeutet ist In der rechten unteren Bildecke findet sich die Signatur Manet und darunter die Jahreszahl 1881 Der Kunsthistoriker Josef Kern beschreibt das Gemalde mit den Worten Eindringlich ist die Haltung des Dargestellten der am Betrachter vorbei nach links aus dem Bild blickt die Arme energisch und etwas trotzig uber der Brust verschrankt Plastizitat erreichte Manet indem er die schwarz gekleidete Halbfigur vor einem dunklen Hintergrund postierte ein Kunstgriff dessen sich Portratisten schon lange vor Manet bedienten 3 Manet und Rochefort Bearbeiten nbsp Brief Manets an seine Freundin Isabelle Lemonnier mit dem Ausruf Vive l amnestie 1880Manet und Rochefort standen beide dem Regime Napoleon III ablehnend gegenuber lernten sich aber vermutlich erst zehn Jahre nach Beendigung des Zweiten Kaiserreiches personlich kennen Rochefort der 1873 wegen seiner aktiven Beteiligung an der Pariser Kommune in eine Strafkolonie nach Neukaledonien deportiert wurde lebte nach seiner aufsehenerregenden Flucht im Jahr 1874 im Exil und kehrte erst 1880 nach Frankreich zuruck 4 Voraussetzung fur die Ruckkehr war eine von der Regierung Leon Gambettas zum Nationalfeiertag veranlasste Amnestie fur die an der Kommune Beteiligten Manet zeigte sich uber diese Amnestie ausserst erfreut und dekorierte einen Brief an seine Freundin Isabelle Lemmonier mit zwei franzosischen Fahnen und dem Ausruf Vive l amnistie Es lebe die Amnestie 5 Das erste Treffen von Manet und Rochefort fand moglicherweise im Salon von Nina de Callias statt in dem beide verkehrten Nach der Ruckkehr Rocheforts gelangte seine spektakulare Flucht von 1874 dank seines Romanes L evade roman canaque Der Ausbrecher Ein Sudseeroman wieder ins Bewusstsein der Pariser Offentlichkeit und Manet beabsichtigte dieses Geschehen in einem Gemalde festzuhalten Um die Einzelheiten der Flucht direkt vom Beteiligten zu erfahren bat Manet den Radierer Marcellin Desboutin den Manet bereits 1875 portratiert hatte ein Treffen mit Rochefort zu arrangieren Desboutin ein Verwandter Rocheforts schrieb daraufhin an Manet Der Vorschlag wurde mit Enthusiasmus aufgenommen Es werden Ihnen wann Sie es wunschen nicht nur Robinson Rochefort sondern auch Olivier Pain Freitag zur Verfugung stehen Alle Turen sind Ihrem Namen und Ihrem Talent weit geoffnet 6 Olivier Pain von dem Manet 1881 eine Olskizze schuf Privatsammlung 7 gehorte zu der kleinen Gruppe von Personen die Rochefort bei der Flucht begleiteten Desboutin spielt in diesem Brief auf den Protagonisten Robinson Crusoe aus dem gleichnamigen Roman von Daniel Defoe und dessen Freund Freitag an Dem Treffen von Manet und Rochefort folgte keine freundschaftliche Beziehung der beiden 8 Neben den Arbeiten an dem Gemalde welches die Flucht Rocheforts thematisieren sollte bot Manet Rochefort an ihn zu portratieren wozu dieser nur widerwillig seine Zustimmung gab Nach Fertigstellung des Portrats beabsichtigte Manet Rochefort das Gemalde zu schenken was dieser aber ablehnte Rochefort fand eher Geschmack an Kunstwerken traditionellerer Art So befanden sich in seiner Kunstsammlung neben Arbeiten des 18 Jahrhunderts zumeist Kopien das Portrat das Giovanni Boldini 1882 von ihm malte sowie die Busten die Jules Dalou und Auguste Rodin von Rochefort schufen 9 Im Vergleich der Gemalde die verschiedene Kunstler von Rochefort schufen fallt auf dass neben dem 1871 von Armand Gautier gemalten Henri Rochefort im Gefangnis von Mazas das Rochefort wahrend seiner Gefangennahme im Pariser Gefangnis von Mazas zeigt die Maler Gustave Courbet Giovanni Boldini und Manet Rochefort in sehr ahnlicher Weise darstellten Alle drei Maler wahlten ein nach links gerichtetes Brustbildnis vor dunklem Hintergrund und in allen Portrats tragt Rochefort die gleiche Kleidung Es ist nicht bekannt ob Manet das bereits 1874 entstandene Bild von Courbet kannte oder ob Boldini sich eher an Manet oder Courbet orientierte Beide Courbet und Boldini verzichteten im Gegensatz zu Manet in ihren Bildnissen auf die verschrankten Arme und vermieden Manets Darstellung der vernarbten Gesichtshaut Rochefort der sich nach Manets Tod den Boulangisten anschloss vertrat in seinen spateren Schriften einen virulenten Nationalismus und besonders wahrend der Dreyfus Affare einen Antisemitismus 10 Die Kunsthistorikerin Francoise Cachin sieht diese politische Wandlung Rocheforts bereits als Vorahnung in Manets Portrat Henri Rochefort Obschon mit Manets gewohnten technischem brio gemalt ist dieses eines seiner konventionelleren Portrats Dennoch ist ihm der Hauch der Scharlatanerie nicht ganz entgangen die mit Bedacht arrangierte Haartracht vom Haupthaar bis zum dunnen Kinnbart als Zeichen der Eloquenz terribilia und Intransigenz Der Eisenfresser lugt unter dem Helden der Boulangist unter dem Republikaner hervor 11 nbsp Armand Gautier Henri Rochefort im Gefangnis von Mazas 1871 nbsp Gustave Courbet Henri Rochefort 1874 nbsp Giovanni Boldini Henri Rochefort 1882 nbsp Auguste Rodin Henri Rochefort 1884Provenienz Bearbeiten nbsp Edouard Manet Der Kunstler 1875Das Portrat Henri Rochefort war Teil einer Gruppe von funf Gemalden die Manet fur insgesamt 11 000 Franc an den Bariton Jean Baptiste Faure verkaufte Zu dieser Gruppe von Bildern gehorten ebenfalls so bekannte Arbeiten wie Musik im Tuileriengarten und Im Wintergarten 12 Faure gehorte zu den bedeutendsten Sammlern der Werke Manets und besass mindestens 67 seiner Gemalde 13 Uber den Pariser Kunsthandler Paul Durand Ruel kam das Portrat Henri Rochefort 1906 nach Berlin wo es der Kunsthandler Paul Cassirer mit anderen Werken Manets aus der Sammlung Faure zum Verkauf anbot Diese Ausstellung sah im Oktober des Jahres Alfred Lichtwark Direktor der Hamburger Kunsthalle und berichtete an die Ankaufskommission seines Hauses es sind immer noch wundervolle Sachen da vor allem das schone Bildnis von Rochefort und der Bon Bock Wenn mir zur Wahl gestellt wurde fur den grosseren Preis eines der beiden Bilder zu wahlen wurde ich dem Rochefort den Vorzug geben 14 Das Portrat Henri Rochefort gelangte schliesslich 1907 als erstes Manetgemalde in die Sammlung der Hamburger Kunsthalle wahrend das Gemalde Bon Bock der Berliner Sammler Eduard Arnhold erwarb Uber die Qualitat des neuerworbenen Portrat Henri Rochefort schrieb Lichtwark Neben dem freilich noch grossartigeren Bildnis von Dixboutin erscheint mir der Rochefort bei allen grossen malerischen Vorzugen als das Geistigste was ich von Manet kenne 15 Mit Dixboutin war das Gemalde Der Kunstler gemeint in dem Manet den Radierer Marcellin Desboutin portratierte Als dieses Bild 1910 mit der Sammlung Pellerin ebenfalls bei Paul Cassirer zum Verkauf stand versuchte er dieses und das Gemalde Der Sanger Faure als Hamlet fur die Kunsthalle anzukaufen Hierzu bemerkte er Bringen wir es fertig diese beiden Bildnisse zu erringen so haben wir mit dem Rochefort die drei besten Bildnisse Manets 16 Wegen des hohen Preises musste Lichtwark jedoch auf den Ankauf des Gemaldes Der Kunstler verzichten Stattdessen erwarb der Sammler Arnold das Gemalde und Lichtwark konnte schliesslich mit Der Sanger Faure als Hamlet ein zweites Manetgemalde fur Hamburger Kunsthalle sichern 17 Literatur BearbeitenFrancoise Cachin Manet DuMont Koln 1991 ISBN 3 7701 2791 9 Francoise Cachin Charles S Moffett und Juliet Wilson Bareau Manet 1832 1883 Reunion des Musees Nationaux Paris The Metropolitan Museum of Art New York deutsche Ausgabe Frolich und Kaufmann Berlin 1984 ISBN 3 88725 092 3 Stefan Germer Le Repertoire des Souvenirs In Manfred Fath Stefan Germer Hrsg Edouard Manet Augenblicke der Geschichte Prestel Munchen 1992 ISBN 3 7913 1210 3 Beth Archer Brombert Edouard Manet Rebel in a Frock Coat University of Chicago Press Chicago 1997 ISBN 0 226 07544 3 David Degener Juliet Wilson Bareau Manet and the sea Yale University Press London und New Haven 2003 ISBN 0 300 10164 3 Anne Coffin Hanson Edouard Manet 1832 1883 Philadelphia Museum of Art Philadelphia 1966 Werner Hofmann Hrsg Hamburger Kunsthalle Prestel Munchen 1985 ISBN 3 7913 0701 0 Gisela Hopp Tschudis Wirken aus der Sicht Alfred Lichtwarks In Johann Georg Prinz von Hohenzollern und Peter Klaus Schuster Hrsg Manet bis van Gogh Hugo von Tschudi und der Kampf um die Moderne Nationalgalerie Berlin und Neue Pinakothek Munchen 1996 ISBN 3 7913 1748 2 Gotthard Jedlicka Edouard Manet Eugen Rentsch Verlag Erlenbach Zurich 1941 Harald Keller Manet als Portratist In Lucius Grisebach Konrad Renger Hrsg Festschrift fur Otto von Simson Propylaen Verlag Frankfurt am Main Berlin Wien 1977 Josef Kern Impressionismus im Wilhelminischen Deutschland Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1989 ISBN 3 88479 434 5 Hans Korner Edouard Manet Fink Munchen 1996 ISBN 3 7705 2931 6 Helmut R Leppien Kunst ins Leben Hamburger Kunsthalle Hamburg 1987 Kurt Liebmann Edouard Manet Verlag der Kunst Dresden 1968 Julius Meier Graefe Edouard Manet Piper Munchen 1912 Henri Perruchot Manet Deutsche Buch Gemeinschaft Berlin Darmstadt Wien 1963 Denis Rouart Daniel Wildenstein Edouard Manet Catalogue raisonne Bibliotheque des Arts Paris und Lausanne 1975 Mikael Wivel Manet Ausstellungskatalog Charlottenlund Kopenhagen 1989 ISBN 87 88692 04 3 Einzelnachweise Bearbeiten Franzosischer Titel gemass dem Werkverzeichnis von Denis Rouart Daniel Wildenstein Edouard Manet Catalogue raisonne Paris und Lausanne 1975 Band 1 Nr 366 Francoise Cachin in der deutschen Ubersetzung von Matthias Fienbork und Roman Piesenkam in Manet 1832 1883 S 467 Josef Kern Impressionismus im Wilhelminischen Deutschland S 202 Manet 1832 1883 1984 S 465 Der weitere Text ist privater Natur und lautet ubersetzt Ich werde Ihnen nicht mehr schreiben Sie antworten mir nie zitiert nach Manet 1832 1883 1984 S 464 zitiert nach Etienne Moreau Nelaton Manet 1926 Deutsche Ubersetzung in Manet 1832 1883 1984 S 467 8 Rouart Wildenstein Edouard Manet Catalogue raisonne Nr 367 Manet 1832 1883 1984 S 465 Manet 1832 1883 1984 S 465 Manet 1832 1883 1984 Seite 465 Manet 1832 1883 1984 Seite 466 Manet 1832 1883 1984 S 467 Charles S Moffett in Manet 1832 1883 1984 S 67 Gisela Hopp in Tschudis Wirken aus der Sicht Alfred Lichtwarks in Manet bis van Gogh S 278 Gisela Hopp Lichtwark in Frankreich in Helmut R Leppien Kunst ins Leben S 55 Gisela Hopp Lichtwark in Frankreich in Helmut R Leppien Kunst ins Leben S 56 Gisela Hopp Lichtwark in Frankreich in Helmut R Leppien Kunst ins Leben S 56 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Portrat Henri Rochefort amp oldid 228498661