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Peter Alois Gratz 17 August 1769 in Mittelberg Allgau 1 November 1849 in Darmstadt war einer der bedeutendsten katholischen Bibelwissenschaftler im fruhen 19 Jahrhundert Er wurde insbesondere durch seinen Kritisch historischen Kommentar uber das Evangelium des Matthaus bekannt der 1821 1823 in zwei Banden in Tubingen erschien Als Lehrersohn in Mittelberg geboren wuchs Peter Alois Gratz in Stotten am Auerberg bei Marktoberdorf auf Er studierte Philosophie und Theologie an der Universitat Dillingen wo der Pastoraltheologe Johann Michael Sailer 1751 1832 zu seinen Lehrern zahlte 1792 wurde er zum Priester geweiht und trat auf Sailers Empfehlung seine erste Stelle als Hofmeister Erzieher auf der Weitenburg unweit von Horb am Neckar an 1795 wurde er Pfarrer des nahe gelegenen Ortes Untertalheim Wegen Streitigkeiten mit seiner Gemeinde zog er sich von Fruhjahr 1805 bis Herbst 1807 auf die Weitenburg zuruck und konnte sich nun intensiv dem Studium der Heiligen Schrift widmen Inzwischen fiel die bisher osterreichische Grafschaft Hohenberg zu der Untertalheim und die Weitenburg gehorten an Wurttemberg Im Herbst 1812 wurde staatlicherseits in Ellwangen eine Katholische Landesuniversitat zur Ausbildung der wurttembergischen Priesteramtskandidaten errichtet Gratz der sich schon Anfang 1807 bei den Behorden als moglicher Professor ins Gesprach gebracht hatte und funf Jahre spater eine Arbeit uber die Entstehung der synoptischen Evangelien veroffentlichte erhielt hier den Lehrstuhl fur Neues Testament 1817 verlegte der wurttembergische Staat die Katholisch theologische Fakultat von Ellwangen nach Tubingen Zusammen mit den Kollegen Johann Sebastian von Drey 1777 1853 Johann Georg Herbst 1787 1836 und Johann Baptist Hirscher 1788 1865 rief Gratz hier 1819 die Theologische Quartalschrift ins Leben als deren erster Schriftleiter er fur kurze Zeit fungierte Noch im selben Jahr folgte Gratz einem Ruf an die neu gegrundete Universitat Bonn Als Professor primarius war er mit der Organisation der dortigen Katholisch theologischen Fakultat betraut Zu seinen Kollegen gehorte ab 1820 der Dogmatiker Georg Hermes 1775 1831 1821 22 amtierte Gratz als Rektor der Universitat Von 1820 bis 1824 gab er eine Zeitschrift mit dem Titel Der Apologet des Katholicismus heraus in der er seine Kirche gegen wie er meinte ungerechtfertigte Angriffe von protestantischer Seite verteidigte 1821 veroffentlichte er den ersten Band eines Kommentars zum Matthaus Evangelium der beim preussischen Kultusministerium Zweifel an seiner Rechtglaubigkeit aufkommen liess Man holte deshalb von anderen Fakultaten Gutachten zu diesem Kommentar ein die negativ ausfielen Zudem entbrannte ein heftiger publizistischer Kampf um den Kommentar Infolgedessen bemuhte sich das Ministerium ab 1822 Gratz aus dem Lehramt zu entfernen und ihm eine andere Stelle zu verschaffen 1823 musste Gratz seine Lehrveranstaltungen einstellen Nachdem der Versuch ihn zum Domdechant bzw Domherrn in Trier zu machen am Widerstand der rheinischen Ultramontanen u a Anton Joseph Binterim und Leonhard Aloys Joseph Nellessen sowie der romischen Kurie gescheitert war wurde Gratz 1828 Geistlicher Rat und Schulrat an der preussischen Bezirksregierung in Trier Hier entfaltete er noch einmal eine fruchtbare Tatigkeit und machte sich insbesondere um das von der Schliessung bedrohte Schullehrerseminar St Matthias verdient Von 1839 an verbrachte er seinen Ruhestand an der Bergstrasse Wichtigste Werke BearbeitenNeuer Versuch die Entstehung der drey ersten Evangelien zu erklaren Fues Tubingen 1812 Ueber die Grenzen der Freiheit die einem Katholiken in Betreff der Erklarung der heiligen Schrift zusteht Ritter Ellwangen 1817 Kritische Untersuchungen uber Marcions Evangelium Osiander Tubingen 1818 Der Apologet des Katholicismus Eine Zeitschrift zur Berichtigung mannigfaltiger Entstellungen des Katholicismus Fur Freunde der Wahrheit und der Bruderliebe 9 Hefte Kupferberg Mainz 1820 1824 Novum testamentum graeco latinum 2 Bande Fues Tubingen 1821 Kritisch historischer Kommentar uber das Evangelium des Matthaus 2 Bande Laupp Tubingen 1821 1823 Novum Testamentum graece et latine 2 Bande Kupferberg Mainz 1827 2 Aufl 1851 Nova collectio dissertationum selectarum in jus ecclesiasticum potissimum germanicum Kupferberg Mainz 1829 Literatur BearbeitenNorbert Wolff Von der moralischen zur kritischen Bibelauslegung Peter Alois Gratz 1769 1849 in Zwischen katholischer Aufklarung und Ultramontanismus Neutestamentliche Exegeten der Katholischen Tubinger Schule im 19 Jahrhundert und ihre Bedeutung fur die katholische Bibelwissenschaft hg v Matthias Blum Rainer Kampling Contubernium 79 Steiner Stuttgart 2012 83 102 ISBN 978 3 515 10199 8 Norbert Wolff Peter Alois Gratz 1769 1849 Ein Theologe zwischen falscher Aufklarung und Obscurantismus Trierer Theologische Studien 61 Paulinus Trier 1998 ISBN 3 7902 1289 X Norbert Wolff Gratz Peter Alois In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 14 Bautz Herzberg 1998 ISBN 3 88309 073 5 Sp 1062 1067 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Johann Friedrich von Schulte Gratz Peter Alois In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 9 Duncker amp Humblot Leipzig 1879 S 602 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Peter Alois Gratz im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 116824050 lobid OGND AKS LCCN nb99035140 VIAF 49986733 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gratz Peter AloisALTERNATIVNAMEN Gratz Peter AloysKURZBESCHREIBUNG deutscher katholischer BibelwissenschaftlerGEBURTSDATUM 17 August 1769GEBURTSORT Mittelberg AllgauSTERBEDATUM 1 November 1849STERBEORT Darmstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peter Alois Gratz amp oldid 203414752