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Perlaggen regional auch Perlaggen ist ein traditionelles Kartenspiel das hauptsachlich in Sudtirol im Tiroler Oberland und im Raum Innsbruck gespielt wird Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 1 1 Namensgebung 2 Spielverlauf 2 1 Die vier standigen Perlaggen 2 2 Deuten 2 3 Figuren 2 4 Trumpf Farbe 2 5 Das Bieten 3 Verschiedenes 4 LiteraturEntstehung BearbeitenDer Ursprung dieses Kartenspiels liegt im Sudtiroler Etsch und Eisacktal Die Anfange des Perlaggens lassen sich bis ins 19 Jahrhundert zuruckverfolgen Bereits im altesten Perlaggerbuchlein aus dem Jahr 1853 wird von diesem Spiel berichtet Beim ersten Perlaggerkongress der am 19 April 1890 in Innsbruck tagte wurden die Erfinder sowie der Ort und das Erfindungsjahr festgelegt Als Erfinder wurden dabei die Kanzlisten Alois von Perkhammer und Josef Pfonzelter und die Forstbeamten Ferdinand Gile und Johann Saxer als Entstehungsort das Bozner Gasthaus Zum Pfau in der Bindergasse und als Erfindungsjahr das Jahr 1833 festgelegt Ebenso wurden bei diesem Kongress Spielregeln festgehalten die jedoch nicht immer genau eingehalten bzw in den meisten Orten verandert wurden Namensgebung Bearbeiten Ursprunglich hatten die bevorzugten Karten keinen Namen Erst einige Jahre spater tauchte der Begriff Perlagg auf und zwar in der Gegend um Salurn Als Berlicche wird in dieser Gegend der Teufel bezeichnet Ahnlich wie der Teufel kann auch der Perlagg in jeder moglichen und gerade passenden Kartenform erscheinen Spielverlauf BearbeitenDas Spiel wird mit dem bekannten Deutschen Blatt und zwar mit 33 Karten also mit dem Weli gespielt Das Spiel kann zu zweit zu viert oder zu sechst gespielt werden gewohnlich spielt man zu viert zwei gegen zwei Die Partner sitzen sich kreuzweise gegenuber wobei jeder Spieler funf Karten erhalt Es gibt aber auch eine Abart die nur zu zweit mit sieben Karten gespielt wird Das Spiel hat vier Farben Eichel Laub Herz Schell nbsp nbsp nbsp nbsp Der Rang der Farben untereinander ist gleich Jede Farbe zahlt dabei acht Blatter nach bekannter Rangordnung Ass Konig Ober Unter Zehner Neuner Achter Siebener dazu kommt der Weli Bei Beginn des Spieles gibt der Spieler der die hochste Karte abgehoben hat an Bevor er ausgibt muss er seinen Nachbarn zur Rechten von der Gegenpartei abheben lassen Wenn der zum Abheben Berechtigte einen von den Perlaggen abhebt so kann er ihn behalten Ist unter dem abgehobenen Perlagg noch einer so gehort auch dieser dem Abheber ebenso ein dritter und vierter Es ist also moglich dass der Abheber alle vier standigen Perlaggen heraushebt Der Abheber ist verpflichtet allen Spielern den oder die abgehobenen Perlaggen zu zeigen Hat er dieser Pflicht genugt braucht er wahrend des Spieles niemandem mehr mitzuteilen was er abgehoben hat Nach dem Abheben werden die Karten nach links hin ausgeteilt Jeder Spieler erhalt funf Karten und zwar das erste Mal zwei das zweite Mal drei Der Geber hat darauf zu achten ob und wie viele Perlaggen der Abheber herausgehoben hat hat er einen herausgehoben erhalt er das erste Mal nur eine Karte hat er zwei herausgehoben gar keine hat er drei herausgehoben das erste Mal gar keine das zweite Mal zwei bei vier herausgehobenen Perlaggen das erste Mal keine und das zweite Mal eine Macht der Geber da einen Fehler und gibt z B dem Abheber obwohl er einen Perlaggen herausgehoben hat das erste Mal zwei Karten so konnen die Gegner verlangen dass noch einmal neu gemischt und neu ausgegeben wird In diesem Falle kommt der vom Geber rechts Sitzende zum Vorteil ein zweites Mal abheben zu durfen Auch die Perlaggen die er allenfalls beim zweiten Mal abhebt darf er behalten Hat der Geber die Karten richtig ausgeteilt so dass jeder der vier Spieler funf Karten in der Hand hat so schlagt er die nachste Karte also die einundzwanzigste als Trumpf auf d h die Farbe die er aufschlagt ist die Trumpffarbe und sticht die Karten der drei anderen Farben Es sind also 21 Karten im Spiel Zwolf bleiben verdeckt auf dem Tisch liegen Der Geber ist verpflichtet allen Mitspielern einmal die oberste und unterste Karte Luck und Boden zu zeigen Danach durfen diese Karten von keinem Spieler mehr angeschaut werden Von der Trumpffarbe haben nun wieder drei Karten und zwar der Siebener der Unter und der Ober den Rang eines Perlaggs und heissen daher Trumpfperlaggen Diese drei Trumpfperlaggen haben dieselben Eigenschaften wie die vier standigen Perlaggen Sie sind jedoch im Rang niederer als die vier standigen Perlaggen Die Rangordnung unter ihnen ist Siebener Unter Ober Die vier standigen Perlaggen Bearbeiten Unter den 33 Karten mit denen perlaggt wird befinden sich vier sogenannte standige Perlaggen Diese vier Karten sind allen anderen dadurch uberlegen dass sie erstens alle anderen Karten stechen und dass man sie zweitens nach Belieben in eine andere Karte verwandeln das heisst taufen kann Diese getaufte Karte darf man naturlich nur einmal verwenden Diese Karten sind also Herzkonig ist die hochste Stichkarte und wird nach Konig Maximilian I von Bayern als Maxl bezeichnet Weli der geschriebene Weli zweithochste Karte Schellen 7 der kleine Weli oder Schellspitz dritthochste Karte Eichel 7 Eichelspitz vierthochste Karte Hat der Geber als Trumpf einen Siebener Unter oder Ober also einen Trumpfperlagg aufgeschlagen und hat er einen anderen Trumpf in seinen funf Karten so hat er das Recht den aufgeschlagenen Trumpfperlagg mit dem Trumpf den er in der Hand hat auszutauschen Wird einer von den vier standigen Perlaggen aufgeschlagen so ist jene Farbe Trumpf der er angehort also bei Herzkonig Herz usw und er kann auch mit einer Karte derselben Farbe ausgetauscht werden Der Weli gilt dabei als Schell Hat der Geber keinen Trumpf kann er also nicht austauschen so geht das Recht des Austauschens auf seinen Partner uber Hat auch der keinen Trumpf so bleibt der Perlagg liegen Die Gegenpartei darf ihn auf gar keinen Fall austauschen Ist einmal ausgespielt und die erste Karte zugegeben oder diese gestochen worden so hat die zum Austausch berechtigte Partei den Anspruch auf das Austauschen verloren Es darf daher die Gegenpartei durch Auswerfen dem Austauschen nicht vorgreifen Vergisst oder ubersieht die zum Austausch berechtigte Partei das Austauschen so ist das ihr eigener Fehler von dem sie nur selbst den Schaden hat Fur die Gegenpartei ist es sehr wichtig sich zu merken wer abgetauscht hat und was fur ein Perlagg abgetauscht wurde Man ist wenn das Spiel einmal im Gange ist keinesfalls mehr verpflichtet zu sagen was abgetauscht wurde und wer abgetauscht hat Ist nun also ausgegeben und ausgetauscht so kann das Spiel beginnen Deuten Bearbeiten Eine Besonderheit beim Perlaggen ist das Deuten Die Partner durfen sich durch Zeichengeben Deuten uber ihre Karten gegenseitig verstandigen Sie konnen sich die Anzahl die Rangstufe der Perlaggen und Trumpfe gegenseitig anzeigen aber auch direkt befragen In der Regel wird jedoch gedeutet Karten zeigen ist nicht erlaubt Figuren Bearbeiten Beim Perlaggen gibt es drei Figuren das Gleich den Hanger und das Spiel um diese drei Figuren dreht sich das Perlaggen Gleich Gleich nennt man zwei oder mehrere Karten desselben Ranges z B zwei Zehner drei Konige usw Zwei Asse nennt man ein Gleich hochst oder hochstes Gleich Zwei gleich hohe Karten gelten als einfaches Gleich drei als dritziges Gleich vier als viertiges und funf als funftiges Besteht dieses mehrfache Gleich aus Assen so spricht man von einem hochst dritzigen hochst viertigen usw Hanger Der Hanger besteht aus zwei oder mehreren Karten derselben Farbe die in ihrer Rangordnung unmittelbar aufeinander folgen z B Eichelzehner Eichelunter Eichelober Eichelkonig usw Der Hanger heisst hochst wenn er aus den hochsten Karten Konig und Ass derselben Farbe besteht Spiel Da jeder Spieler funf Karten hat wird die eine Partei drei oder mehrere die andere aber nur zwei oder weniger Stiche machen Die Partei die drei Stiche macht hat das Spiel und schreibt sich einen oder mehrere Gutpunkte je nachdem ob die Gegner das Spiel gut gelassen oder gehalten haben Man lasst haufig der Gegenpartei das Spiel gut d h man schenkt es um nicht die eigenen Karten die beim Spiel um die zwei anderen Figuren Gleich und Hanger wichtig sein konnten herunterzulegen und dadurch seine Karten verraten zu mussen Trumpf Farbe Bearbeiten Trumpf sticht alle Farben Es muss unter allen Umstanden Farbe bekannt werden auch dann wenn die Farbe des Ausspielers von einem Zwischenmann mit einem Trumpf oder einem Perlagg gestochen worden ist Alle Perlaggen sind unabhangige Karten und gelten weder als Farbe noch als Trumpf Wird ein Perlagg ausgespielt oder im Verlaufe des Spieles heruntergelegt so muss derselbe sofort von seinem Besitzer getauft werden d h es muss angegeben werden als welche Karte derselbe zu gelten hat Tauft der Perlagg Besitzer die Karte nicht dann wird der Perlagg zur einfachen Karte Ein einmal getaufter Perlagg darf unter keinen Umstanden mehr umgetauft werden Mit den Perlaggen braucht man weder Trumpf noch Farbe zu bekennen weil sie gewissermassen zu keiner bestimmten Farbe gehoren Das Bieten Bearbeiten Das Bieten beim Perlaggen geschieht mit den Worten Ich biete mein Gleich Ich biete das Spiel oder Gleich geboten usw Es ist darauf zu achten dass der Spieler der bietet wirklich die Worte Ich biete oder geboten gebraucht Sagt er beispielsweise nur Gleich oder Spiel so hat er es nach den Spielregeln noch nicht geboten Ist etwas geboten worden so muss die Gegenpartei augenblicklich darauf Antwort geben Die zwei Spieler die zusammen eine Partei bilden sind Partner und gelten gegenuber den Gegnern als eine einzige Person Einer ist also fur den anderen verantwortlich und beide haften gemeinsam Das Spiel geht uber 18 Punkte Das Spielerpaar das zuerst 18 Punkte erreicht gewinnt das Spiel Verschiedenes BearbeitenSeit 2004 gibt es in Sudtirol einen Forderkreis Perlaggen welcher alljahrlich eine Meisterschaft in Perlaggen veranstaltet Im Jahr 2015 fand die 6 Gesamt Tiroler Meisterschaft in Perlaggen bei der auch Nordtiroler Perlaggenspieler dabei waren statt Das traditionelle Tiroler Kartenspiel Perlaggen wurde in das Osterreichische Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes mit Beschluss der osterreichischen UNESCO Kommission vom 17 Marz 2016 aufgenommen Die Bewerbung durch das Institut der Alpenlandischen Traditionskartenspiele unter der Leitung von Hubert Auer und Mitarbeit von Bernhard Moll und Peter Blaas konnte erfolgreich mit der Aufnahme in das Osterreichische Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes abgeschlossen werden Die Verleihung der Urkunde anlasslich der Aufnahme in das Osterreichische Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes fand am 17 Juni 2016 im Schloss Eggenberg in der Steiermark statt Zugleich wird im Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck eine Vitrine die aktuell dem Perlaggen gewidmet ist ausgestellt Literatur BearbeitenForderkreis Perlaggen Perlaggen in Sudtirol mit Watten amp Bieten Bozen Edition Raetia 2014 ISBN 978 88 7283 523 4 Perlaggenforderkreis https perlagger wixsite com perlagger schlanders Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Perlaggen amp oldid 226149134