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Pelzhandelskanus waren Kanus der grossen Pelzhandelsunternehmen Kanadas die vornehmlich im 17 bis 19 Jahrhundert im Einsatz waren Sie sind die bekannteste Form von Birkenrindenkanus und waren zu dieser Zeit das einzig praktikable Transportmittel fur die grossen Mengen an Handelsware vor allem Fellen Sie waren angepasst an ein weites Land das eng von Wasserlaufen durchzogen ist Obwohl nur 200 Jahre in Gebrauch haben sie das verbreitete Bild des Indianerkanus massgeblich bestimmt Sie werden oft auch als Voyageurskanus bezeichnet Pelzhandelskanu Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Typen 3 Ladung 4 Fahrt 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenAus Berichten aus den franzosischen Kolonien in Nordamerika ist bekannt dass diese grossen Kanus bereits fruh entwickelt wurden Allerdings hat wenig uberlebt was etwas uber die Form und Herstellung aussagen kann Vermutlich waren es vergrosserte Versionen der Algonkinkanus Der Kontakt zu den Ojibwas an den Grossen Seen den anderen Herstellern von Kanus mit hohen Spitzen kam erst spater Anfangs wurden diese Kanus von den Indianern geliefert Als dies nicht mehr ausreichend war entstand eine Kanufaktorei bei Trois Rivieres Nachdem die Franzosen ihre Kolonien fast ganzlich an England verloren hatten ubernahmen englische Pelzhandler die Infrastruktur Die North West Company entstand und dominierte gemeinsam mit der Hudson s Bay Company HBC den Pelzhandel Mit zunehmender Expansion des Pelzhandels weitete sich die Herstellung von Kanus durch Europaer immer mehr nach Westen und Nordwesten aus Das energische Vordringen immer weiter ins Landesinnere die allgemeine Zunahme des Pelzhandels und die relativ kurze Lebensdauer von durchschnittlich ein bis drei Jahren erforderte eine immer grossere Menge an Kanus So ist es verstandlich dass jeder grossere Handelsposten auch einen Bootsbauplatz unterhielt der die Versorgung mit Kanus sicherstellte Nach 1821 gab es praktisch nur noch die HBC als einzige Handelskompanie Obwohl diese das Yorkboot favorisierte behielt das Kanu in weiten Teilen seine herausragende Bedeutung Um 1900 verschwanden die Pelzhandelskanus dann endgultig von der Bildflache verdrangt von Yorkbooten Leichtern Booten und Holzkanus nach Wood and Canvas Bauweise der europaischen Siedler und Handler Typen BearbeitenDie Form der Kanus variierte wenig Die Kiellinie ist gerade mit leichtem Anstieg nahe den Enden die Linie des Dollbords gerade mit geringem Anstieg an den Enden dann in scharfer Krummung nach oben um die hohen Spitzen zu formen Diese Krummung biegt sich aber nie nach hinten wie dies oft in Comics gezeichnet wird Gerade diese hohen Spitzen sind eine typische Eigenschaft von Pelzhandelskanus und resultieren nicht aus den bestehenden Formen indianischer Kanus Zur Ubernachtung war es gangige Praxis das Boot umzudrehen und eine Plane zum Schutz vor der Witterung abzuspannen Damit das Boot nicht flach liegt sondern steil nach oben und so eine notige Kopffreiheit bietet sind hohe Spitzen erforderlich Der Boden ist im Querschnitt flach und nur leicht gerundet die Seiten relativ gerade und nach aussen weisend Die Form der Enden variieren je nach Gegend oder Vorliebe des Kanubauers Unterschiedliche Formen der Steven beeinflussen nicht die eigentliche Form des Kanus lediglich die Gesamtlange andert sich Es werden hauptsachlich zwei Arten oder Typen ihrer Grosse nach unterschieden Die Montrealkanus canot du maitre maitre canot und die Nordkanus canot du nord Montrealkanus wurden hauptsachlich auf der Strecke von Montreal nach Grand Portage bzw spater Fort William eingesetzt Hier ging der Weg grosstenteils uber offenes Wasser und breite Flusse Diese Kanus waren durchschnittlich um die 11 m lang und 170 cm breit Mittschiffs waren sie etwa 75 cm hoch die Spitzen massen ca 130 cm Das Gewicht lag etwa zwischen 250 und 300 kg im trockenen Zustand Auf Portagen wurde ein solches Kanu ublicherweise von vier Voyageuren getragen Die Montrealkanus konnten etwa drei Tonnen Ladung transportieren Inklusive der Mannschaft der Verpflegung und sonstiger Ausrustung ergab sich eine Nutzlast von ca vier Tonnen Die durchschnittliche Mannschaftsstarke betrug zehn Mann Nordkanus waren kleiner Sie wurden bevorzugt in den Gebieten nordlich der Grossen Seen eingesetzt wo die Flusse kleiner oder die Routen schwieriger waren Sie waren um die 8 m lang und ca 145 cm breit Die Hohe in der Mitte lag bei 65 cm die Hohe der Spitzen bei 130 cm Das Gewicht durfte zwischen 120 und 150 kg gelegen haben Nur zwei Voyageure waren notig um sie zu tragen Diese Kanus transportierten 1 2 1 5 t Ware insgesamt lag die Nutzlast bei max 2 5 t Voll beladen hatten sie etwa 45 cm Tiefgang Die durchschnittliche Mannschaftsstarke betrug sechs Mann Gelegentlich erwahnt wird ein canot batard ein hybrider Typ in der Grosse zwischen Montreal und Nordkanu Ein Expresskanu wurde eingesetzt wenn Eile geboten war z B wichtige Nachrichten oder notige Medikamente uberbracht werden mussten Hier zahlte nur Geschwindigkeit Dazu wurden spezielle Kanus genommen die sehr schnell waren Das Leichtkanu canot leger oft mit einem Expresskanu gleichgesetzt oder verwechselt war kein spezielles Kanu Es wurde lediglich gering beladen Durch den geringeren Tiefgang konnte eine hohere Geschwindigkeit erzielt durch wenig Gepack konnte schneller portagiert werden Hier handelte es sich eher um ein regulares Kanu in einem speziellen Einsatz Die Namenszuordnung erfolgte manchmal eher nach der Zweckbestimmung weniger hing sie von absoluten Massen ab So konnte zum Beispiel ein canot batard als canot du nord bezeichnet worden sein wenn es im Nordwesten eingesetzt war oder aber als canot maitre wenn es auf den Grossen Seen unterwegs war Ladung BearbeitenDie zu transportierenden Waren wurden in leicht handhabbare Bundel oder Pakete verpackt die pieces genannt wurden Die Ware wurde so verteilt dass jedes Bundel etwa 40 45 kg wog Das ganze wurde in Segeltuch eingeschlagen und vernaht Meist erhielten die Pakete Aufschriften mit Angaben beispielsweise uber Besitzer Bestimmungsort Gewicht Art des Inhalts und eine laufende Nummer Die eingetauschten Felle und Pelze wurden in Fellpressen auf das erforderliche Mass fur die pieces gebracht So ergeben zum Beispiel 500 Minkfelle ein Paket von etwa 60 53 38 cm Grosse und etwa 40 kg Gewicht Flussigkeiten oder nasseempfindliche Waren wurden in kleinen Fassern transportiert Diese hatten eine Standardgrosse von 9 Gallonen oder 40 Liter Daneben kamen Kisten zum Einsatz cassettes genannt Sie massen etwa 40 40 cm und hatten eine Lange von ca 70 cm Lose Gegenstande wie die Kochutensilien der Mannschaft wurden oft in Korben transportiert Die Ladung wurde nicht direkt auf den Kanuboden gelegt Um den Druck zu verteilen legte man den Boden mit ein paar Fichten oder Zedernstangen aus Dies schutzte die Ladung auch vor dem Bilgenwasser Jedes Kanu fuhrte eine oder mehrere Planen aus geoltem Segeltuch mit sich mit denen die Ladung abgedeckt wurde um sie vor Regen oder Spritzwasser zu schutzen Fahrt Bearbeiten nbsp Befahren einer StromschnelleDie ubliche Art des Antriebs war der Gebrauch des Stechpaddels Die Paddel der milieux der normalen Voyageure wurden aus unterschiedlichen Holzern hergestellt bevorzugt wurde Schwarzlinde weil sie fester und flexibler als Weichholz aber leichter als andere Hartholzer ist Die Lange reichte bis zum Kinn das Blatt war relativ schmal ca 12 cm breit Dieses schmale Blatt in Zusammenhang mit kurzen kraftigen Schlagen ermoglichte Paddelfrequenzen von 90 Schlagen in der Minute Die Paddel waren meist derb genug gestaltet so dass man sich mit ihnen auch hin und wieder von einem Stein abstossen konnte Sowohl der gouvernail der Steuermann im Heck als auch der avant der vorderste Mann im Bug benutzten langere Paddel weil sie ublicherweise im Stehen arbeiteten Solche Paddel waren zwischen 1 80 und 2 40 m lang Wehte ein gunstiger Wind wurde auf Seen oder grossen und breiten Flussen ein Hilfsmast errichtet und eine Plane als Segel benutzt eine seltene Gelegenheit des Ausruhens fur die Voyageure Wurde die Stromung flussaufwarts zu stark zum Paddeln wurde getreidelt wenn das Ufer frei genug von Buschen oder Baumen oder nicht zu schlammig war War der Fluss nicht zu tief benutzte man lange Stangen zum Staken Im ungunstigsten Fall mussten die Voyageure ins knie bis hufttiefe Wasser springen und das Kanu von Hand schieben oder ziehen Erreichte man einen schwer befahrbaren Abschnitt half manchmal eine sogenannte demicharge Dazu entlud man das Boot zur Halfte um den Tiefgang zu verringern Mit dem erleichterten Kanu konnte dieser Abschnitt befahren werden und es musste nur die halbe Ladung portagiert werden Eine Portage wurde erforderlich wenn auch dies nicht mehr moglich war Es musste Ladung und Boot uber Land getragen werden bis die unpassierbare Stelle umgangen war Die ubliche Last eines Voyageurs war mindestens zwei pieces welche mittels eines Trageriemens der uber die Stirn ging befordert wurde Die Anzahl der pieces erforderte in der Regel fur jeden Voyageur einen dreimaligen Gang Die taglichen Strecken die durchschnittlich zuruckgelegt wurden konnten unter guten Bedingungen ausnahmsweise durchschnittlich 120 bis 130 km erreichen Alexander MacKenzie benotigte fur die 4800 km lange Expedition zum Eismeer 102 Tage Das waren durchschnittlich 47 km am Tag Literatur BearbeitenEdwin Tappan Adney Howard I Chappelle The Bark Canoes and Skin Boats of North America Smithsonian Institution Press Washington DC 1983 ISBN 1 56098 296 9 Eric W Morse Fur Trade Routes of Canada Then and Now 2nd edition University of Toronto Press Toronto 1979 ISBN 0 8020 6384 5 Alexander Mackenzie Mit Gewehr und Kanu In 80 Tagen zum Pazifik 1793 Edition Erdmann Stuttgart u a 1990 ISBN 3 522 60270 6 Weblinks BearbeitenWebsite Old Fort William Fur Trade Canoes Digital Library McGill University Canoes Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pelzhandelskanu amp oldid 207741938