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Paul Gleirscher 7 Oktober 1960 in Neustift im Stubaital ist ein osterreichischer Ur und Fruhgeschichtler Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung 3 Mitgliedschaften 4 Schriften Auswahl 4 1 Monographien 4 2 Aufsatze 5 Ausstellungen 6 WeblinksLeben BearbeitenGleirscher studierte Ur und Fruhgeschichte und Klassische Archaologie in Innsbruck und Munchen Er promovierte 1984 in Innsbruck Nach Forschungsauftragen auf Schloss Tirol bei der Romisch Germanischen Kommission des Deutschen Archaologischen Instituts Projekt Brandopferplatz Rungger Egg bei Seis am Schlern und am Institut fur Denkmalpflege an der ETH Zurich Projekt Kloster St Johann in Mustair sowie der Erstellung einer Wanderausstellung uber die Rater im Auftrag des Ratischen Museums Chur ist er seit 1991 Leiter der Abteilung fur Ur und Fruhgeschichte am Landesmuseum Karnten in Klagenfurt einer Abteilung die damals neu eingerichtet wurde Von dort aus war er an den Universitaten Klagenfurt Graz und Wien tatig wo er sich 1998 habilitierte Im Sommersemester 2008 war er Gastprofessor am Institut fur Archaologie an der Universitat Graz Forschung BearbeitenGleirschers Forschungsschwerpunkt ist der Ostalpenraum von der Altsteinzeit bis in das Fruhmittelalter Beginnend mit seinem Dissertationsthema wandte er sich zunachst der jungeren Eisenzeit im Alt Tiroler Raum und in den angrenzenden Gebieten zu wo er zur Gruppengliederung der den Ratern zugewiesenen Stamme forschte insbesondere zur Typenchronologie und zur Definition der heute gangigen Kulturgruppen der Rater der Fritzens Sanzeno Gruppe in Alt Tirol der Magre Gruppe in den Lessinischen Bergen und der Valcamonica Gruppe in den lombardischen Sudalpentalern westlich des Gardasees Die Fortfuhrung und Vertiefung dieser Studien erfolgte mit der Bearbeitung des Brandopferplatzes am Rungger Egg bei Seis am Schlern Sudtirol die zugleich zur ersten breiten Analyse der fur den zentralalpinen Raum seit der mittleren Bronzezeit typischen Brandopferplatze und daran anknupfende Fragen zur alpinen Religionsgeschichte fuhrte Die Beschaftigung mit den vorklosterzeitlichen Funden und Befunden in Mustair St Johann umfasste die Zeitspanne von der Kupferzeit bis ins Fruhmittelalter Mit Fragen der Christianisierung und Bajuwarisierung verknupft waren Studien zu Saben und zu verschiedenen Kirchengrabungen in Sudtirol unter der Leitung von Hans Nothdurfter darunter St Georg in Vollan St Cosmas und Damian in Siebeneich und St Prokulus in Naturns Zu den fruhesten wissenschaftlichen Arbeiten von Gleirscher zahlen ausserdem Studien zur Nutzung des hochalpinen Raumes sei es zu kultischen Zwecken oder zur Nutzung als Weideland Almwirtschaft So betonte er seit dessen Auffindung dass es sich beim Mann aus dem Eis Otzi keineswegs um einen Hirten handeln konne sondern vielmehr um einen lokalen Anfuhrer zu dessen mehrstufigen Ermordung er sich zuletzt in Form einer Synthese verschiedener naturwissenschaftlicher und archaologischer Daten geaussert hat Mit dem Wechsel nach Karnten wandte sich Gleirscher zunachst der Erforschung der dortigen langst uberregional bekannten Hallstattkultur zu Er konnte zeigen dass sich die Hugelgraberfelder mitsamt den zugehorigen Hohensiedlungen qualitativ und quantitativ gliedern lassen und sich wiederholt in ihrer Bedeutung und Bestandszeit voneinander abheben Wahrend der alteren Hallstattkultur erwies sich Frog mit dem Burgberg von Rosegg als zentraler Siedlungsort im Karntner Raum der um die Mitte des 6 Jahrhunderts v Chr vom Lamprechtskogel bei Mittertrixen mit den Konigsgrabern von Waisenberg und dem Adelsfriedhof von Fuhrholz abgelost wurde Nach dessen Ende zwischen 300 und 250 v Chr errichteten die aus dem Donauraum zugewanderten Kelten auf der Gracarca am Klopeiner See das neue Herrschaftszentrum in Karnten vermutlich die sagenumwobene Stadt Noreia Daruber hinaus wandte sich Gleirscher der Erforschung aller anderen Perioden der Ur und Fruhgeschichte Karntens zu vom Lagerplatz der Neandertaler in der Griffener Tropfsteinhohle uber Fragen nach den ersten bauerlichen Siedlungen im Ostalpenraum und den Pfahlbauten der Kupferzeit speziell jenem im Keutschacher See zu Fragen zur Deutung der mittel und spatbronzezeitlichen Hortfunde in deren Rahmen er auch eine vollig unorthodoxe Sichtweise auf die Himmelsscheibe von Nebra vorgelegt hat bis hin zu einer ersten archaologischen Synthese zum fruhmittelalterlichen Fundstoff in Karnten Osttirol und der Obersteiermark dem damaligen slawischen Furstentum Karantanien wobei Fragen der Kontinuitat des christlichen Glaubens bzw der Christianisierung der Slawen ebenso eine besondere Rolle zukam wie der Frage nach fruhmittelalterlichen Befestigungsanlagen etwa der Karnburg im Zollfeld Die gemeinsam mit Peter Gamper auf der Gurina bei Dellach im Gailtal durchgefuhrten Ausgrabungen und Forschungen erbrachten zudem neue Erkenntnisse zur Romanisierung des Ostalpenraumes die in weiterer Folge mit den gangigen Daten fur den Magdalensberg abzugleichen waren die sich in vielen Punkten als unhaltbar erwiesen Studien zur Interpretation der Bildgeschichten der Kalenderberg Kultur sowie der Situlenkunst sollen abschliessend ebenso kurz erwahnt sein wie zu religionsgeschichtlichen Fragen die an die Ausgrabungen in der Durezza Schachthohle uber Warmbad Villach an den Waffenweihefund am Forker Laas Riegel uber Notsch im Gailtal sowie an die Mithras Kulthohle bei St Egyden anknupfen Als Leiter der Abteilung fur Ur und Fruhgeschichte am Landesmuseum fur Karnten erneuerte Gleirscher die Raumlichkeiten zur Ur und Fruhgeschichte im Landesmuseum fur Karnten und fuhrte zahlreiche Ausgrabungen in Karnten durch Mitgliedschaften BearbeitenGleirscher ist in verschiedenen Expertengruppen tatig so seit 1998 im Beirat des Sudtiroler Archaologiemuseums und seit 2012 im osterreichischen Kuratorium fur Pfahlbauten im Rahmen des UNESCO Welterbes Prahistorische Pfahlbauten um die Alpen Er ist seit 2002 Leiter der Sektion 1 Ur und Fruhgeschichte beim Verband osterreichischer Historiker und Geschichtsvereine Wien und seit 2003 Redaktionsmitglied der Zeitschrift Arheoloski vestnik herausgegeben vom Institut fur Archaologie an der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Kunste in Laibach Ljubljana 1998 wurde Gleirscher zum Korrespondierenden Mitglied des Deutschen Archaologischen Instituts in Berlin gewahlt und erhielt im selben Jahr den Forderungspreis fur Wissenschaft des Landes Karnten zugesprochen 2014 wurde er zum Korrespondierendes Mitglied des Istituto Italiano di Preistoria e Protostoria Italienisches Institut fur Ur und Fruhgeschichte in Florenz gewahlt 2015 zum Korrespondierenden Mitglied der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Kunste in Ljubljana Laibach Schriften Auswahl BearbeitenMonographien Bearbeiten Die Rater I Reti Chur 1991 Hrsg gem m I R Metzger Die Rater I Reti Schr Arge Alp Komm III Kultur Bozen 1992 gem m Hans Rudolf Sennhauser u a Mustair Kloster St Johann 1 Zur Klosteranlage Vorklosterliche Befunde Veroffentlichungen des Instituts fur Denkmalpflege an der ETH Zurich 16 1 Zurich 1996 Die Keltensiedlung auf der Gracarca Eine archaologisch historische Spurensuche um den Klopeiner See mit Ausblicken auf den Karntner Raum und bis ins Mittelalter St Kanzian 1997 gem mit S Fabrizii Reuer A Galik M Niederhuber u E Reuer Archaologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen zur Durezza Schachthohle bei Warmbad Villach Karnten Neues aus Alt Villach 34 Jahrbuch des Stadtmuseums Villach 1997 Karantanien Das slawische Karnten Klagenfurt 2000 gem m Hans Nothdurfter u E Schubert Das Rungger Egg Untersuchungen an einem eisenzeitlichen Brandopferplatz bei Seis am Schlern Sudtirol Romisch Germanische Forschungen 61 Mainz 2002 gem m H Oberrauch Gottersache n Kult zu Otzis Zeit In dono agli dei Culti al tempo di Otzi Bozen 2002 Hrsg gem m Franco Marzatico Guerrieri Principi ed Eroi fra il Danubio e il Po dalla Preistoria all Alto Medioevo Ausstellungskatalog Trento 2004 Trento 2004 gem mit W Deuer H Krahwinkler P G Tropper u M Wassermann St Daniel Zur Geschichte der altesten Pfarre im oberen Gailtal und Lesachtal Festschrift zur 950 Jahr Feier der Pfarrkirche St Daniel 1054 2004 Dellach im Gailtal 2004 Ertauchte Geschichte Zu den Anfangen von Fischerei und Schifffahrt im Alpenraum Klagenfurt 2006 Mystisches Karnten Sagenhaftes Verborgenes Ergrabenes Klagenfurt 2006 Noreia Atlantis der Berge Neues zu Gottin Stadt und Strassenstation Klagenfurt 2009 Hrsg gem m F Marzatico u R Gebhard Le grandi vie delle civilta Relazioni e scambi fra Mediterraneo e il Centro Europa dalla Preistoria alla Romanita Ausstellungskatalog Trient 2011 Trento 2011 Die Hugelgraber von Frog Ein eisenzeitliches Herrschaftszentrum in Rosegg Klagenfurt 2011 Hrsg gem m F Marzatico u R Gebhard Im Licht des Sudens Begegnungen antiker Kulturen zwischen Mittelmeer und Zentraleuropa Munchen 2011 gem m E Hirtenfelder Mythos Magdalensberg Pompeji der Alpen und heiliger Gipfel Klagenfurt 2014 Keutschach und die Pfahlbauten in Slowenien und Friaul UNESCO Welterbestatten Klagenfurt Ljubljana Wien 2014 Aufsatze Bearbeiten Zum fruhen Siedlungsbild im oberen und mittleren Vinschgau mit Einschluss des Munstertales In Rainer Loose Hrsg Der Vinschgau und seine Nachbarraume Vortrage des landeskundlichen Symposiums in Schloss Goldrain 1991 Bozen 1991 S 35 50 Rater Ratergebiet und Ratien In Geschichte und Region Storia e regione 1 1992 S 22 30 Zum etruskischen Fundgut zwischen Adda Etsch und Inn In Helvetia Archaeologia 24 93 94 1993 S 69 105 Brandopferplatze Depotfunde und Symbolgut im Ostalpenraum wahrend der Spatbronze und Fruheisenzeit In Peter Schauer Hrsg Archaologische Forschungen zum Kultgeschehen in der jungeren Bronzezeit und fruhen Eisenzeit Alteuropas Kolloquium Regensburg 1993 Regensburger Beitrage zur Prahistorischen Archaologie 2 Regensburg 1996 S 429 449 Die Kelten im Raum Karnten Ein Forschungsstand In E Jerem A Krenn Leeb J W Neugebauer Otto Helmut Urban Hrsg Die Kelten in den Alpen und an der Donau Akten des Internationalen Symposions St Polten 1992 Archaeolingua 1 Budapest Wien 1996 S 255 266 Vallis Norica Sabiona Prihsina Zu territorial politischen Fragen im Eisacktal In Helmut Flachenecker Hans Heiss Hannes Obermair Hrsg Stadt und Hochstift Citta e Principato Veroffentlichungen des Sudtiroler Landesarchivs 12 Bozen 2000 S 27 47 Fruhmittelalterlicher Kirchenbau zwischen Salzburg und Aquileia Ein Diskussionsbeitrag In Beitrage zur Mittelalterarchaologie Osterreich 22 2006 S 61 80 Von wegen Illyrer in Karnten Zugleich von der Bestandigkeit lieb gewordener Lehrmeinungen In Jahrbuch des Landesmuseums fur Karnten 2006 S 13 22 zobodat at PDF Zum Bildprogramm der Himmelsscheibe von Nebra Schiff oder Sichel In Germania 85 2007 S 23 33 Sopron Nove Kosariska Frog Zu den Bildgeschichten der Kalenderberg Kultur In Praehistorische Zeitschrift 84 2009 S 202 223 Keltisch fruhmittelalterlich oder turkenzeitlich Zur Datierung einfach strukturierter Wehranlagen im Sudostalpenraum In Beitrage zur Mittelalterarchaologie Osterreich 26 2010 S 7 32 Some remarks on the Iceman his death and his social rank In Prahistorische Zeitschrift 89 2 2014 S 40 54 Ausstellungen BearbeitenDie Rater I Reti mit Ingrid R Metzger Ratisches Museum Chur 1991 und in verschiedenen Stadten der Lander der Arge Alp bis 1993 Opferhohlen der Hallstattzeit zwischen Franken und der Adria Museum der Stadt Villach Villach 1998 und Landesmuseum fur Karnten Klagenfurt 1999 Gottersachen Kult zu Otzi s Zeit In dono agli dei mit Hanns Oberrauch Sudtiroler Archaologiemuseum Bozen 2002 und Museum der Stadt Villach Villach 2003 Guerrieri Principi ed Eroi fra il Danubio e il Po dalla Preistoria all Alto Medioevo mit Franco Marzatico Museo del Buonconsiglio Trento 2003 Ertauchte Geschichte Zu den Anfangen von Fischerei und Schifffahrt im Alpenraum Landesmuseum fur Karnten Klagenfurt 2006 und Keltenwelt Frog Rosegg Rosegg 2007 Zu Gast bei den norischen Konigen Landesmuseum fur Karnten Klagenfurt 2008 Auf der Suche nach Noreia Keltenwelt Frog Rosegg Rosegg 2010 11 Le grandi vie delle culture Relazioni e scambi fra Mediterraneo e il centro Europa dalla Preistoria alla romanita mit Franco Marzatico und Rupert Gebhard Museo del Buonconsiglio Trento 2011 Im Licht des Sudens Kulturtransfer zwischen dem Mittelmeerraum und Mitteleuropa von der Vorgeschichte bis in die Romerzeit mit Rupert Gebhard und Franco Marzatico Archaologische Staatssammlung Munchen 2011 12 Kultwagen Von der Nordsee bis zum Mittelmeer Keltenwelt Frog Rosegg Rosegg 2012 Das weibliche Amulett aus Frojach Aus der langen Entwicklung vorromischer Heilszeichen Keltenwelt Frog Rosegg Rosegg 2013 150 Jahre Pfahlbau Keutschacher See UNESCO Welterbe Keltenwelt Frog Rosegg Rosegg 2014 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Paul Gleirscher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Paul Gleirscher auf Academia edu https www kleinezeitung at kaernten kaerntnerdestages 2797490 ein archaeologe ewiger suche storyNormdaten Person GND 122957431 lobid OGND AKS LCCN n93007395 VIAF 5827800 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gleirscher PaulKURZBESCHREIBUNG osterreichischer PrahistorikerGEBURTSDATUM 7 Oktober 1960GEBURTSORT Neustift im Stubaital Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Gleirscher amp oldid 238216628