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Eine Operade ist eine algebraische Struktur die insbesondere in der Topologie von Bedeutung ist aber auch in vielen anderen Anwendungen und dort Raum fur Deformationen Homotopie in der Topologie der zugrundeliegenden Objekte lasst Operaden bestehen allgemein aus einer Menge von Operationen oder Funktionen mit mehreren Eingangen Inputs und einem Ausgang und betrachtet wird die Algebra der Hintereinanderausfuhrung dieser Operationen Die Schachtelung der Hintereinanderausfuhrung von Operationen wird dabei haufig geometrisch in Form von Baumen dargestellt Sie wurden zuerst in der algebraischen Topologie Anfang der 1970er Jahre durch J Michael Boardman und Rainer Vogt 1 sowie von J Peter May 2 eingefuhrt um die Homotopie hoherer Schleifenraume zu verstehen May pragte auch den Begriff aus Operation und Monade Einen Aufschwung erlebte die Theorie der Operaden in den 1990er Jahren als Maxim Kontsevich Mikhail Kapranov und Victor Ginzburg zeigten dass einige Dualitaten in der rationalen Homotopietheorie als Koszul Dualitaten von Operaden erklart werden konnten 3 Sie dienen in der Homotopietheorie der Beschreibung der Hierarchien hoherer Homotopien und fanden auch Anwendung zum Beispiel in der mathematischen Physik und Graphentheorie Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiele 3 Endomorphismen Operade und Algebra von Operaden 4 Anwendungen in der Topologie 5 Anwendungen in der mathematischen Physik 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenEine nicht symmetrische Operade besteht aus der Folge der Mengen P n displaystyle P n nbsp von Operationen auf n Variablen einschliesslich der Identitatsoperation Es wird folgende Verknupfung f i g displaystyle f circ i g nbsp einer Funktion f P n displaystyle f in P n nbsp auf n Variablen mit einer Operation g P m displaystyle g in P m nbsp auf m Variablen betrachtet f i g f x 1 g y 1 y m x i m x n displaystyle f circ i g f x 1 cdots g y 1 y m x i m cdots x n nbsp wobei x i displaystyle x i nbsp an der i ten Stelle durch g displaystyle g nbsp ersetzt wurde Das ist eine Abbildung von P m P n P m n 1 displaystyle P m times P n to P m n 1 nbsp Graphisch lasst sich das als Komposition von Baumen darstellen nbsp Graphische Darstellung der KompositionsoperationDie Identitat I displaystyle I nbsp operiert wie ublich auf f P n displaystyle f in P n nbsp I k f f k I f displaystyle I circ k f f circ k I f nbsp fur alle 1 k n displaystyle 1 leq k leq n nbsp Fur die Komposition gilt folgendes Assoziativgesetz f 1 g 1 h f 1 g 1 h displaystyle f circ 1 g circ 1 h f circ 1 g circ 1 h nbsp wenn man nur die Komposition bezuglich der ersten Variable betrachtet Allgemein gelten komplexere Gesetze Seien f P n displaystyle f in P n nbsp g P m displaystyle g in P m nbsp und h P l displaystyle h in P l nbsp dann ist f i g j h f j h i l 1 g displaystyle f circ i g circ j h f circ j h circ i l 1 g nbsp fur 1 j lt i displaystyle 1 leq j lt i nbsp f i g j h f i g j i 1 h displaystyle f circ i g circ j h f circ i g circ j i 1 h nbsp fur i j m i 1 displaystyle i leq j leq m i 1 nbsp f i g j h f j m 1 h i g displaystyle f circ i g circ j h f circ j m 1 h circ i g nbsp fur j i m displaystyle j geq i m nbsp Diese Kompositionsregeln konstituieren auch die Definition nicht symmetrischer Operaden In vielen Anwendungsfallen liegt Symmetrie bezuglich der Permutation der Input Variablen vor Man definiert dann symmetrische Operaden bei denen nach Wirkung der Permutationsgruppe die beiden Definitionsregeln fur die Kompositionen erhalten bleiben Wirkung der Identitatsoperation und die obigen Assoziativitatsregeln und zusatzlich Equivarianzregeln Sei S n displaystyle S n nbsp die symmetrische Gruppe von n Elementen die auf P n wirke Also fur f P n displaystyle f in P n nbsp s S n displaystyle sigma in S n nbsp g P m displaystyle g in P m nbsp t P m displaystyle tau in P m nbsp s f i t g s i t f i g displaystyle sigma f circ i tau g sigma circ i tau f circ i g nbsp fur 1 i n displaystyle 1 leq i leq n nbsp und s i t displaystyle sigma circ i tau nbsp der Blockpermutation in der das i te Element von s displaystyle sigma nbsp durch t displaystyle tau nbsp ersetzt wird Haufig werden symmetrische Operaden einfach als Operaden bezeichnet Man kann sich dafur zum Beispiel fur die Elemente von P n Funktionen P V n V displaystyle P V n to V nbsp auf einem reellen Vektorraum V displaystyle V nbsp vorstellen die Elemente P n konnen aber auch als Abbildungen auf topologischen Raumen Kettenkomplexen Polytopen wie Associahedren oder ganz andere Objekte definiert sein fur die eine Komposition von Operatoren wie oben Sinn macht Man sagt auch eine symmetrische Operade ware in jeder symmetrischen monoidalen Kategorie definierbar Beispiele BearbeitenEin einfaches Beispiel fur eine nicht symmetrische Operade besteht aus der Addition A und Multiplikation M zweier Zahlen Die Operationen sind Elemente von P 2 Die Komposition von A und M ist ein Element von P 3 explizit A 1 M x y z x y z displaystyle A circ 1 M x y z x cdot y z nbsp A 2 M x y z y z x displaystyle A circ 2 M x y z y cdot z x nbsp A 1 A x y z A 2 A x y z x y z displaystyle A circ 1 A x y z A circ 2 A x y z x y z nbsp M 1 M x y z M 2 M x y z x y z displaystyle M circ 1 M x y z M circ 2 M x y z x cdot y cdot z nbsp M 1 A x y z x y z x z x y displaystyle M circ 1 A x y z x y cdot z x cdot z x cdot y nbsp M 2 A x y z y z x y x z x displaystyle M circ 2 A x y z y z cdot x y cdot x z cdot x nbsp Nicht enthalten sind x z y displaystyle x cdot z y nbsp und x z y x y z y displaystyle x z cdot y x cdot y z cdot y nbsp sie sind aber enthalten falls man Permutationen der Inputs zulasst symmetrische Operade Ein wichtiges Beispiel ist die Operade kleiner Scheiben little disk operade Man betrachtet dabei n verschiedene nicht uberlappende Kreise in einem grossen Kreis die alle nummeriert sind Sie bilden das Element P n displaystyle P n nbsp Die Komposition P n i P k displaystyle P n circ i P k nbsp von P n displaystyle P n nbsp und P k displaystyle P k nbsp besteht darin dass P k in P n an Stelle der i ten Scheibe eingefugt wird und dann eine Umnummerierung erfolgt Besteht zum Beispiel P 2 aus den Scheiben 1 2 und wird in P 3 bestehend aus den Scheiben 1 2 3 a b c an zweiter Stelle eingefugt P 3 2 P 2 displaystyle P 3 circ 2 P 2 nbsp so besteht die neue Figur aus den Scheiben a 1 2 c die in neuer Nummerierung 1 2 3 4 heissen Da die kleinen Scheiben permutiert werden konnen ist es auch eine symmetrische Operade Statt kleine Scheiben werden manchmal auch Kuben betrachtet Endomorphismen Operade und Algebra von Operaden BearbeitenEin wichtiges Beispiel ist die Operade der Endomorphismen E n d V n displaystyle End V n nbsp der Menge aller multilinearen Abbildungen V n V displaystyle V n to V nbsp V sei ein Vektorraum Die Komposition ist gegeben durch f i g displaystyle f circ i g nbsp mit f E n d V n displaystyle f in End V n nbsp g E n d V m displaystyle g in End V m nbsp die V n m 1 V displaystyle V n m 1 to V nbsp abbildet indem der Output von g als i ter Input von f genommen wird Durch die Wirkung der symmetrischen Gruppe wird der Input permutiert Die Endomorphismen Operade wird haufig fur die Darstellung abstrakter Operaden genommen Man spricht dann von einer P Algebra einer Operade P Algebren von Operaden stehen in derselben Beziehung zu Operaden wie Darstellungen von Gruppen bei Gruppen Anwendungen in der Topologie BearbeitenUrsprunglich wurden Operaden eingefuhrt fur eine homotopieinvariante Charakterisierung von Schleifenraumen Loop spaces Fur Schleifen mit fester Basis ist die zugehorige Operade durch Polytope gegeben die sogenannten Assoziahedrone Zum Beispiel besteht bei vier Schleifen a b c d das Assoziahedron K 4 displaystyle K 4 nbsp aus einem Pentagon wobei die Ecken den Schleifenkombinationen ab cd ab c d a bc d a bc d und a b cd entsprechen Ein A displaystyle A infty nbsp Raum ist ein topologischer Raum Y displaystyle Y nbsp mit einer Homotopie koharenten Menge von Abbildungen f n K n Y n Y displaystyle f n K n times Y n to Y nbsp so dass Y eine Algebra uber der nicht symmetrischen Operade K K n displaystyle K K n nbsp ist Das A steht dabei fur assoziativ und displaystyle infty nbsp dafur dass die Menge der Abbildungen oben mit dem Parameter n displaystyle n nbsp versehen beliebig hoch ist Dann gilt der Satz Ein zusammenhangender Raum vom Homotopietyp eines CW Komplexes hat den Homotopietyp eines Schleifenraums W X displaystyle Omega X nbsp fur einen Raum X displaystyle X nbsp genau dann falls Y ein A displaystyle A infty nbsp Raum ist Anwendungen in der mathematischen Physik BearbeitenOperaden haben in den 1990er Jahren und danach Anwendungen in der mathematischen Physik gefunden zum Beispiel in Topologischen Quantenfeldtheorien und der Stringtheorie Dort spielen Riemannsche Flachen mit Punktierungen und Markierungen eine Rolle und die Anwendung der kleine Scheiben Operade fuhrt zu modularen Operaden In der Stringfeldtheorie offener Strings spielt das Analogon von A displaystyle A infty nbsp Raumen fur Kettenkomplexe eine Rolle die A displaystyle A infty nbsp Algebra bei geschlossenen Strings und der Deformationsquantisierung die L displaystyle L infty nbsp Algebra wo L fur Liegruppen steht Eine weitere Anwendung ist der Beweis von Maxim Kontsevich dass jedes klassische mechanische System in ein quantenmechanisches deformiert werden kann Deformationsquantisierung von Poisson Mannigfaltigkeiten Genauer wird die Multiplikation auf den zugehorigen Observablen deformiert Einerseits wird der kleine Scheiben Operade statt auf topologischen Raumen auf Kettenkomplexen betrachtet Die neue Operade sei C Andererseits betrachtet man Hochschild Ko Ketten auf der Menge der Observablen O Das ergibt die Operade H der Hochschild Ko Ketten auf O das heisst der Funktionen mit n Observablen als Input und einer Observabler als Output Sie sind linear im Input Eine Vermutung von Pierre Deligne besagt dass H eine Algebra uber der Operade C ist Das wurde von Kontsevich 4 und anderen inzwischen bewiesen wobei auch der Satz von Kontsevich uber die Existenz der quantenmechanischen Deformation klassischer Systeme folgte Literatur BearbeitenMartin Markl Steve Shnider James Stasheff Operads in Algebra Topology and Physics Providence American Mathematical Society 2002 J P May The Geometry of Iterated Loop Spaces Berlin Springer Verlag 1972 Jean Louis Loday Bruno Vallette Algebraic Operads Springer Grundlehren der mathematischen Wissenschaften 346 Springer 2012 James Stasheff What Is an Operad Notices of the American Mathematical Society Band 51 Juni Juli 2004 S 630 631 pdf Jean Louis Loday Le renaissance de l operads Seminaire Bourbaki 792 1994 95 numdam Bruno Vallette Algebra Homotopy Operad Arxiv 2012Weblinks BearbeitenKrahmer From computer algorithms to quantum field theory an introduction to operads Oberwolfach Snapshots in modern mathematics Operad in ncatlab What is an Operad Teil 1 Teil 2 math3maEinzelnachweise Bearbeiten Boardman Vogt Homotopy Invariant Algebraic Structures on Topological Spaces Lecture Notes in Mathematics 347 Springer 1973 May The Geometry of Iterated Loop Spaces Lecture Notes in Mathematics 271 Springer 1972 Victor Ginzburg Mikhail Kapranov Koszul duality for operads Duke Mathematical Journal Band 76 1994 S 203 272 M Kontsevich Y Soibelman Deformations of algebras over operads and the Deligne conjecture Conference Moshe Flato 1999 Band 1 Kluwer 2000 S 255 307 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Operade amp oldid 237854769