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Dieser Artikel behandelt ein Fertigungsverfahren der Werkstofftechnik Fur den chemischen Prozess siehe Nitrierung Das Nitrieren chemisch korrekt eigentlich Nitridieren wird fachsprachlich auch als Aufsticken Zufuhr von Stickstoff analog der Zufuhr von Kohlenstoff bei der Aufkohlung bezeichnet und stellt ein Verfahren zum Harten von Stahl dar Es gehort in der Gliederung der Fertigungsverfahren zur Gruppe Stoffeigenschaften andern Aufbau nitrierter SchichtenInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Verfahren 3 Einzelnachweise 4 WeblinksGeschichte BearbeitenHistorische Funde beweisen dass bereits vor Christus wenn auch nur auf naturlichem Wege nitriert bzw nitrocarburiert wurde In China wurden carbonitrierte Werkstucke aus der Zeit um 100 vor Christus gefunden Eisensaulen stabe mit Stickstoffgradienten naturliche Nitrierung an der Oberflache gibt es in Indien seit 415 nach Christus Zu Beginn des 20 Jahrhunderts forschte Adolph Machlet in den USA an der Methode zur Stahlhartung durch Aufkohlen und bemerkte die Loslichkeit von Stickstoff in Stahl Stickstoff bot gegenuber Kohlenstoff erhebliche Vorteile wie eine geringere Prozesstemperatur und der Wegfall des Abschreckens 1 Machlet meldete den Prozess zur Gasnitrierung mittels Ammoniak im Jahre 1908 erstmalig zum Patent an 2 Es folgte Adolf Fry in Deutschland mit Untersuchungen uber den Einfluss und die Rolle des Stickstoffs auf Legierungselemente der dazu erstmalig im Jahre 1921 ein Patent anmeldete 3 4 Die Salzbadnitrierung erlangte in den 1920er Jahren immer mehr Anerkennung nachdem Hermann Schlosser aus den USA erste Erfahrungen mit cyanidhaltigen Salzschmelzen fur verschleissfeste Oberflachen nach Europa bringt Im Jahre 1932 forschten Arthur Wehnelt und Bernhard Berghaus an einem Verfahren zur Nitrierung bei Unterdruck mittels einer Glimmentladung Bergaus meldete dieses Verfahren 1932 zum Patent an 5 und errichtete erste Plasmanitrieranlagen Im Jahr 1944 1945 fanden bereits militarische Anwendungen Gefallen daran etwa bei der Nitrierung von Geschutzrohren Das Verfahren wurde in den 1970er Jahren von der Klockner Ionon GmbH in Europa zur Serienreife gebracht Verfahren BearbeitenNitrieren ist ein Verfahren zur Oberflachenhartung Dazu wird Stickstoff verwendet Es entsteht eine Oberflachenschicht die bis etwa 500 C bestandig ist Das Fertigungsverfahren wird in der Regel bei Temperaturen von 500 bis 520 C bei Behandlungszeiten von 1 bis 100 Stunden durchgefuhrt wobei der Kern des Werkstoffes ferritisch bleibt und ebenso die Bildung von oberflachennahem Austenit durch Eindiffusion von Stickstoff vermieden wird Unterschieden werden Gasnitrieren in einer Ammoniak Atmosphare bei leichtem Uberdruck Badnitrieren in Salzbadern und Plasmanitrieren 6 Beim Badnitrieren ist durch das teilweise Eintauchen der Werkstucke ein partielles Nitrieren moglich beim Plasmanitrieren kann man zum Beispiel durch die Klemmvorrichtung mechanisch abdecken An der Werkstuckoberflache bildet sich durch Eindiffusion von Stickstoff in die Bauteiloberflache eine sehr harte oberflachliche Verbindungsschicht e und g Eisennitride die je nach Behandlungszeit und temperatur einige zehntel Millimeter stark 7 8 werden kann und mehr oder weniger stark ausgepragte Porensaume an der Oberflache aufweist die man wiederum als Trager von zum Beispiel Gleitmitteln verwenden kann Verbindungsschichtfreies Nitrieren zum Beispiel fur eine spatere chemische oder galvanische Beschichtung ist moglich Unter der Verbindungsschicht befindet sich die Diffusionszone in der der Stickstoff bis zu einer bestimmten Tiefe in der ferritischen Metallmatrix eingelagert ist Dieser in fester Losung eingelagerte Stickstoff fuhrt zu einer Erhohung der Dauerschwingfestigkeit Die sogenannte Nitriding Hardness Depth NHD alte Bezeichnung Nitrierhartetiefe Nht wird uber die Grenzharte definiert Die Grenzharte liegt 50 HV uber der Kernharte des Werkstuckes Besonders hohe Harte in der Diffusionszone kann bei so genannten Nitrierstahlen erreicht werden Um den Korrosionsschutz dieser Schichten zu erhohen ist es moglich die Verbindungsschicht zu oxidieren Das geschieht ublicherweise durch eine Dampfbeaufschlagung die die Eisenanteile korrodieren lasst und so eine Oxidschutzschicht bildet Dampfanlassen Vorteile des Nitrierens gegenuber Verfahren der Umwandlungshartung sind die hohere Warmebestandigkeit bis 600 C und die Nichtverformung des Bauteils durch den Hartevorgang so dass vor dem Harten fertigbearbeitet werden kann Nachteile sind die langen Gluhzeiten und die Giftigkeit einiger der benotigten Chemikalien 6 Einzelnachweise Bearbeiten David Pye Practical Nitriding and Ferritic Nitrocarburizing Chapter 1 An Introduction to Nitriding ASM International 2003 https www asminternational org documents 10192 1849770 06950G Chapter 1 pdf eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche PDF Patent US994322A Case Hardening Angemeldet am 18 Februar 1908 veroffentlicht am 6 Juni 1911 Erfinder Adolph W Machlet Patent US1487554A Process for hardening steel alloys Angemeldet am 26 Oktober 1921 veroffentlicht am 18 Marz 1924 Anmelder Krupp Aktiengesellschaft Erfinder Adolf Fry Patent DE579968C Verfahren zum Versticken Angemeldet am 13 September 1929 veroffentlicht am 3 Juli 1933 Anmelder Krupp AG Erfinder Adolf Fry Patent DE668639C Verfahren zum Verguten von Metallgegenstanden Angemeldet am 20 Juli 1932 veroffentlicht am 7 Dezember 1938 Erfinder Bernhard Berghaus a b Catrin Kammer Hans Kramer Volker Lapple Johann Scharnagl Werkstoffkunde fur Praktiker Europa 2000 ISBN 3 8085 1325 X S 67 f Berns Theisen Eisenwerkstoffe Springer 2013 4 Auflage S 227 Bargel Schulze Werkstoffkunde Springer 11 Auflage 2012 S 226 Weblinks BearbeitenPraxis des Nitrierens und des NitrocarburierensNormdaten Sachbegriff GND 4115399 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nitrieren amp oldid 231442283