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Nera Verzascaziege ist eine widerstandsfahige Ziegenrasse der Schweiz 1 Die kraftig gebaute schwarze italienisch nera schwarze Gebirgsziege stammt ursprunglich aus dem Verzascatal und ist heute uberall im Kanton Tessin und den angrenzenden Staaten des sudlichen Alpenraums verbreitet Ihr Vorzug besteht in ihrer Eignung fur eine traditionelle regionstypische und kostenarme Haltungsform bei der die Ziegen einen Teil des Jahres vollig frei in den oberen Gebirgsregionen verbringen Sie gilt als die robustete Ziegenrasse im Alpenraum 2 Nera Verzascaziegen Inhaltsverzeichnis 1 Traditionelle Haltung und Bedeutung 2 Korperliche Merkmale 3 Wesen 4 Leistung 5 Bestandsentwicklung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseTraditionelle Haltung und Bedeutung BearbeitenIn den kargen gebirgigen und niederschlagsarmen Regionen der Sudschweiz spielen die genugsamen und klettertuchtigen Ziegen seit jeher die Hauptrolle bei der Versorgung der Einwohner und pragen auch heute noch das Bild der Landwirtschaft So zahlte man noch zur Jahrhundertwende im Maggiatal dreimal mehr Ziegen als Einwohner 3 Im Tessin gibt es im Gegensatz zur Restschweiz in der Ziegenkase eher eine Nebenrolle spielt eine Vielzahl von Ziegenkase Spezialitaten so z B Fromaggini bassi alti oder alle erbe Charakteristisch fur die Tessiner Ziegenhaltung ist zum einen dass die Ziegen nur zum kleinen Teil als Heimgeissen gehalten und zum Grossteil auf Alpen gesommert werden wo ihre Milch zu Kase verarbeitet wird So konserviert diente er fruher als Nahrungsgrundlage fur die Wintermonate Zum anderen werden die Ziegen nach einer vergleichsweise kurzen Laktationsperiode bereits Ende August trockengestellt und verbringen daraufhin bis zu den grossen Schneefallen im Dezember ihr Leben in volliger Freiheit in den oberen Gebirgsregionen Durch diese Haltungsform wurde nicht zuletzt durch naturliche Auslese die ausserst widerstandsfahige Nera Verzasca Ziegenrasse geformt die selbst wenn sie ganzlich verwildert was bisweilen vorkommt und in Bergell dokumentiert wurde 4 in der Lage ist in den klimatisch und geologisch harten Umweltbedingungen der Hochalpen zu bestehen Den Winter verbringen die Ziegen im Tal bei den Bauern In den klimatisch warmeren Regionen z B im Sottoceneri werden sie wahrend des gesamten Winters tagsuber hinausgelassen um auf Koppeln oder im freien Weidegang zu grasen Auch in den anderen Regionen wird den Tieren sofern es die Witterung zulasst taglicher Auslauf ermoglicht Dies spart viel Heu aus rein okonomischer Sicht ist es aber fraglich ob dies den dadurch resultierenden Arbeitsmehraufwand rechtfertigt Im Fruhjahr beweiden die Ziegen die unteren Talhange Auch wenn diese Haltungsform im Grossen und Ganzen als Inbegriff artgerechter Ziegenhaltung gilt und die Tiere einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der artenreichen Kulturlandschaften des Tessins liefern gibt es auch Punkte die kritisch gesehen werden Die traditionelle Haltung sieht das in der modernen Tierhaltung als nicht tiergerecht angesehene Anbinden der Ziegen fur die vergleichsweise allerdings sehr kurze Zeit vor die sie im Stall verbringen Begrundet wird dies mit dem aggressiven Temperament der Ziegen das wegen der Verletzungsgefahr die Laufstallhaltung verunmogliche 5 Tierschutzbeauftragte bezweifeln die Stichhaltigkeit dieses Arguments werfen den Tessiner Bauern Innovationsfeindlichkeit vor und ermuntern sie auf die wesentlich weniger arbeitsaufwendige Laufstallhaltung umzustellen 4 Diese Initiativen scheinen zum Teil zu fruchten denn es lasst sich ein leichter Trend zum Umbau der Stalle auf Laufstallhaltung feststellen 6 Das Recht auf freien Weidegang der Ziegen steht auch im Tessin zur Diskussion da Ziegen besonders in jungen Nadelwaldschonungen durch Verbiss erhebliche Schaden anrichten konnen Vertreter der Forstwirtschaft befurchten neben Umsatzeinbussen eine nachhaltige Schadigung des Waldes was mancherorts zu erhohter Erosion und damit zu einer Steigerung der Lawinengefahr beitrage In den meisten anderen Schweizer Kantonen wurde das Recht auf freien Weidegang ein Relikt aus der Zeit in der Ziegen die Ernahrung der armen landlosen Bevolkerung sicherstellte bereits abgeschafft Die Zeit die die Ziegen frei im Gebirge verbringen fallt in die Brunftzeit der Tiere Da den Herden aus unterschiedlichen Grunden stets mehrere Bocke mitgegeben werden lasst sich die vaterliche Abstammung nie nachvollziehen was eine gezielte Zucht erschwert Selten kann es sogar vorkommen dass einzelne Tiere oder gar die ganze Herde von einem wilden Steinbock gedeckt werden 4 Auch wenn die aus solchen Verpaarungen entstandenen Bastarde uneingeschrankt fruchtbar sind wird mit ihnen nicht weitergezuchtet da ihre Milchleistung gering ist und weil sie uberraschenderweise eine sehr hohe Krankheitsanfalligkeit zeigen 7 Korperliche Merkmale BearbeitenDie Nera Verzasca ist eine grosse Ziege Widerristhohe weiblich 80 cm mannlich 90 cm bei einem Gewicht von 60 kg bei den Ziegen und 80 kg bei Bocken mit kraftigen Gliedmassen grossen Hornern und muskulosem Korperbau Alle Tiere haben Barte Obwohl das reinschwarze glatte Fell kurz ist besitzen Nera Verzascaziegen eine sehr hohe Kaltetoleranz da sie im Winter dichte Unterwolle ausbilden 8 Wesen BearbeitenDie Nera Verzascaziege ist eine sehr ursprungliche Ziegenrasse die viele der Instinkte ihrer wilden Vorfahren zeigt Dazu gehoren ein stark ausgepragter Herdentrieb ein sehr hoher Bewegungsdrang und eine Vorliebe fur steiles und damit raubtiersicheres Gelande Sie sind fur Stallhaltung ganzlich ungeeignet Viele Tessiner Ziegenzuchter nehmen einen Arbeitsmehraufwand in Kauf um ihren bewegungshungrigen Ziegen auch wahrend der Wintermonate Auslauf zu ermoglichen Fur die o g traditionelle Haltung ist ein gutes Verhaltnis zwischen Ziegen und Besitzer unabdingbar Leistung BearbeitenNera Verzascaziegen geben je Laktationsperiode die mit durchschnittlich 206 2 Tagen kurz ist im Mittel 456 4 kg Milch was 2 21 kg am Tag entspricht Dies ist der niedrigste Wert aller Schweizer Milchziegenrassen An Gehalt werden durchschnittlich 3 0 Fett und 3 0 Eiweiss angegeben 9 Auch wenn sie weder nach Haufigkeit an Mehrlingsgeburten noch an Gewichtszunahme uberdurchschnittliche Leistung erbringt gilt sie als Zwei Wege Ziege d h dass sie sowohl in der Milch als auch in der Fleischproduktion nennenswerte Ertrage abwirft da ihr Fleisch regional als Delikatesse gehandelt wird und hohere Preise als das exportierter Gitzis erbringt 10 Profitabel ist die Haltung der Nera Verzascaziege v a in der traditionellen extensiven Haltung wo nur geringe Kosten fur Futter Weidepacht und Medikamente anfallen Bestandsentwicklung BearbeitenAuch wenn im traditionsverwurzelten Tessin die Nera Verzascaziege weniger stark von dem allgemeinen Ruckgang der Ziegenhaltung in den 1970er Jahren betroffen war ist der Bestand an Nera Verzascaziegen seit vielen Jahren leicht ruckgangig Mittlerweile ist sie mit 1233 im Herdbuch gefuhrten Tieren die seltenste der offiziell anerkannten Schweizer Ziegenrassen Da gezielte Herdbuchzucht nicht immer moglich ist sind weniger als ein Drittel der Ziegen in Herdbuchern eingetragen Der tatsachliche Bestand in der Schweiz durfte bei ca 5000 Tieren liegen 11 Als Grunde fur den Ruckgang werden Landflucht Uberbauung und zunehmender Tourismus genannt 11 In den Alpenregionen Italiens gibt es einen Bestand von ca 600 im Herdbuch gefuhrten Tieren 12 Der Schweizer Ziegenzuchtverband fuhrt die Nera Verzascaziege als gefahrdete Rasse Literatur BearbeitenUrs Weis Hrsg Schweizer Ziegen Birken Halde Verlag 2004 Hans Hinrich Sambraus Farbatlas Nutztierrassen 263 Rassen in Wort und Bild 7 erweiterte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart 2011 ISBN 978 3 8001 7613 7 Nera Verzasca S 206 Weblinks BearbeitenSchweizerischer Ziegenzuchtverband SZZV Nera Verzascaziege Nera Verzasca auf ProSpecieRara Webseite der Schweizerischen Stiftung fur die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und TierenEinzelnachweise Bearbeiten Hans Hinrich Sambraus Farbatlas Nutztierrassen 263 Rassen in Wort und Bild 7 erweiterte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart 2011 ISBN 978 3 8001 7613 7 Nera Verzasca S 206 Daniele und Brigit Rovelli in Urs Weis Hrsg Schweizer Ziegen Winterthur 2004 S 73 Daniele und Brigit Rovelli in Urs Weis Hrsg Schweizer Ziegen Winterthur 2004 S 71 a b c Jurg Paul in Urs Weis Hrsg Schweizer Ziegen Winterthur 2004 S 9 Christian Gall Ziegenzucht Stuttgart 2001 S 255 Daniele und Brigit Rovelli in Urs Weis Hrsg Schweizer Ziegen Winterthur 2004 S 74 Christian Gall Ziegenzucht Stuttgart 2001 S 106 Nera Verzascaziege Nicht mehr online verfugbar In http szzv caprovis ch Schweizerischer Ziegenzuchtverband SZZV archiviert vom Original am 16 Juli 2015 abgerufen am 16 Juli 2015 Rassenstandard und merkmale nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot szzv caprovis ch Urs Weis in Urs Weis Hrsg Schweizer Ziegen Winterthur 2004 S 133 Daniele und Brigit Rovelli in Urs Weis Hrsg Schweizer Ziegen Winterthur 2004 S 76 a b Daniele und Brigit Rovelli in Urs Weis Hrsg Schweizer Ziegen Winterthur 2004 S 70 Daniele und Brigit Rovelli in Urs Weis Hrsg Schweizer Ziegen Winterthur 2004 S 72 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nera Verzascaziege amp oldid 223358485