Das Nazaräerevangelium oder Nazoräerevangelium (zu altgriechisch Ναζωραῖοι Nazōraioi, den syrischen Judenchristen) ist ein apokryphes Evangelium, eines von drei judenchristlichen Evangelien (nebst Hebräerevangelium und Ebionitenevangelium), das sich eng an das kanonische Matthäusevangelium anschließt und bei den syrischen Christen (Nazaräern) verwendet wurde – daher auch sein Name. Als Verfasser wurde früher der Evangelist Matthäus vermutet, der in hebräischer Sprache das Evangelium geschrieben haben soll.
Es ist nicht als Ganzes erhalten, sondern lediglich in 36 kleineren Bruchstücken als Zitate bei Kirchenvätern.
Zitate Bearbeiten
Zu den besonders informativen, weil vom Text der kanonischen Evangelien abweichend formulierten Abschnitten gehört die Beschreibung des Besuches von Weisen aus dem Morgenland, wo es im Nazaräerevangelium heißt:
Auch im Evangelium der Nazaräer liest man, dass die Tempeloberschwelle von unendlicher Größe beim Tode Christi sich gespalten habe. Eine ähnliche Begebenheit erzählt Josephus aus der Zeit vor Ausbruch des Jüdischen Krieges und deutet sie als Vorzeichen der Zerstörung Jerusalems durch die Römer.
Historisches Zeugnis Bearbeiten
Das Bestehen des Evangeliums wird von Hegesipp als erstem, dann von Eusebius von Caesarea, Epiphanius und Hieronymus bezeugt; somit ist es sicher vor 180 n. Chr. entstanden, vermutlich in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts. Der Ort der Entstehung lässt sich nicht definitiv ermitteln. Man denkt an Gegenden, in denen es damals aramäisch sprechende judenchristliche Gemeinden gab.
Hieronymus fand dieses offenbar aramäische Evangelium bei den Nazaräern von Beröa in Koilesyrien (nahe Aleppo) in chaldäischer und syrischer Sprache, aber mit hebräischen Buchstaben. Er hielt es für Ur-Matthäus. Nach dem Abfassen seines Matthäus-Kommentars scheint er seine Meinung revidiert zu haben:
Das Hebräerevangelium ist vom Nazaräerevangelium zu unterscheiden. Dafür spricht das Referat des Eusebius aus den Denkwürdigkeiten Hegesipps:
Literatur Bearbeiten
- F. F. Bruce Außerbiblische Zeugnisse über Jesus und das frühe Christentum Brunnen Verlag Gießen ISBN 3-7655-9366-4, S. 95–99.
Weblinks Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- Werner Kleine: Fragmente, Zitate und Logien Judenchristliche Evangelien, das Thomasevangelium und ein jüdisches Antievangelium. 28. Januar 2011, www.pastoralservice.de, abgerufen am 14. April 2018 [1]
- Vgl. Flavius Josephus: Juedischer Krieg/Buch VI, 293-300.
- Edgar Hennecke, Wilhelm Schneemelcher: Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. I.Band: Evangelien. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 4. Auflage Tübingen 1968, S. 94.