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Ein Narkosesystem ist eine technische Einrichtung die im Rahmen von Narkosen Allgemeinanasthesie die geregelte Beatmung sowie Zufuhr und Entsorgung von Atemluft Sauerstoff und Narkosegasen technisch ermoglicht Der Begriff des Narkosegerates beschreibt einen Narkosearbeitsplatz als Ganzes Das Narkosesystem ist ein Teil des Narkosegerates Inhaltsverzeichnis 1 Systematik 1 1 Nichtruckatemsysteme 1 1 1 Offenes System 1 1 2 Halboffenes System 1 2 Ruckatemsysteme 1 2 1 Halbgeschlossenes System 1 2 2 Geschlossenes System 2 EinzelnachweiseSystematik BearbeitenMan unterscheidet Nichtruckatemsysteme von Ruckatemsystemen Das Wesen der Unterscheidung liegt in der Frage woher die Einatemluft stammt und wohin die verbrauchte Luft abgeatmet wird In Ruckatemsystemen wird die verbrauchte Luft wieder aufbereitet Elimination von Kohlendioxid System Inspiration Exspirationoffen Umgebung Umgebunghalboffen System Umgebunghalbgeschlossen System System Abgabe eines Uberschusses in die Umgebunggeschlossen System System keine Uberschussabgabe in UmgebungNichtruckatemsysteme Bearbeiten Offenes System Bearbeiten Das bekannteste offene System ist die Schimmelbuschmaske Curt Schimmelbusch deutscher Chirurg Es handelte sich um ein Drahtgestell mit dem Mullkompressen so uber Mund und Nase gespannt wurden dass dampfformige Inhalationsnarkotika verabreicht werden konnten Der Ather wurde zu diesem Zweck auf den Mull getropft und verdampfte dort Die Probleme bestanden darin dass man die unhandliche Maske dichthalten und eine Vereisung Verdunstung ist ein endothermer Vorgang des Mulls verhindern musste Es ist historisch eines der altesten Systeme und war in der Vergangenheit uber lange Zeit das Standardinstrument fur die Narkose Aus heutiger Sicht sind aber unvollkommene Steuerbarkeit der Narkose durch unkontrollierbare Narkosegaskonzentrationen und die extreme Umwelt OP Luft belastung durch das Narkosegas Hinderungsgrunde fur den weiteren Einsatz Halboffenes System Bearbeiten nbsp halboffenes NarkosesystemDas erste halboffene Narkosesystem wurde von dem Pionier der modernen Athernarkose William Thomas Green Morton im Herbst 1846 erfunden 1 Auch der Erlangener Chirurg und Anasthesiepionier Johann Ferdinand Heyfelder verwendete ab 1847 ein halboffenes Narkosesystem 2 Beim halboffenen System erfolgt die Einatmung aus einem Narkosesystem und die Ausatmung in die Umgebung Diese Systeme haben den Vorteil geringer Systemwiderstande Nachteilig ist aber ein hoher Gasverbrauch Sauerstoff Narkosegas Sie sind deshalb relativ unwirtschaftlich im Ressourcenverbrauch Die Abgabe der expirierten Atemluft in die Umgebung belastet die Luft im OP Es gibt aber Moglichkeiten die Gase ins Freie abzuleiten so dass eine Arbeitsplatzbelastung durch Narkosegase ausgeschlossen werden kann nbsp InspirationszustandIn der Abbildung ist das Funktionsschema eines Ventiles der Baureihe Ambu in der Inspirationsphase dargestellt Die gelben Kautschukventile sorgen fur den gerichteten Luftstrom Sie sind in Ruheposition verschlossen In der oberen Abbildung ist das Inspirationsventil geoffnet Inspirationszustand So kann Frischluft von Narkosegerat rechts anschliessbar zum Patienten unten gelangen Das Exspirationsventil links ist verschlossen somit ist Ruckatmung zuvor ausgeatmeter Luft unmoglich nbsp ExspirationszustandIn der Exspirationsphase ist das Einatemventil rechts verschlossen und das Exspirationsventil links geoffnet Die ausgeatmete Luft entweicht in die Umgebung Das Ambu Ventil gestattet es bei gunstiger Kombination mit einem Narkosegerat den Luftverbrauch auf das sogenannte Minutenvolumen zu beschranken Es gibt andere halboffene Systeme die mit Uberschuss benutzt werden z B Bain Mit einem Ambu Ventil lassen sich sowohl Beatmung als auch Spontanatmung realisieren Mit verschiedenen anderen halboffenen Systemen ist das nicht moglich Im Unterschied zu halbgeschlossenen kann bei halboffenen Systemen auf CO2 Absorber verzichtet werden Die Ambu Ventil Varianten finden deshalb unabhangig von Narkosen bei Transportrespiratoren in Intensiv und Rettungsmedizin Anwendung Ruckatemsysteme Bearbeiten Ruckatemsysteme sind immer Kreissysteme Der Patient erhalt einen Teil seiner ausgeatmetem Luft zuruck Die ausgeatmete Luft muss dazu von CO2 befreit werden Dazu dienen Kohlendioxid Absorber 3 die hauptsachlich mit Calciumhydroxid gefullt sind das mit CO2 zu Carbonat und Wasser reagiert Diese Reaktion ist exotherm Diese Eigenschaften werden in modernen Kreissystemen zur Erwarmung und Anfeuchtung der Atemluft genutzt Kreissysteme sind im Ressourcenverbrauch wirtschaftlicher als halboffene Systeme Fur gewohnlich werden weniger als drei Liter Frischgas je Minute verbraucht Halbgeschlossenes System Bearbeiten nbsp Funktionszustand in Inspiration siehe Plattchen des Domventils 4 Das halbgeschlossene System wie es im Prinzip 1923 durch Ralph Milton Waters 1883 eingefuhrt 3 wurde wird heute am meisten genutzt Es bildet den besten Kompromiss zwischen Ressourcenverbrauch messtechnischen Aufwand und Anschaffungskosten Die Abbildung eines Narkosegerates mit halbgeschlossenem System befindet sich im Artikel Narkose In vorliegendem Funktionsschema ist der Patient am Y Stuck 5 des halbgeschlossenen Kreissystems angeschlossen Fur die Richtung des Luftstromes sorgen die Domventile 4 und 6 mit Keramikplattchen Diese Plattchen verschliessen die Ventile in Ruhe durch Schwerkraft Bei Beatmung oder Spontanatmung kommt es zu Druckerhohungen oder Druckerniedrigungen in System und Schlauch die zum Offnen der jeweiligen Ventile fuhren Uberdruck kann durch die Kompression des Beatmungsbeutels 1 oder passive Ausatmung des Patienten Unterdruck durch einen Atemzug des Patienten erzeugt werden Uber eine Leitung 8 wird dem System Frischluft zugefuhrt Bei Einatmung wird zuvor durch die exotherme Absorberreaktion erwarmte und angefeuchtete Luft uber das geoffnete Inspirationsventil 4 den Silikonschlauch grun und das Y Stuck 5 dem Patienten zugefuhrt Das Exspirationsventil 6 ist dabei druck und schwerkraftbedingt geschlossen Dieser Vorgang kann durch Eigenatmung oder Beatmung initiiert werden nbsp Funktionszustand in Exspiration siehe Plattchen des Domventils 6 Bei Exspiration gelangt die Ausatemluft uber das Y Stuck den Silikonschlauch und das Exspirationsventil 6 in den Narkosearm 2 Dort kann uberschussiges Gas uber ein Uberdruckventil 7 in die Umgebung abgegeben werden oder in der anderen Richtung einem erneuten Beatmungsvorgang zur Verfugung gestellt werden Das o g Ambu Ventil und die Domventile sind keine Beweise fur die Existenz eines halboffenen oder halbgeschlossenen Systems an sich Mit dem Ausbau der Plattchen der Domventile und dem Einbau eines Ambu Ventils anstelle des Y Stuckes kann man ein halbgeschlossenes System schaffen da es sich hier auch um ein Ruckatemsystem handeln wurde In der Praxis wurde man aber somit unnotig hohe Systemwiderstande und eine gewisse Unsicherheit bezuglich der Luftstromrichtung in Kauf nehmen Geschlossenes System Bearbeiten Geschlossene Systeme sind im Wesen ihrer Bauart den halbgeschlossene System gleich vermeiden aber die Abgabe eines Uberschusses an die Umgebung Mit ihnen sind neue Narkosestrategien moglich Stichwort quantitative Anasthesie Sie haben den geringsten Ressourcenverbrauch weil im Aquilibrium steady state nur der verbrauchte Sauerstoff etwa 3 6 ml kg min erneuert werden muss Sie mussen allerdings aufwandig abgedichtet werden Ausserdem ist zu ihrer exakten Funktion die standige Uberwachung der Systemparameter notwendig Damit wird der technische Aufwand derart erhoht dass die notwendigen Investitionen extrem hoch sind Aus diesen Grunden haben sich geschlossene Systeme bisher nicht weit verbreitet Im Zusammenhang mit der zukunftigen Verwendung von Xenon zu Anasthesiezwecken ist aber mit einer grosseren Verbreitung dieser Systeme zu rechnen Einzelnachweise Bearbeiten Ludwig Brandt Karl Heinz Krauskopf Eine Entdeckung in der Chirurgie 150 Jahre Anasthesie In Der Anaesthesist Band 45 1996 S 970 975 hier S 974 Ulrich von Hintzenstern Wolfgang Schwarz Fruhe Erlanger Beitrage zur Theorie und Praxis der Ather und Chloroformnarkose Teil 1 Heyfelders klinische Versuche mit Ather und Chloroform In Der Anaesthesist Band 45 Heft 2 1996 S 131 139 hier S 135 Christoph Weisser Anasthesie In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 54 f hier S 54 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Narkosesystem amp oldid 234522092