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Ein Mortsafe ist eine meist aus Eisen bestehende kafigartige Sicherung eines Grabes um den Diebstahl von Leichen zu verhindern Mortsafes auf dem Kirchhof von Logierait Perth and Kinross Schottland Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Sicherungsmassnahmen 3 Mortsafes in Schottland 4 Gesetzliche Massnahmen 5 Erhaltene Mortsafes 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHintergrund Bearbeiten nbsp Eiserner Mortsafe in Form eines Sarges in Colinton einem Dorf ausserhalb Edinburghs nbsp Mortsafes mit Steinauflage im Kirchhof des schottischen Cluny FifeAnfang des 19 Jahrhunderts wurden in Grossbritannien erheblich mehr menschliche Leichname zu anatomischen Forschungs und Lehrzwecken benotigt als offiziell zur Verfugung standen Gleichzeitig nahm die Anzahl der Hingerichteten ab deren Korper laut dem Gesetz fur Sektionen grundsatzlich zur Verfugung standen und fur solche Zwecke vorgesehen waren 1 Mediziner und Anatomen kauften daraufhin Leichname zu hohen Preisen an um sie vor zahlenden Studenten zu sezieren Diese oft auch privat gehaltenen Vorlesungen brachten den Anatomen hohe Einnahmen wahrend im Gegenzug die angehenden Mediziner die Teilnahme an den drei fur ihre Ausbildung benotigten anatomischen Vorlesungen bescheinigt bekamen Dies fuhrte zu einer neuen Art der Kriminalitat dem Diebstahl der Korper frisch Verstorbener nach deren Beerdigung durch sogenannte Auferstehungsmacher Die Behorden ignorierten diese Kriminalitatsform zunachst weitgehend auch um den wissenschaftlichen Fortschritt nicht zu behindern Der Leichenraub nahm zum Leidwesen der Angehorigen aber im Laufe der Zeit aufgrund der sehr hohen Ankaufssummen von bis zu 15 pro Leichnam und der niedrigen Strafandrohung fur Leichendiebe erhebliche Ausmasse an Eine durchschnittlich erloste Summe von 10 pro Leichnam entsprach im Vergleich dem dreifachen Verdienst eines Landarbeiters in einer Erntesaison oder dem Arbeitslohn eines Kanalbauers fur 100 Tage Schwerstarbeit 2 Ins offentliche Bewusstsein gerieten aber eher die wenigen Falle bei denen Menschen ermordet wurden um deren Leichname an Anatomen zu verkaufen 1827 und 1828 wurden aus diesem Motiv die West Port Morde in Edinburgh begangen Sicherungsmassnahmen BearbeitenUm das Ausgraben der Leichname zu verhindern wurden vielfaltige Massnahmen ergriffen unter anderem die Sicherung von Grabern mit Tellerminen und Selbstschussanlagen wie die Clemishawsche Leichendiebabwehrvorrichtung das Einrichten von bewaffneten Wachmannschaften auf Friedhofen oder das Verwesenlassen der Leichname in burgahnlichen Totenhausern bis zur Unbrauchbarkeit fur die Sektion Wahrend durch erstere Sicherungsmassnahmen in der Regel nur unbeteiligte Friedhofsbesucher zu Schaden kamen konnte auch die luckenhafte Bewachung durch teilweise bestechliche Wachleute den Leichendiebstahl durch gut durchorganisierte Banden kaum verhindern Weitere Sicherungsmassnahmen waren verstarkte Sarge grabungshemmende Erdschichtungen oder eine vergrosserte Anzahl von Sargnageln die in der Regel nur vermogende Hinterbliebene sich leisten konnten 2 Mortsafes in Schottland Bearbeiten nbsp Auferstehungsmacher am Werke Gemalde in Penicuik SchottlandInsbesondere im schottischen Raum kam als weitere Sicherungsmassnahme der Mortsafe auf Es handelte sich dabei um einen Kafig aus Eisen oder eine eiserne Sarghulle die wahrend der ersten Verwesungsprozesse den Sarg umhullten oder auf dem Grab einbetoniert wurden und nach einer gewissen Zeit dann fur den nachsten Sterbefall wiederverwendet wurde Sie wurden um 1816 erfunden und in unterschiedlichen Variationen hergestellt Teilweise wurden neben Eisenstangen auch noch Eisenplatten und Steine eingearbeitet um ein moglichst grosses Gewicht zu erhalten Mehrere Mortsafes wurden zudem mit Vorhangeschlossern aneinander befestigt In einer Variante wurde eine Eisenplatte auf den Sarg gelegt und durch vorgefertigte Bohrlocher senkrechte Eisenverstrebungen zum Boden hin eingesetzt Damit diese Eisenverstrebungen nicht einfach wieder hinausgezogen werden konnten wurden sie mit einer zweiten darauf aufliegenden Platte arretiert Nach einer Liegezeit von in der Regel sechs Wochen war der Leichnam nun genug verwest um fur die Leichendiebe nicht mehr von Interesse zu sein und die Konstruktion wurde wieder aufgeschlossen und fur den nachsten Leichnam verwendet Ein Exemplar dieser Bauart findet sich im Marischal Museum in Aberdeen Nutzer der Mortsafes waren Kirchengemeinden die diese an Hinterbliebene vermieteten Aber es entstanden auch Gesellschaften die gegen eine Gebuhr diese Geratschaften ihren Mitgliedern zur Verfugung stellten oder an andere vermieteten Mortsafes gibt es im Umfeld aller schottischen medizinischen Ausbildungsstatten Im schottischen Protestantismus war der Glauben an die leibliche Auferstehung weit verbreitet und gleichzeitig die Medizinausbildung fuhrend weswegen Konflikte zwischen den Leichenraubern Anatomen und der Burgerschaft gelegentlich eskalierten Gesetzliche Massnahmen Bearbeiten nbsp Mortsafe auf dem Greyfriars Kirkyard EdinburghAm 11 Mai 1832 wurde im zweiten Anlauf ein Anatomiegesetz Anatomy Act verabschiedet das die Sektion von Leichnamen mit unbekannter Herkunft verbot stattdessen die in Arbeits und Armenhausern gestorbenen sozial Benachteiligten zur Sektion freigab sofern kein Angehoriger rechtzeitig Anspruch auf den Leichnam erhob und dabei die erforderlichen Geldmittel fur ein Begrabnis nachwies und so dem Leichendiebstahl die Grundlage nahm Die Gesetzesinitiative dazu wurde schon 1829 diskutiert aber ein Anlauf in diesem Jahr scheiterte vor dem britischen House of Lords das das Recht der Armen auf ein anstandiges Begrabnis betonte Insbesondere der Erzbischof von Canterbury William Howley verwandte sich gegen die Regelung unter anderem weil damit die verstorbenen sozial Benachteiligten hingerichteten Kriminellen gleichgesetzt wurden Durch die West Port Morde anderte sich die Stimmungslage so dass das Gesetz 1832 auf Betreiben von Baron Thomas Babington Macaulay und Daniel O Connell das Oberhaus passierte Der Populist William Cobbett nutzte dies fur eine Polemik they tell us it was necessary for the purposes of science Science Why who is science for Not for poor people Then if it be necessary for the purposes of science let them have the bodies of the rich for whose benefit science is cultivated William Cobbett J G Crowther Statesmen of Science Cresset Press London 1965 S p 9 deutsch Sie sagen uns dies sei fur die Zwecke der Wissenschaft notwendig Wissenschaft Weshalb fur wen ist denn die Wissenschaft Nicht fur die Armen Wenn es denn fur die Wissenschaft notwendig ist dann lasst sie die Korper von den Wohlhabenden nehmen die von der Wissenschaft einen Nutzen haben Erhaltene Mortsafes BearbeitenHeute sind nur wenige Mortsafes erhalten die sich teilweise als Ausstellungsstucke auf schottischen Friedhofen befinden und teilweise altersbedingt stark korrodiert sind Wenige Exemplare befinden sich in Heimatmuseen zwei weitere die sich gut erhalten haben bei der alten Aberfoyle Kirche in Stirling ein Mortsafe befindet sich an der Skene Parish Church Kirkton of Skene in Aberdeenshire ein Exemplar wurde von der East Lothian Antiquary Society restauriert und mit einer Informationstafel versehen Ein weiteres gut erhaltenes Exemplar ist in Glasgow auf dem Friedhof bei der Kathedrale zu finden In Bibliotheken und zeitgenossischen Archiven lassen sich jedoch zahlreiche Dokumente uber diese Vorrichtungen finden Literatur BearbeitenGeoff Holder Scottish Bodysnatchers The History Press Port Stroud 2010 ISBN 978 0 7524 5603 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mortsafes Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Martyn Gorman An introduction to grave robbing in Scotland University of Aberdeen Einzelnachweise Bearbeiten East London History Memento des Originals vom 13 Februar 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www eastlondonhistory com a b Hans Schmid Gesetz und Verbrechen Frische Leichen braucht das Land In Telepolis 29 Juli 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mortsafe amp oldid 225207785