www.wikidata.de-de.nina.az
Mord bezeichnet in der Schweiz ein Totungsdelikt das als Qualifikation der vorsatzlichen Totung betrachtet wird Inhaltsverzeichnis 1 Systematik 2 Mordbegriff 2 1 Das Qualifikationsmerkmal des besonders verwerflichen Motivs 2 2 Das Qualifikationsmerkmal der besonders verwerflichen Art der Ausfuhrung 2 3 Mordqualifikation und Eventualvorsatz 3 Totschlag 4 Vorsatzliche Totung 5 Andere Totungsdelikte 6 Verjahrung 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseSystematik BearbeitenDas schweizerische Strafgesetzbuch kennt fur vorsatzliche Totungsdelikte eine Dreiteilung Das Grunddelikt ist die vorsatzliche Totung nach Art 111 Strafgesetzbuch StGB daneben gibt es den qualifizierten Tatbestand Mord nach Art 112 StGB sowie den privilegierten Tatbestand Totschlag nach Art 113 StGB Die Auffassung dass die drei Artikel Qualifikationsstufen desselben Deliktes und nicht drei eigenstandige Delikte beschreiben ist in Lehre und Praxis unbestritten Diese Grundkonzeption basiert wie das gesamte Strafgesetzbuch auf Entwurfen des Schweizer Strafrechtlers Carl Stooss Mordbegriff BearbeitenDie Mordqualifikation ist wie folgt umschrieben Handelt der Tater besonders skrupellos sind namentlich sein Beweggrund der Zweck der Tat oder die Art der Ausfuhrung besonders verwerflich so ist die Strafe lebenslangliche Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren Die Tat muss also das Mass an Verwerflichkeit das jedem Totungsdelikt ohnehin innewohnt noch ubersteigen Das Gesetz nennt keine fest umrissenen Mordmerkmale sondern lasst dem Gericht bei der Qualifikation einen Ermessensspielraum Der Strafrahmen fur Mord reicht von 10 Jahren Freiheitsstrafe bis zu lebenslanglich In der Praxis wird die lebenslangliche Freiheitsstrafe sehr selten verhangt Einfach gesagt gibt es also zwei Qualifikationsgrunde das besonders verwerfliche Motiv und die besonders verwerfliche Art der Ausfuhrung Die feinsinnige Differenzierung zwischen Zweck und Beweggrund spielt in der Praxis keine Rolle Das Qualifikationsmerkmal des besonders verwerflichen Motivs Bearbeiten Hier geht es darum dass der Tater eine besonders krasse Geringschatzung des Lebens an den Tag legt Einfach gesagt ist dieses Qualifikationsmerkmal umso eher erfullt je nichtiger oder egoistischer der mit der Tat verfolgte Zweck ist Die Abgrenzung ist schwierig und wird im konkreten Fall oft kontrovers diskutiert Von der Praxis wird grundsatzlich immer auf Mord erkannt wenn die Tat dazu dient eine andere Straftat zu ermoglichen etwa Raubmord oder sich der Tater durch die Tat einer Festnahme entziehen will etwa indem er sich den Fluchtweg freischiesst Das Qualifikationsmerkmal der besonders verwerflichen Art der Ausfuhrung Bearbeiten Dieses Qualifikationsmerkmal ist erfullt wenn der Tater das Opfer unnotig leiden lasst etwa indem er ihm besondere Schmerzen zufugt oder es uber langere Zeit in Todesangst versetzt Keine Rolle spielt ob die Tatausfuhrung auf einen Dritten besonders abstossend wirkt etwa weil sie besonders blutig ist oder weil der Tater nach der Totung die Leiche verstummelt Die im deutschen Recht aufgefuhrte Heimtucke ist in der Schweiz kein Qualifikationsgrund Gemeingefahrlichkeit kann insofern ein Qualifikationsgrund sein als der Tater durch die Gefahrdung von vielen Menschen eine besonders krasse Geringschatzung des Lebens an den Tag legt Mordqualifikation und Eventualvorsatz Bearbeiten Allgemein herrscht Einigkeit dass die Mordqualifikation auch eventualvorsatzlich erfullt werden kann etwa wenn der Tater einer vorausgegangenen Straftat zur Sicherung seiner Flucht einen ungezielten Schuss in Richtung der Verfolger abgibt Totschlag BearbeitenAls privilegierter Totschlag gilt eine Totung die in einer nach den Umstanden entschuldbaren heftigen Gemutsbewegung oder unter grosser seelischer Belastung erfolgt Damit kann also nicht nur der augenblickliche Affekt privilegiert werden heftige Gemutsbewegung sondern auch eine geplante Tat die aus einer anhaltenden subjektiv ausweglosen Situation erfolgt kann Totschlag sein unter grosser seelischer Belastung Notwendig ist aber immer dass die Gemutsbewegung entschuldbar sein muss es reicht nicht dass sie bloss psychologisch erklarbar ist Der Strafrahmen fur Totschlag betragt von 1 bis zu 10 Jahren Freiheitsstrafe Vorsatzliche Totung BearbeitenDer Grundtatbestand der vorsatzlichen Totung liegt dann vor wenn die Tat weder Mord noch Totschlag ist also gewissermassen dazwischen fallt Die Abgrenzung ist notorisch schwierig Beziehungsdelikte werden oft als vorsatzliche Totung qualifiziert Vorsatzliche Totung wird mit Freiheitsstrafe von 5 bis 20 Jahren bestraft Andere Totungsdelikte BearbeitenDaneben sind in der Schweiz andere Totungsvarianten als Leges speciales in eigenen Artikeln des Strafgesetzbuches geregelt So Totung auf Verlangen in Art 114 Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord in Art 115 und Kindstotung in Art 116 als Vorsatzdelikte sowie die fahrlassige Totung in Art 117 Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord ist in der Schweiz nur strafbar wenn sie aus selbstsuchtigen Grunden erfolgt Art 115 Verjahrung BearbeitenAnders als nach dem Recht Deutschlands und Osterreichs unterliegt nach dem Recht der Schweiz Mord der Verjahrung die Verjahrungsfrist betragt nach Art 97 StGB 30 Jahre Lediglich Volkermord im Sinne von Art 264 verjahrt nicht da dies volkerrechtswidrig ware In einer 2016 eingereichten Motion zur Anderung der Verjahrungsfristen im Strafgesetzbuch insbesondere fur schwere Straftaten die lebenslange Strafen nach sich ziehen bezog der Bundesrat wie folgt Stellung Die strafrechtliche Verjahrung ist in den meisten Rechtsordnungen vorgesehen Sie beruht in erster Linie auf dem Recht auf Vergebung und Vergessen und auf der heilenden Wirkung des Zeitablaufs Das Interesse des Staates an der Rechtsverfolgung erlischt mit dem Laufe der Zeit das Vergeltungsbedurfnis nimmt ab Zudem kann sich die Personlichkeit des Taters verandern Es sprechen aber auch praktische Grunde fur die Verjahrung Verstreicht zwischen dem Zeitpunkt der Tatbegehung und der Eroffnung des Strafverfahrens viel Zeit so ist die Beweiserhebung viel schwieriger Es besteht das Risiko dass der rechtserhebliche Sachverhalt nicht oder nicht rechtsgenuglich aufgeklart werden kann die Gefahr eines Justizirrtums erhoht sich Bundesrat 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Mord Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikiquote Mord ZitateEinzelnachweise Bearbeiten Geschaft Ansehen Abgerufen am 19 April 2019 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mord Schweiz amp oldid 199002280