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Klassifikation nach ICD 10K90 8 Sonstige intestinale Malabsorption Whipple KrankheitM14 8 Arthropathien bei sonstigen naher bezeichneten anderenorts klassifizierten Krankheiten Arthritis bei Whipple KrankheitICD 10 online WHO Version 2019 Der Morbus Whipple Whipple Krankheit Whipplesche Krankheit intestinale Lipodystrophie englisch Whipple s disease ist eine seltene bakterielle Infektion des Dunndarms ausgelost durch Tropheryma whipplei Die klassischen und unspezifischen Symptome sind Gelenkschmerzen Arthralgien Bauchschmerzen und Durchfall Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Epidemiologie 3 Pathogenese Krankheitsentstehung 4 Klinische Erscheinungen 5 Diagnostik 6 Therapie 7 Prognose 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Morbus Whipple wurde 1907 erstmals von George Hoyt Whipple 1878 1976 beschrieben 1 einem Pathologen aus Rochester im Bundesstaat New York Er beschrieb auch bereits stabchenformige Strukturen in Lymphknoten als Ursache ohne sie identifizieren zu konnen Diese wurden erst 1961 als Bazillen erkannt und 1991 1992 als Tropheryma whipplei aus der Gruppe der Aktinomyzeten identifiziert Epidemiologie BearbeitenWahrend das Bakterium Tropheryma whipplei ubiquitar in der Natur verbreitet ist und es in Studien in bis zu 20 der Stuhlproben von gesunden Personen nachgewiesen werden konnte ist eine Infektion sehr selten Die Inzidenz wird mit etwa einem Fall pro eine Million Personen pro Jahr angegeben 2 Pathogenese Krankheitsentstehung BearbeitenWahrscheinlich uber die orale Aufnahme gelangen die Bakterien Tropheryma whipplei in den Magen und oberen Dunndarmabschnitt Dort werden sie von Makrophagen phagozytiert bleiben in der Schleimhaut Mukosa liegen und verursachen einen Lymphstau Dadurch wird die Nahrstoffaufnahme durch die Darmwand gehemmt und es kommt zum Malabsorptionssyndrom Verquollene Darmzotten atrophisches verdunntes Epithel und weite Lymphgefasse bestimmen das histologische Bild In der Mukosa liegen Speicherzellen mit Lipidtropfen und anfarbbaren Bakterien im Zytoplasma Die Speicherzellen Makrophagen erscheinen in der PAS Farbung leuchtend rot Klinische Erscheinungen BearbeitenDie Beschwerden bei Befall des Verdauungstrakts zeigen sich in Fettstuhlen oder auch Durchfallen zu denen Bauchschmerzen hinzutreten Die Erkrankung fuhrt zu einem Malabsorptionssyndrom mit starkem Gewichtsverlust 3 Bei vielen Patienten zeigen sich auch Beschwerden durch Manifestationen der Erkrankung an anderen Organen So treten bei rund 60 bis 95 Prozent Gelenkbeteiligungen im Sinne einer Arthritis einer Sakroiliitis oder einer Spondylarthropathie auf 4 Die Gelenkbeschwerden gehen oft den Beschwerden am Verdauungstrakt voraus Hier kann eine Latenz von mehreren Jahren bestehen Daruber hinaus konnen auch Zeichen einer systemischen Entzundung wie Fieber oder eine Polyserositis auftreten Am zentralen Nervensystem kann sich die Whipple Erkrankung durch Storungen der Augenbeweglichkeit Myoklonien oder einer Ataxie aussern Bei Befall des Herzens kann das Beschwerdebild auch einer Endokarditis gleichen oder sich durch Herzklappenfehler aussern Auffallend ist bei manchen Patienten auch eine braunliche Verfarbung der Haut 3 Diagnostik Bearbeiten nbsp Morbus Whipple im Praparat einer BiopsieDer Goldstandard zur Diagnose der Whipple Erkrankung stellt die Kombination eines fur die Erkrankung typischen Biopsieergebnisses und des Nachweises des Erbmaterials des Erregers mittels PCR dar In der feingeweblichen Untersuchung zeigen sich Makrophagen mit PAS positiven Einschlussen Zum Ausschluss einer mykobakteriellen Infektion sollte am Praparat auch eine Ziehl Neelsen Farbung durchgefuhrt werden Die PCR sollte im positiven Fall durch eine Genomsequenzierung oder erneute PCR Untersuchung bestatigt werden Bei fehlenden Manifestationen im Magendarmtrakt sowie fortbestehendem Verdacht auf eine Whipple Erkrankung in Organsystemen die der typischen feingeweblichen Beurteilung nicht zuganglich sind kann die PCR alleinig wegweisend fur die Diagnose aus z B Punktionsflussigkeit der Pleura oder Ruckenmarksflussigkeit sein Vor Einleitung einer antibiotischen Behandlung sollte eine Liquorpunktion erfolgen um eine asymptomatische ZNS Beteiligung abzuklaren 5 PAS Farbungen aus Biopsien aus dem Dickdarm oder dem zentralen Nervensystem sind nicht wegweisend Ebenso PCR Nachweise aus dem Stuhl oder dem Speichel Sie sind fur die Diagnose der Whipple Krankheit nicht zielfuhrend 5 Therapie BearbeitenKlassisches Therapieprinzip bei der Erkrankung ist eine zweiwochige intravenose Antibiotikagabe gefolgt von einer langen Erhaltungstherapie welche in Tablettenform eingenommen wird Die intravenose Anbehandlung sollte mit Ceftriaxon erfolgen Alternativ konnen auch Meropenem oder Penicillin G verabreicht werden 6 Dieser Behandlung sollte die einjahrige Einnahme von Cotrimoxazol folgen Neben dem empfohlenen Therapieschema gibt es Studien welche auch Doxycyclin oder Hydroxychloroquin anwenden 5 Zusatzlich sollte eine angemessene Substitution von Elektrolyten Vitaminen und Spurenelementen erfolgen Der Therapieerfolg kann durch Kontrollendoskopien uberwacht werden Bei rund 10 der behandelten Patienten kommt es zu einem Immunrekonstitutionssyndrom IRIS welches mit einem Aufflammen der Entzundungsaktivitat einhergeht Ein solches Syndrom kann auch Jahre nach der eigentlichen Behandlung noch auftreten Das IRIS zeigt sich durch Fieber Gelenkentzundungen Erblindung Dunndarmdurchbruche Brustfellentzundung Hirnhautentzundung oder auch einer Endokarditis Das Risiko fur ein IRIS steigt mit schwerem Befall des ZNS oder vorangegangener immununterdruckender Behandlung Das Syndrom wird mittels Glucocorticoiden behandelt 5 Prognose BearbeitenBis zur Einfuhrung der Antibiotikabehandlung verlief die Whipple Erkrankung todlich 7 Sichere Daten zur Sterblichkeit unter aktueller Therapie liegen nicht vor Die Ergebnisse von Behandlungsstudien sehen jedoch eine gute Heilungsaussicht 5 Literatur BearbeitenB Desnues M Ihrig D Raoult J L Mege Whipple s disease a macrophage disease In Clin Vaccine Immunol 2006 Feb 13 2 S 170 178 Review PMID 16467322 F Dutly M Altwegg Whipple s disease and Tropheryma whippelii In Clin Microbiol Rev 2001 Jul 14 3 S 561 583 Review PMID 11432814 F Fenollar D Raoult Whipple s disease In Clin Diagn Lab Immunol 2001 Jan 8 1 S 1 8 Review PMID 11139188 D A Relmann u a Identification of the uncultured bacillus of Whipple s disease In New England Journal of Medicine Band 327 1992 S 293 301 Weblinks BearbeitenwhipplesDisease net S2k Leitlinie Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple der Deutschen Gesellschaft fur Gastroenterologie Verdauungs und Stoffwechselkrankheiten e V DGVS In AWMF online Stand 01 2015 Einzelnachweise Bearbeiten G H Whipple A hitherto undescribed disease characterized anatomically by deposits of fat and fatty acids in the intestinal and mesenteric lymphatic tissues In Bulletin Johns Hopkins Hosp 18 1907 S 382 391 Camila D Odio Corey R O Brien Jeremy Jacox Dhanpat Jain Alfred I Lee Clinical Problem Solving Cryptic Cachexia In New England Journal of Medicine Band 383 Nr 1 2 Juli 2020 Band 383 S 68 74 DOI 10 1056 NEJMcps1817531 a b Gerd Herold und Mitarbeiter Innere Medizin Eine vorlesungsorientierte Darstellung Koln 2020 S 473 Wilfried Obst Ulrike von Arnim Peter Malfertheiner Whipple s Disease In Viszeralmedizin 30 Juni 2014 PMC 4513828 freier Volltext englisch a b c d e A Stallmach et al S2k Leitlinie Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple Z Gastroenterol 2015 53 418 459 doi 10 1055 s 0034 1399337 Gerd Herold und Mitarbeiter Innere Medizin 2021 Selbstverlag Koln 2021 ISBN 978 3 9821166 0 0 S 474 Hans Adolf Kuhn Sprue idiopathische Steatorrhoe In Ludwig Heilmeyer Hrsg Lehrbuch der Inneren Medizin Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1955 2 Auflage ebenda 1961 S 828 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu 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