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Die Richmannsche Mischungsregel ist eine Regel zur Bestimmung der Mischungstemperatur die sich beim Zusammenbringen mehrerer Korper unterschiedlicher Temperatur einstellt Sie ist nach dem deutschbaltischen Physiker Georg Wilhelm Richmann benannt der den Zusammenhang 1750 publizierte und damit die erste allgemeine Gleichung fur kalorimetrische Berechnungen aufstellte 1 2 Entdeckung und erste Formulierung BearbeitenDurch experimentelle Messungen ermittelte Wilhelm Richmann dass bei der Mischung von Wasser unterschiedlicher Temperatur folgender Zusammenhang gilt 3 m 1 T 1 m 2 T 2 m 1 m 2 T m displaystyle m 1 cdot T 1 m 2 cdot T 2 m 1 m 2 cdot T mathrm m nbsp Daraus folgt T m m 1 T 1 m 2 T 2 m 1 m 2 displaystyle T mathrm m frac m 1 cdot T 1 m 2 cdot T 2 m 1 m 2 nbsp Hierbei sind m 1 displaystyle m 1 nbsp und m 2 displaystyle m 2 nbsp die Massen der beiden Mischungskomponenten T 1 displaystyle T 1 nbsp und T 2 displaystyle T 2 nbsp deren jeweilige Ausgangstemperatur und T m displaystyle T m nbsp die Mischungstemperatur Diese Beobachtung wird im engeren Sinne als Richmannsche Mischungsregel bezeichnet und gilt prinzipiell fur alle Stoffe gleichen Aggregatzustandes 4 3 Die Mischungstemperatur ist ihr zufolge das gewichtete arithmetische Mittel der Temperaturen der beiden Ausgangskomponenten Die Richmannsche Mischungsregel kann auch umgekehrt angewendet werden etwa bei der Frage in welchem Verhaltnis Wassermengen gegebener Temperaturen gemischt werden mussen um Wasser einer gewunschten Temperatur zu erhalten Die Bestimmung der dafur benotigten Mengen m 1 displaystyle m 1 nbsp und m 2 displaystyle m 2 nbsp bei vorgegebener Gesamtmenge M m 1 m 2 displaystyle M m 1 m 2 nbsp gelingt mit dem Mischungskreuz Die zugehorige aus der obigen Gleichung durch Umstellung erhaltliche Formel lautet m 1 M T m T 2 T 1 T 2 displaystyle m 1 M frac T m T 2 T 1 T 2 nbsp bzw m 2 M T m T 1 T 2 T 1 displaystyle m 2 M frac T m T 1 T 2 T 1 nbsp Fur das Mischungsverhaltnis ergibt sich daraus m 1 m 2 M T 2 T m T 1 T m displaystyle frac m 1 m 2 M frac T 2 T m T 1 T m nbsp Der physikalische Hintergrund der Mischungsregel ist die Tatsache dass die Warmeenergie eines Stoffes direkt proportional zu seiner Masse und seiner absoluten Temperatur ist Der Proportionalitatsfaktor ist die von der Art des Stoffes abhangige spezifische Warmekapazitat die allerdings erst einige Zeit nach Richmanns Entdeckung durch Joseph Black beschrieben wurde Somit ist die Gultigkeit der Formel auf Mischungen ein und desselben Stoffes begrenzt da sie eine einheitliche spezifische Warmekapazitat voraussetzt 3 Eine weitere Bedingung ist dass beide Komponenten uberall gleichmassig warm sind und keinerlei nennenswerter Warmeaustausch mit ihrer sonstigen Umgebung stattfindet Will man zwei Stoffe mit unterschiedlichen aber bekannten spezifischen Warmekapazitaten mischen so kann man die Mischungsregel allgemeiner formulieren wie im Folgenden gezeigt wird Allgemeine Formulierung BearbeitenUnter der Bedingung dass keine Aggregatzustandsanderung auftritt und das System abgeschlossen ist also insbesondere kein Warmeaustausch mit der Umgebung stattfindet gilt Q abgegeben Q aufgenommen m 1 h 1 T 1 h 1 T m m 2 h 2 T m h 2 T 2 displaystyle begin aligned Q text abgegeben amp Q text aufgenommen m 1 cdot left h 1 T 1 h 1 T mathrm m right amp m 2 cdot left h 2 T mathrm m h 2 T 2 right end aligned nbsp Dabei stehen h 1 T displaystyle h 1 T nbsp und h 2 T displaystyle h 2 T nbsp fur die spezifische Enthalpie der jeweiligen Komponenten Konnen die spezifischen Warmekapazitaten c 1 displaystyle c 1 nbsp und c 2 displaystyle c 2 nbsp als konstant angenommen werden so kann dies umgeformt werden zu m 1 c 1 T 1 T m m 2 c 2 T m T 2 displaystyle begin aligned m 1 cdot c 1 cdot T 1 T mathrm m amp m 2 cdot c 2 cdot T mathrm m T 2 end aligned nbsp Die nach der Mischungstemperatur aufgeloste Formel ist dann T m m 1 c 1 T 1 m 2 c 2 T 2 m 1 c 1 m 2 c 2 displaystyle T mathrm m frac m 1 cdot c 1 cdot T 1 m 2 cdot c 2 cdot T 2 m 1 cdot c 1 m 2 cdot c 2 nbsp Auch diese Formel wird im weiteren Sinne als Richmannsche Mischungsregel bezeichnet da sie den aufgestellten Zusammenhang Richmanns lediglich um die spezifische Warmekapazitat erweitert und somit die Berechnung der Mischungstemperatur unterschiedlicher Stoffe ermoglicht 5 6 7 Sind die Warmekapazitaten nicht uber den gesamten Temperaturbereich konstant so kann die obige Formel mit einer mittleren Warmekapazitat fur die Komponente i displaystyle i nbsp verwendet werden c i T m T i c i T d T T i T m displaystyle bar c i frac int T mathrm m T i c i T mathrm d T T i T mathrm m nbsp In dieser Formel steht c i T displaystyle c i T nbsp mit i 1 displaystyle i 1 nbsp oder 2 displaystyle 2 nbsp fur die ggf temperaturabhangige spezifische Warmekapazitat der beiden Komponenten Die Anwendung der Formel erfordert eventuell ein iteratives Vorgehen zur Ermittlung der Mischungstemperatur da auch die mittlere Warmekapazitat temperaturabhangig ist Einzelnachweise Bearbeiten Richmann G W De quantitate caloris quae post miscelam flvidorum certo gradv calidorum oriri debet cogitationes avctore In Typis Academiae scientiarum Hrsg Novi commentarii Academiae scientiarum imperialis Petropolitanae Band 1 1750 S 152 167 google de Georg Wilhelm Richmann in Physik In Lernhelfer Duden abgerufen am 16 Marz 2022 a b c Fritz Fraunberger Das Experiment in der Physik Ausgewahlte Beispiele aus der Geschichte Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 322 89449 6 S 59 google com abgerufen am 16 Marz 2022 J L Heilbron Elements of Early Modern Physics Univ of California Press 2022 ISBN 978 0 520 35665 8 S 76 google de Warmeaustausch zwischen Korpern in Physik In Lernhelfer Duden abgerufen am 16 Marz 2022 Richmannsche Mischungsregel In Lernhelfer Duden abgerufen am 16 Marz 2022 tec science Herleitung der Richmannsche Mischungsregel Mischtemperatur von Flussigkeiten In tec science 20 Januar 2021 abgerufen am 16 Marz 2022 deutsch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richmannsche Mischungsregel amp oldid 230383424