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Mein Onkel Originaltitel Mon oncle ist eine franzosische Filmkomodie von Jacques Tati aus dem Jahr 1958 Tati verkorpert in dieser Satire die die sterile und automatisierte moderne Welt karikiert nach Die Ferien des Monsieur Hulot zum zweiten Mal den tollpatschigen Aussenseiter Hulot Mein Onkel wurde zu Tatis grosstem Erfolg der Film gewann 1958 den Sonderpreis der Jury bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes und ein Jahr spater den Oscar fur den besten fremdsprachigen Film FilmTitel Mein OnkelOriginaltitel Mon oncleProduktionsland FrankreichOriginalsprache FranzosischErscheinungsjahr 1958Lange 117 MinutenAltersfreigabe FSK 6 1 StabRegie Jacques TatiDrehbuch Jacques TatiJacques LagrangeJean L HoteProduktion Jacques TatiMusik Franck BarcelliniAlain RomansNorbert GlanzbergKamera Jean BourgoinSchnitt Suzanne BaronBesetzungJacques Tati Monsieur Hulot Adrienne Servantie Madame Arpel Jean Pierre Zola Charles Arpel Alain Becourt Gerard Arpel Erstauffuhrung in der Bundesrepublik Deutschland war am 23 Juni 1959 in der Deutschen Demokratischen Republik am 23 Februar 1962 Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Entstehungsgeschichte 3 Kritiken 4 Rezeption der Villa Arpel in Architekturausstellungen 5 Auszeichnungen Auszug 6 Literatur 7 Weblinks 8 Anmerkungen und EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDer neunjahrige Junge Gerard lebt mit seinen Eltern in einem modernen Haus in einem Neubaugebiet was fur ihn ziemlich langweilig ist Sein Vater ist Generaldirektor einer Kunststofffabrik seine Mutter kummert sich hingebungsvoll um den automatisierten klinisch reinen Haushalt der allerdings auch fur seine Bewohner einige Tucken hat So werden die Eltern nachdem der Dackel mit seinem wedelnden Schwanz durch die Lichtschranke fur das Garagentor lauft mitsamt Auto in der Garage eingesperrt oder der eine bemerkt nicht dass der andere ihn anspricht weil der selbstfahrende Staubsauger so laut ist Gerards bester Freund ist sein Onkel Monsieur Hulot Der Junggeselle wohnt in einem verschachtelten Haus in einem alten Stadtviertel Hulot holt Gerard regelmassig von der Schule ab und bringt ihn zu einer Gruppe gleichaltriger Jungen Sie spielen auf der Strasse und veranstalten Streiche Einer geht so Passanten werden durch einen Pfiff im rechten Moment zum Kopfdrehen verleitet so dass sie mit einer Strassenlaterne zusammenstossen Nach diesen Ausflugen mit seinem Onkel ist Gerard bisweilen so verschmutzt dass ihn seine Mutter beim Empfang in ihrer sterilen Wohnung nur mit Gummihandschuhen anfasst und ihn noch in der Kleidung unmittelbar unter die Dusche stellt Gerards Vater kritisiert den schlechten Einfluss den Hulot auf Gerard ausube Auch seine Frau sorgt sich um ihren Bruder Sie will ihn mit ihrer Nachbarin verkuppeln und organisiert daher eine Party in ihrem Garten Hulot der mit der Technik auf Kriegsfuss steht und z B den modernen Zigarettenanzunder des Autos wie ein Streichholz nach dem Anzunden arglos aus dem Autofenster wirft verursacht prompt ein Chaos und sprengt die Party Auch der Versuch Hulot einen Job in Monsieur Arpels Firma zu geben schlagt fehl durch seine Unachtsamkeit produziert die Maschine statt eines Gummischlauchs ein wurstartiges Gebilde Als sie an ihrem Hochzeitstag nachts nach Hause kommen und Hulot in ihrem Wohnzimmer auf dem Sofa das er dafur extra umgekippt hat schlafend vorfinden beschliesst Monsieur Arpel ihn endgultig loszuwerden Er schickt Hulot als Vertreter der Firma nach Nordafrika Am nachsten Tag begleiten Gerard und sein Vater Hulot zum Flughafen wo sich Gerard von seinem Onkel verabschieden soll Am Ende versohnen sich Vater und Sohn als der Vater nach Hulot pfeift und ein Passant vom Pfeifen abgelenkt auf dem Parkplatz gegen eine Laterne lauft der bei den Kindern beliebte Laternen Streich Entstehungsgeschichte Bearbeiten nbsp Villa ArpelNach dem grossen kunstlerischen und finanziellen Erfolg von Die Ferien des Monsieur Hulot dauerte es funf Jahre bis Jacques Tati seinen dritten Spielfilm beendet hatte Die finanzielle Unabhangigkeit erlaubte es ihm Mein Onkel selbst zu produzieren Neuer Partner bei der Verfassung des Drehbuchs wurde Jacques Lagrange der vor allem fur die Storyboard Zeichnungen verantwortlich war Mit ihm gelang es Tati ein ausgeklugeltes visuelles Konzept zu entwickeln in dem die alte Welt reprasentiert durch das Stadtviertel in dem Hulot lebt und die moderne Welt reprasentiert durch das Haus der Arpels aufeinandertreffen 2 Mein Onkel weist deutlich mehr visuelle Gags auf als Tatis fruhere Filme So werden die runden Fenster im Haus der Arpels nachts zu Augen die Hulots Kampf mit dem Gartentor kritisch beobachten 3 Wie schon in Die Ferien des Monsieur Hulot setzt Tati Gerausche fur komische Effekte ein Mein Onkel ist aber im Vergleich zu seinen anderen Filmen sehr dialoglastig Ausserungen von Hulot sind aber nicht zu verstehen Auch die Handlung des Films hat einen hoheren Stellenwert als bei ihm ublich 4 Die Aufnahmen des alten Stadtviertels entstanden im sudostlich von Paris gelegenen Saint Maur des Fosses Einige Bewohner der Gemeinde treten auch in Szenen des Films auf Das Haus der Arpels wurde in einem Filmstudio in Nizza nach Planen von Lagrange errichtet Mein Onkel war Tatis erster Farbfilm 5 und zeigt eine von Tati mit dem Kameramann Jean Bourgoin entwickelte Farbdramaturgie schrille Farben fur das moderne Stadtviertel und erdige warme Farbtone fur Hulots Viertel 6 Wie ublich waren die meisten Rollen in Mein Onkel mit Laiendarstellern besetzt von denen sich Tati eine grossere Authentizitat erhoffte Tati zielte von Anfang an auf eine internationale Vermarktung von Mein Onkel ab So entstand parallel zur franzosischen Fassung eine englischsprachige Version My Uncle die um zehn Minuten kurzer ausfiel 7 Diese Version enthielt nicht weniger Szenen als das Original es wurden lediglich samtliche Einstellungen leicht verkurzt Die alternative Fassung wurde aber schnell vom Markt genommen und geriet in Vergessenheit bis die Originalnegative 2004 wiederentdeckt und restauriert wurden 8 Der westdeutschen Synchronfassung liegt die Kurzversion zugrunde deshalb ist der Film auf DVD nur im untertitelten Original zu sehen wahrend man in der DDR die franzosische Originalfassung synchronisierte Kritiken BearbeitenLexikon des internationalen Films Mit augenzwinkernder Ironie erzahlte Satire die dem kalten Komfort des materialistischen Lebens mit zartlichem Humor und schmunzelnder Lebensweisheit begegnet Monsieur Hulot der lebensklug weltfremde Held nimmt sich in der Stadt seines kleinen Neffen an dessen Eltern Hulots perfekte Antithese sind reiche modernistische Snobs Roboter des technisierten Zeitalters Die Hauptperson dieser Komodie spielt Tati selbst eine traumerische Personlichkeit mit einer Silhouette die ihre Unfahigkeit markiert sich einem Dasein ohne Warme anzupassen 9 Rezeption der Villa Arpel in Architekturausstellungen BearbeitenUnter dem Gesichtspunkt der Architekturkritik an der Moderne befassten sich Architekturausstellungen mit der vom Maler Jacques Lagrange entworfenen Filmarchitektur der Villa Arpel so 2004 eine Ausstellung im Architekturmuseum der Pinakothek der Moderne in Munchen und 2014 eine Ausstellung im Franzosischen Pavillon der Architekturbiennale in Venedig 10 11 Auszeichnungen Auszug Bearbeiten1958 Internationale Filmfestspiele von Cannes Sonderpreis der Jury 1958 New York Film Critics Circle Award Bester fremdsprachiger Film 1959 Oscar Bester fremdsprachiger Film 1959 Association Francaise de la Critique de Cinema AFCC Prix Melies 1960 Premios del Circulo de Escritores Cinematograficos Bester fremdsprachiger FilmLiteratur BearbeitenJean Claude Carriere Mon Oncle Roman nach dem Film von Jacques Tati Alexander Berlin 2003 ISBN 3 89581 101 7 Michel Chion The Films of Jacques Tati Guernica Editions Toronto 2003 ISBN 1 55071 175 X Philip Kemp Mein Onkel Mon Oncle 1958 In Steven Jay Schneider Hrsg 1001 Filme Edition Olms Zurich 2004 ISBN 3 283 00497 8 S 357 Winfried Nerdinger Hrsg Die Stadt des Monsieur Hulot Jacques Tatis Blick auf die moderne Architektur Ausstellung des Architekturmuseums der TU Munchen in der Pinakothek der Moderne vom 19 Februar bis 2 Mai 2004 Architekturmuseum der TU Munchen Munchen 2004 ISBN 3 9809263 1 1 Weblinks BearbeitenMein Onkel in der Internet Movie Database englisch Mein Onkel bei Rotten Tomatoes englisch Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Freigabebescheinigung fur Mein Onkel Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft Marz 2015 PDF Pruf nummer 19 929 V Michel Chion The Films of Jacques Tati Guernica Editions Toronto 2003 S 32ff Michel Chion The Films of Jacques Tati Guernica Editions Toronto 2003 S 82 Michel Chion The Films of Jacques Tati Guernica Editions Toronto 2003 S 57 Tatis Schutzenfest wurde zwar im Thomsoncolor Verfahren gedreht doch war die Qualitat der Farbaufnahmen so schlecht dass der Film in Schwarzweiss veroffentlicht wurde erst nach Tatis Tod wurde eine uberarbeitete Farbfassung veroffentlicht Michel Chion The Films of Jacques Tati Guernica Editions Toronto 2003 S 76f Brent Maddock The Films of Jacques Tati The Scarecrow Press Metuchen N J London 1977 S 75 Dave Kehr In English Tati Confronts Modern Times in New York Times 20 Juni 2005 Mein Onkel In Lexikon des internationalen Films Filmdienst abgerufen am 2 Marz 2017 Ira Mazzoni Die Augen der Villa Arpel Artikel vom 20 Februar 2014 im Portal taz de abgerufen am 7 Juni 2014 Laura Weissmuller Pavillons der Architekturbiennale in Venedig Frankreich Artikel vom 7 Juni 2014 im Portal sueddeutsche de abgerufen am 7 Juni 2014Filme von Jacques Tati Schutzenfest 1949 Die Ferien des Monsieur Hulot 1953 Mein Onkel 1958 Herrliche Zeiten 1967 Trafic 1971 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mein Onkel amp oldid 214183822