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Kurt Meier 24 September 1925 in Schofflisdorf 2 November 2006 in Zurich war ein Schweizer Polizist und Whistleblower Kurt Meier war Angehoriger der Stadtpolizei Zurich Offentlich bekannt wurde er unter dem polizeiinternen Namen Meier 19 der auch fur eine Polizei und Justizaffare in der Stadt Zurich im Zusammenhang mit seiner Person steht Der Kinofilm Meier 19 von Erich Schmid basierend auf den Sachbuch Recherchen von Paul Bosch hat 2001 in der Schweiz noch einmal landesweite Schlagzeilen ausgelost nicht zuletzt weil er zum erfolgreichsten Dokumentarfilm des Jahres Bundesamt fur Kultur in Kino und Fernsehen avancierte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Film 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach einer Lehre als Mechaniker trat Kurt Meier 1948 in die Zurcher Stadtpolizei ein und stieg 1958 zum Detektiv auf Nach einer letzten Beforderung zum Detektivwachtmeister 1965 wurde Meier 1967 wegen Amtsgeheimnisverletzung entlassen da er amtsinterne Dokumente uber die Milde der Behorden gegenuber prominenten Verkehrssundern uber die Anwaltin Gertrud Heinzelmann veroffentlichen liess In der Folge ergab sich aus einer Reihe von Prozessen gegen Kurt Meier die Zurcher Justiz und Polizeiaffare Meier 19 die bis in die 1990er Jahre die Zurcher Offentlichkeit beschaftigte Ausgangspunkt fur die Affare Meier 19 waren eine Reihe von Zeitungsartikeln die Ende Februar 1967 in verschiedenen Zeitungen u a auch dem Boulevardblatt Blick erschienen In ihnen wurde uber die Praxis der Stadtzurcher Polizei berichtet gegenuber wohlhabenden einflussreichen Personlichkeiten aus Politik und Militar die Strassenverkehrsgesetze sehr locker anzuwenden Konkret wurde berichtet dass verschiedentlich Bussen aufgehoben worden seien und dass dem 75 jahrigen Obersten a D Josef Guldimann trotz schwerer Vergehen im Strassenverkehr und vermuteter Fahruntauglichkeit ein zuvor entzogener Fahrausweis wieder zuruckgegeben worden war Gegen Detektivwachtmeister Kurt Meier wurde daraufhin am 20 Marz 1967 eine Strafuntersuchung wegen Amtsgeheimnisverletzung Amtsmissbrauch und Notigung eingeleitet Die Polizei und der Polizeivorstand schlugen gegen den unbequemen internen Kritiker Meier eine harte Gangart ein Er wurde sofort vom Dienst suspendiert und erhielt keinen Lohn mehr Die Zurcher Bezirksanwaltschaft verurteilte Meier am 8 Mai 1967 zu 14 Tagen Gefangnis wogegen Meier sofort Rekurs einlegte und damit ein gerichtliches Verfahren erzwang Trotz des hangigen Verfahrens kundigte der damalige Polizeivorstand Albert Sieber das Dienstverhaltnis zwischen der Stadt und Kurt Meier auf Ende September 1967 auf Das Gerichtsverfahren am 23 August 1967 erregte starkes Interesse in der Zurcher Offentlichkeit Meiers Anwalt der SP Politiker Fritz Heeb schilderte vor Gericht einige der Begunstigungsfalle ausfuhrlich und pladierte auf Freispruch und Wiedereinstellung Meiers da dieser die Pflicht zur Wahrung von Verfassung Art 4 der damaligen Bundesverfassung Alle Schweizer sind vor dem Gesetz gleich Es gibt in der Schweiz keine Untertanenverhaltnisse keine Vorrechte des Orts der Geburt der Familien oder Personen und Gesetz hoher bewertet habe als die Pflicht zu Gehorsam und Wahrung des Amtsgeheimnisses Das Bezirksgericht erkannte zwar die achtenswerten Motive Meiers an wies aber darauf hin dass er den verwaltungsinternen Weg fur seine Beschwerden hatte benutzen mussen Das Urteil gegen Meier wurde bestatigt die Gefangnisstrafe aber in eine Busse von 400 Franken umgewandelt Das Urteil wurde von Meier bis vor das Bundesgericht weitergezogen dort jedoch am 24 Mai 1968 bestatigt 1 Das Verfahren gegen Meier wurde von politisch aktiven Studenten der Universitat Zurich um Thomas Held aufgegriffen Meier 19 wurde fur sie zu einem Kronzeugen des Klassenkampfs Am 26 August 1967 organisierte die Fortschrittliche Studentenschaft Zurich FSZ eine Kundgebung gegen die korrupten Polizeichefs und ihre sauberen Freunde Im Anschluss an die Kundgebung kam es zwar zu einigen Sachbeschadigungen und einem Verkehrschaos eine Eskalation wie beim Globuskrawall am 29 Juni 1968 blieb aber aus Dennoch berichtete Der Spiegel 1968 dass Meier 19 schuld am Ausbruch der Weltjugend Revolte im Rutli Land gewesen sei 2 Der Hauptgrund fur das anhaltende Interesse der Offentlichkeit am Fall Meier 19 war der Vorwurf Meiers an den damaligen Chef der Zurcher Kriminalpolizei Walter Hubatka dieser habe 1963 einen unaufgeklarten Diebstahl von rund 88 000 Franken Lohngeldern aus der Polizeihauptwache entweder selbst begangen oder er sei darin verwickelt Hinweise darauf glaubte Meier in der schlampig gefuhrten Untersuchung des Falles zu finden Dieser Vorwurf konnte nie bestatigt werden Fur die Jugendbewegung war der Fall Meier 19 ein willkommener Anlass die Korruptheit des Establishments und den repressiven Charakter des Systems aufzuzeigen Insbesondere nach den Polizeiubergriffen auf Jugendliche nach den sogenannten Monsterkonzerten in Zurich 1967 68 wurde die Polizei fur die Jugendbewegung in Zurich bis weit in die 1980er Jahre zum Feindbild schlechthin Eine Parlamentarische Untersuchungskommission PUK untersuchte im Oktober 1967 die verschiedenen von Meier ans Licht gebrachten Falle von Begunstigung Protektion krasser Ungleichbehandlung und Korruption bei der Stadtpolizei Der Schlussbericht der PUK vom 24 Juni 1968 kam zwar zum Schluss es habe einige Falle von Kameradenbegunstigung und Unkorrektheiten gegeben diese seien aber Einzelfalle gewesen Aus diesem Grund konne nicht davon gesprochen werden dass die Stadtpolizei immer wieder mit ungleicher Elle gemessen habe Meier bemuhte sich noch jahrelang aber immer wieder erfolglos rehabilitiert zu werden Mehrere Strafanzeigen Meiers gegen einzelne Mitglieder der Zurcher Behorden wirbelten viel Staub auf Insbesondere der Streit uber den Diebstahl der Lohngelder im Jahr 1963 zwischen Meier und Hubatka beschaftigte die Justiz noch bis 1975 Meier wurde wegen ubler Nachrede gegen Hubatka in einem Flugblatt zur Hochststrafe von sechs Monaten Gefangnis und zur Zahlung von 4000 Franken Genugtuung sowie 10 000 Franken Umtriebsentschadigung verurteilt In dem Urteil sahen die einen Zeitgenossen eine Abrechnung der burgerlichen Justiz mit dem unangenehmen Mahner die anderen die endgultige Ruhigstellung eines Querulanten und Revoluzzers Das Bundesgericht reduzierte das Strafmass 1975 auf drei Monate Dabei wurde vom Bundesgericht festgehalten dass die Zurcher Justiz wahrend der Untersuchung des Lohngeld Diebstahls geschlampt habe und dass Meier diese Sache richtigerweise zur Anzeige brachte Ein Flugblatt welches Meier uber Hubatka verbreitet hatte wurde vom Gericht allerdings als uble Nachrede gewertet 3 1995 versuchte Kurt Meier nach dem Wirte Korruptionsfall um Raphael Huber und der Peilflugzeugaffare zum letzten Mal mit einem Gesuch nach einer tatsachlichen Untersuchung seines Falles beim Justizdirektor Moritz Leuenberger die Affare Meier 19 zu seinen Gunsten zu klaren Das Gesuch wurde von Leuenberger wegen der Verjahrung der Falle abgelehnt 1997 erschien ein Buch von Paul Bosch und 2001 ein Dokumentarfilm von Erich Schmid uber die Affare und die Person Meier 19 1998 wurde Meier fur seine ungerechtfertigte Entlassung finanziell entschadigt der Zurcher Stadtrat zahlte ihm 50 000 Franken Am 2 November 2006 erlag Kurt Meier einem Krebsleiden Den Nachlass von Kurt Meier und eine umfangreiche Materialsammlung zur Affare verwahrt das Schweizerische Sozialarchiv in Zurich Literatur BearbeitenPaul Bosch Meier 19 Eine unbewaltigte Polizei und Justizaffare Limmat Verlag Zurich 1997 ISBN 3 85791 290 1 Film BearbeitenMeier 19 von Erich Schmid 35 mm 98 Min Produktion Ariadnefilm GmbH Zumikon 2001 DVD und VHS Edition Praesens Zurich ISAN 0000 0000 D85B 0000 5 4 Weblinks BearbeitenBestand Aktensammlung P Bosch zum Fall Meier 19 in den Findmitteln des Schweizerischen Sozialarchivs Bestand Meier Kurt Meier 19 1925 2006 in den Findmitteln des Schweizerischen Sozialarchivs Publikationen von und uber Meier 19 im Katalog Helveticat der Schweizerischen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten BGE 94 IV 68 Bosch Meier 19 S 144 BGE 101 IV 292 Meier 19 auf erichschmid ch abgerufen am 9 Januar 2023 Normdaten Person GND 119542811 lobid OGND AKS LCCN no2018062472 VIAF 42650686 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Meier 19ALTERNATIVNAMEN Meier KurtKURZBESCHREIBUNG Schweizer Polizist und WhistleblowerGEBURTSDATUM 24 September 1925GEBURTSORT SchofflisdorfSTERBEDATUM 2 November 2006STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Meier 19 amp oldid 236889176