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Das Massaker von Elaine auch als die Rassenunruhen von Elaine englisch Elaine Race Riot bekannt war ein Pogrom an der afroamerikanischen Bevolkerung in Elaine im amerikanischen Bundesstaat Arkansas das Augenzeugen zufolge an die 200 Todesopfer forderte Es ereignete sich vom 30 September bis zum 2 Oktober 1919 und bildete den Hohepunkt der Rassenunruhen des Roten Sommers Ausloser war eine Versammlung von Baumwollpfluckern und Pachtbauern zum Zwecke einer Gewerkschaftsgrundung Ausser rassistischen Motiven auf Seiten der weissen Tater spielte bei der Gewalt auch die damals grassierende Erste Rote Angst vor einem kommunistischen Umsturz in Amerika eine Rolle Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Ablauf 3 Literatur 4 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIm Jahr 1919 vermengten sich in Amerika Konflikte zwischen den Races die wahrend des Roten Sommers von April bis Oktober in 25 Stadten und kleineren Ortschaften ausbrachen darunter Washington D C Chicago Knoxville Indianapolis Omaha und Longview 1 mit Arbeitskampfen die vor dem Hintergrund der Ersten Roten Angst von Wirtschaft und Politik haufig als bolschewistische Aktionen interpretiert wurden Hinzu kamen afroamerikanische Soldaten die aus dem Ersten Weltkrieg zuruckkehrten und in Frankreich Gleichbehandlung erfahren hatten In der Heimat erhofften sie nun eine Verbesserung ihrer Lebenssituation Oft zeigten sie sich nicht mehr bereit dazu sich so wie vor dem Krieg der rigiden Jim Crow Gesetzgebung und Rassentrennung unterzuordnen 2 3 Ablauf Bearbeiten nbsp Gouverneur Charles Hillman Brough 1916 In der Nacht des 30 Septembers versammelten sich an die hundert Baumwollpflucker und Pachtbauern die sich gewerkschaftlich in der Progressive Farmers and Household Union PFHUA organisieren wollten und hohere Lohne von den zumeist weissen Landbesitzern forderten in einer Kirche im nahe Elaine gelegenen Hoops Spur im Phillips County Bei einem Schusswechsel zwischen drei Weissen die mit ihrem Auto vor der Kirche parkten und afroamerikanischen Sicherheitskraften kam ein Weisser ums Leben und ein anderer der stellvertretende County Sheriff Charles Pratt wurde verwundet Am Morgen des nachsten Tages entsandte der Sheriff ein Aufgebot nach Elaine um die Verdachtigen zu verhaften Obwohl sie nur auf geringen Widerstand stiessen furchteten sie die Tatsache dass in dieser Stadt zehnmal so viele Afroamerikaner lebten wie Weisse So stromten bald Weisse aus den umliegenden Countys und Mississippi in das Phillips County und bildeten schliesslich einen gewaltbereiten Mob von 500 bis 1000 Bewaffneten der Jagd auf afroamerikanische Burger in Elaine und seiner naheren Umgebung machte Ihre Motivation war nicht nur eine in Rassismus und White Supremacy begrundete Bekampfung eines vermeintlichen Aufstands der Schwarzen sondern auch die Erste Rote Angst vor einem kommunistischen Umsturz in Amerika mit dem die Bildung von Gewerkschaften assoziiert wurde Noch am gleichen Tag sandte die Countyverwaltung ein Telegramm an Gouverneur Charles Hillman Brough und bat um Entsendung von Streitkraften Nach Genehmigung durch das Verteidigungsministerium setzte er 500 kampferfahrene Soldaten aus Camp Pike nahe Little Rock in Marsch die am nachsten Tag Elaine erreichten 4 5 3 Nachdem das Militar in Begleitung des Gouverneurs eingetroffen war zerstreute sich der weisse Mob und kehrte in seine Hauser zuruck Noch am Morgen allerdings hatten sie die vier Johnston Bruder gelyncht die an der Gewerkschaftsversammlung nicht teilgenommen hatten sondern von einem Jagdausflug zuruckkehrten Die Soldaten quartierten hunderte Afroamerikaner in behelfsmassig errichtete Palisadenwerke ein wo sie befragt wurden und auszuharren hatten bis ihre weissen Arbeitgeber fur sie burgten Es gibt Berichte nach denen sich auch Soldaten aus Camp Pike an dem Massaker beteiligten was bei ahnlichen Ereignissen in der Vergangenheit schon vorgekommen war Bereits am 2 Oktober druckte die Memphis Press entsprechende Meldungen Oberst Isaac Jenks der Truppenfuhrer in Elaine raumte die Totung von zwei Afroamerikanern durch seine Soldaten ein Der schwarze Gewerkschaftsfuhrer Robert Lee Hill hingegen wurde von Freunden versteckt und floh spater nach Kansas Die Gewalt endete erst am 3 Oktober komplett als die Streitkrafte einen Patrouillendienst eingerichtet hatten Von offizieller Seite wurde gemeldet dass bei der Rassenunruhe mindestens 25 Afroamerikaner und 5 Weisse ums Leben gekommen waren Laut Uberzeugung vieler Beobachter lag die Opferzahl mit bis zu 200 Toten deutlich hoher 4 3 Die juristische Aufarbeitung dieses Ereignisses war durch die rassistischen Machtstrukturen der Sudstaaten gepragt Im County wurde noch am 2 Oktober eine siebenkopfige Untersuchungskommission gebildet die ausschliesslich aus weissen Grossgrundbesitzern Geschaftsleuten und Amtstragern bestand Das Gremium fand die Anerkennung des vor Ort weilenden Gouverneurs und musste dafur Brough zusichern dass es eine Ausweitung der Lynchmorde auf Helena verhinderte Danach kehrte er nach Little Rock zuruck und verkundete auf einer Pressekonferenz dass die Lage unter Kontrolle und dank des Einsatzes der weissen Bevolkerung des Countys von der Menge keine Gewalt mehr ausgegangen sei Wahrenddessen wurden 285 Afroamerikaner aus dem Palisadenwerk in das Gefangnis in Helena verbracht das nur fur 48 Insassen Platz bot Von diesem Zeitpunkt an existierten zwei Versionen des Geschehens in Elaine Wahrend die siebenkopfige Untersuchungskommission die Gewalt einem afroamerikanischen Aufstand gegen die Weissen zuschrieb bestritt die National Association for the Advancement of Colored People NAACP die einen eigenen Experten zur Analyse vor Ort entsandt hatte diese Beschreibung des Geschehens insbesondere dass es einen gewaltsamen Umsturzversuch gegeben habe Die bekannte Journalistin Ida Bell Wells fuhrte insgeheim mehrere Interviews mit afroamerikanischen Haftlingen in Helena durch auf deren Grundlage sie ein das Massaker thematisierendes Flugblatt anfertigte 3 Gegen 122 der inhaftierten Afroamerikaner wurde am 31 Oktober 1919 vor dem County Gericht durch die siebenkopfige Untersuchungskommission Anklage im Zusammenhang mit der Rassenunruhe erhoben Die Anklagepunkte reichten von Mord bis zu Night Riding ein Anti Terror Gesetz das sich ursprunglich gegen nachtliche Uberfalle von Maskierten auf Kleinbauern richtete und historisch in den nach diesem Muster erfolgenden Aktionen des Ku Klux Klans grundete Als Verteidiger wurden den ersten zwolf Angeklagten durch Bezirksrichter J M Jackson weisse Anwalte aus Helena zugewiesen Einer dieser Anwalte raumte im Prozess ein mit seinen Mandanten uberhaupt nicht gesprochen zu haben Die Verteidigung stellte weder den Verhandlungsort noch die Auswahl der Geschworenen in Frage Die zwolf Angeklagten wurden am 5 November schuldig gesprochen und zum Tode auf dem elektrischen Stuhl verurteilt Daraufhin suchten 65 der restlichen Angeklagten ein Plea Bargain wobei sie Gefangnisstrafen von bis zu 25 Jahren fur Second Degree Murder akzeptierten 3 6 nbsp Scipio Africanus Jones circa 1907 Die NAACP kampfte derweil unter Fuhrung des Anwalts und Politikers Scipio Africanus Jones und von Edgar L McHaney gegen die Todesurteile an Zur Unterstutzung der Zwolf von Elaine sammelte Jones Geld in der afroamerikanischen Gemeinde von Little Rock Zur Verteidigung engagierte die NAACP den 79 jahrigen George C Murphy einen ehemaligen Gouverneurskandidaten der im Sezessionskrieg in der Confederate States Army gedient hatte Trotz seines hohen Alters galt Murphy als einer der besten Prozessanwalte im Bundesstaat Diese Helfer suchten die Todesstrafe dadurch abzuwenden dass sie wegen Verfahrensfehlern Berufung gegen das Urteil des Bezirksgerichts einlegten und vor den Arkansas Supreme Court zogen Sobald die Lage sich beruhigt hatte ordnete Rough an die Hinrichtungen auszusetzen um ein Berufungsverfahren zu ermoglichen Der folgende Rechtsstreit dauerte funf Jahre Fur sechs Angeklagte die Ware defendants erreichten die NAACP und Murphy einen neuen am 3 Mai 1920 beginnenden Prozess da sie dem Bezirksgericht des Phillips Countys einen Verfahrensfehler nachweisen konnten Wahrend des wieder aufgerollten Prozesses in Helena erkrankte Murphy so schwer dass ihn Jones in der Verteidigungsfuhrung ablosen musste Die weisse Bevolkerung war dem schwarzen Anwalt gegenuber so feindlich eingestellt dass er um sein Leben furchtete und jede Nacht in einer anderen Unterkunft verbrachte Am Ende bestatigte das Bezirksgericht im Mai 1920 die Urteile des ersten Prozesses und die Angelegenheit landete wieder vor dem Arkansas Supreme Court der im Dezember 1920 die Urteile erneut widerrief Dieser entliess die Gefangenen nach Fristablauf im April 1923 als der Staat Arkansas keine Absicht zeigte sie wieder vor Gericht zu bringen 3 7 Die erstinstanzlichen Urteile gegen die sechs anderen Zwolf von Elaine die Moore defendants wurden bestatigt Hier erreichten die NAACP und ihre Helfer eine Anhorung vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten In dem Fall Moore v Dempsey urteilte der Supreme Court im Februar 1923 dass der Prozess vor dem County Gericht eine Maskerade gewesen sei und der Staat Arkansas den Angeklagten ihr verfassungsmassiges Recht auf eine Revision vorenthalten habe Statt einen neuen Prozess vor einem Bundesgericht anzustrengen trat Jones in Verhandlungen zur Freilassung der More defendants ein Er erreichte im Marz 1923 dass sie im Gegenzug zu einem Schuldbekenntnis fur Second Degree Murder funf Jahre nach ihrer Inhaftierung freigelassen wurden Dies geschah am 14 Januar 1925 als Gouverneur Thomas McRae ihnen unbeschrankten Hafturlaub gewahrte 3 8 7 Obwohl einige Burger des Phillips County selbst heute noch das Vorgehen der Weissen in Elaine 1919 als gerechtfertigt ansehen weil es Schlimmeres verhindert habe sehen die meisten modernen Historiker in diesem Ereignis ein durch nichts zu rechtfertigendes Massaker dessen genaue Opferzahl ungeklart bleibt Kontroverser wird die Rolle des Militars am 2 Oktober 1919 und seine mogliche Verstrickung in die Lynchmorde diskutiert Das Massaker von Elaine belastet bis heute die Beziehungen zwischen Weissen und Afroamerikanern in diesem Teil von Arkansas Am 29 September 2019 einen Tag bevor der Beginn des Massakers sich zum hundertsten Mal jahrte wurde im Zentrum von Helena West Helena ein Mahnmal fur die damaligen Opfer errichtet Am 5 November 2019 erhielten die Zwolf von Elaine Gedenktafeln auf dem Arkansas Civil Rights Heritage Trail Pfad der Burgerrechte in Arkansas in Little Rock 3 Literatur BearbeitenGrif Stockley Blood in Their Eyes The Elaine Massacre of 1919 2 uberarbeitete Auflage University of Arkansas Press Fayetteville 2020 ISBN 978 1 68226 136 1 Guy Lancaster The Elaine Massacre and Arkansas A Century of Atrocity and Resistance 1819 1919 Butler Center for Arkansas Studies Little Rock 2018 ISBN 978 1 945624 07 0 Einzelnachweise Bearbeiten David F Krugler 1919 The Year of Racial Violence How African Americans Fought Back Cambridge University Press New York 2015 ISBN 978 1 107 06179 8 S 4 Dominic J Capeci Jr Foreword American Race Rioting in Historical Perspective In Walter C Rucker James N Upton Hrsg Encyclopedia of American Race Riots S xix xliv hier S xxvi f a b c d e f g h Grif Stockley Elaine Massacre of 1919 In encyclopediaofarkansas net 5 November 2019 abgerufen am 9 Juni 2020 a b Ann V Collins Red Summer Race Riots In Leslie M Alexander Walter C Rucker Jr Hrsg Encyclopedia of African American History ABC Clio Santa Barbara 2010 ISBN 978 1 85109 769 2 S 983 985 hier S 984 Dominic J Capeci Jr Foreword American Race Rioting in Historical Perspective In Walter C Rucker James N Upton Hrsg Encyclopedia of American Race Riots S xix xliv hier S xxvii Jeanie Horn Night Riders In encyclopediaofarkansas net 13 November 2013 abgerufen am 11 Mai 2020 Jason McCollom Progressive Farmers and Household Union of America PFHUA In encyclopediaofarkansas net 30 Mai 2018 abgerufen am 11 Mai 2020 a b Brian K Mitchell Alex Soulard Kathryn Thompson Ed Ware 1882 1929 In encyclopediaofarkansas net 9 Mai 2019 abgerufen am 11 Mai 2020 Sara Riva Moore v Dempsey In encyclopediaofarkansas net 30 Mai 2018 abgerufen am 12 Mai 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Massaker von Elaine amp oldid 211424711