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Die Martinskirche ist eine evangelische Kirche in Nierstein im Landkreis Mainz Bingen Die Kirchengemeinde Nierstein gehort zum Dekanat Ingelheim Oppenheim in der Propstei Rheinhessen Nassauer Land der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Evangelische MartinskircheInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baugeschichte 3 Glocken 4 Innenausstattung 5 Quellen 6 WeblinksGeschichte BearbeitenUnter romischer Herrschaft bildete sich in der heutigen Niersteiner Gemarkung neben dem schon bestehenden Germanendorf ein Vicus das spater zu einem Kastell ausgebaut wurde Der damalige Ortsname war Buconica Die Romer die die Weinkultur auch in Nierstein einfuhrten grundeten auf dem Grundstuck des heutigen Kurfurstenhofes am Fronhof bis zum Marktplatz hin ein Fiskalgut staatseigenes Gut unter Kaiser Valentinian I Dieses romische Fiskalgut welches die Wirren der Volkerwanderung uberstanden hatte wurde von den Frankenkonigen als frankisches Konigsgut und unmittelbares Reichsgut ubernommen Die Frankenkonige bauten ihr Konigsgut zu einer Konigspfalz oder zu einem grossen Saalhof um dessen Mittelpunkt dort war wo heute die Martinskirche steht Urkunde von Hausmeier Pippin dem Jungeren anno 752 Vom Marktplatz aus fuhrt heute noch das Saalpfortchen zu der dahinterliegenden Gemarkung Hinter Saal Auf dem an der Pfalz bzw dem Saalhof angrenzendem Gebiet bauten die Frankenkonige eine Kirche die von Bonifatius zur St Peters Kapelle geweiht wurde Vor der Weihe hiess die Kirche Marienkirche zu Nierstein Der frankische Hausmeier Karlmann verschenkte im Jahre 742 die damalige Marienkirche zu Nierstein In einer Urkunde vom 17 November 880 bestatigte Kaiser Ludwig III dass seine Vorfahren die St Peter Kapelle mit Weinbergen an die Salvatorkirche in Frankfurt am Main als Schenkung ubergaben Diese gehorte zum Bistum Wurzburg welches auf Betreiben von Bonifatius gegrundet wurde Die Kirche befand sich zwischen der heutigen Martinskirche und dem Kurfurstenhof mit der noch heute vorhandenen Schmiede also zwischen Fronhof und Friedhof Die St Peters Kapelle wurde bei Einfuhrung der Reformation in ein Spital sprich Gutleutehaus umgewandelt und im Jahre 1817 wegen Baufalligkeit abgerissen Baugeschichte BearbeitenUm das Jahr 1000 bestand die Pfalz bzw der Saalhof der Karolinger nicht mehr In das Innere der Mauern des Saalhofes wurde die Martinskirche gebaut In einem Lehenverzeichnis aus dem Jahre 1190 wird die untere Kirche zu Nierstein Martinskirche erwahnt die zum Erzbistum Mainz gehort Dessen Hauptkirche sowie die ganze Diozese war dem heiligen Martin von Tours geweiht Im Jahre 1370 muss die Martinskirche einen An bzw Um oder Neubau erfahren haben Bei Erneuerungen im Chor im Jahre 1782 wurde ein Stein gefunden dessen Aufschrift lautet Im Maimonat des Jahres 1370 ward der erste Stein zu diesem Bau gelegt Gerhard Smutzel und Jakob Ruho waren die Baumeister Die Martinskirche des Jahres 1370 bestand aus drei Teilen dem Turm 22 Schuh lang und 19 Schuh breit dem Chor in Richtung Marktplatz 25 Schuh lang und 24 Schuh breit dem Schiff in Richtung Fronhof gelegen 70 Schuh lang und 52 Schuh breit Der alteste Bauteil des Gotteshauses ist der Chorturm der 1563 durch ein weiteres Geschoss mit kreisbogigen Giebeln und Rundfenstern auf vier Geschosse erhoht wurde Um diese Zeit hatte sich in der Kurpfalz die Reformation durchgesetzt und man begann die kirchlichen Angelegenheiten neu zu ordnen Im Dreissigjahrigen Krieg wirkte in Nierstein der reformierte Pfarrer Benjamin Fabritius der aus Danzig stammte Er hatte sein Amt ab 1622 in Nierstein inne und wurde im Februar 1626 bei der Wiedereinfuhrung des katholischen Bekenntnisses durch die Spanier abgesetzt Von 1626 bis zum Dezember 1631 taten nun wieder katholische Geistliche ihren Dienst in Nierstein Erst 1631 wurde Fabritius wieder auf seine Stelle berufen die er dann bis zu seinem Tode im Jahre 1635 versah Seinem Nachfolger Johannes Hartung erging es zunachst kaum besser Wegen einer 1642 in Oppenheim gehaltenen Predigt enthob man ihn seines Dienstes worauf die Franziskaner die Betreuung der Kirchengemeinde in Nierstein ubernahmen Erst zum Jahresende 1644 konnte Hartung zuruckkehren und blieb noch zwanzig Jahre nach seiner Wiedereinsetzung in Nierstein In seine Amtszeit fiel auch die Reparatur der kirchlichen Gebaude die durch die Kriegseinwirkungen weitgehend verwustet waren In einem detaillierten Kostenvoranschlag vom 14 November 1653 wird die erforderliche Summe fur die Bauarbeiten an Kirche und Pfarrhaus auf 360 Gulden festgesetzt Die Kirche St Martin war stark in Mitleidenschaft gezogen was sich in einem Kostenanteil von uber 200 Gulden niederschlug Die Liste der Bauarbeiten lasst erkennen dass sich die Kirche in ziemlich desolatem Zustand befand und kaum benutzt werden konnte Kaum waren die Reparaturen ausgefuhrt verursachten der Pfalzische Erbfolgekrieg 1689 in den linksrheinischen Gebieten wieder schlimme Schaden Pfarrer Johann Kasimir Beuthen der aus Zweibrucken stammte und in Basel studiert hatte berichtete uber die Situation in Nierstein wo er seit 1690 im Amt war Die Gemeinde Schwabsburg aber hatt ihre Glocke verwahrloset und ist ihnen selbige von den frantzosen genommen worden dass sie itzo keine mehr haben Die kriegsfuhrenden Parteien versuchten die Glocken in ihren Besitz zu bringen um daraus Kanonen zu giessen Die Kirchenglocken von Nierstein und Dexheim waren verborgen worden und befanden noch 1696 in ihrem Versteck Neben den Angehorigen der reformierten Konfession konnten sich ab 1686 auch die Lutheraner nicht nur der Duldung sondern sogar der Anerkennung in Nierstein erfreuen Aber erst im 18 Jahrhundert entstanden eigene kirchliche Gebaude fur die lutherische Gemeinde Anna Sophia von Stockheim hatte zu diesem Zweck Gelande in der Rheinstrasse zur Verfugung gestellt Hier wurde am 29 August 1729 eine lutherische Kirche eingeweiht Die Kirche erhielt nach der grossherzigen Stifterin den Namen Sophienkirche Ein lutherisches Schulhaus und ein lutherisches Pfarrhaus 1765 entstanden ebenfalls Im 18 Jahrhundert waren damit beide protestantischen Konfessionen in Nierstein Durch den Untergang des Reiches und im Zuge der Neuordnung im fruhen 19 Jahrhundert wurde Rheinhessen aus der pfalzischen Oberhoheit dem Grossherzogtum Hessen zugeschlagen Auf evangelischer Seite suchte man die konfessioniellen Unterschiede zwischen Lutheranern und Reformierten zu uberwinden Unter den neun Geistlichen in Rheinhessen die 1817 die Initiative zur kirchlichen Vereinigung ergriffen war Pfarrer Johann Paul Wallot aus Nierstein Er arbeitete an prominenter Stelle als Forderer der rheinhessischen Union mit die zum Jahresende 1822 vollzogen wurde In der Folge verausserte man in Nierstein samtlicher Gebaude der ehemaligen lutherischen Gemeinde sowie des reformierten Schulhauses obgleich Wallot ursprunglich eine Umwandlung der Sophienkirche in eine Schule vorgesehen hatte Durch seinen Tod am 29 Dezember 1824 konnte sein Plan nicht mehr verwirklicht werden Stattdessen erstand man ein anderes Bauwerk das bis 1900 als evangelische Schule diente Vom Inventar der lutherischen Sophienkirche verbrachte man das Gestuhl in die Martinskirche und verkaufte die Orgel nach Schwabsburg Die Glocken verausserte man im Jahr 1827 an die katholische Gemeinde in Gimbsheim Die alte und baufallige Martinskirche wurde im Jahre 1782 mit Ausnahme des Turmes abgerissen Nach funf Jahren Bauzeit wurde im Jahre 1787 der Bau des Langhauses vollendet wahrend der Chor und die Sakristei in Richtung Marktplatz nicht wiederaufgebaut wurden Die Orgel die im Jahre 1732 von Johann Friedrich Macrander aus Frankfurt gebaut wurde war restauriert und wieder eingebaut worden Am 26 August des Jahres 1787 wurde die neue Martinskirche eingeweiht Mit den Jahren wurde die bestehende Martinskirche zu klein und so wurde am 2 Marz im Jahre 1895 beschlossen einen grundlichen Umbau mit zwei Seitenschiffen und Emporen und einem Chor an der Westseite einer neuen Orgel und neuem Gestuhl bemalten Fenstern und einer wurdigen Turmspitze von 27 Metern Hohe durchzufuhren Die Zivilgemeinde stiftete eine Turmuhr mit vier Zifferblattern Nach Abschluss der Umbauarbeiten durch den Kirchenbaumeister C Schwartze aus Darmstadt wurde im Jahre 1896 die Martinskirche ihrer Bestimmung zuruckgegeben Glocken BearbeitenDrei Glocken bildeten das Gelaut Die mittlere Glocke war von G Roth in Mainz im Jahre 1712 gegossen worden die kleine im Jahre 1862 und die grosse im Jahre 1886 von der Firma Hamm in Frankenthal Zwei dieser Glocken wurden im letzten Kriegsjahr 1918 eingeschmolzen Am 7 Juli des Jahres 1922 bekam die Martinskirche wieder ein neues Gelaut Gegossen von der Firma Hamm in Frankenthal wog die grosste der Glocken 20 Zentner erschallte im Ton es und trug die Inschrift Eine Feste Burg ist unser Gott Die mittlere Glocke wog 10 Zentner erschallte in g und hatte die Inschrift Kommet her zu mir alle die ihr muhselig und beladen seid Die kleine Glocke wog 6 Zentner erschallte in b und trug die Inschrift Aus tiefer Not schrei ich zu Dir Die grosse und die mittlere Glocke wurden nur wenige Jahre spater ebenfalls zu Kriegszwecken eingeschmolzen Am 11 November 1949 erhielt die Martinskirche wieder zwei neue Glocken gegossen von der Firma Hamm in Frankenthal Die grosse Glocke mit 22 Zentner im Ton es und der Inschrift Einen anderen Grund kann niemand legen ausser dem der gelegt ist welcher ist Jesus Christus 1 Kor 3 11 Und die mittlere Glocke mit 11 Zentner im Ton g und der Inschrift Lobe den Herren meine Seele und vergiss nicht was Er Dir Gutes getan hat Ps 183 2 Die kleine Glocke aus dem Jahre 1922 behielt ihren Platz bei Innenausstattung BearbeitenIn den Jahren 1973 74 restaurierte man das Innere der Kirche Die alten Malereien das Gestuhl und die Lampen wurden entfernt und modernisiert Die bunt bemalten bleiverglasten Fenster die im Jahre 1896 von Niersteiner Burgern gestiftet wurden befinden sich heute noch in einem hervorragenden Zustand Der Taufstein im Inneren der Martinskirche stammt wahrscheinlich aus dem 14 15 Jahrhundert und stand bis zur Renovierung im Jahre 1973 74 im heutigen Kirchgarten gegenuber dem Haupteingang am Turm Bis zum Jahre 1863 befand sich der untere kelchartige Teil bis zum tischartigen Aufsatz in einer Laube des evangelischen Pfarrgartens wahrend der obere Teil der Taufstein selbst im Garten des Dalberg schen Gutes der heutigen Malzfabrik stand Da die beiden gotisch verzierten Teile ursprunglich zusammen gehorten liess sie der damalige evangelische Pfarrer Schaum zusammensetzen und gab dem Stein seinen Platz im Kirchgarten Quellen BearbeitenArchiv fur Hessische Geschichte und Altertumer Dr Walter Darmstadt 1863 Band 10 Baur Regasten Band III S 453 und S 500 Hessisches Pfarrer und Schulmeisterbuch fur Rheinhessen Wilhelm Diehl Staatsarchiv Darmstadt Urkunde von Dienheim Nr 44 Urkunde Nr 573 Geschichte des Kurfurstenhofes zu Nierstein Heinz Seib Nierstein Marz 1965 Jakob Dorrschuck Nierstein Elli Fischer Zimmermann Nierstein Evangelische Kirchenzeitung vom 6 September 1992 Festschrift zur Einweihung des neuen Gotteshauses der evangelischen Gemeinde 1896 Elli Fischer Zimmermann hat mit den Quellenschriften gearbeitet Evangelische Kirchenzeitung vom 6 September 1992 Martin Sauer Herr Dorrschuck Heinz Seip 1965 Festschrift zur Einweihung des neuen Gotteshauses der evangelischen Gemeinde 1896 Ernst Stephan hatte Plane der historischen Martinskirche erstellt das Datum ist nicht bekannt Bei den restlich angegebenen Schriften handelt es sich um Quellenschriften Weblinks BearbeitenWebsite der Kirchengemeinde49 874 8 33544 Koordinaten 49 52 26 4 N 8 20 7 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martinskirche Nierstein amp oldid 216764310