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Die Maring sind ein Volk in Papua Neuguinea das bis in die vierziger Jahre des 20 Jahrhunderts noch in steinzeitahnlichen Verhaltnissen lebte Sie fertigten ihre Werkzeuge und Waffen aus Stein Die Maring leben auf dem bewaldeten Rucken des Bismarckgebirges in Zentral Neuguinea in einem Gebiet von etwa 500 Quadratkilometern entlang der Wasserscheide Provinz Madang Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Krieg bei den Maring 2 1 Nichtkampf 2 2 Richtiger Kampf 2 3 Uberfall 2 4 Hetzjagd 3 Ritual 4 Weblinks 5 Einzelnachweise 6 LiteraturForschungsgeschichte BearbeitenErstkontakte mit den Maring datieren aus dem Jahr 1954 1958 begannen Missionsgesellschaften ihren aktiven Einsatz in der Region Gleichwohl galt das Gebiet bis 1962 als unkontrolliert bis 1963 Roy Rappaport seinen Forschungsauftrag wahrnahm Parallel dazu richtete die Anglikanische Mission Stationen ein die sukzessive mit Einheimischen besetzt wurden In den Jahren 1962 1963 und 1966 arbeitete Andrew Vayda als Anthropologe unter den Maring Das Volk umfasste zu der Zeit etwa 7000 Menschen Die Maring leben traditionell vom Brandrodungsfeldbau Mittels Brandrodung wandeln sie Urwaldstucke in Garten um in denen sie vor allen Knollengewachse anbauen und sie halten ausserdem Schweine In geringem Umfang betatigen sie sich als Jager und Sammler 1 Das Volk gliedert sich in Sippenverbande von etwa 200 bis 850 Mitgliedern die sich jeweils auf einen Stammvater zuruckfuhren lassen Jeder Verband bewohnt ein bestimmtes Anbaugebiet an einem der Gebirgsbache welche der Wasserscheide entspringen Da Frauen ausserhalb des Sippenverbandes verheiratet sind sind die Sippenverbande miteinander verschwagert Die Grenzbereiche zwischen den Sippenverbanden sind schwach besiedelt Insgesamt liegt die Bevolkerungsdichte mit 14 Personen auf einen Quadratkilometer etwa im Vergleich zu anderen Dschungelbewohnern wie den Yanomami recht hoch Unterhalb der Gebirgszone ist der Dschungel jedoch fast unbewohnbar und die Bevolkerungsdichte nimmt erst zur Kuste hin wieder zu 2 Nur wenige Menschen wie die Baummenschen leben in kleinsten Gruppen verstreut entlang der Flusse unterhalb der Gebirgszone Neben Vergiftungen durch Spinnen und Schlangenbisse fuhren dort Krankheiten wie die tropische Malaria Tuberkulose todliche Anamie oder die Elephantiasis haufig zum Tode der Einwohner und zum zeitlich und ortlich begrenzten Bevolkerungszusammenbruch Krieg bei den Maring BearbeitenTraditionell besitzen die Maring als Waffen einfache holzerne Bogen Pfeile mit Steinspitzen Speere polierte Steinaxte und grosse Holzschilde Die Auseinandersetzungen die verschiedene Sippenverbande gegeneinander fuhren unterscheiden sie in vier verschiedene Phasen Nichtkampf richtiger Kampf Uberfall und Hetzjagd Nichtkampf Bearbeiten Ursache fur Nichtkampfe sind nach Analyse von Vayda Vergehen und Ubertretungen wahrend Friedensperioden Diese reichen von Krankungen Entfuhrung und Vergewaltigung bis zu Mord Ein weiterer Kriegsgrund ist der Verdacht bosen Zaubers auf den Krankheiten zuruckgefuhrt werden Beim Nichtkampf standen sich die beiden Gruppen auf einem vereinbarten Austragungsort an der Grenze der beiden Gebiete gegenuber Die Krieger suchten diesen Ort jeden Morgen auf und stellen sich in Pfeilschussweite einander gegenuber Ihre mannshohen und 75 cm breiten dicken Schilde wurden auf den Boden gestellt Manner huschten hinter den Schilden hervor schossen Pfeile ab und verschwanden wieder hinter den Schilden Einige verliessen die Deckung um die andere Seite zu reizen und bewiesen ihre Tapferkeit indem sie den Pfeilen der Gegner auswichen Am Ende des Tages kehrten alle in ihre Behausungen zuruck um am Folgetag wieder anzutreten Obwohl diese Gefechte wochen oder gar monatelang anhielten kam es nur selten zu schweren Verletzungen oder Toten Begleitet wurden die Nichtkampfe aber auch von Vermittlern die zum Frieden aufriefen oft herbeigerufene Verbundete Die Nichtkampfe dienten zum einen der Stellung von Forderungen und der Verhandlung uber die friedensstorenden Taten zum anderen auch dem Abmessen des gegenseitigen Kampfpotentials fur die spatere Entscheidung ob zum Richtigen Kampf ubergegangen werden soll Richtiger Kampf Bearbeiten Beim Richtigen Kampf ruckte ein Teil der Manner mit Wurfspeeren und Steinaxten zum Nahkampf gegeneinander an Die Manner kampften gegeneinander wahrend die Bogenschutzen weiter Pfeile abschossen Gelegentlich tauschten die Nahkampfer um Atem zu holen mit den Bogenschutzen Dabei war die Zahl der Opfer noch gering obwohl die Kampfe sich uber Tage hinzogen Es kam aber zu Verlusten An den Kampfen beteiligten sich alle waffenfahigen Manner wahrend die Frauen sich weiter der Gartenarbeit und den hauslichen Arbeiten widmeten Wenn es regnete blieben beide Seiten zu Hause Es wurden auch Ruhepausen vereinbart um Totenfeiern abzuhalten die Schilde neu zu bemalen notige Arbeiten zu erledigen oder um auszuruhen Den Kriegshistoriker John Keegan erinnern diese ritualisierten Kampfe an die Auseinandersetzungen der Kriegshelden im Trojanischen Krieg wie ihn Homer in seiner Ilias schildert Uberfall Bearbeiten Beim Uberfall nach Einschatzung von Vayda eine Alternative zum Richtigen Kampf bricht eine Seite in das Gebiet der anderen Gruppe ein um dorthin Tod und Zerstorung zu bringen Diese Kampfform ist aber immer noch begrenzt Hetzjagd Bearbeiten Bei der Hetzjagd vertreiben die Angreifer die Gegner aus ihren Wohnsitzen zerstoren deren Hauser und Garten Vielfach besetzen die Sieger aber das Gebiet nicht oder nur einen Teil davon 3 Ritual BearbeitenEine Besonderheit ist das Kaiko Ritual das etwa ein Jahr andauert und wahrend dessen eine Vielzahl von Schweinen geopfert wird Das Ritual wird alle 8 bis 15 Jahre durchgefuhrt Das Fleisch wird entweder den Ahnen geopfert oder an die Kriegsalliierten verteilt Infolge des Rituals brechen in der Regel kriegerische Aktivitaten gegen verfeindete Lokalgruppen aus Nach Waffenstillstand wachst die Schweinepopulation wieder an die mit der hohen Schweinepopulation steigende Arbeitsbelastung fuhrt zu Streitigkeiten bis der Entschluss gefasst wird ein neues Kaiko abzuhalten Am Ende des Kaiko wird der Waffenstillstand aufgekundigt durch das Ausreissen des Rumbimbaumes und der Zyklus beginnt von neuem Das Ritual wird von einigen Ethnologen als Musterbeispiel eines okologischen Funktionalismus interpretiert Danach dient das Ritual dazu eine Bodenubernutzung durch Reduktion der Schweinepopulation zu verhindern und ebenso die Bevolkerungszahl zu limitieren Weblinks Bearbeitenescholarship org PDF bei www escholarship orgEinzelnachweise Bearbeiten Zu den Maring siehe S 299 f Susanne Schroter Hexen Krieger Kannibalinnen Phantasie Herrschaft und Geschlecht in Neuguinea Frauenkulturen Mannerkulturen 3 In Frauenkulturen Mannerkulturen Bande 1 3 Band 3 Nr 1 LIT Verlag Munster Hamburg Deutschland 1994 ISBN 3 8258 2092 0 S 372 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Die Maring In John Keegan Die Kultur des Krieges Rowohlt Berlin 1995 ISBN 3 87134 226 2 S 156 163 EXKURS I Die Begrenzungen des Krieges In John Keegan Die Kultur des Krieges Rowohlt Berlin 1995 ISBN 3 87134 226 2 S 116 Literatur BearbeitenSusanne Schroter Hexen Krieger Kannibalinnen Phantasie Herrschaft und Geschlecht in Neuguinea Munster Hamburg Lit 1994 Frauenkulturen Mannerkulturen 3 ISBN 3 8258 2092 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maring Volk amp oldid 237825271