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Die Marienkapelle auf dem Karmelenberg ist eine Wallfahrtskapelle in der Gemarkung der Ortsgemeinde Bassenheim auf dem Karmelenberg im Landkreis Mayen Koblenz in Rheinland Pfalz Marienkapelle auf dem KarmelenbergGrund und Aufriss der MarienkapelleGottesdienst mit Wallfahrern in der Kapelle 2017 Wappen der Stifterfamilie Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 3 Ausstattung der Kapelle 4 Wallfahrten 5 Theobald Gross Forderer der Marienkapelle 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm 17 Jahrhundert befand sich der Karmelenberg im Besitz der Grafen Waldbott von Bassenheim Er wurde damals noch Hexenberg genannt Die inschriftlich auf das Jahr 1662 datierte Kapelle wurde von Johann Lothar Waldbott von Bassenheim 1615 1667 und seiner zweiten Frau Anna Magdalena gestiftet wahrscheinlich aus Dankbarkeit fur die Genesung des Freiherrn von schwerer Krankheit und die Geburt einer Tochter Als Baumeister gilt der Kapuziner Matthias von Saarburg Fertiggestellt wurde der Bau 1666 ein Jahr vor dem Tod des Stifters Ursprunglich wurde die Kapelle ausschliesslich von der Stifterfamilie genutzt Erst nach dem Besuch des Trierer Weihbischofs Johann Peter Verhorst im Jahr 1688 zur Firmung von 500 Jugendlichen aus den Stadten und Dorfern der Umgebung wurde sie auch fur Pilger zuganglich gemacht Seit dieser Zeit wohnte ein Eremit der die Kapelle beaufsichtigte und den Geistlichen bei den Messen half in einer Kammer uber dem Chor Am Neujahrsmorgen 1826 wurde der letzte Eremit der aus Montabaur stammende Bruder Nicolaus Hoelzer unweit der Kapelle ermordet aufgefunden Der Tater wurde nie ermittelt 1 2 Der zur Kapelle fuhrende Kreuzweg die sogenannten Sieben Fussfalle entstand wahrscheinlich erst im 18 Jahrhundert Die Sandsteinreliefs mit Szenen aus dem Leidensweg Jesu wurden im Laufe der Zeit mindestens zweimal erneuert zuletzt 2001 als die stark beschadigten Bildstocke renoviert wurden ein nicht mehr vorhandener wurde ersetzt Der Plaidter Bildhauer Christoph Zernia gestaltete die Darstellungen aus einheimischem Tuff nach Zeichnungen in einem Buchlein des Pfarrers Johann Josef Simons von 1852 Bezahlt wurde die Erneuerung ausschliesslich durch Spenden 3 In der Mitte des 19 Jahrhunderts war das Bauwerk erstmals renovierungsbedurftig Erste Reparaturarbeiten wurden durchgefuhrt Weitere Ausbesserungen und Reparaturen erfuhr die Kapelle Anfang des 20 Jahrhunderts und nach den Zerstorungen des Zweiten Weltkriegs Ab etwa 1980 verfiel das in Privatbesitz befindliche Gebaude zunehmend nicht zuletzt wegen seiner Abgelegenheit 1992 kaufte die Gemeinde Bassenheim die Kapelle zum symbolischen Preis von einer D Mark Mithilfe eines Fordervereins wurden Spendengelder gesammelt und Veranstaltungen zur Sanierung der Kapelle durchgefuhrt die einen Betrag von rund 400 000 DM erbrachten 379 000 DM leistete die Gemeinde Bassenheim 137 000 DM das Land Rheinland Pfalz Weitere Zuschusse kamen vom Kreis Mayen Koblenz von der Verbandsgemeinde Weissenthurm der Gemeinde Ochtendung dem Bistum Trier der Kirchengemeinde St Martin Bassenheim und von privaten Spendern Die 1998 abgeschlossene Renovierung kostete 1 052 650 DM das entspricht heute 807 800 Euro 3 Am 24 Mai 1998 wurde die renovierte Kapelle geweiht und mit einem Fest an dem laut Koblenzer Rhein Zeitung rund 700 Menschen teilnahmen wiedereroffnet 4 Baubeschreibung BearbeitenDie Kapelle ist ein verputzter Bruchsteinbau mit eingezogenem nach Westen ausgerichtetem Chor neben dem sich im Erdgeschoss die Sakristei und ein Oratorium befinden Der Innenraum der Saalkirche ist einschliesslich Chor etwa 13 Meter lang und im Bereich des Kirchenschiffs mit flacher Holzdecke 7 Meter breit Den etwa 3 5 mal 3 5 Meter grossen Chor schliesst nach oben ein Kreuzgratgewolbe ab An den Chorflanken befinden sich zwei Treppenturme die die Dachflache nur minimal uberragen Uber die Treppen sind die zu beiden Seiten des Chores erhoht liegenden Patronatslogen der Stifterfamilie und die uber dem Chor liegende Klausnerstube erreichbar Das schiefergedeckte Hauptdach tragt einen sechseckigen vollstandig verschieferten Dachreiter Den Eingang bildet ein rundbogiges Portal 1 5 Sud Ost und Nordwand des Kirchenschiffs sind durch je zwei Rundbogenfenster gegliedert an den Innenseiten in tiefen Nischen aussen mit Voluten als Abschluss der Gewandeprofilierungen sowie dem Wappen des Stifters als Bekronung In den Giebel der Ostfassade ist ausserdem ein Rundfenster ein sogenanntes Ochsenauge eingefugt wahrend die Treppenturme und Nebenraume kleine meist rechteckige Fenster haben Die weisse Grundfarbe und das Gelb der Gesimse sowie der Fenster und Portalumrahmungen entsprechen nach der Restaurierung der barocken Farbgebung Der Innenraum ist in Weiss und Rot gefasst 1 Uber dem Portal halt ein schwarzer Schwan oder Pelikan das Wappentier der Waldbotts drei Wappen Vom Betrachter aus links bzw auf dem rechten Flugel ist das Wappen des Vaters von Lothar Waldbott zu sehen gegenuber das Wappen der Mutter Das Allianzwappen in der Mitte das sich uber allen Fenstern wiederholt ist dreigeteilt Oben zeigt es das Wappen Lothar Waldbotts links darunter das Wappen seiner 1651 verstorbenen ersten Frau Johanna Walburga von Reiffenberg und rechts das der zweiten Frau Anna Magdalena geb Grafin von Metternich Winneburg Beilstein gestorben am 19 Januar 1693 1 3 Ausstattung der Kapelle Bearbeiten nbsp Mondsichelmadonna auf dem HochaltarInnen ist die Kapelle wie eine kleine Kirche mit Hochaltar Seitenaltaren Kanzel Beichtstuhl und einer Empore ausgestattet Der Hochaltar stammt aus der Zeit der Erbauung verfiel im Laufe der Jahrhunderte zum Teil und wurde wie die im 18 Jahrhundert geschaffenen Seitenaltare und Kanzel in der Zeit zwischen 1992 und 1998 restauriert Eine Mondsichelmadonna aus dem Jahr 1769 stand in der grossen Nische des Hochaltars wahrend kleinere Barockfiguren die Seitenaltare und die Wande zierten Bei einem Einbruch 1960 wurden die Statuen gestohlen und Jahre spater bei einer Aktion in Hamburg bis auf eine wiedergefunden Seitdem befinden sie sich in der Bassenheimer Burg 2002 und 2003 liess der Forderverein Marienkapelle originalgetreue Nachbildungen schaffen sodass in Verbindung mit der farblichen Fassung die barocke Atmosphare des sakralen Raums wiederhergestellt ist Eine Neuanfertigung aus dem Jahr 2002 ist auch der stilgerechte Kronleuchter mit acht Wachskerzen der uber dem Kirchenschiff hangt gestiftet vom Heimatverein Bassenheim 1 3 Im Jahr 2015 erstellte das Landesamt fur Denkmalpflege ein Gutachten uber den Zustand der Altare Als problematisch hatten sich die verschiedenen Holzarten Tanne und Eiche erwiesen aus denen sie gebaut sind und die in unterschiedlicher Weise arbeiten sodass sich Risse bildeten und Farbe abblatterte Hinzu kam Holzwurmbefall Zuerst wurde daraufhin 2017 der rechte Seitenaltar abgebaut und restauriert 2019 folgten der linke Seitenaltar und der Hauptaltar Auffallend ist die gegenuber vorher hellere farbliche Fassung insbesondere des Hochaltars mit marmorierten hellgrauen Flachen links und rechts der grossen Nische mit der Madonna 6 nbsp GnadenbildDas Gnadenbild eine 18 cm hohe Marienstatuette wird ebenfalls in der Burg aufbewahrt und nur zu besonderen Anlassen auf dem Hochaltar der Kapelle ausgestellt In der ubrigen Zeit erinnert eine Nachbildung an das Original 1 An der Sudwand Ecke zur Ostfassade ist seit 2010 eine von dem Mendiger Bildhauer Dieter Heuft aus Basalt geschaffene Sonnenuhr angebracht wie sie auf einer Zeichnung der Kapelle von 1852 zu erkennen ist Der Meteorologe Wolfgang Zack nimmt an dass die ursprungliche Sonnenuhr 1688 zur Weihe der Kapelle in die Wand eingefugt und im Verlauf einer Restaurierung in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts entfernt wurde 3 Ein Foto aus der Zeit um 1940 zeigt die Kapelle mit einer Turmuhr 5 Als Ersatz fur eine verschwundene fruhere kleine Glocke liess der Heimatverein 1994 eine neue giessen die Pfarrer Dieter Remy am 5 August 1995 weihte Seitdem lautet sie bei vielen Gelegenheiten 3 Wallfahrten Bearbeiten nbsp Banner der Kolpingsfamilien nbsp Pilger auf dem Weg zur Marienkapelle 2016 Die Kapelle auf dem Karmelenberg wurde fruh zum Wallfahrtsort Diese Wallfahrtstatigkeit wurde jedoch unterbrochen als 1794 franzosische Revolutionstruppen nach Bassenheim kamen und das Innere der Kapelle wie auch den Kreuzweg die Sieben Fussfalle zerstorten Das Gnadenbild war vorher in Sicherheit gebracht worden zunachst in der Burg von Bassenheim zeitweise auch in einem Kloster Nach dem Abzug der Truppen lebten die Wallfahrten fur lange Zeit nicht wieder auf und die Kapelle blieb in renovierungsbedurftigem Zustand Pastor Johann Josesph Simons schrieb 1852 enttauscht Heiliges Gotteshaus das du einst das Ziel und der Andachtsborn unubersehbarer Pilgerscharen warst wie stehst Du jetzt so traurig und verlassen da 3 Uber die einstige Wallfahrtstatigkeit hiess es im Sonntagsblatt fur Unterhaltung und Belehrung einer Beilage zur Mayener Volkszeitung vom 5 Juni 1881 unter anderem Zahlreiche Pilger von Nah und Fern stromten an solchen Tagen Marienfesttagen dem Karmelenberge zu dessen Kapelle sie nicht zu fassen vermochte Nach dem feierlichen Gottesdienste dem die grafliche Familie stets beiwohnte wurden die Pilger bewirthschaftet und ihnen Brod und Wein verabreicht Diese Zeiten waren vorbei und erst 1853 stiftete Hugo Graf Waldbott von Bassenheim 500 Thaler zur Instandsetzung der Kapelle die vorher der 1826 ermordete Klausner Nicolaus Haefner nur notdurftig hergerichtet hatte Doch weitere Zahlungen des Grafen gab es offenbar nicht denn Burg und Rittergut waren hoch verschuldet und der Graf zog nach Buxheim bei Memmingen wo sein aufwendiger Lebensstil zum Verkauf des dortigen Schlosses und der Landereien fuhrte 3 Sichere Informationen uber den Verbleib des Gnadenbildes gibt es nicht Der langjahrige Burgermeister von Bassenheim und Forderer der Kapelle Theobald Gross berichtet von 1992 In der Burg konnte ich das Kleinod im Rittersaal der Burg besichtigen erwerben konnte ich es nicht 1996 habe die Besitzerin das Marienbildnis mit dem silbernen Gehause dem damaligen Pfarrer geschenkt der es einige Zeit spater an die Burg zuruckgegeben habe 3 Nach der Sanierung der Kapelle in den 1990er Jahren wuchs das Interesse an der Kapelle auf dem Karmelenberg wieder Seit 1998 laden unter anderem die Kolpingsfamilien von Mulheim Karlich und Urmitz alljahrlich zur Wallfahrt auf den Karmelenberg ein Rund zwei Kilometer lang ist der Weg der unterhalb des Bassenheimer Eisenbahnviadukts beginnt durch die alte Baumallee und vorbei an den Stationen des Kreuzwegs zum 373 Meter uber dem Meeresspiegel liegenden Gipfel fuhrt An drei oder vier Stationen halt die Prozession inne um zu beten und zu meditieren Zum Abschluss wird in der Kapelle eine Messe oder eine Andacht gehalten 7 Theobald Gross Forderer der Marienkapelle Bearbeiten nbsp Theobald Gross 2013 Theobald Gross geboren am 1 Mai 1929 in Betzdorf ist mit der Kapelle auf dem Karmelenberg in besonderer Weise verbunden Im Hauptberuf war er Journalist vor allem aber von 1979 bis 2004 ehrenamtlicher Ortsburgermeister von Bassenheim In seine Amtszeit fielen die Ausweisung der ersten verkehrsberuhigten Spielstrasse in Rheinland Pfalz die Schaffung mehrerer Neubaugebiete in seiner Gemeinde der Bau der Karmelenberghalle sowie der Kauf und die Umgestaltung des Bassenheimer Rathauses 8 Zu seinen weiteren Verdiensten fur die ihn die Gemeine Bassenheim zu ihrem Ehrenburger ernannte gehort aber auch die Erhaltung der Kapelle auf dem Karmelenberg Unter seinem Vorsitz beschloss der Gemeinderat am 11 Juni 1992 die Kapelle zum symbolischen Preis von 1 00 DM mit dem Ziel der Sanierung zu kaufen Voraussetzung war eine notariell geregelte Zuwegung zur Kapelle auf Dauer Im Mai 1993 wurde der Forderverein Marienkapelle auf dem Karmelenberg mit Theobald Gross als Vorsitzendem gegrundet 1 Zwei weitere mit Gross verbundene Projekte sind das Martinusmuseum und das Adenauer Schuman Gedenkzeichen in Bassenheim Als Heimatforscher schrieb Theobald Gross uber Bassenheim den Karmelenberg und die Marienkapelle etliche Bucher und Aufsatze die im Heimatbuch des Landkreises Mayen Koblenz und in Zeitungen erschienen sind Er starb am 12 Oktober 2019 im Alter von 90 Jahren 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkapelle auf dem Karmelenberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Marienkapelle auf der Internetseite der Ortsgemeinde BassenheimEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Theobald Gross Die Marienkapelle auf dem Karmelenberg von 1662 Festschrift zur Wiedereroffnung Bassenheim 1998 Theobald Gross Impressionen aus dem geschichtstrachtigen Bassenheim Bassenheim 2004 a b c d e f g h i Theobald Gross 350 Jahre Marienkapelle auf dem Karmelenberg Bassenheim 2012 Rhein Zeitung Nr 120 Ausgabe B0 vom 26 Mai 1998 a b Hans Erich Kubach Die Kunstdenkmaler des Landkreises Koblenz Nachdruck Padagogischer Verlag Schwann Dusseldorf 1981 ISBN 3 590 32142 3 Rundschreiben des Fordervereins fur die Kapelle auf dem Karmelenberg Winter 2020 Mitteilungsblatt fur den Bereich der Verbandsgemeinde Weissenthurm Nr 23 Verlag Linus Wittich vom 23 Juni 2009 rpb lbz rlp de Abgerufen am 23 August 2022 Rhein Zeitung Abgerufen am 23 August 2022 50 345004 7 422723 Koordinaten 50 20 42 N 7 25 22 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkapelle auf dem Karmelenberg amp oldid 230638207