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Marian Kudera 5 August 1923 in Myslowitz Oberschlesien 19 Juli 1944 in KZ Dachau hingerichtet war ein Widerstandskampfer gegen das NS Regime Der polnische bzw volksdeutsche 1 Medizinstudent wohnte in Innsbruck in der Anichstrasse 44 Er wurde am 21 Februar 1944 in die Haftanstalt von Innsbruck verbracht Ihm wurde vorgeworfen der fuhrende Kopf einer etwa 60 Mann starken polnischen Widerstandsorganisation gegen das NS Regime in Tirol gewesen zu sein 2 Das angenommene Strafdelikt sollte also Hochverrat sein Nach Feststellung des Tatbestandes wurden die Verdachtigten zur Sonderbehandlung in ein Konzentrationslager uberfuhrt wo zwei oder drei erhangt worden sein sollen Das Herausragende an diesem Fall ist dass ein Justizbeamter trotz des Verbots vom Chef der Polizei vom 28 Mai 1936 siehe Dokument bei Reinhard Heydrich ein Protokoll uber die Folgen einer verscharften Vernehmung durch Gestapo Beamte niedergeschrieben hat welches durch die jeweilige Untersuchung des Amtsarztes der Justizvollzugsanstalt Dr Robert Kapferer entstand Dieses Protokoll wurde durch Zufall in den Gerichtsakten des Landgerichts Innsbruck Aktenzeichen GZ1 10 Vr 1745 47 gefunden Der Wortlaut des Protokolls jeweils nach einer Gestapo Vernehmung 3 Befund 21 Februar 1944 Kudera Marian Schwellung i d rechten Scheitelgegend mit blutender Hautdurchtrennung von 1 2 cm Lange Haselnussgrosse Schwellung unmittelbar links vom linken ausseren Augenwinkel 2 streifenformige Blutunterlaufungen in der Umgebung von 5 und 3 cm Lange gez Dr Kapferer Der SS Untersturmfuhrer Hinterhuber fragte einige Tage nach der Einlieferung Kuderas ob die verscharfte Einvernahme des Genannten in einer Verhorzelle der Haftanstalt durchgefuhrt werden konne Dies wurde vom Herrn Vorstand der Haftanstalt abgelehnt Am 6 Marz 1944 um 16 45 teilte der Kriminalsekretar Guttner von der Gestapo 4 mit dass der Schutzhaftling Kudera durch 2 Stunden verscharft unter Anwendung aller Schikanen vernommen worden sei Guttner ordnete weiter an dass Kudera wenn arztliche Hilfe erforderlich ist nicht durch den hiesigen Anstaltsarzt behandelt werden darf Arztliche Behandlung kommt nur durch den Lagerarzt in Betracht Guttner verlangte auch nicht nur die Fesselung der Fusse sondern auch die ununterbrochene Fesselung der Hande in der Zelle Da Kudera in der Haftanstalt weder widerspenstig noch gewalttatig war habe ich den Genannten als selbstmordgefahrlichen Gefangenen in die fur die Unterbringung der widerspenstigen gewalttatigen und selbstmordgefahrlichen Gefangenen bestimmten Tobzelle Isolier oder Beruhigungszelle nur an den Fussen gefesselt untergebracht Das Wachpersonal wurde angewiesen Kudera stets im Auge zu behalten Am 6 Marz 1944 wurde bei Kudera nach der verscharften Einvernahme an den Oberschenkeln und am Gesass unzahlige streifenformige Blutunterlaufungen und sonstigen Verletzungen festgestellt Am 7 Marz 1944 9 15 wurde Kudera zur verscharften Einvernahme aus der Haftanstalt abgeholt und um 16 30 in die Haftanstalt zuruckuberstellt Nach dieser neuerlichen verscharften Einvernahme wurden neue unzahlige streifenformige blutunterlaufene Verletzungen uber den ganzen Rucken festgestellt Weiters wurde Kudera am 7 Marz 1944 um 20 45 zur neuerlichen Einvernahme aus der Haftanstalt abgeholt und am 8 Marz 1 45 in die Haftanstalt zuruckgebracht Kudera musste nach dieser Einvernahme durch die zwei Organe der Gestapo Begleitmanner aus dem Auto gehoben und durch diese gestutzt in die Tobzelle gefuhrt werden weil Kudera durch die neuerliche verscharfte Einvernahme nicht mehr gehfahig und ganz gebrochen war Der ganze Korper Kuderas mit Ausnahme von Hals und Kopf wies Blutunterlaufungen auf Am 8 Marz wurde Kudera abgeholt 8 Uhr und um 10 Uhr in die Haftanstalt ruckuberstellt Kudera wurde nicht mehr geschlagen weil er bei der verscharften Einvernahme in der Nacht vom 7 auf den 8 Marz ein Gestandnis abgelegt hat Kudera wird taglich vormittags sowie nachmittags zur Einvernahme durch die Gestapo abgeholt und in die Haftanstalt ruck uberstellt Nach dem 8 Marz wurde keine Misshandlung mehr festgestellt Auf den angeschlossenen Befund des Anstaltsarztes und des Chefs des Gesundheitsamtes in Innsbruck wird verwiesen Der Amtsarzt untersucht am 13 Marz 1944 den Haftling Kudera und stellt folgenden Befund aus Der Genannte wurde bereits vor ca einer Woche wegen Durchtrennung der Kopfschwarte uber dem rechten Scheitelbein von ca 1 1 2 cm Lange und einer Schwellung und Blutunterlaufung in der Schlafengegend untersucht Diese Verletzungen sind fast verheilt Gegenwartig findet sich Folgendes Die ganze linke Schulter blutunterlaufen ebenso der linke Ober und Unterarm Die linke Hand stark geschwollen und schmerzhaft An beiden Handen einige Hautabschurfungen Der ganze Rucken weist uber und uber Blutunterlaufungen auf Neben der Wirbelsaule in der Hohe des Schulterblattwinkels eine tiefe rundliche Wunde mit einer Ausdehnung von 1 1 2 cm mal 1 cm eitriger Sektion Auch der rechte Ober und Unterarm weist Schwellungen und Blutunterlaufungen auf welche schon teilweise resorbiert sind Der ganze Rucken die Kreuzgegend das Gesass Ober und Unterschenkel sind in ganzer Ausdehnung blutunterlaufen wobei die quere striemenformige Anordnung deutlich ist Auch mehrere Hautdefekte leichter Art feststellbar Auch einige schwere zu Nekrose neigende Stellen in der Mitte des rechten Oberschenkels Die Zehen sind teilweise geschwollen ebenso die aussere und innere Knochelgegend am linken Fuss Der Untersuchte sieht elend aus die Stimme ist heiser und kraftlos Die Uvula geschwollen die Tonsillen gerotet Temperatur auf 37 erhoht Pulsfrequenz in der Minute 132 Marian Kudera und sein Bruder Stefan Kudera 8 September 1916 in Dietfort Beruf Apotheker wurden am 19 Juli 1944 im KZ Dachau gehenkt Literatur BearbeitenZeugen des Widerstandes Eine Dokumentation uber die Opfer des Nationalsozialismus in Nord Ost und Sudtirol von 1938 bis 1945 Bearbeitet von Johann Holzner u a Innsbruck u a 1977 S 47 Kurzbiografien Marian Kudera und Stefan Kudera ISBN 3 7022 1282 5 Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 1945 Eine Dokumentation Hrsg Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Bearb Peter Eppel Brigitte Galanda u a Wien 1984 Bd I Marian Kudera auf S 399 402 547 551 ISBN 3 215 05367 5 Leinen ISBN 3 215 05366 7 kartoniert Eduard Rabofsky Gerhard Oberkofler Verborgene Wurzeln der NS Justiz Strafrechtliche Rustung fur zwei Weltkriege Wien 1985 ISBN 3 203 50906 7 S 23 25 Einzelnachweise Bearbeiten Lt Schreiben des Internationalen Suchdienstes Arolsen vom 27 August 1973 zit nach Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 1945 Bd I S 402 Lt Aussage eines Gestapo Mannes siehe Widerstand und Verfolgung in Tirol S 417 Widerstand und Verfolgung in Tirol S 400f E Rabofsky G Oberkofler Verborgene Wurzeln der NS Justiz S 23 25 Walter Guttner wurde mit den Urteilen des Schwurgerichts Munchen vom 28 September 1956 und 21 Marz 1957 von der Anklage wegen Korperverletzung mit Todesfolge freigesprochen Zit Widerstand und Verfolgung in Tirol S 621 Fn 83 Das Landgericht Innsbruck erliess Ende 1957 erneut Haftbefehl wegen Mordes und schwerer korperlicher Beschadigung in mehreren Fallen s S 551 2 PersonendatenNAME Kudera MarianKURZBESCHREIBUNG polnischer Widerstandskampfer gegen das NS RegimeGEBURTSDATUM 5 August 1923GEBURTSORT Myslowitz bei KattowitzSTERBEDATUM 19 Juli 1944STERBEORT Dachau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marian Kudera amp oldid 205510827