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Marcello Piacentini 8 Dezember 1881 in Rom 19 Mai 1960 in Rom war ein italienischer Architekt der wahrend des faschistischen Regimes zum ersten Staatsarchitekten Mussolinis avancierte Im deutlichen Unterschied jedoch zu Albert Speer und dessen herausragender Position als Architekt Hitlers im nationalsozialistischen Deutschland wurde Piacentini nicht mit Vollmachten oder Sonderrechten ausgestattet Marcello Piacentini in der Uniform der Accademia d Italia Hauptgebaude der Universitat La Sapienza in RomTeil des Gebaudekomplexes der Assecurazioni Generali in TriestInhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Publizistische Tatigkeit 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenSchon sein Vater Pio Piacentini 1846 1928 war ein bekannter Architekt und Vertreter des romischen Eklektizismus Im vaterlichen Architekturburo sammelte Marcello Piacentini erste Erfahrungen so etwa beim gemeinsamen Entwurf fur die Nationalbibliothek von Florenz 1903 1906 im Stile der Neorenaissance Piacentinis Baustil in den 1930er Jahren zeichnet sich durch einen eklektizistischen Neomonumentalismus aus der positiv besetzte Bausteine einer vergangenen Zeit in die Gegenwart zu ubertragen sucht indem er klassische Saulen zu Vierkantpfeilern ohne Basis und Kapitell und Arkaden zu scharfkantigen profillosen Kolonnaden werden lasst und dabei den menschlichen Massstab als Bezugsgrosse bewusst ausblendet Ihm geht es vielmehr darum eine diktatorische Macht durch sein Formenvokabular zu legitimieren und in Uberdimension zu reprasentieren Der Hohepunkt seiner Karriere fallt in die Zeit des Faschismus Um 1933 1934 ist Piacentinis Position als Architekt bereits beispiellos Er ist Vorsitzender des Obersten Rats der offentlichen Bauten Mitglied der italienischen Akademie Berufsverbandsprasident Chef der Obersten Kommission der Schonen Kunste Direktor der Architektur und Ingenieurfakultat der Universitat Rom und Chefredakteur der grossten italienischen Fachzeitschrift Architettura Seine Fuhrungsrolle erlaubt ihm auch die Vermittlung von Auftragen und das Herbeifuhren von Kompromissen seitens fast aller rationalistischer Architekten die er zu einer Mitarbeit verpflichten konnte Ein Spiel mit klar verteilten Rollen denn gerade die Vertreter des Razionalismo waren bestrebt nach langem Warten endlich an wichtige Bauauftrage zu kommen Bei der fur Piacentini wichtigen Planung der Citta Universitaria in Rom 1932 1935 fur die er das streng axiale mit Travertin verkleidete Rektoratsgebaude baut besetzt er mit feinem Kalkul eine Mittlerrolle Mit der Einbindung rationalistischer Architekten wie Giuseppe Pagano oder Giovanni Michelucci in das Projekt leitet er geschickt den Gleichschaltungs und Verschmelzungsprozess der italienischen Architektur ein Nur unter seiner Regie ergab sich fur die beteiligten Architekten des Razionalismo die Chance auf eine Realisierung Die bedeutungsvolle Verbindung von Architektur und Macht hatte sich Piacentini sehr schnell vergegenwartigt Sein Verhandlungsgeschick und seine zunehmend gefestigte Position trugen entscheidend dazu bei die Vormachtstellung der von ihm angefuhrten Gruppe der Scuola Romana zu forcieren Seine Werke finden sich in ganz Italien vor allem aber in Rom wo er als einflussreichster Architekt der faschistischen Epoche das Bild der Stadt durch einen reduzierten Neoklassizismus wesentlich pragte Vor allem seine stadtebaulichen Planungen die bis heute noch in der italienischen Hauptstadt zu erkennen sind sind von Bedeutung Durch die Heroisierung antiker Bauten als Verweis auf die ewige Stadt und deren grosser Geschichte wurden zahlreiche historische Bauten durch die Zerstorung benachbarter Gebaude raumlich freigestellt Auch das Projekt der Via della Conciliazione 1934 1950 verfolgte mit der Freilegung der Zugangsstrasse zur Peterskirche dieses stadtebauliche Prinzip Piacentinis stadtebauliches Hauptwerk ist der Generalplan fur das Weltausstellungsgelande E42 in Rom Exakt an der Stelle wo Piacentini fur Benito Mussolini den Altar der Neuen Ordnung am Ende einer gigantischen Strassenachse platzieren wollte entstand zu den Olympischen Sommerspielen 1960 in Rom der glaserne Rundbau des Palazzo dello Sport von Pier Luigi Nervi Publizistische Tatigkeit BearbeitenIm Mai 1921 grundete Piacentini gemeinsam mit Gustavo Giovannoni die Zeitschrift Architettura e Arti decorative die mit der Ausgabe September Oktober 1927 zum offiziellen Organ des Nationalen Faschistischen Architektenverbandes wurde 1 Mit der Dezemberausgabe von 1931 erschien diese Zeitschrift zum letzten Mal und wurde ab 1932 durch Architettura ersetzt Hier ubernahm Marcello Piacentini bis zur letzten Ausgabe im Dezember 1942 die Chefredaktion Auch bei der darauf folgenden Zeitschrift Architettura Rassegna di Architettura die von Januar 1943 bis April 1944 erschien hatte Piacentini als Herausgeber eine wichtige Position inne Werke Auswahl BearbeitenItalienischer Pavillon Weltausstellung Brussel 1910 2 Pavillon bei der Weltausstellung in Rom Quartier Piazza d Armi 1911 Villino Allegri Rom 1913 1919 Italienischer Pavillon bei der Panama Pacific International Exposition San Francisco 1915 Cinema Corso Rom 1915 1917 3 Palazzo di Giustizia Bergamo 1916 1922 Kirche Sacro Cuore di Cristo Re im Viale Mazzini in Rom 1919 1934 4 Cinema Teatro Savoia Florenz 1922 Palazzo di Giustizia Messina 1923 1928 Casa Madre dei Mutilati Rom 1924 1928 5 Casale Fogaccia nell Agro Romano 1924 1929 Variante zum Generalbebauungsplan Entwurf Rom 1925 1926 Albergo degli Ambasciatori an der via Veneto Rom 1925 1926 Siegesdenkmal Bozen 1926 1928 6 Umgestaltung des Stadtzentrums von Bergamo 1927 Palazzo del Ministero delle Corporazioni in via Veneto Rom 1927 1932 Cassa Nazionale per le Assicurazioni Sociali Mailand 1928 1931 Umgestaltung des Stadtzentrums von Brescia Piazza della Vittoria 1928 1932 Casa per abitazioni in Via Lungotevere Tor di Nona Rom 1929 1931 Palazzo del Rettorato dell Universita degli studi di Roma La Sapienza 1932 1935 Museo Nazionale della Magna Grecia in Reggio Calabria 1932 1941 Generalbebauungsplan fur Bozen 1933 Palazzo di Giustizia Mailand 1933 Banca Agricola Milanese Mailand 1933 1934 Armeeoberkommando Corpo d Armata Bozen 1933 1935 7 Palazzo Missori Mailand 1933 1938 Umgestaltung der Via Roma Turin 1934 1938 Gebaudekomplex fur die Assicurazioni Generali zwischen der Piazza della Borsa und der Via del Teatro Romano Triest 1935 37 1938 39 Hochhaus Invernizzi Genua 1937 1941 Stadtebaulicher Plan fur die E42 E U R Rom 1938 Hauptsitz des Banco di Napoli Neapel 1939 1940 Universitatskapelle La Divina Sapienza Universitat La Sapienza Rom 1945 1948 8 Via della Conciliazione Rom Planungsbeginn 1934 Realisierung 1948 1950 9 Literatur BearbeitenCarmen M Enss Luigi Monzo Hrsg Townscapes in Transition Transformation and Reorganization of Italian Cities and Their Architecture in the Interwar Period transcript Bielefeld 2019 ISBN 978 3 8376 4660 3 Luigi Monzo Croci e fasci Der italienische Kirchenbau in der Zeit des Faschismus 1919 1945 2 Bande Zugleich Dissertation Karlsruher Institut fur Technologie 2017 Karlsruhe 2017 S 494 499 und 1020 1022 Christine Beese Marcello Piacentini Moderner Stadtebau in Italien Reimer Berlin 2016 ISBN 978 3 496 01546 8 Luigi Monzo Rezension zu Beese Christine Marcello Piacentini Moderner Stadtebau in Italien Berlin 2016 In architectura Zeitschrift fur Geschichte der Baukunst Band 45 2015 erschienen im Oktober 2016 S 88 91 Giovanni Duranti Piacentini Marcello In Raffaele Romanelli Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 83 Piacentini Pio V Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2015 Luigi Monzo trasformismo architettonico Piacentinis Kirche Sacro Cuore di Cristo Re in Rom im Kontext der kirchenbaulichen Erneuerung im faschistischen Italien In Kunst und Politik Jahrbuch der Guernica Gesellschaft Band 15 2013 S 83 100 Giorgio Ciucci Simonetta Lux Franco Purini Hrsg Marcello Piacentini architetto 1881 1960 Berichtsband einer Konferenz in Rom am 16 und 17 Dezember 2010 Gangemi Rom 2012 ISBN 978 88 492 2501 3 Mario Pisani Architetture di Marcello Piacentini Le opere maestre Ed Clear Rom 2004 Mario Lupano Marcello Piacentini Laterza Rom Bari 1991 Einzelnachweise Bearbeiten Uberblick uber die Ausgabem von Mai 1926 bis Dezember 1931 Webseite Casa dell Architettura Istituto di cultura urbana Latina Italien abgerufen am 23 April 2023 Bruxelles 1910 Fotografisches Album 1910 Smithsonian Institution Libraries Call No T467 C1 B78 1910 39088016966905 vgl Luigi Monzo Croci e fasci Der italienische Kirchenbau in der Zeit des Faschismus 1919 1945 2 Bde Karlsruhe 2017 Dissertation Karlsruher Institut fur Technologie 2017 S 122 vgl Luigi Monzo Croci e fasci Der italienische Kirchenbau in der Zeit des Faschismus 1919 1945 S 492 536 vgl Luigi Monzo Croci e fasci Der italienische Kirchenbau in der Zeit des Faschismus 1919 1945 S 509 Marilena Pinzger Steinernes Zeichen des Imperiums Faschistische Denkmalsarchitektur in Sudtirol am Beispiel des Siegesdenkmals in Bozen Universitat Wien Diplomarbeit 2011 S 28 32 Hannes Obermair Stadt im Umbruch das Bozner Beispiel revisited In Razionalismi Percorsi dell abitare Zweckmassig wohnen Bolzano Bozen 1930 40 La Fabbrica del Tempo Die Zeitfabrik Bozen 2015 S 35 40 vgl Luigi Monzo Croci e fasci Der italienische Kirchenbau in der Zeit des Faschismus 1919 1945 S 536 540 vgl Luigi Monzo Croci e fasci Der italienische Kirchenbau in der Zeit des Faschismus 1919 1945 S 143 146 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marcello Piacentini Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Marcello Piacentini im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werkverzeichnis Marcello Piacentini bei der Associazione culturale info roma it italienisch Normdaten Person GND 119332426 lobid OGND AKS LCCN n86104104 VIAF 39370470 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Piacentini MarcelloKURZBESCHREIBUNG italienischer ArchitektGEBURTSDATUM 8 Dezember 1881GEBURTSORT RomSTERBEDATUM 19 Mai 1960STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marcello Piacentini amp oldid 234282090