www.wikidata.de-de.nina.az
Manfred Gustav Schmidt 25 Juli 1948 in Donauworth ist ein deutscher Politikwissenschaftler und emeritierter Professor an der Universitat Heidelberg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung und Werk 3 Wurdigungen 4 Publikationen Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach dem Studium der Politikwissenschaft und der Anglistik an der Ruprecht Karls Universitat folgte er dem zunachst in Heidelberg tatigen Politikwissenschaftler Gerhard Lehmbruch als Mitarbeiter an dessen Lehrstuhl an die Universitat Tubingen wo er auch seine Dissertation verfasste 1981 folgte die Habilitation an der Universitat Konstanz wiederum war Gerhard Lehmbruch Betreuer der Arbeit Seine erste Professur trat Schmidt 1980 an der Freien Universitat Berlin an 1987 wechselte er an die Universitat Heidelberg Dorthin kehrte er 2001 zuruck nachdem er zwischenzeitlich 1997 an das Zentrum fur Sozialpolitik der Universitat Bremen gewechselt war Schmidt war vom Wintersemester 2001 02 bis zum Wintersemester 2006 07 Institutsdirektor des Instituts fur Politische Wissenschaft in Heidelberg 2002 wurde Schmidt zum ordentlichen Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gewahlt ein Jahr spater auch zum ausserordentlichen Mitglied der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften 1 Seit Oktober 2006 war Schmidt Dekan der Fakultat fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften der Universitat Heidelberg welche nach den Studierendenzahlen zu den grossen Fakultaten der Ruperto Carola zahlt Schmidt war bereits zuvor von Oktober 1995 bis September 1997 Dekan in Heidelberg gewesen und zwar der Philosophisch Historischen Fakultat welcher das Institut fur Politische Wissenschaft damals noch angehorte Manfred G Schmidt ist mit der Politikwissenschaftlerin Ute Wachendorfer Schmidt verheiratet und hat zwei Kinder Forschung und Werk BearbeitenManfred G Schmidt ist insbesondere durch seine Forschungen zum politischen System der Bundesrepublik Deutschland zur Sozialpolitik zum Wohlfahrtsstaat und zu Demokratietheorien bekannt geworden Einen Schwerpunkt seiner gegenwartigen Forschung stellt die Bildungsausgabenpolitik im internationalen Vergleich dar 2 Unter Studierenden findet sein 2010 in funfter Auflage erschienenes Handbuch Demokratietheorien haufig Verwendung ebenso wie sein Nachschlagewerk Worterbuch zur Politik das er in Alleinautorenschaft verfasst und anlasslich der zweiten und dritten Auflage 2004 2010 wesentlich uberarbeitet und erweitert hat Sein im Februar 2007 erschienenes Buch Das politische System Deutschlands 2 Auflage 2011 das sich explizit auch an interessierte Laien richtet darf als neues Standardwerk auf diesem Gebiet bezeichnet werden und reiht sich neben die Publikationen von Rudzio und von Beyme zu diesem Thema ein Anders als diese beiden behandelt Schmidt Politik jedoch nicht nur im Sinne der institutionellen Ordnung Polity und der politischen Prozessablaufe Politics sondern auch im Sinne von Politikinhalten Policy Anhand der Politikfelder Aussen Verfassungs Finanz Wirtschafts Sozial und Umweltpolitik stellt er dar wie sich die Eigentumlichkeiten der politischen Strukturordnung und des politischen Prozesses in Deutschland auf die Gestaltung der Politikinhalte auswirken Schmidts Kennzeichnung der innenpolitischen Staatstatigkeit in Deutschland als einer Politik des mittleren Weges hat in der Politikwissenschaft weite Verbreitung gefunden auch uber die Grenzen des deutschen Sprachraums hinaus Schliesslich hat Schmidt die These von der Policy of the Middle Way erstmals 1987 in einem englischsprachigen Aufsatz vorgestellt 3 Schmidt selbst beschreibt die These der Politik des mittleren Weges wie folgt I n der Innenpolitik hat sich ein Muster der Staatstatigkeit herausgeschalt das die Bundesrepublik aus dem Kreis anderer Industriestaaten hervorhebt die Politik des mittleren Weges Dieser Mittelweg verlauft zwischen dem nordeuropaischen Wohlfahrtskapitalismus dessen Regierungen nach grosstmoglicher sozialer Gleichheit umfassendem wohlfahrtsstaatlichen Schutz und hohem Beschaftigungsstand streben und dem liberalen Kapitalismus insbesondere der USA dessen Regierungen dem Markt Vorfahrt geben und den Staat am kurzeren Zugel fuhren 4 Im Einzelnen so Schmidt zeichne sich die Politik des mittleren Weges in Deutschland insbesondere durch vier Charakteristika aus Preisstabilitat das heisst Inflationsbekampfung hat Vorrang vor Vollbeschaftigung Bewaltigung des Zielkonfliktes zwischen Gleichheit und Effizienz sowohl durch Forderung der Wirtschaft als auch durch ehrgeizige Sozialpolitik mittelgrosser transferintensiver Steuer und Sozialabgabenstaat mit einer Staatsdienerzahl mittlerer Grosse Delegation vieler gemeinschaftlicher Aufgaben an gesellschaftliche Verbande insbesondere in den Bereichen der Lohn Sozial und Arbeitsmarktpolitik 5 Wurdigungen BearbeitenInnerhalb der Politikwissenschaft wird Schmidt geschatzt In einer Umfrage der Deutschen Vereinigung fur Politische Wissenschaft DVPW unter deutschen Politologen zur Reputation von Fachvertretern erreichte er im Jahr 1999 bei der Nennung des bedeutendsten Politikwissenschaftlers Deutschlands den dritten Rang fur den Teilbereich Vergleichende Politikwissenschaft wurde er sogar als bedeutendster Wissenschaftler gereiht 6 In einer Wiederholung der Umfrage im Jahr 2006 wurde er hinter Fritz Scharpf als zweitwichtigster Politikwissenschaftler Deutschlands genannt In den Teilgebieten Vergleichende Politikwissenschaft und Innenpolitik Politisches System der Bundesrepublik Deutschland erreichte Schmidt erste Platze in der Reputationsreihung im Teilgebiet Policy Forschung Verwaltungswissenschaft den vierten Rang 7 1981 erhielt Schmidt fur seine Habilitationsschrift Wohlfahrtsstaatliche Politik unter burgerlichen und sozialdemokratischen Regierungen ein internationaler Vergleich den Stein Rokkan Prize for International Comparative Social Research der UNESCO 1995 wurde Schmidt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG fur seine Forschungen zum Wohlfahrtsstaat der renommierte damals mit 1 5 Millionen DM Forschungsgeld dotierte 8 Leibniz Preis verliehen 9 Publikationen Auswahl BearbeitenStaatsapparat und Rustungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland 1966 1973 Schranken und Folgeprobleme der Staatsinterventionspolitik im Militar und Rustungssektor Achenbach Lollar 1975 Manfred G Schmidt Ferdinand F Muller Empirische Politikwissenschaft Kohlhammer Stuttgart u a 1979 CDU und SPD an der Regierung Ein Vergleich ihrer Politik in den Landern Campus Frankfurt am Main New York 1980 Wohlfahrtsstaatliche Politik unter burgerlichen und sozialdemokratischen Regierungen Ein internationaler Vergleich Campus Frankfurt am Main New York 1982 Regieren in der Bundesrepublik Deutschland Leske Budrich Opladen 1992 Political Institutions in the Federal Republic of Germany Oxford University Press Oxford 2003 Sozialpolitik der DDR VS Verlag Wiesbaden 2004 Sozialpolitik in Deutschland Historische Entwicklung und internationaler Vergleich 3 Auflage VS Verlag Wiesbaden 2005 mit Tobias Ostheim Nico A Siegel und Reimut Zohlnhofer Der Wohlfahrtsstaat Eine Einfuhrung in den historischen und internationalen Vergleich VS Verlag Wiesbaden 2007 Worterbuch zur Politik Kroners Taschenausgabe Band 404 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Kroner Stuttgart 2010 ISBN 978 3 520 40403 9 Der deutsche Sozialstaat Geschichte und Gegenwart C H Beck Munchen 2012 The Rise and Fall of a Socialist Welfare State The German Democratic Republic 1949 1990 and German Unification 1989 1994 zusammen mit Gerhard A Ritter Springer Verlag Berlin Heidelberg 2013 Handbuch Sozialpolitik Herausgeber mit Herbert Obinger Springer VS Wiesbaden 2019 Demokratietheorien Eine Einfuhrung 6 Auflage Springer VS Wiesbaden 2019 Das politische System Deutschlands Institutionen Willensbildung Politikfelder 4 Auflage C H Beck Munchen 2021 Das politische System der Bundesrepublik Deutschland 5 Auflage C H Beck Munchen 2022 mit Roland Czada Historisch institutionalistische Demokratieforschung Gerhard Lehmbruch 1928 2022 In Zeitschrift fur Vergleichende Politikwissenschaft 2022 Memorial Lecture zu Ehren von Prof Dr Klaus von Beyme Zur Lage der Demokratie in Deutschland Heidelberg 2022 Literatur BearbeitenKlaus Armingeon Hrsg Staatstatigkeiten Parteien und Demokratie Festschrift fur Manfred G Schmidt Springer VS Wiesbaden 2013 ISBN 978 3 658 01852 8 Herbert Obinger Manfred G Schmidt Ohne Vergleich kein Preis In Arno Mohr Dieter Nohlen Hrsg Politikwissenschaft in Heidelberg 50 Jahre Institut fur Politische Wissenschaft Universitatsverlag Winter Heidelberg 2008 ISBN 978 3 8253 5452 7 S 263 266 Josef Schmid Manfred G Schmidt Wohlfahrtsstaatliche Politik unter burgerlichen und sozialdemokratischen Regierungen doi 10 1007 978 3 531 90400 9 114 In Steffen Kailitz Hrsg Schlusselwerke der Politikwissenschaft VS Verlag Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 531 14005 6 S 429 432 Arno Waschkuhn Manfred G Schmidt In Gisela Riescher Hrsg Politische Theorie der Gegenwart in Einzeldarstellungen Von Adorno bis Young Kroners Taschenausgabe Band 343 Kroner Stuttgart 2004 ISBN 3 520 34301 0 S 434 437 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Manfred G Schmidt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Schmidt im Informationssystem der Universitat Heidelberg Das Institut fur Politische Wissenschaft der Universitat Heidelberg an dem Schmidt lehrt Vortrag Das Demokratieprinzip im Grundgesetz Verfassung und Verfassungswirklichkeit auf YouTube abgerufen am 23 Juni 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Herbert Obinger Manfred G Schmidt Ohne Vergleich kein Preis In Arno Mohr Dieter Nohlen Hrsg Politikwissenschaft in Heidelberg 50 Jahre Institut fur Politische Wissenschaft Universitatsverlag Winter Heidelberg 2008 S 263 266 hier S 263 Warum nicht einmal Mittelmass Die Finanzierung der deutschen Hochschulen im internationalen Vergleich In Gesellschaft Wirtschaft Politik 56 4 2007 S 465 480 Testing the Retrenchment Hypothesis Educational Spending 1960 2002 In Francis G Castles Hrsg The Disappearing State Retrenchment Realities in an Age of Globalisation Edward Elgar Cheltenham Northampton 2007 S 159 183 Die offentlichen und privaten Bildungsausgaben Deutschlands im internationalen Vergleich In Zeitschrift fur Staats und Europawissenschaften 2 2004 S 7 31 Ausgaben fur Bildung im internationalen Vergleich In Aus Politik und Zeitgeschichte Nr 21 22 2003 S 6 11 West Germany The Policy of the Middle Way In Journal of Public Policy Band 7 Nr 2 1987 S 139 177 Das politisches System Deutschlands Institutionen Willensbildung und Politikfelder C H Beck Munchen 2007 S 443 Das politisches System Deutschlands Institutionen Willensbildung und Politikfelder C H Beck Munchen 2007 S 443 f Hans Dieter Klingemann Jurgen W Falter Die deutsche Politikwissenschaft im Urteil der Fachvertreter In Michael Th Greven Hrsg Demokratie eine Kultur des Westens 20 wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Vereinigung fur Politische Wissenschaft Leske Budrich Opladen 1999 S 305 341 Jurgen W Falter Michele Knodt Die Bedeutung von Themenfeldern theoretischen Ansatzen und die Reputation von Fachvertretern In Politikwissenschaft Rundbrief der Deutschen Vereinigung fur Politische Wissenschaft Nr 137 Herbst 2007 S 147 160 www dvpw de Memento vom 14 Juli 2014 im Internet Archive Arno Mohr Einleitung Politikwissenschaft in Heidelberg In Arno Mohr Dieter Nohlen Hrsg Politikwissenschaft in Heidelberg 50 Jahre Institut fur Politische Wissenschaft Universitatsverlag Winter Heidelberg 2008 S 19 87 hier S 73 Herbert Obinger Manfred G Schmidt Ohne Vergleich kein Preis In Arno Mohr Dieter Nohlen Hrsg Politikwissenschaft in Heidelberg 50 Jahre Institut fur Politische Wissenschaft Universitatsverlag Winter Heidelberg 2008 S 263 266 hier S 263 Normdaten Person GND 129572055 lobid OGND AKS LCCN n83012945 VIAF 29556668 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schmidt Manfred G ALTERNATIVNAMEN Schmidt Manfred GustavKURZBESCHREIBUNG deutscher PolitologeGEBURTSDATUM 25 Juli 1948GEBURTSORT Donauworth Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Manfred G Schmidt Politikwissenschaftler amp oldid 229100607